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Kategorie:
Geographie, Reiseführer , Kulturgeschichte, Volkskunde, Musik, Theater
Jahr:
1925
Wanderjahre in Italien
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Seite 319 von 1311
Autor: Gregorovius, Ferdinand ; Schillmann, Fritz [Bearb.] / Ferdinand Gregorovius
Ort: Dresden
Verlag: Jess
Umfang: 1186 S. : zahlr. Ill.. - Neue, vollst. und erg. Ausg. / bes. von Fritz Schillmann
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Italien;s.Kultur;z.Geschichte 1850-1885;f.Aufsatzsammlung ; <br>g.Italien;f.Reisebericht 1852-1886
Signatur: I 90.772
Intern-ID: 314766
GHETTO UND JUDEN IN ROM 269 und im Theater in der Fürstenloge sitzend; man sah Archelaus und die jüdische Prinzessin Salome, Antipas und Antipater in der Stadt, und nicht wenige Juden prinzen wurden dort am Hofe erzogen. Der Enkel des Herodes, Agrippa, ein abenteuernder Glücksjäger, war mit Drusus , des Tiberius Sohn, erzogen worden und der Busenfreund des Caligula, dessen Lüste er teilte. Der junge jüdische Wüstling befreite sich kaum aus dem Schuldturm, als ihn Tiberius in den Kerker warf

, wo er sechs Monate schmachtete, bis ihn der Tod des Kaisers erlöste und Caligula ihn zum König der Juden machte. Eine glänzende Rolle spielte in Rom beson ders die schöne Prinzessin Veronica oder Berenice, Agrippas Tochter, Schwester und Buhlerin ihres Bru ders, des jüngern Agrippa, des letzten Judenkönigs. Sie lebte nach der Zerstörung Jerusalems in den Ge mächern des Titus als dessen Geliebte; doch gelang es ihr trotz aller Intrigen nicht, sich zur Kaiserin von Rom zu machen. Herodes Agrippa

war übrigens der letzte Jude, der in Rom ausgezeichnet wurde, und seither sah hier das jüdische Volk keinen Glaubensgenossen mehr geehrt, außer dem Baron Rothschild, welchen man zur Zeit Gregors XVI. mit hoher Gunst feierte — aus begreif lichen Ursachen. Während nun in jener Zeit abenteuernde jüdische Prinzen abwechselnd in Rom waren, hatten sich Ju den bereits in der Stadt angesiedelt. Cäsar war ihnen günstig ; dies beweist die Tatsache, daß sie nach seiner Ermordung um ihn weinten und Totenklagen sangen

. Auch Augustus gewährte ihnen volle Freiheit, in Rom sich zu bewegen und ihre Geschäfte zu treiben ; daher beklagten sie dankbar auch seinen Tod und weinten um ihn, wie es heißt, eine ganze Woche lang. Da mals waren sie nicht an einen bestimmten Ort in der Stadt gewiesen, obwohl Philo erzählt, daß Augustus den Juden in Rom das Quartier Transtiberis gab, ei nen guten Teil der Stadt, wie er sagt. Doch wohnten sie auch an anderen Stellen, am häufigsten indes in dem heutigen Trastevere, also nicht weit

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Kategorie:
Geographie, Reiseführer , Kulturgeschichte, Volkskunde, Musik, Theater
Jahr:
1925
Wanderjahre in Italien
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Seite 1298 von 1311
Autor: Gregorovius, Ferdinand ; Schillmann, Fritz [Bearb.] / Ferdinand Gregorovius
Ort: Dresden
Verlag: Jess
Umfang: 1186 S. : zahlr. Ill.. - Neue, vollst. und erg. Ausg. / bes. von Fritz Schillmann
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Italien;s.Kultur;z.Geschichte 1850-1885;f.Aufsatzsammlung ; <br>g.Italien;f.Reisebericht 1852-1886
Signatur: I 90.772
Intern-ID: 314766
1178 VERZEICHNIS DER BILDER 23. Rom: Piazza Navona. Zeichnung und Stich von L. Ca valieri . 24. Rom: Befana. Zeichnung von Hortense Vieto ire Hau- debourt - Lescot, Stich von Emile Rouargue. 25. Rom: Totenbrüderschaft. Zeichnung und Stich von Sophie Rouargue. 26. Rom: Der Saltarello. Zeichnung von Hortense Vic- toire Haudebourt - Lescot, Stich von Emile Rouargue. 27. Rom : Titusbogen. Zeichnung und Stich von Cottafari. 28. Rom: Portikus der Oktavia. Zeichnung von Samuel Prout, Stich

von R. Smith. 29. Rom: Palast der Cenci. Zeichnung von Francois Ma rius Granet, Stich von Jean Ernest Aubert. 30. Römische Campagna. Zeichnung und Stich von Karl Ludwig Frommel. 51. Subiaco. Zeichnung und Stich von Karl Ludwig From mel. 32. Cori: Herkulestempel. Zeichnung und Stich von Cot tafari. 33. Scurgolaund Alba. Zeichnung von Walkhof, Stich von Philipp Veit. 34. Via Appia am Garigliano. Zeichnung von James Duf- field Harding, Stich von R. Smith. 35. Monte Cassino: Hof der Abtei. Zeichnung von Vogel

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Kategorie:
Geographie, Reiseführer , Kulturgeschichte, Volkskunde, Musik, Theater
Jahr:
1925
Wanderjahre in Italien
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Seite 386 von 1311
Autor: Gregorovius, Ferdinand ; Schillmann, Fritz [Bearb.] / Ferdinand Gregorovius
Ort: Dresden
Verlag: Jess
Umfang: 1186 S. : zahlr. Ill.. - Neue, vollst. und erg. Ausg. / bes. von Fritz Schillmann
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Italien;s.Kultur;z.Geschichte 1850-1885;f.Aufsatzsammlung ; <br>g.Italien;f.Reisebericht 1852-1886
Signatur: I 90.772
Intern-ID: 314766
328 DIE VILLA MALTA IN ROM Es ist auffallend, daß in der zahlreichen römischen Ko lonie von Deutschen während der Renaissance nur Dichter undGelehrte, aber keine bedeutendenKiinstler sichtbar wurden, und das nicht einmal in der Zeit, ehe die lutherische Reformation ihren erbitterten Kampf gegen das päpstliche Rom begann. Albrecht Dürer, der größeste und vielseitigste Künstler der deutschen Re naissance, lebte, von seinem Nürnberger Gönner YVili- bald Pirkheimer unterstützt, ein Jahr lang (1505

) in Venedig, von wo aus er Rologna besuchte, aber er hat Rom nicht gesehen. In seinem letzten Briefe aus der herrlichen Dogenstadt seufzte er : »wie wird mich nach dieser Sonne frieren ; hier bin ich ein Herr, daheim ein Schmarotzer.« Ein Verlangen, Rom zu besuchen, hat er nicht ausgesprochen; sein deutsches Wesen ist nicht durch Italien beeinflußt worden. Selbst Hans Holbein, der unter allen deutschen Malern den am meisten an die italienische Kunst erinnernden Sinn für Form und Schönheit besaß

