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Kitzbüheler Nachrichten
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Seite 4 von 8
Datum: 22.07.1933
Umfang: 8
ONKEL OTTO Ein fröhlicher Zeitroman von Albert Augustin Urheberrechtsschutz Drei-Quellen-Verlag Königsbruck Sa. 41. „Wo kommst du her, Otto?" „Von drüben! Ich habe mit Dixi gesprochen und auch Frank habe ich gesprochen. Er läßt dich grü ßen!" Peter macht ein finsteres Gesicht. „Du kannst von dem Frank, wie er jetzt ist, den Gruß gern annehmen. Ei,n ganz anderer ist das jetzt, gewandelt hat er sich. Er verurteilt ehrlich, daß man so schroff gegen dich vorgeht. Er leidet selber drum ter

. Er ist am nächsten Tage wieder im „Ochsen" und spricht dort mit Onkel Otto, der durch ihn von den falschen Scheinen erfährt und daß man die Kurgäste einer besonderen Kontrolle unterziehe. Onkel Otto ist sehr nachdenklich geworden. „Also, man nimmt an, daß die falschen Scheine aus Berlin eingeschleppt werden?" „Jawoll, der Rat meents. Wird wohl ooch stim men, was, alter Herr?" „Möglich ist es! Es kommen ja so viel Leute hier her." Am nächsten Morgen kommt Peter Lenz zu Otto. „Otto, du hast mir einmal dein Geld

anzeboten." „Ja, kannst es haben, Peter!" „Ich habe die Kostenrechnungen! gekriegt. Elftau send Mark soll ich zahlen. Ich mag aber nicht zur Stadt gehen, um zu verlangen!, daß mir jetzt die Summe von vierzigtausend Mark ausgezahlt wird-. Willst du mir auf ein paar' Wochen zwölftauseüd Mark geben?" „Jederzeit!" „Schönen Dank, Otto. Vielleicht zahlst du sie gleiche auf der Post ein. Rudi schreibt eins Zahlkarte aus. Es geht an den verfluchten Rechtsverdiener in Ber lin." „Ist gut, Peter. Ich gehe nachher

sowieso in bie Stadt und da nehme ich sie gleich mit." „Schönen Dank, Otto!" Nach> einer halben Stunde, früh, um 11 Uhr, geht Onkel Otto zur Post. Er seufzt auf und denkt daran, daß heute nun die Verlobung gefeiert wird. Rudi ist eingeladen worden, er selber auch und Peter da zu. Rudi will gehen. Er hats Dixi versprochen. Aber es wird ihm bitter schwer. Onkel Otto kommt zur Post. Er gibt die Scheine hin und wartet auf die Quittung. Der Beamte mustert die Scheine und zuckt zusammen. Nächtliches Lied

mit den Scheinen in das Nebenzimmer und erscheint dann mit einem fremden Herrn. „Bitte kommen Sie doch einen Augenblick herein!" bittet der Beamte höflich. Verwundert folgt ihm Otto. In dem Dienstzimmer des Postdirektors zeigt der Mann eine Marke. „Kriminalpolizei! Sie wollten eben die 11 446 Mark einzahlen?" „Die Scheine sind falsch, mein Herr! Ich! muß Ihren Namen feststellen." „Die Scheine' sind falsch?" Onkel Otto glaubt nicht recht gehört zu haben. „Sie find wohl nicht recht bei Trost?" „Sie find falsch

