dieses vielgenannten Hafenplatzes in einer äußerst prekärenLage. Anfangs Juni haben albanische Scharen, die aus dem Gebirge hervorbrachen, die Italiener bei Valona angegriffen und sich verschiedener Plätze bemächtigt, die für die Verteidigung der Stadt von Bedeutung wa ren. Die italienische Regierung hatte daraufhin sofort Kriegschiffe nach Valona ^entsandtund eine Verstärkung der Truppen ins Auge gesaßt. Aber gerade dadurch war sie in ein Dilemma geraten, das mit zum Sturz des Ministeriums Nitti beitrug
aus Tripolis, wo die italienischenBesatzungstruppen dauernd mit hartnäckigem Widerstand der Eingeborenen zu kämpfen haben, kommen jetzt die Hiobs- posten aus Albanien, die für die dortigen italienischen Truppen das Schlimmste be fürchten lassen. Zwar ist die Reuter-Mel dung aus Belgrad, wonach die Albanesen Valona erstürmt und die gange italienische Garnison gefangen genommen hätten, bis her nicht bestätigt worden, aber zweifellos befindet sich die verhältnismäßig kleine ita lienische Garnison
. Denn während Italien auf der einen Seite Gefahr lief, die Pforte, zum Orient zu ver lieren, wenn es auf seine wichtige Position in Valona verzichtete, geriet'die Regierung innenpolitisch alsbald in Schwierigkeiten, weil es die Sozialdemokraten auf den Plan ^ rief, die jede „imperialistische' Aktion in Albanien strikte ablehnten, und . schon da mals durch einen Streik der Seeleute in Tarent die Absendung von Truppen und Munition verhinderten. Inzwischen hat Giolitti in Beant wortung einer Anfrage des Sozialisten
ermöglicht, immer wieder Mißtrauen gegen seine Politik zu erwecken, die angeb lich auf eine Annektion ausgehe. Tatsäch lich sei das Bestreben Italiens, wie Giolitti betont, nur darauf gerichtet gewesen, daß eine geordnete Regierung sich bilde, und zu diesem Zwecke hatten die militärischen Be fehlshaber die in Tirana sitzende albanische Negierung gestützt. Durch die Ermor dung Essäd Paschas, die man in ge wissen albanischen Kreisen auf das Konto Italiens setzt, sind die Dinge in Albanien anscheinend
Gegnerschaft. Auf der einen Seite macht man die Regierung für den Schaden verantwortlich, der dadurch entstanden sei, daß die in Valona .stehenden Truppenver bände zu rasch verringert wurden und daß man die Verwaltung des Landes den Al banesen in die Hand gegeben habe. Aus der anderen Seite aber benützt die sozialistische Partei die Tatsache, daß Valona immer noch gehalten wurde, dazu, die völlige Räumung zu verlangen, und in Ancona haben unter dem Eindruck dieser Agitation Truppen, die nach Albanien