, hat sich nur in der Lombardei, namentlich in Mailand, aufgehalten, zu einer Zeit, wo Leonardo da Vinci nicht mehr dort lebte. In Rom ist Holbein nicht gewesen, wenigstens haben wir keine Kunde davon. Er hat dann bekanntlich lange in England gelebt. Es werden aber doch manche nie derländische, fränkische und schwäbische Maler auch in den Werkstätten Raffaels und Michelangelos in Rom studiert haben. Die Reformation unterbrach die friedlichen Wallfahr ten der Deutschen nach der Ewigen Stadt. Nach dem Dreißigjährigen Kriege

stellten sich jene Beziehungen langsam wieder her. Doch erst seit Raffael Mengs, wel cher im Jahre 1741 nach Rom kam, hat sich die Nie derlassung deutscher Künstler hier ununterbrochen fortgesetzt. DieVilla Malta muß solchen schon damals, und lange be vor sie namhaft geworden war, zu ihren Werkstätten gedient haben. Die älteste deutsche Erinnerung an den » Garten von Malta « ist aber doch erst an Goethe ge knüpft . Er nennt zwar diesen Namen nicht, aber er hat die Villa ohne Zweifel gekannt

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Kategorie:
Geographie, Reiseführer , Kulturgeschichte, Volkskunde, Musik, Theater
Jahr:
1925
Wanderjahre in Italien
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Seite 1270 von 1311
Autor: Gregorovius, Ferdinand ; Schillmann, Fritz [Bearb.] / Ferdinand Gregorovius
Ort: Dresden
Verlag: Jess
Umfang: 1186 S. : zahlr. Ill.. - Neue, vollst. und erg. Ausg. / bes. von Fritz Schillmann
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Italien;s.Kultur;z.Geschichte 1850-1885;f.Aufsatzsammlung ; <br>g.Italien;f.Reisebericht 1852-1886
Signatur: I 90.772
Intern-ID: 314766
1150 ANMERKUNGEN Und doch - wer heute mit offenen Augen durch Rom geht, wer den Äther Roms auf sich wirken läßt, wie einst Gre- gorovius, der wird noch manche Figur finden wie die hier geschilderten. So wird dieser Aufsatz immer leben dig bleiben und durfte darum auch in einer neuen Aus gabe der Wanderjahre nicht fehlen. Seite 209, Zeile 22: Santa Maria della Morte in der Via Giulia. Seite 235, Zeile 13 : Diese Legende bot den Stoff zu Selma Lagerlöfs »Wunder des Antichrist«. Der Ghetto

und die Juden in Rom Im Tagebuch verzeichnet Gregorovius, daß er am 20. Mai 1853 den Aufsatz über den Ghetto an die Allgemeine Zei tung geschickt habe. Er wurde dort abgedruckt. Er hat dann aber sich weiter mit diesem Stoff beschäftigt und die Abhandlung sehr erweitert. Als er Pfingsten 1855 der Cotta'schen Huchhandlung den 1. Band der Wanderjahre zum Verlag anbot, schrieb er : »Die Geschichte des Ghetto (ist) um die Hälfte erweitert worden, und mit Hilfe eines längeren Aufenthaltes in Rom und erneuerter

der Kinder Juda in Rom«. Es wurde 1856 in Prutz' Deut schem Museum gedruckt, später vom Grafen Schack um 2 Strophen gekürzt in die Ausgabe der Gedichte aufge nommen. Wir geben hier die ursprüngliche Fassung. Das Ghetto wurde 1887 gänzlich niedergelegt. Inzwischen sind auch hier die Juden zu den höchsten Staatsstellen ge langt, und ihr politischer Einfluß, besonders durch die Lo gen, ist bedeutend. 1905 wurde sogar ein Jude, Naso, Bürgermeister von Rom. Vgl. Vogelstein und Rieger : Ge schichte der Juden

in Rom, Berlin 1896. Seite 286, Zeile 4: »Schon hatte er die marmorne Tiber-

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Kategorie:
Geographie, Reiseführer , Kulturgeschichte, Volkskunde, Musik, Theater
Jahr:
1925
Wanderjahre in Italien
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Seite 391 von 1311
Autor: Gregorovius, Ferdinand ; Schillmann, Fritz [Bearb.] / Ferdinand Gregorovius
Ort: Dresden
Verlag: Jess
Umfang: 1186 S. : zahlr. Ill.. - Neue, vollst. und erg. Ausg. / bes. von Fritz Schillmann
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Italien;s.Kultur;z.Geschichte 1850-1885;f.Aufsatzsammlung ; <br>g.Italien;f.Reisebericht 1852-1886
Signatur: I 90.772
Intern-ID: 314766
DIE VILLA MALTA IN ROM 553 nische Faun, die Minerv a Ergane, Hunderte von Sta tuen und die große Vasensammlung nach München gekommen sind, ist wesentlich seiner Umsicht zu ver danken . Unter vielen Mühen und Gefahren schloß er auch den Kauf der Aegineten in Griechenland ab und führte dann diese weltberühmte Giebelgruppe glück lich von Malta nach Rom, wo er die Bruchstücke in seinem Atelier zusammensetzte, während Thorwald- sen sie restaurierte. Dort sah sie der Kronprinz, als er im April 1818

zum zweiten Male Rom besuchte. Die durch die französische Revolution und Napoleon aus den Angeln gehobeneWelt hatte sich im Jahre 181g wieder eingefügt, das Papsttum sich in Rom neu ein gerichtet, und die Ewige Stadt war in ihr altes gött liches Nirwana, in jene von der Geschichte gesättigte, zeitlose Stille zurückgesunken, deren narkotischer Odemzug auf alle idealen Naturen immer wie ein Zau bertrank gewirkt hat. Altertumsforscherund Künstler studierten und arbeiteten wieder, und manche Frem den von Ruf

erschienen. Die wenigsten Ausländer empfanden das tatsächliche Elend, in welches das römische Volk aus dem bessern Zustande unter der französischen Regierung wieder herab sank, als ihm das Joch der Monsignoren mit ihrem Polizeisystem von neuem aufgelegt wurde. Nie- buhr aber hat das tief empfunden und in seinen Brie fen nach der Heimat ausgesprochen. Dieser große Ge lehrte war seit 1816 preußischer Gesandter in Rom, und sein Legationsrat wurde Bunsen. In demselben Frühjahr 1818, in welchem Ludwig

nach Rom kam, kehrte dorthin auch die Gemahlin Wilhelms von Humboldt zum Besuche zurück. Sie nahm ihre Wohnung im Hause der Signora Buti, wel ches nahe bei der Villa Malta in der Via Sistina lag und die KünstlerherbergejenerZeit war. Thorwaldsen und Schadow, Wach, der Kupferstecher Senff und Wagner wohnten dort. Thorwaldsen arbeitete damals an seinem Merkur und ließ den Triumphzug Alexanders für die Villa Sommariva in Marmor ausführen. Die Malerin Luise Seidler, welcher Karl August von Weimar den