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Wörgler Nachrichten
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Seite 4 von 6
Datum: 22.07.1933
Umfang: 6
OfoniaAvSifeitC ONKEL OTTO Ein fröhlicher Zeitroman von Albert Augustin Urheberrechtsschutz Drei-Queilen-Verlag Königsbruck Sa. 40. „Wo kommst du hier, Otto?" „Von drüben! Ich- habe mit Dixi gesprochen und auch Frank habe ich gesprochen. Er läßt dich grü ßen!" Peter macht ein finsteres Gesicht. „Du kannst von dem Frank, wie er jetzt ist, den Gruß gern annehmen. Ei,n ganz anderer ist das jetzt, gewandelt hat er sich. Er verurteilt ehrlich, daß man so schroff gegen dich vorgeht. Er leidet selber

herum. Er ist am nächsten Tage wieder im „Ochsen" und spricht dort mit Onkel Otto, der durch ihn von den falschen Sheinen erfährt und daß man die Kurgäste <iner besonderen, Kontrolle unterziehe. Onkel Otto ist sehr nachdenklich geworden. „Also, man nimmt an, daß die falschen Scheine aus Berlin eingefchleppt werden?" „Jawoll, der Rat meents. Wird wohl ooch stim men, was, alter Herr?" „Möglich ist es! Es kommen ja so viel Leute hier her." Am nächsten Morgen kommt Peter Lenz zu Otto. „Otto, du hast

mir einmal dein Geld angeboten." „Ja, kannst es haben, Peter!" „Ich habe die Kostenrechnungen! gekriegt. Elftau send Mark soll ich zahlen. Ich mag aber nicht zur Stadt gehen, um zu verlangen, daß mir jetzt die Summe von vierzigtausend Mark ausgezahlt wird. Willst du mir auf ein paar Wochen zwölftaNseind Mark gebm?" „Jederzeit!" „Schönen Dank, Otto. Vielleicht zahlst du sie gleich auf der Post ein. Rudi schreibt eine Zahlkarte aus. Es geht an den verfluchten Rechtsverdiener in Ber lin." „Ist gut, Peter. Ich gehe

nachher sowieso in die Stadt und da nehme ich, sie gleich mit." „Schönen Dank, Otto!" Nach einer halben Stunde, früh- um 11 Uhr, geht Onkel Otto zur Post. Er seufzt auf und denkt daran, daß heute nun die Verlobung gefeiert wird. Rudi ist eingeladen worden, -er selber auch und- Peter da zu. Rudi w-ll gehen. Er hats Dixi versprochen. Aber es wird ihm bitter schwer. Onkel Otto kommt zur Post. Er gibt die Scheine hin und wartet auf die Quittung. Der Beamte mustert die Scheine und zuckt zusammen

euch nicht allein. Er geht mit den Scheinen in das Nebenzimmer und erscheint dann mit einem fremden Herrn. „Bitte kommen Sie doch einen Augenblick herein!" bittet der Beamte höfliche Verwundert folgt ihm Otto. In dem Dienstzimmer des Postdirektors zeigt der Mann eine Marke. „Kriminalpolizei! Sie wollten eben die 11 446 Mark einzahlen?" „Die Scheine sind falsch, mein Herr! Ich- muß Ihren Namen feststellew" „Die Scheine sind falsch?" Onkel Otto glaubt nicht recht gehört zu haben. „Sie find wohl nicht recht

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Kitzbüheler Nachrichten
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Seite 4 von 4
Datum: 11.01.1933
Umfang: 4
ONKEL OTTO W» fröhlicher Zeitroman von Albert Augustin UA«b«rr*chUschutz Drei-Quellen-Verlag Königtbruck Sa. 6 . „Mer Onkel... mit dem Lenz kann man ja nicht ver- Gchren!" Lieber Neffe!" entgegnete Onkel Otto mild. „Er ist Mei ster Schwester Mann. Wie ihr auch miteinander steht, ich Eomme nicht drumherum, ihn aufzusuchen. Das dürft ihr snir nicht übelnchmen. Ich tue es nicht, um euch zu krän- *ml" Die ruhigen Worte versöhnen wieder. Onkel Otto geht nachmittags gegen drei Uhr hinüber

gesehen hat. Nachdem er bedient hat, kommt er zu Onkel Otto, der m dem großen Stammtisch, mitten unter den Bauem, Platz genommen hat, und begrüßt ihn, wie jeden Gast iminer, mit Handschlag. „Was darf ich Ihnen bringen?" „Ein helles Bier, Herr Lenz . . . nicht wahr?" „Jawohl... mit wem habe ich die Ehre?" „Ich bin dein Onkel Otto von drüben!" Er freut sich, als er den herzlichen Ausdruck der Freude Mf Rudis offenen Zügen sieht. „Schön willkommen, Onkel! Schön willkommm! Da muß Ich gleich Vater mfen

