der häuslichen Aufsicht entschlüpfen konnte, zog hinterdrein — kein Wunder, dass abends an der Kasse kaum noch ein Plätzchen zu erwischen war. Wo heute das Gymnasium der Benediktiner sich bis zur Goethestrasse vorgeschoben hat, stand der alte Ultner Turm, der höchste der vier Stadttore. Da hatte ein Seiltänzer vom Schiessstandplatz aus sein schwankes Seil in schwindelnder Höhe bis ins Turmfenster hineingezogen. Im Trikot, mit der Gleichgewichts Stange ausgerüstet, tappte er darüber hin, wendete in der Mitte
um, als hätte er was vergessen, und fuhr nochmals mit einem Schubkarren, in dem sein Bub sass, über das Seil, um endlich im Turmfenster zu verschwin den. Zum Auffangen im Falle eines Sturzes hätte der blosse Erdboden gedient. Der Platz steckte dicht voller Menschen, ebensoviele waren auf die Bäume des Putzwiesels geklettert, wo heute das Theater steht, alles in atemloser Spannung, auf der Schiessstandaltane und auf der grasbewachsenen Stadtmauer vor dem ehemaligen Hotel „Europa', fast alles blinde Gäste
, die da zusahen, aber sie kargten nicht mit dem Beifalle. Die Fremden, die im Kurorte den sonnigen Süden auf suchen, entstiegen in unserer Schwesterstadt dem Eilzug mit seiner keuchenden Riesenlokomotive, setzten sich in den be reitstehenden Landauer und die Landstrasse entlang ging es, durch Dorf und Weiler, Schilf und Weinberg, bis sie nach vierstündiger Fahrt im Kernpunkt des stolzen Burggrafen amtes angelangt waren. Andere fuhren im Post- oder Eilwagen mit Pferdewechsel in der Mittelstation Vilpiano