Reste deutschen Volkstumes südlich der Alpen : eine Studie über die deutschen Sprachinseln in Südtirol und Oberitalien.- (Vereinsschrift ; 1904,3)
Die deutschen Reste in Valsugana. Das herrliche Valsugana erstreckt sich von Trient bezw. Pergine östlich und ist jetzt durch die Bahn dem Fremdenverkehre zugänglicher gemacht. Verschiedene Bäder mit Mineralquellen, so Levico, habeu europäischen Ruf. Schwerlich werden sich alle deutschen Badegäste be wußt sein, daß sie hier auf einem Boden mit einstmals starker deutscher Bevökeruugsschichte sich befinden. Dekan Teeini von Pergine gibt in seiner (1821 verfaßten) Abhandlung über die deutsche
Alpenbevölkerung in den tridentinischen und venezianischen Alpen ^) an, daß wahrscheinlich das ganze obere Valsngana, also die ganze Gegend von Pergine, Caldonazzo und Levieo, einst deutsch gewesen sei. Die Bergbewohner um Pergine, etwa lOOOO, feien (1821) alle noch Deutsche oder Cimbern. Der Untergrund der Umgegend von Pergine wird aber römisch-italienisch gewesen sein, wie dies die Ortsnamen nahelegen. Ob bereits die Cimbern ins Valsugana gedrungen sind, läßt sich nicht feststellen. Wahr- schemlich
aber kamen mit der Völkerwanderung Ostgoten, bestimmt Lango barden hierher. Auch die Bajuwaren scheinen im 6. Jahrhundert bis ins Valsugana gedrungen zu sein. Dazu kam im Mittelalter mannig fache deutsche Einwanderung, so daß die Deutschen eine Zeit lang der herrschende und vielleicht auch an Zahl überwiegende Teil gewesen sind. Durch allmähliche, friedlich sich vollziehende Italienisierung wurden die Deutschen aber später zu einem nur mehr gleichberechtigten und schließlich zu dem unterlegenen Teil
und schmolzen auf die wenigen Reste im Fersen tale zusammen. Der Gruud für diese schnelle Jtalienifiernng hier wie anderwärts ist zu einem guten Teile in der deutschen Reformation und in der darauf folgenden Gegenreformation zu sehen. Die Kirche in Südtirol und Italien setzte alle Kraft ein, um den Protestantismus, der vielfach mit dem Deutschtum identifiziert wurde, fernzuhalten. Die Be rufung deutscher Priester ans dem Norden für die deutsche Seelsorge im. Süden hörte seit der Reformation
auf, und damit wurde ein Lebens nerv des deutschen Wesens im Südeu durchschnitten; der italienisch ge schulte Klerus verstand das Deutsche nicht und war demselben auch meistens abhold. Auch sollen manche der berufenen deutschen Geistlichen hinter dem italienischen Klerus an Bildung und sittlichem Wandel zurück gestanden sein. Dazu kam noch, wie Schneller hervorhebt,^) die frühere und höhere Ausbildung der weicheren italienischen Sprache und ihre Ueberlegeuheit über die rauhe, wenig ausgebildete und in dem späteren