! Vater! Vater!" Peter Lenz, der gerade in der Küche ist, kommt und er nennt den Schwager gleich wieder. Er strahlt über das dicke, gutmütige Gesicht, und seit langem läuft er — die Gäste stellen es fest — wieder einmal schnell. „Aber das ist schön, Otto, daß du den Weg zu mir Herüber findest! Aber das freut mich!" Einnial ums anderemal schüttelt er ihm die Hände. Die .ehrliche Freude des Mannes tut dem Amerikaner wohl. Er fühlt sich sofort wie zu Hause. Im Lokal schaut alles neugierig

auf den sagenhaften On kel aus Amerika. Peter Lenz setzt sich zu Otto, und sie plaudern miteinander. Es gibt so viel zu erzählen. Zuerst spricht Peter Lenz von seinem toten W'ibe und gesteht, daß sie ihm bitter fehlt, heute noch mehr als vor drei Jahren. „An was ist denn Dorothee gestorben?" fragt Onkel Otto. „Am Gallenfieber, lieber Otto. Sie hatte immer mit der Galle zu tun, und jede Aufregung mußte ihr in den letzten Lebensjahren ferngehaltm werden. Ging auch ganz gut, aber ... vor drei Jahren . . . du weißt

und schafft ... da liebt man schließlich auch ein Städtchen, das noch viel weniger Hübsch ist wie Pulkenau. Aber das sehm sie ja alle nicht ein!" Die Bauern nickten ihm mit beifälligem Murmeln zu. „Siehst du, Otto, auf mich hat nun die Stadt einen wahnsinnigen Zorn. Mein alter „Blauer Ochse", der steht doch rund zehn Meter vor, und vor ihm ist noch der große Nußbaum. Der Nußbaum soll weg. Und der „Blaue Ochse" auch. Soll einrücken. Neu bauen soll ich, mich mit Schulden beladm, so einen großstädtischen

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Kitzbüheler Nachrichten
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Seite 5 von 8
Datum: 07.01.1933
Umfang: 8
Samstag / 7. Jänner 1933 Seite 5 ONKEL OTTO Emu fröhlicher Zeitroman von Albert Augustin Urbeberrechtsschutz Drei-Quellen-Verlag Köni’jjs'br'uck Sa. 5. ,„hoffentlich. gefällt dirs wieder in deiner Hennatstadt, Onkel!" „Ich denks doch Nichtchen! Eigentlich bin ich ja der Großonkel und du meine Großnichte." „Sage nur ruhig Nichte, lieber Onkel. So sehr viel Unterschied ist ja nicht zwischen Vater und dir!" „Zehn; Jahre wohl. Dich Vater ist 55 und ich 65. Du mußt wissen, deines Vaters Bruder

... das will er nicht einsehen? Warum?" „Ach, er sagt: ich will meine Ruhe haben. Pulkenau tvar nnmer eine freundliche Landstadt und solle bleiben. Es gäbe tausendmal schönere Orte, die zuni Bad geeignet »värm, man soll aus einem Kätzchen keinen Löwen machen!" Onkel Otto blickt irachdenklich lächelnd vor sich hin. „So, das sagt er?" „Ja, und er handelt auch darnach. Vor seinen: Haus ist doch ein großer Nußbaum, der sollte weg, weil er den ganzen Mmkt einengt, man hat ihm zugeredrt, daß er feisten „Blauen Ochsen" - schon