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Kategorie:
Geographie, Reiseführer , Kulturgeschichte, Volkskunde, Musik, Theater
Jahr:
1925
Wanderjahre in Italien
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Seite 390 von 1311
Autor: Gregorovius, Ferdinand ; Schillmann, Fritz [Bearb.] / Ferdinand Gregorovius
Ort: Dresden
Verlag: Jess
Umfang: 1186 S. : zahlr. Ill.. - Neue, vollst. und erg. Ausg. / bes. von Fritz Schillmann
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Italien;s.Kultur;z.Geschichte 1850-1885;f.Aufsatzsammlung ; <br>g.Italien;f.Reisebericht 1852-1886
Signatur: I 90.772
Intern-ID: 314766
532 DIE VILLA MALTA IN ROM danken zur Walhalla und gleichzeitig den Plan zur Glyptothek. Sein Verkehr mit Künstlern in Rom war gleichwohl im Jahre 1805 noch nicht sehr lebhaft. Nicht einmal Thorwaldsen, dessen Hebe er schon in Venedig be wundert hatte, scheint er damals persönlich kennen gelernt zu haben. Seine ersten Beziehungen zu diesem genialen Meister gehören ins Jahr 1808, wo er den Adonis bei ihm bestellte. Da er mit Wilhelm von Hum boldt verkehrte, betrat er im Jahre 1805 auch die Villa

Malta zum erstenmal. Humboldt beherbergte dort in demselben Jahre seinen Bruder Alexander, welcher nach der Rückkehr von seiner epochemachenden Reise in Südamerika erst nach Paris gegangen war und dann im März 1805 mit Gay- Lussac Rom besuchte. Wilhelm blieb in der Villa bis zum Frühling 1807, dann zog er in das Haus Tomati, in der nahen Via Gregoriana ; aber er verließ Rom für immer schon im Herbst 1808. Die Umwälzungen, welche die Ewige Stadt durch den Sturz des Papsttums erlitt, hemmten

hier für eine Reihe von Jahren die Tätigkeit der Künstler, aber sie begün stigten gerade die Absichten des Kronprinzen Ludwig, der mit Rom in beständiger Verbindung blieb. Sie er schütterten den Wohlstand der römischen Aristokratie so tief, daß selbst die Barberini, Braschi und Ruspoli sich mancher Kunstschätze, die ihre Familienpaläste erfüllten, entäußerten. Weil die schönsten Antiken und Gemälde aus den Galerien des Staates durch den mo dernen Vandalen Napoleon nach Paris fortgeschleppt waren, durfte

sich niemand wundern, wenn Privat personen Werke ihres eigenen Besitzes verkauften. Zum letzten Male bot sich fremden Fürsten die Gele genheit dar, aus Schätzen Roms und Italiens heimische Museen zu gründen, und diesen Zeitpunkt benutzt zu haben ist das große Verdienst Ludwigs gewesen. So sind durch ihn die alten Münchener Kunstsammlungen vermehrt und neue angelegt worden. Die meisten Ankäufe besorgte für ihn Martin Wagner, sein unermüdlicher Agent in Rom. Daß der Barberi-

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Kategorie:
Geographie, Reiseführer , Kulturgeschichte, Volkskunde, Musik, Theater
Jahr:
1925
Wanderjahre in Italien
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Seite 398 von 1311
Autor: Gregorovius, Ferdinand ; Schillmann, Fritz [Bearb.] / Ferdinand Gregorovius
Ort: Dresden
Verlag: Jess
Umfang: 1186 S. : zahlr. Ill.. - Neue, vollst. und erg. Ausg. / bes. von Fritz Schillmann
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Italien;s.Kultur;z.Geschichte 1850-1885;f.Aufsatzsammlung ; <br>g.Italien;f.Reisebericht 1852-1886
Signatur: I 90.772
Intern-ID: 314766
54° DIE VILLA MALTA IN ROM schwedischen Bildhauer Johann Niclas Byström. Die ser Zeitgenosse Thorwaldsens, mit dem er vergebens, doch nicht ruhmlos, um die Palme des Künstlers rang, war in Stockholm der Schüler Sergells gewesen und, mit einem Preise der Akademie gekrönt ,1810 nach Rom gekommen. Hier entwarf er sein erstes ausge zeichnetes Werk, eine trunkene Bacchantin, welchem im Laufe der Zeit viele andere folgten, teils in Rom, teils in Stockholm ausgeführt, wo er auch eine Reihe

von Monumentalfiguren schwedischer Könige schuf. Wie der große Däne hatte sich auch der Schwede Byström an die Deutschen in Rom angeschlossen, und auch er war bei jenem prachtvollen Feste zu Ehren Ludwigs zugegen gewesen. Byström richtete sein Atelier in der Villa ein, vermie tete aber noch ihre Räume an Fremde, oder Heß solche dort wohnen, bis ihr Termin abgelaufen war. Im Herb ste 1818 wohnte daselbst der hannoverische Gesandte Baron von Reden, während sein Legationssekretär Kestner das ehemalige Humboldtsche

und Lizzani und legte einen Eingang von der Straße an, indem er eine gewundene Treppe (a cordonata) bauen ließ. Im November 1820, dann im Mai 1821 kam der Kron prinz Ludwig wiederum nach Rom. Er stand hier mit Byström in persönlichem Verkehr und besuchte seine an Kunstschöpfungen reiche Werkstätte in der Villa Malta. Schon damals war in ihm der Wunsch entstan den, diese zu erwerben; und wohl war es Wagner, der ihm solchen Vorschlag machte, um den geliebten Prinzen an Rom zu fesseln. Byström wurde oft nach

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Kategorie:
Geographie, Reiseführer , Kulturgeschichte, Volkskunde, Musik, Theater
Jahr:
1925
Wanderjahre in Italien
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Seite 318 von 1311
Autor: Gregorovius, Ferdinand ; Schillmann, Fritz [Bearb.] / Ferdinand Gregorovius
Ort: Dresden
Verlag: Jess
Umfang: 1186 S. : zahlr. Ill.. - Neue, vollst. und erg. Ausg. / bes. von Fritz Schillmann
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Italien;s.Kultur;z.Geschichte 1850-1885;f.Aufsatzsammlung ; <br>g.Italien;f.Reisebericht 1852-1886
Signatur: I 90.772
Intern-ID: 314766
268 GHETTO UND JUDEN IN ROM nissen in Rom ausgestorben sein, unfähig, eine gren zenlose Verachtung der Welt zu ertragen, aber die Juden waren dessen fähig, sie behaupteten sich durch alle Jahrhunderte im Mittelpunkt der katholischen Christenheit selbst und unter den eigenen Fußsohlen des Papstes. Ausgeschieden von dem bürgerlichen Ver band der Menschen, blieben sie mit ihnen unvermischt, noch ihre spätesten Enkel stehen unter den Christen der Stadt so fremd da wie ihre frühesten Väter

