. „Ich habe das Glück gehabt, den Toten zu kennen, als er noch einer von den Millionen war, die den Feldherrnstab im Tornister trugen, unbekannt, ungenannt. Ich war ein junger Mensch wie er. fast drei Jahrzehnte lang sind mir in- dieser Stadt gemeinsam durchs Leben geschritten. Damals begann er dieses Werk auszu- bauen. Es war klein und wenig bekannt, eine bescheidene Werkstätte, die wohl ihren Besitzer nährte, aber im großen Getriebe der Welt wenig zu sagen hatte. Was aber steht heute, da wir um ihn zum letzten
Abschied versammelt sind? Mehr als zehntausend Arbeiter schaffen und wirken, weit sind die Säle, in denen die Spinnmaschinen klappern und die Webstühle rasseln. Die Essen rauchen über die Stadt hinweg, und die Fäden des weiten Betriebes spannen sich über Länder und Meere, über die Grenzen unseres Vaterlandes weit hinaus. Das aber ist dein Werk, dcins ganz allein, John Perkins! Du hast gebetet, und Gott hat dich geseg net, du hast gearbeitet, lind dein Werk wuchs. Nun ruhe aus. Der Herr
, der dich zu sich rief, wird seine Augen offen halten über deinem Werk Tag und Nacht . . . um deines Friedens willen.' Der weißhaarige Geistliche hält inne. Ihm will die Stimme brechen, die Bewegung hat ihn übermannt. Seit Jahrzehnten kannte er den Mann, der auf der Bahre liegt, unend lich viele Not hat seine Hand mit dem Reich tum des Verstorbenen gelindert. Voller Pläne war dieser Mann noch vor einem Monat zu ihm gekonnnen. Du hast ihn gut gekannt, denkt Joachim Hellmers und schließt die Augen
, du auch... Und dann schaut er hinüber zu den Arbeitern am Sarge. Vorn an der Ecke steht Morell, der Werk meister aus Saal B, über die Sechzig schon lange hinaus, aber noch immer ein Kerl wie ein Baum. Ihm kollern die Tränen in den breiten eisengrauen Bart; er verzieht keinen Muskel seines zerfurchten Gesichtes, aber er kann nicht verhindern, daß er weint . . . Ja, ja. denkt Hellmers, du Alter, du hast mit ihm angefangen, ihr habt beide mit einander die ersten mechanischen Webstühle aufgestellt. Sir John hat mir's oft
erzählt. Bis in die Nacht hinein habt ihr geschuftet, und wenn der Chef in den Saal B kam, hat er sich aus deiner Thermosflasche einen Schluck Kaffee geben lassen. Ich weiß, alter guter Morell, du hast ihn gut gekannt. . . du brauchst dich deiner Tränen nicht zu schämen . . . Inzwischen redet der Geistliche weiter, schildert den schweren Weg, der zum Erfolg führte, schildert in lebendigen Worten des Toten Werk. Mit keinem Wort aber er wähnt er die Töchter des Tote» oder den Bruder. Der Propagandachef