und wenn bisweilen einer sagte, es Kitzbühsler Nachrichtett eine. . . eine gewisse Poesie hat er schon." „Ncht rvahr?" „Und, wenn ich ganz ehrlich bin . . . wenn er belaubt ist, dann verdeckt er ja den „Blauen Ochsen", der wie erst Landgafthof aussieht." Onkel Otto sieht sie fremwlich, beinahe zärtlich an. Das hübsche Mädel gefällt chm gut. „Nicht rvahr, Dixi? Wie geht es denn meinem Schwager Peter?" „Dias weiß ch nicht!" entgegnet Dir: verlegen. „Weißt du. . . Onkel, Vater verkehrt nicht mit ihm. Sie grü ßen

der un begrenzten Möglichkeiten?" Onkel Otto lacht für sch. „Ach Kind, dort drüben sind heute die Möglichkeiten auch so begrenzt wie hier. Das Geschäftemacher: ist schwer, wenn man als ehrlicher Ge schäftsmann handelt." „Darum hast du drüben wohl auch dein Geld ver loren?" „Ja!" spricht Onkel Otto beinahe fröhlich und zwinkert ihr munter zu. „So ists! Ich hatte spekuliert, alles auf eine Karte gesetzt, und eines schönen Tages war alles futsch." „Das muß dir bitter leid gewesen sein, Onkel?" Onkel Otto wiegt

den Kopf nachdenklich. „Ich weiß nicht! Vielleicht! Das kann ich heute noch nicht sagen. Das kommt auf die Zukunft an." Es ist ein gutes Verstehen zwischen beiden. Onkel Otto kommt in die Küche und ftndet Lina, das alte Mädchen, allein vor. Große Freude und Beweg:mg malt sich auf seinen Zügen. „Lina... Lina Schulze... dche ich recht? Hier :m Grünen Kranze?" Lina lacht munter, trocknet sich die Hände ab und reicht ihm die Hand. „Jawoll, die Lina Schulze, Herr Otto . . . mit der Sie früher mal getanzt

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Wörgler Nachrichten
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Seite 4 von 12
Datum: 14.01.1933
Umfang: 12
ONKEL OTTO Ein fröhlicher Zeitroman von Albert Augustin l/rheb errechtsschutz Drei-Quellen-Verlag Königsbruck Sa. 5. hoffentlich gefällt dies w-ieder in deiner Heimatstadt, Großonkel tmd du meine Großnichte." Onkel!" „Ich denks doch, Nichtchcn! Eigentlich Lin ich ja der „Sage nur mhig Nichte, lieber Onkel. So sehr viel Unterschied ist ja nicht zwischen Vater und dir!" „Zehn Jahre wohl, Dixi. Vater ist 55 und ich 65. Du mußt wissen, deines Vaters Bruder war 15 Jahre älter

: ich will meine Ruhe haben. Pulkmau war immer eine freundliche Landstadt und solls bleiben. Es gäbe tausendmal schönere Orte, die zunr Bad geeignet wärm, man soll aus einem Kätzchen keinen Löwen machen!" Onkel Otto blickt nachdenklich lächelnd vor sich hin. „So, das sagt er?" „Ja, und er handelt auch darnach. Bor seinem Haus ist doch ein großer Nußbaum, der sollte weg, weil er den ganzm Markt einengt, man hat ihm zugeredct, daß er seinm „Blaum Ochsen" — schon der Name — umbaut, damit er in das nme Stadtbild paßt

bin . . . wenn er belaubt ist, dann verdeckt er ja den „Blauen Ochsen", der wie ei«! Landgasthof aussieht." Onkel Otto sieht sie fteundlich, beinahe zärtlich an. Das hübsche Mädel gefällt ihm gut. „Nicht wahr, Dpi? Wie geht es denn meinem Schwager Peter?" „Das weiß ich nicht!" mtgegnet Dixi verlegm. „Weißt du . . . Onkel, Vater verkehrt nicht m.'t ihm. Sie grü ßen sich nicht. Schon immer nicht, solange ich denken kann." Onkel Ottos Gesicht ist ernst geworden. „Und du, Dixi?" Das Mädchm ist verlegen. „Ich, ach