, und sie sind den Römern auch nicht näher gerückt, als sie es zur Zeit des Pompejus waren. Damals und unter den Kaisern galten sie, obwohl schon verachtet, doch als eine orientalische Sekte neben andern Sekten Sy riens , Ägyptens und Persiens, und sie standen deshalb nicht so vereinzelt da wie heute, wo sie aus dem un zählbaren Gewirr von Religionssekten des alten Rom die einzige sind, die sich lebendig und unverändert erhalten hat. Eine Geschichte der Juden Roms, welche nun hier in Kürze gegeben

werden soll, ist, soweit sie die ersten Zeiten betrifft, schwierig zu ermitteln, und nur spar sam sind die Nachrichten römischer Schriftsteller. Mit dem Einzug des Pompejus in Jerusalem, wo er aus Neugierde und von den Bitten der erschreckten Juden nicht zurückgehalten, das Allerheiligste betrat, beginnt eine fortdauernde Verbindung zwischen Je rusalem und Rom. Pompejus scheint die ersten jüdi schen Sklaven nach Rom gebracht zu haben ; wenig stens ist es unbestritten, daß seit jener Zeit jüdische Freigelassene

und andere wahrscheinlich durch Spe kulation herbeige führte Hebräer in der Stadt wohnten. Sie lebten hier zwanglos nach den Religionsgebräuchen ihres Gesetzes, während die Prinzen und Prinzessin nen ihres Landes, allen anderen kleinen Königen und Fürsten gleichgeachtet, ab und zu vor dem Senat und dem Hofe Roms erschienen, ihre Interessen zu besor gen . Denn damals gab es noch jüdische Fürsten. Man sah also den glücklichen Herodes mehrmals in Rom und mit allen Zeichen königlicher Würde als ein Fürst mit den Cäsaren

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Kategorie:
Geographie, Reiseführer , Kulturgeschichte, Volkskunde, Musik, Theater
Jahr:
1925
Wanderjahre in Italien
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Seite 14 von 1311
Autor: Gregorovius, Ferdinand ; Schillmann, Fritz [Bearb.] / Ferdinand Gregorovius
Ort: Dresden
Verlag: Jess
Umfang: 1186 S. : zahlr. Ill.. - Neue, vollst. und erg. Ausg. / bes. von Fritz Schillmann
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Italien;s.Kultur;z.Geschichte 1850-1885;f.Aufsatzsammlung ; <br>g.Italien;f.Reisebericht 1852-1886
Signatur: I 90.772
Intern-ID: 314766
12 EINLEITUNG seine Waffen und seine Schmerzen nieder. Dieses Rom ist nicht auszudenken, und lebte man darin Jahrhun derte. Es hatte mir eine große Unruhe in die Seele gebracht, ja ich gestehe es, mich ganz in den Staub geworfen. Indem ich vor dieses ungeheure Vollendete trat, was hier Zeitalter zusammengewirkt haben und worin selbst das Genie der größten Menschen nur zu einem flüchtigen Pulsschlage sich verliert, wurde ich mir der bitterstenEndlichkeit undOhnmacht bewußt. Im Oktober 18j

J macht er sich an die Vorstudien, doch nun beginnt das Ringen mit dem Stoff. Stunden der Niedergeschlagenheit kehren ein vor der Größe der Auf gäbe, aber er kämpft sich durch . Am j O.April 18;6 schreibt er: „Ich saß einmal auf dem Monte Mario, da habe ich Rom gesehen. Rom ist der Dämon, mit welchem ich ringe. Wenn ich siegreich den Kampf bestehe, d. h. wenn ich dies überwältigende Weltwesen zu einem Objekt der durchdringenden Betrachtung und der künstlerischen Behandlung für mich selbst bezwin

ge, dann werde ich auch ein Triumphator sein. — Und er zwingt den Stoff, bis im Jahre 1874. die Auf gabe gelöst ist, in acht Bänden ist die ,,Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter' vollendet. In Einzelheiten überholt ist das Werk als Ganzes heute noch unerreicht, weil Gregorovius tief innerlich mit Rom verbunden, weil die Geschichte der Stadt ihm Lebensaufgabe und nicht ein Buch war, das er eben schreiben wollte. Steht Rom im Mittelpunkt seines Lebens, gilt ihm seine Liebe und seine Leidenschaft, so hält es ihn doch nicht immer

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Kategorie:
Geographie, Reiseführer , Kulturgeschichte, Volkskunde, Musik, Theater
Jahr:
1925
Wanderjahre in Italien
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Seite 404 von 1311
Autor: Gregorovius, Ferdinand ; Schillmann, Fritz [Bearb.] / Ferdinand Gregorovius
Ort: Dresden
Verlag: Jess
Umfang: 1186 S. : zahlr. Ill.. - Neue, vollst. und erg. Ausg. / bes. von Fritz Schillmann
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Italien;s.Kultur;z.Geschichte 1850-1885;f.Aufsatzsammlung ; <br>g.Italien;f.Reisebericht 1852-1886
Signatur: I 90.772
Intern-ID: 314766
546 DIE VILLA MALTA IN ROM Jugend her wohlgeschulte Männer, wie Overbeck, Martin Wagner und der von Originalität sprühende Naturmensch Koch, ein tiroler Bauer, aber wie Schiller in der Karlsschule erzogen. Mit ihm wetteiferte der Landschaftsmaler Reinhardt, welchem der König Lud wig im Jahre 1829 auftrug, die vier Aussichten der Villa Malta zu malen, wofür ein eigenes Zimmer in München bestimmt werden sollte. Unter den Besuchern der Villa zeichnete sich der Leip ziger Ernst Platner

aus als ein Mann von Studium und Bildung. Er erkannte in Rom, wohin er schon im Jahre 1800 als Maler gekommen war, daß er seinen Beruf verfehlt habe, und wandte sich literarischer Tätigkeit zu. Auf Niebuhrs Aufforderung widmete er diese der römischen Stadtbeschreibung, und in ihr sind viele das Mittelalter betreffende Partien von ihm verfaßt. Er war im Jahre 1823 diplomatischer Agent Sachsens in Rom geworden : als er dort 1855 starb, erhielt seine Stelle der Maler Thürmer, ein schöner, aber mit einem kleinen

Verdruß von Natur behafteter, und vielleicht diesem zum Trotz sehr selbstgefälliger Mann. Daß Ma ler damals in Rom diplomatische Posten erhielten, war immerhin ein Zeugnis sowohl für die idyllischen Zu stände jener Zeit in der Ewigen Stadt, als für die Ach tung, welche dort die Künstler genossen. Freilich wa ren diese Stellungen sehr bescheidener Natur. Allein diese sächsischen Konsuln durften doch behaupten, daß sie seit Rubens die ersten Maler seien, die es zu einer diplomatischen Karriere gebracht

hatten. Viele andere Künstler, die Brüder Riepenhausen, Over beck und Veit, Führich, Riedel, Rhoden, Flor, die Engländer Gibson und Macdonald, die Römer Camuc- cini und Tenerani, sah der König in seiner Villa, eif rig an ihren Arbeiten teilnehmend. In den Nischen der Außenwände seiner Glyptothek ließ er die Statuen Canovas, Thorwaldsens, Teneranis und Gibsons auf stellen, sowohl um ihre Verdienste zu ehren, als zum Denkmal seines persönlichen Verkehrs mit diesen Mei stern in Rom. Die Villa Malta verwaltete

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Kategorie:
Geographie, Reiseführer , Kulturgeschichte, Volkskunde, Musik, Theater
Jahr:
1925
Wanderjahre in Italien
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Seite 409 von 1311
Autor: Gregorovius, Ferdinand ; Schillmann, Fritz [Bearb.] / Ferdinand Gregorovius
Ort: Dresden
Verlag: Jess
Umfang: 1186 S. : zahlr. Ill.. - Neue, vollst. und erg. Ausg. / bes. von Fritz Schillmann
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Italien;s.Kultur;z.Geschichte 1850-1885;f.Aufsatzsammlung ; <br>g.Italien;f.Reisebericht 1852-1886
Signatur: I 90.772
Intern-ID: 314766
DIE VILLA MALTA IN ROM 351 Brunnen Trevi, von tiefer Wehmut ergriffen, so daß erweinen mußte. Der alte schöne Aberglaube, daß man nach Rom wiederkommt, wenn man beim Scheiden von der Ewigen Stadt aus j enem Wasser getrunken hat, bewahrheitete sich diesmal nicht. Der König starb zu Nizza, am 29. Februar 1868. Von allen deutschenFür- sten, so viele deren die Geschichte kennt, hat keiner ein ähnliches, ausschließlich auf den Idealen des Kunst schönen gegründetes Verhältnis zu Italien und Rom

aller Dinge in Rom nach dem Falle der päpstlichen Regierung im Septem ber 1870 und die Verwandlung der Ewigen Stadt in die Hauptstadt Italiens machten es endlich den Erben Ludwigs I. wünschenswert, ein Besitztum zu verkau fen, welches unpraktisch geworden war. In den deutschen Künstlerkreisen hegte man einen Augenblick lang die Hoffnung, daß der preußische Staat oder das Deutsche Reich die Villa erwerben werde, um in ihr eine Akademie oder doch Ateliers für deutsche Künstler einzurichten. Für den letzten

Zweck würde sie ausgereicht haben, für den ersten aber doch zu klein gewesen sein. Am 19. Juni 1873 ging die Villa in den Besitz des Grafen Leon Bobrinski über, welcher seit vielen Jahren Rom zu seinem Aufenthalt gewählt hatte, gleich seinem Freunde, dem Grafen Stroganow, und dieser hat sich in der Via Gregoriana unweit des von Humboldt und Kestner bewohnten Hauses einen schö nen Palast aufgebaut. Die Villa Malta, erst skandina visches, dann deutsches Besitztum, ist jetzt russisch, und der Pincio

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Kategorie:
Geographie, Reiseführer , Kulturgeschichte, Volkskunde, Musik, Theater
Jahr:
1925
Wanderjahre in Italien
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Seite 387 von 1311
Autor: Gregorovius, Ferdinand ; Schillmann, Fritz [Bearb.] / Ferdinand Gregorovius
Ort: Dresden
Verlag: Jess
Umfang: 1186 S. : zahlr. Ill.. - Neue, vollst. und erg. Ausg. / bes. von Fritz Schillmann
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Italien;s.Kultur;z.Geschichte 1850-1885;f.Aufsatzsammlung ; <br>g.Italien;f.Reisebericht 1852-1886
Signatur: I 90.772
Intern-ID: 314766
DIE VILLA MALTA IN ROM 32g daß die größeste der drei Palmen des Gartens von Goe the gepflanzt worden sei. Er selbst sagt in seiner »Ita lienischen Reise« , daß er kurz vor seinem Scheiden von Rom (im April 1788) Dattelpflanzen, die er aus Kernen gezogen, einem römischen Freunde übergeben habe, von dem sie in einen Garten der Sixtinischen Straße ver setzt worden seien, »wo sie noch am Leben sind, und zwar bis zur Manneshöhe herangewachsen, wie ein er habener Reisender mir zu versichern die Gnade

hatte. Mögen sie den Besitzern nicht unbequem werden und fernerhin zu meinem Andenken grünen, wachsen und gedeihen. « Der Garten an der Sixtinischen Straße kann nur jener von Malta gewesen sein ; Goethe, der keinen schönen Aussichtspunkt unbeachtet ließ, muß ihn aufgesucht haben. Sein römischer Freund war vielleicht ein deut scher Künstler, der dort sein Atelier hatte, und der Besitzer des Kasinos im Jahre 1788 konnte der Graf della Torre sein. Bald nach Goethe traf Herder zum Besuche in Rom ein. Es gibt

keinen größeren Kontrast, als Herder und Goethe in Rom. Dieser lebte dort in menschlich schö ner Freiheit; Herz und Seele, die Flügel des Genius, wuchsen ihm empor, und die Sonne Roms gab seinen Idealen die klassische Reife. Jener kam dorthin am 10. September 1788 als »Appendix« launenhafter Freunde, Dalbergs und der Frau von Seckendorf. Im Anfange des Oktober kam auch die Herzogin Amalie. Herder fand, daß er »zwischen den Weibern garstig in der Mitte sei«. Er sah sich in Rom um allen Genuß betrogen

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Kategorie:
Geographie, Reiseführer , Kulturgeschichte, Volkskunde, Musik, Theater
Jahr:
1925
Wanderjahre in Italien
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Seite 408 von 1311
Autor: Gregorovius, Ferdinand ; Schillmann, Fritz [Bearb.] / Ferdinand Gregorovius
Ort: Dresden
Verlag: Jess
Umfang: 1186 S. : zahlr. Ill.. - Neue, vollst. und erg. Ausg. / bes. von Fritz Schillmann
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Italien;s.Kultur;z.Geschichte 1850-1885;f.Aufsatzsammlung ; <br>g.Italien;f.Reisebericht 1852-1886
Signatur: I 90.772
Intern-ID: 314766
350 DIE VILLA MALTA IN ROM bekanntgeworden. Seine schlichte, sympathische Per sönlichkeit erwarb ihm viele Freunde unter Römern und Deutschen. Am ig. Oktober 1863 empfing er in derVilla den König Max, welcher einen römischen Winter im Besitztum seines Vaters zubringen wollte. Um die Staaten des neuen Italien zu vermeiden, welches er noch nicht an erkannt hatte, war er von Nizza zu Schiff nach Civita Vecchia und von dort mit der Eisenbahn nach Rom gefahren. Hier begrüßten ihn als die Opfer

der großen Revolution, welche die Völker Italiens endlich verei nigte, seine aus Neapel vertriebenen Verwandten, der Exkönig Franz und dessen Gemahlin, die Tochter des Herzogs Max von Bayern. Der Sohn fand ein anderes Rom, als jenes gewesen war, in welchem sein Vater sich zu hohen künstlerischen Entwürfen begeistert und die glücklichsten Tage seines Lebens zugebracht hatte. Die Stadt war zwar noch vom Papste beherrscht, aber bereits tief aufgeregt und schon des nahen Augen blickes gewiß