. . . Onkel... ich .... mich geht das ja alles nichts an. Aber... ich habe auch keine Verbindung mtt drüben. Wir wollen die nme Zeit, die aus unserem Städtchm etwas Bedeutendes schafft, und drübm . . . die kleben am Alten." „Hm!" „Onkel, du bist doch auch ein nmzeitlicher Mensch?" „Das bin ich wohl!" „Du kommst doch von drübm, aus dem Lande der un- begrenztm Möglichkeiten?" Onkel Otto lacht für sich. „Ach Kind, dort drüben sind heute die Möglichkeiten auch so begrmzt wie hier. Das Geschäftemachen

ist schwer, wmn man als ehrlicher Ge schäftsmann handelt." „Darum hast du drübm wohl auch dem Geld ver- lorm?" „Ja!" spricht Onkel Otto beinahe fröhlich und zwinkert ihr immtet* zu. „So ists! Ich hatte spekuliert, alles auf eine Karte gesetzt, und eines schönen Tages war alles futsch." „Das muß dir bitter leid gervesen s'in, Onkel?" Onkel Otto wiegt dm Kopf nachdenklich. „Ich weiß nicht! Vielleicht! Das kann ich hmte noch nicht sagen. Das kommt auf die Zukunft an." Es ist ein gutes Verstehm

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Wörgler Nachrichten
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Seite 4 von 6
Datum: 27.05.1933
Umfang: 6
ONKEL OTTO Ein fröhlicher Zeitroman von Albert Augustin Urbeberrechtsschutz Drei-Quellen-Verlag Königsbruck Sa. 24. Warum hat sich Onkel Otto mit dem Neffen Theo dor verkracht? Peter Lenz wollte es wissen, und er erfuhr es auch. Das Ganze hat sich so abgespielt. Auf dem Platze Theodors, wo er seine Baumate rialien untergebracht hat, sind neue Vorräte einge troffen. Fünfzig Säcke mit Kalk stehen brav nebenein ander. Und unweit von ihnein steht ein Sack mit Mehl. Theodor hat längst

alles Liebenswürdige Onkel Otto gegenüber abgelegt. Er behandelt ihn wie einen! Hand langer und nicht anders. „Otto!" „Ja!" „Ehe du den Sack Kalk auf den Bau fährst, schaffst du den Sack Mehl zu meiner Frau, verstanden?" „Jawohl!" „Du brauchst ihn nur vor das Haus zu setzen und meiner Frau Bescheid sagen. Das Menstmädchen mag ihn in die Wirtschaftskammer tun." Also spricht er und geht ab. Onkel Otto nimmt beide Säcke auf den Wagen und fährt dann mit dem anderen zum Bau. Dort entleert er den Kalk in das große

Becken und beginnt, ihn einzurühren,. Komischer Kalk! denkt der Polier und schaut in teressiert zu. Onkel denkt es auch und grinst innerlich. Und rührt unverdrossen. Der Polier kommt heran! und sieht Otto kopfschüt telnd zu. „Was ist das für ein! komischer Kalk, Otto?" „Ja, mir fällt das auch auf!" „Mensch, das ist doch keen Kalk nich! Det sieht man doch! Mensch, was hast du denn da gebracht? ' Das ist doch — Mehl gewesen!" „Heiliger Bimbam!" markiert Otto Schrecken. „Jetzt habe ich den Kalk

bei dem Chef abgeladen, und das Mehl — das habe ich eingerührt!" Auf dem Bau hat die Arbeit zehn Minuten ge stockt. Man konnte einfach nicht arbeiten- man lachte, daß die Seiten und der Leib weh taten. „Otto hat Mehl als Kalk eingerührt!" Man lachte bis Theodor kam. Als der erfährt. Flammen der Bedrückten Roman von Erich A. Mayer 43. Fortsetzung Sie findet ihn im Unterstand lang ausgestreckt lie gend, das Gesicht in den verschränkten Armen ver graben,. Sie wirft sich neben! ihn und redet ihn« an, sucht