, wo auch sie sich mit dem italienischen Vaterlande vereinigen durfte. Es war nicht die Zeit für den König Max, unter den Ruinen des Altertums und in Kunstmuseen ungestört sich selbst zu leben. Schon in der ersten W oche des Dezembers rief ihn j ene schleswig-holsteinische Krisis in sein Land zurück, welche auch für Deutschland der Beginn nationaler Wiedergeburt sein sollte. Der König gab ein Abschieds diner in der Villa, und hier sprach er die Hoffnung aus, bald nach Rom wiederzukehren. Sie erfüllte sich nicht, denn wenige Monate

darauf starb der edle Fürst, am 10. März 1864, ein Mäzen wie sein geistvoller Vater, doch nicht mehr auf dem Gebiete der Kunst, sondern dem wichtiger gewordenen der Wissenschaft. Der König Ludwig hat seine Villa zum letzten Male imJahre 1867 besucht und dort einige Zeit einsam ge lebt. Er trug damals Schöpf auf, Thorwaldsens Merkur in Marmor auszuführen. Sein nahes Ende ahnend, nahm er Abschied vom geliebten Rom, von den vati kanischen Museen, von seiner römischen Vergangen heit. Am Abend

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Kategorie:
Geographie, Reiseführer , Kulturgeschichte, Volkskunde, Musik, Theater
Jahr:
1925
Wanderjahre in Italien
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Seite 406 von 1311
Autor: Gregorovius, Ferdinand ; Schillmann, Fritz [Bearb.] / Ferdinand Gregorovius
Ort: Dresden
Verlag: Jess
Umfang: 1186 S. : zahlr. Ill.. - Neue, vollst. und erg. Ausg. / bes. von Fritz Schillmann
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Italien;s.Kultur;z.Geschichte 1850-1885;f.Aufsatzsammlung ; <br>g.Italien;f.Reisebericht 1852-1886
Signatur: I 90.772
Intern-ID: 314766
548 DIE VILLA MALTA IN ROM der Neuen Pinakothek befindet; es ist idealisiert, denn das Angesicht Wagners hatte, zumal im Alter, die Züge eines Zynikers oder Satyrs. Eine Kernnatur in rauher Schale, ein aufrichtiger Ehrenmann, aber derb bis zur Grobheit. Wer ihn nicht kannte, fürchtete ihn. Seine Art wird, wenn auch in scherzhaft greller Übertreibung durch eine Anekdote gezeichnet, die noch inRom unter altern deutschen Künstlern fortlebt. An den äußern Stadtmauern gibt es von Strecke zu Strecke

Einsiedler in der Villa und diese selbst stiller und weniger zugänglich. Sie belebte sich nur, so oft der König zum Besuche kam, aber auch dann nur mit immer schwächeren Erinnerungen der Ver gangenheit. DieZeiten und dieMenschen änderten sich. Der Schwerpunkt der neuen deutschen Kunst, welcher im Anfange des Jahrhunderts in Rom gelegen war, be fand sich nicht mehr hier, sondern im Vaterlande, wo hin ihn zum Teil Ludwig selbst verlegt hatte. In Mün chen hatten Klenze, Ohlmüller, Gärtner, Schnorr, Cor

nelius, Kaulbach, Schwanthaler, Rottmann und an dere seine Ideen ausgeführt oder sie waren noch damit beschäftigt. In Dresden, in D üsseldorf, in Berlin schaffte man eifrig, ohne einen mehr als zufalligen Zusammen hang mit Rom. Hier aber waren die ehemaligen Ge nossen der genialen Jugendzeit alt geworden oder fort gezogen oder ins Grab gesunken. Koch starb im Jahre 1839, Reinhardt 1847. Thorwaldsen verließ Rom im Jahre 1838 und starb in Kopenhagen 1844. Cornelius arbeitete inMünchen und Berlin

,und erstimJahre 1853 kehrte er nach Rom zurück, wo er bis 1861 in seiner

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Kategorie:
Geographie, Reiseführer , Kulturgeschichte, Volkskunde, Musik, Theater
Jahr:
1925
Wanderjahre in Italien
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Seite 392 von 1311
Autor: Gregorovius, Ferdinand ; Schillmann, Fritz [Bearb.] / Ferdinand Gregorovius
Ort: Dresden
Verlag: Jess
Umfang: 1186 S. : zahlr. Ill.. - Neue, vollst. und erg. Ausg. / bes. von Fritz Schillmann
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Italien;s.Kultur;z.Geschichte 1850-1885;f.Aufsatzsammlung ; <br>g.Italien;f.Reisebericht 1852-1886
Signatur: I 90.772
Intern-ID: 314766
334 DIE VILLA MALTA IN ROM Aufenthalt in Rom möglich machte, hat von dem pa triarchalischen Leben, dessen Mittelpunkt Frau von Humboldt war, in ihren »Erinnerungen« erzählt. Auch Henriette Herz, die mit ihrer Freundin Dorothea Schle gel zu derselben Zeit in Rom lebte, hat die Abende im Hause Buti geschildert. Dort war der Kronprinz Lud wig gerne zu Gast; sein geistreiches Wesen, seine bür gerliche Einfachheit und Liebenswürdigkeit machten auf jene schöne und hochgebildete Frau einen tiefen

genommen, als er im Jahre 1810 nach Rom gekommen war. Bald darauf zog er mit seinen frommen Kunstgenossen in das nahe Kloster Sant Jsidoro. Jedem Staatswesen, jeder bürgerlichen Pflicht entfremdet, weder von der erbärmlichen Reaktion in ihrem Vaterlande noch von der Knechtschaft Italiens berührt, lebten diese Künst ler in Rom wie auf der Insel der Seligen, in olym pischer Freiheit, als Weltbürger einer idealen Repu blik, versenkt in das Studium der alten Meister und zu eigenen Schöpfungen aufgeregt

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Kategorie:
Geographie, Reiseführer , Kulturgeschichte, Volkskunde, Musik, Theater
Jahr:
1925
Wanderjahre in Italien
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Seite 1272 von 1311
Autor: Gregorovius, Ferdinand ; Schillmann, Fritz [Bearb.] / Ferdinand Gregorovius
Ort: Dresden
Verlag: Jess
Umfang: 1186 S. : zahlr. Ill.. - Neue, vollst. und erg. Ausg. / bes. von Fritz Schillmann
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Italien;s.Kultur;z.Geschichte 1850-1885;f.Aufsatzsammlung ; <br>g.Italien;f.Reisebericht 1852-1886
Signatur: I 90.772
Intern-ID: 314766
1152 ANMERKUNGEN kommen und gehen sehen. Es freue sich die Stadt und nie möge sie von inbrünstigen Gebeten lassen, auf daß sie immer besitze die Geschenke eines Piusfriedens.« Die Villa Malta in Rom Einer der spätesten Aufsätze von Gregorovius, durch die Behandlung des Stoffes ein wertvoller Beitrag zur Ge schichte der Deutschen in Rom. Er erschien im 3. Bande der Kleinen Schriften. Seite 327, Zeile 14: Zur Geschichte derDeutscheninRom vgl. jetzt G. von Graevenitz: Deutsches Leben in Rom

. Studien und Skizzen aus 11 Jahrhunderten, Leipzig 1902, und Friedrich Noack: Deutsches Leben in Rom von 1700 bis 1900, Stuttgart 1907. Seite 327, Zeile 23: Gestorben 1418. Sein Hauptwerk ist De Schismate libri III, neu herausgegeben von Erler, Leipzig i8go. Vgl. Erler: Dietrich von Nieheim, sein Leben und seine Schriften, Leipzig 1887. Seite 327, Zeile 27: Gestorben 1506. Sein berühmtes Ta gebuch oder Liber notarum ist oft gedruckt worden. Maß gebende wissenschaftliche Ausgabe jetzt in der Sammlung

Rerum Italicarum scriptores. Città di Castello. Deutsche Ausgabe von Ludwig Geiger, Stuttgart 1912. Seite 327, Zeile 39: Johann Göritz, Beschützer der Kün ste und Wissenschaften, Freund des Erasmus. Er stiftete 1512 für die Kirche S. Agostino Raffaels Fresko »Jesaias«. Seite 354, Zeile 4: Die Villa Malta ging im Jahre 1900 in den Besitz der Königinwitwe Margherita von Italien über. 1907 erwarb sie der frühere Deutsche Reichskanzler Fürst Bülow, der sie noch heute besitzt. Aus der Campagna von Rom

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Kategorie:
Geographie, Reiseführer , Kulturgeschichte, Volkskunde, Musik, Theater
Jahr:
1925
Wanderjahre in Italien
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Seite 399 von 1311
Autor: Gregorovius, Ferdinand ; Schillmann, Fritz [Bearb.] / Ferdinand Gregorovius
Ort: Dresden
Verlag: Jess
Umfang: 1186 S. : zahlr. Ill.. - Neue, vollst. und erg. Ausg. / bes. von Fritz Schillmann
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Italien;s.Kultur;z.Geschichte 1850-1885;f.Aufsatzsammlung ; <br>g.Italien;f.Reisebericht 1852-1886
Signatur: I 90.772
Intern-ID: 314766
DIE VILLA MALTA IN ROM 541 Stockholm gerufen, wo er sich im Tiergarten ein schönes Landhaus anlegte, und auch in Rom selbst baute er sich auf dem Pincio, seitwärts von der Spa nischen Treppe, das noch heute wohlbekannte Haus, welches von seiner freien Lage »A quattro venti« ge nannt wird. Er entschloß sich zum Verkauf der Villa erst im Jahre 1827, als Ludwig schon König war. Wagner, welcher seit 1818 an Stelle des Bildhauers Eberhard die Privatangelegenheiten des Fürsten in Rom besorgte

, war sein Bevollmächtigter bei diesem glücklichen Erwerbe. Die Summe betrug für die Villa an sich 9000, für ihr Mobiliar 5000, für die beiden Häuser in der Sistina 10000, im ganzen 22000 Skudi oder 110 000 Fr. Die Zahlung sollte in 15 Raten, vom Oktober 1827 bis zum Dezember 1828 geleistet wer den ; der an das Kloster schuldige Kanon blieb vorerst auf dem Besitze haften, um später abgelöst zu werden. Am 7. Februar 1827 wurde der Vertrag in München vom Könige bestätigt und am 14. April in Rom voll zogen

. Das Notarinstrument, welches vom Doktor Leo poldo Angelucci ausgefertigt ist, hat mir durch die Güte des heutigen Eigentümers der Villa in einer Ab schrift vorgelegen, und ihr entnahm ich auch die we sentlichen geschichtlichen Nachrichten über jene. Sein römisches Besitztum bezog der König zum ersten Male im Anfange des Jahres 1829. Dies war ein glän zender Festtag für ihn und seine künstlerischen Pala dine . In demselben Winter befand sich in Rom der geistvolle Kronprinz von Preußen, dessen Empfäng lichkeit

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Kategorie:
Geographie, Reiseführer , Kulturgeschichte, Volkskunde, Musik, Theater
Jahr:
1925
Wanderjahre in Italien
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Seite 385 von 1311
Autor: Gregorovius, Ferdinand ; Schillmann, Fritz [Bearb.] / Ferdinand Gregorovius
Ort: Dresden
Verlag: Jess
Umfang: 1186 S. : zahlr. Ill.. - Neue, vollst. und erg. Ausg. / bes. von Fritz Schillmann
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Italien;s.Kultur;z.Geschichte 1850-1885;f.Aufsatzsammlung ; <br>g.Italien;f.Reisebericht 1852-1886
Signatur: I 90.772
Intern-ID: 314766
DIE VILLA MALTA IN ROM 327 150 Skudi (750Francs). Das ist das älteste beglaubigte Datum in derGeschichte derVilla. Sie wechselte schnell ihre Pächter : noch im 18. Jahrhundert kam sie an den Grafen Domenico della Torre, und von ihm an den Rit ter Giuseppe Antonio Celani. Schon diese Besitzer ver mieteten, wie vor ihnen die Mönche selbst, die Räume derVilla als W ohnungen, auch an Künstler zu Ateliers. Der durch seine Luft gesunde, stille und ländliche Pin cio war schon seit langer Zeit

ein Maler- und Bildhauer viertel besonders für deutsche Künstler.Diese haben mit Vorliebe in den dortigen Straßen gewohnt, in der Via Feiice und Sistina, in derVia Gregoriana, S. Isidoro, Pu rificazione, Capo le Case, und auf der Piazza Barberini. Die Geschichte der deutschen Ansiedlungen in Rom ist noch zu schreiben, und sie wird hoffentlich einmal ge schrieben werden. Sie beginnt wesentlich mit den Ko lonien der Langobarden, Franken und Sachsen, die sich seit dem 8. Jahrhundert im vatikanischen Borgo

gebildet hatten. Die Kirche und das Kaisertum haben während des Mittelalters Scharen von Deutschen nach Rom gezogen. Manche deutsche Männer dienten den Päpsten als Sekretäre und Skriptoren. Theoderich von Niem aus Westfalen, einer der Stifter der deutschen Nationalkirche dell'Anima in Rom, hat sich als Geschichtschreiber des großen Schisma im 14. Jahrhundert unsterblich gemacht, und jedermann kennt die Bedeutung des Elsässers Burckhard, des Zere- monienmeisters Alexanders VI., auf dessen und derBor

sich ein Kreis von deutschenDichtern, welche sich in Rom einbürgerten.