Onkel Otto aus, wird ein Flegel, seine Wut artet so aus, daß er tätlich gegen Onkel Otto werden will. Onkel Ottos Gesicht ist mit einem Male todernst geworden. Er weicht nicht aus, als Theodor sich auf ihn stürzen will, als er aber ran ist und ihn vorn an der Brust packen und schütteln will, da gibt ihm Onkel Otto ganz, plötzlich unerwartet einen Kinnha ken, der Theodor die Luft nimmt, er taumelt, will sich halten, klappt zusammen und — wohin setzt er sich? Ausgerechnet in den Mehlpamps. Otto steht

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Kitzbüheler Nachrichten
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Seite 6 von 10
Datum: 21.01.1933
Umfang: 10
ONKEL OTTO Ein fröhlicher Zeitroman von Albert Augustin Urheberrechtsschutz Drei-Quellen-Verlag Königsbruck Sa. 9. Als Peter Lenz die Treppe Hinabstieg, stieß er unten im Flur auf Frau Antonie, die mit wütendem Gesicht herumlief. „Was wollen Sie hier?" rief sie Peter Lenz zu. „Wissen Sie nicht, daß Ihnen der „Grüne Kranz" verboten ist?" Der Ochsenwirr lachte dröhnend auf. Oben ging eine Tür auf. Frank rief herunter: „Antonie . . . ich bitte dich!" Peter Lenz hörte nicht mehr zu, was Mischen

den Ehe leuten gesprochen wurde, das übe.l'eß er d m Piccolo. Am nächsten Morgen war eine neue Köchin da. Sie hieß Mariechen Lengerich, war sehr schlank und dürr und hatte ungute, stechende Augen. Ihr Organ hatte eine Aehnlichkeit mit der Stimme dev Frau Antonie. Es war immer halb in Aufregung. Mariechen Lengerich nahm die Arbeit auf. Zugleich nahm auch Onkel Otto seine Arbeit auf. Im Schweiße seines Angesichtes, angetan mit der grünen Schürze des verflossenen „Friedrichs", putzte er früh um fünf Uhr

Schuhe. Dann half er der neuen Köchin, die zu komman dieren verstand. Er war ganz vergnügt. Beim Schuheputzen pfiff er ein Liedel, und als Dixi am Morgen ganz verlegen an ihm vorbeistrich, da nickte er ihr lustig zu, daß dein Mädel, das sich schämte, leichter ums Herz wurde. Am Morgen entwickelte sich zwischen der neuen Köchin und Onkel Otto ein ergötzliches Gespräch. „Na, Sie sind auch nicht mehr der Allerjüngste, Otto!"- „Fünfundsechzig, Mariechen!" „Daß sich der „Grüne Kranz" keinen jüngeren Haus

abhängig. Ich muß arbeiten, ich muß mich nützlich machen. „Fällt Ihnen das nicht schwer?" „Bewahre, so ein bißchen Arbeet, die ist wie das Salz zur Suppe! Ich habe meinen Humor, und damit kommt man schon noch! eine Strecke." Mariechen hat ihm nicht so recht geglaubt und hat die Madam gefragt. Frau Antonie ist wütend und hat sich daraufhin den Onkel Otto vorgenommen. „Ich wünsche nicht, daß Sie das Dienstpersonal über unsere verwandschaftlichen Beziehungen unterrichten", sagt sie scharf. „Ich liebe

unschuldig „Und im übrigen... Sie müssen mich jetzt Frau Käse bier anred en." „Madam klingt besser!" erwidert Onkel Otto sanft mit stillvergnügten Augen. „Madam. . . gut, das können Sie auch." Onkel Otto ist in Gnaden entlassen und Frau AntoNie sagt zu ihrem Gatten: „Onkel Otto ist vernünftiger wie du denkst, der arbeitet noch ganz gern. Der macht sich. Wir sparen Geld." „Wir müssen ihm doch Friedrichs Gehalt geben!" „Kommt nich in Frage, er soll erst mal die Verpflegung der vergangenen Wochen abarbeiten