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Kategorie:
Geographie, Reiseführer , Kulturgeschichte, Volkskunde, Musik, Theater
Jahr:
1925
Wanderjahre in Italien
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Seite 25 von 1311
Autor: Gregorovius, Ferdinand ; Schillmann, Fritz [Bearb.] / Ferdinand Gregorovius
Ort: Dresden
Verlag: Jess
Umfang: 1186 S. : zahlr. Ill.. - Neue, vollst. und erg. Ausg. / bes. von Fritz Schillmann
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Italien;s.Kultur;z.Geschichte 1850-1885;f.Aufsatzsammlung ; <br>g.Italien;f.Reisebericht 1852-1886
Signatur: I 90.772
Intern-ID: 314766
RAVENNA 23 Alarichs, und starb dort auch im August 423. Er wurde indes neben demS. Peter in Rom begraben. Für uns be ginnen die historischen Monumente Ravennas mit dem Mausoleum seiner Schwester Galla Placidia, einer der merkwürdigsten Frauengestalten aus der Epoche des Falls des römischen Kaiserreichs, deren Schicksale mit diesem selbst tief und tragisch verflochten sind. Die Tochter Theodosius' des Großen lebte im Cäsaren- * palast von Rom als ein Mädchen von 21 Jahren, wäh rend Alarich

, welchem sie zwei Kinder, Valentinian und Honoria, gebar. Als auch Constantius gestorben war, wurde Placidia von ihrem Bruder nach Byzanz ver bannt, von wo sie nach des Honorius Tode mit einer griechischen Flotte wiederkehrte, um ihren jungen Sohn Valentinian III. auf den Thron des Abendlandes zu setzen und als seine Vormünderin lange und un glücklich das Reich zu regieren. Sie starb in Rom im 61. Jahre ihres vielbewegten Lebens am 27. Novem ber 450. Mit ihrem Sohne Valentinian III., welcher fünf Jahre später

in Rom ermordet wurde, erlosch der kaiserliche Stamm des großen Theodosius überhaupt. So ist die Geschichte des Unterganges der Familie des Theodosius zugleich dievomFall des römischenReichs und das Grabmal der Placidia, eins der merkwürdig sten Monumente der Welt, gleichsam das Mausoleum des römischenReichs der altenlmperatoren.Manbetritt diese kleine, düstere, von schönen Mosaiken bedeckte Gruft mit einem Gefühl historischer Pietät, welches in solcher Stärke weder das Mausoleum des Augustus

noch das Grabmal Hadrians in Rom erwecken kann.

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Kategorie:
Geographie, Reiseführer , Kulturgeschichte, Volkskunde, Musik, Theater
Jahr:
1925
Wanderjahre in Italien
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Seite 395 von 1311
Autor: Gregorovius, Ferdinand ; Schillmann, Fritz [Bearb.] / Ferdinand Gregorovius
Ort: Dresden
Verlag: Jess
Umfang: 1186 S. : zahlr. Ill.. - Neue, vollst. und erg. Ausg. / bes. von Fritz Schillmann
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Italien;s.Kultur;z.Geschichte 1850-1885;f.Aufsatzsammlung ; <br>g.Italien;f.Reisebericht 1852-1886
Signatur: I 90.772
Intern-ID: 314766
DIE VILLA MALTA IN ROM 337 verfügen konnte, so bewundernswert, daß er, wenn er Ahnliches zu Griechenzeiten und für Griechen ge tan hätte, als Stadtheros in einem Tempel würde ver ehrt worden sein. Es kommt hier nicht einmal auf dén künstlerischen Wert seiner Monumentalschöpfungen an, sondern nur darauf, daß er der Kunst wieder große Aufgaben gestellt und sie als die vollste Blüte der Kul tur begriffen hat. Ich bin von der Villa Malta abgeschweift, allein sie steht doch immer im Hintergrunde

des merkwürdigen Treibens deutscher Künstler in Rom während der ersten Dezennien dieses Jahrhunderts. Der Kronprinz Ludwig war der Abgott dieser Künstler, nicht nur als geistvoller Mäzen, sondern als glühender deutscher Pa triot . Noch im Jahre 1818 trug er in Rom die bereits von den Regierungen des Vaterlandes verpönte deut sche Trächt Jahns und der Burschenschaft. Künstlern, welche nicht Mittel hatten, sich deutsch zu kleiden, gab er sie, und so wanderten Maler und Bildhauer unter den Göttern Griechenlands

als Rückert. Niemand konnte diesem Urgermanen ansehen, daß in seiner zarten Seele der »Liebesfrühling« keimte. Es gibt ein Buch von Otto Baitsch : »Johann Christian Reinhardt und seine Kreise«, worin jene Deutschtüme lei unserer Künstler in Rom gezeichnet ist. Sie hin derte dieselben übrigens nicht, sich zuzeiten bei ihren Festen am Ponte Molle oder im Tal der Egeria in die Formen des antiken Römertunis zu kleiden. Das klas sische Heidentum verführte selbst fromme Gemüter. Der strenge Niebuhr forderte

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Kategorie:
Geographie, Reiseführer , Kulturgeschichte, Volkskunde, Musik, Theater
Jahr:
1925
Wanderjahre in Italien
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Seite 927 von 1311
Autor: Gregorovius, Ferdinand ; Schillmann, Fritz [Bearb.] / Ferdinand Gregorovius
Ort: Dresden
Verlag: Jess
Umfang: 1186 S. : zahlr. Ill.. - Neue, vollst. und erg. Ausg. / bes. von Fritz Schillmann
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Italien;s.Kultur;z.Geschichte 1850-1885;f.Aufsatzsammlung ; <br>g.Italien;f.Reisebericht 1852-1886
Signatur: I 90.772
Intern-ID: 314766
AUF DEM BERGE GAR GAN U S 833 In Rom selbst, wo während der Herrschaft der by zantinischen Kaiser manche Heilige aus dem Orient Altäre und Kirchen erhielten, mochte auch der Erz engel schon im sechsten Jahrhundert verehrt werden. Eine Kirche S. Michael stand auf der Via Salara; sie war älter als die berühmteste aller Kapellen, welche der Engelfürst in der Stadt erhielt. Und geradezu die schönste seiner Erscheinungen machte Sankt Michael in Rom. Als hier der große Papst Gregor im Jahre 590

, während der Pest, welche das in Trümmer fal lende Rom verheerte, eine Prozession nach dem S. Peter führte, erschien plötzlich der Erzengel schwe bend über dem altersgrauen Grabmal Hadrians. Er steckte heilverkündend sein Flammenschwert in die Scheide, worauf die Pest erlosch. Auf dem Gipfel des Grabmals wurde ihm zu Ehren eine Kapelle erbaut, und dort schwebt der Engel noch heute mit breiten von der Sonne vergoldeten Flügeln, das Schwert in die Scheide steckend : das schönste Symbol der christ lichen Kirche

der Sachsen, in deren Lande demnach S. Michael schon verehrt wurde. Auf der Kirchenver sammlung zu Mainz im Jahre 813 ward der S. Micha elstag bereits als christlicher Feiertag anerkannt. Noch im 16. Jahrhundert entstand in Rom die herr liche Engelkirche S. Maria degli Angeli in den Ther men Diocletians : sie ist das letzte Werk des unsterb lichen Künstlers, welcher den Namen des Erzengels trug, wie auch sein berühmter Zeitgenosse, der gro ße Architekt Veronas Michele Sammichele, den Na men

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