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Kitzbüheler Nachrichten
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Seite 4 von 8
Datum: 14.01.1933
Umfang: 8
ONKEL OTTO Ein fröhlicher Zeitroman von Albert Augustin Urheberrechtsschutz Drei-Quellen-Verlag Königsbruck Sa. 7. „Du siehst also, wie es steht. Von den Männern ist bestimmt nichts mehr zu holen. Aber klopfe mal an. Du bist begierig, am Schluß deines Lebms noch einmal Er fahrungen. zu sammeln. Sammle sie. Erfreuliche sind es nicht." Onkel Otto sah sehr nachdenklch vor sich hin. „Vielleicht denkst du, ich rede aus Haß so!" fuhr der Ochsmwirt ruhig fort. „Du lieber Gott. . . ich finde

sie nicht des' Hassens wert. Ich habe doch dem Theodor und dein Nolte auch einmal Geld geborgt. Das war cm halies Jahr vor der Ueberschreioung an die Frauen. Mein Geld war ich los, und die Gäste auch. Dann habe ich gemahnt und bekam grobe Briefe. Da konnte ich mir nicht anders helfen. Ich drohte mit der Betrugsklage. Das half, und jetzt stehen meine . . . immerhin bescheidenen Gelder als Hy potheken auf den Grundstücken eingetragen. Mich wollten sie genau so prellen." Onkel Otto winkte ab. „Lassen wir das Thema

, das ist schon schwerer, sch immer!" „Aber manchmal auch ergötzlicher!" vollendet Peter Lenz. „Besonders, wenn man merkt, daß. . . eigentlich die an deren die Clowns sind." „Recht hast du, Peter." In fröhlcher Stimmung plauderten sie zusammen bis in den Ibend hinein. Sie aßen gemeinsam Abendbrot, und erst gegen 8 Uhr zog Onkel Otto fröhlich über den Markt, wieder dem „Grünen Kranze" zu. „Vergiß nicht, Otto ... bei uns bist du immer will kommen. Auch ohne den . . . Notpfennig!" rief ihm der Ochsenwirt

nach. Otto strahlte über das ganze Gesicht. Das Wort tat wohl; denn er wußte, da war keine Heuchelet mit im Spiele 2. Otto, der Hausdfener. Seit dem denkwürdigen Empfang Onkel Ottos sind vic« Wochen ins Land gegangen. Ostern ist vorüber, und die heiß erwartete Saison rüÄ näher. Onkel Otto wohnt immer noch bei Frank. Er lebt still, zufrieden, ohne Ansprüche zu machen. Er geht, noenn er will, hinüber zum „Ochsen" und unterhält sich gern mit Peter Lenz. Die Behandlung im „Grülten Kranz" ist längst

verkehren; Ankunft und Abfahrt in Moskau finden Montags statt. Es ist der kom fortabelste Zug, der derzeit in der Sowjetunion verkehrt mehr die alte herzliche. Frau Antonie wird jeden Tag gelber vor Aerger; dmN Onkel Otto tut nchts, aus seiner Reserve h rau kz «gehen. Onkel Otto bewohnt längst nicht mehr die besten Zim mer, mau hat ihm im Dachgeschoß zwei Zimmer ange.vie- sm, hat ihm dann von ihnen noch eins abgeknapst. Jetzt lebt er in einem jämmerlichen Dachkämtnevch-en. Er hat alles mit Geduld

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Wörgler Nachrichten
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Seite 4 von 8
Datum: 21.01.1933
Umfang: 8
Seite 4 Samstag / 21. Jänner 1931 ONKEL OTTO Ein fröhlicher Zeitroman von Albert Augustin Urbeberrechtsschutz Drei-Quellen-Verlag Königsbruck Sa. 6 . „Aber Onkel... mit dem Lenz kann man ja nicht ver kehren!" „Lieber Neffe!" entgegntte Onkel Otto mild. „Er ist mei ner Schwester Mann. Wie ihr auch miteinander steht, ich komme nicht drumherum, ihn aufzusuchen. Das dürft ihr mir nicht übelnehmen. Ich tue es nicht, um euch zu krän ken!" Die ruhigen Worte versöhnen ivieder. Onkel Otto geht

auf den neuen Gast, den er Noch nie gesehen hat. Nachdem er bedient hat, kommt er zu Onkel Otto, der an dem großen Stammtisch, mitten unter den Bauern, Platz genommen hat, und begrüßt ihn, wie jeden Gast immer, mit Handschlag. „Was darf ich Ihnen bringen?" „Ein helles Bier, Herr Lenz. . . nicht wahr?" „Jawohl... mit wem habe ich die Ehre?" „Ich bin dein Onkel Otto von drüben!" Er freut sich, als er den herzlichen Ausdruck der Freude auf Rudis offenen Zügen sieht. „Schön willkommen, Onkel! Schön willkommen

! Da muß Lch glech Vater rufen! Vater! Vater!" Peter Lenz, der gerade in der Küche ist, kommt und er kennt den Schwager gleich wieder. Er strahlt über das dicke, gutmütige Gesicht, und seit langem läuft er — die Gäste stellen es fest — wieder einmal schnell. „Aber das ist schön, Otto, daß du den Weg zu mir herüber findest! Aber das freut mich!" Einmal umS anderemal schüttelt er ihm die Hände. Die ehrliche Freude des Mannes tut dem Amerikaner wohl. Er fühlt sich sofort wie zu Hause. Im Lokal schaut

alles neugierig auf den sagenhaften On kel aus Amerika. Peter Lenz setzt sich zu Otto, und sie plaudern miteinander. Es gibt so viel zu erzählen. Zuerst spricht Peter Lenz von seinem toten Weibe und gesteht, daß sie ihm bitter fehlt, heute noch mehr als vor drei Jahren. „An was ist denn Dorothee gestorben?" fragt Onkel Otto. „Am Gallenfieber, lieber Otto. Sie hatte immer mit der Galle zu tun, und jede Aufregung mußte ihr in den letzten Lebensjahren ferngehalten werdm. Ging auch ganz gut, aber . . . vor drei

einer der 'Tä ter im Gefängnis einbekannte, daß die obgenannte in erster Instanz zu elf Jahren Kerker verurteilte Frau unschuldig Wörgler Nachrichten Die Bauern nickten ihm mit beifälligem Murmeln zu. „Siehst du, Otto, auf mich hat nun die Stadt einen wahnsinnigen Zorn. Mein alter „Blauer Ochse", der steht doch rund zehn Meter vor, und vor ihm ist noch der große Nußbaum. Der Nußbaum soll weg. Und der „Blaue Ochse" auch. Soll einrücken. Neu bauen soll ich, mich mit Schulden beladen, so einen großstädtischen Zimt

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Kitzbüheler Nachrichten
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Seite 2 von 4
Datum: 25.01.1933
Umfang: 4
und der SokolorganisatioN in Zusammenhang steht. Ueberfall auf eine Brünner InfaNterie- kaferne Am 22. Jänner gegen 1 Uhr nachts unternahmen etwa 50 Personen einen mißlungenen Angriff auf die Kaserne des 43. Infanterieregiments. Es entstand ein Geplänkel, bei dem insg samt fünf Personen ver wundet wurden, davon drei schwer. Einer der Schwerverletzten ist bald darauf verschieden. Der aben- ONKEL OTTO Ein fröhlicher Zeitroman von Albert Augustin Urheberrechtsschutz Drei-Quellen-Verlag Königsbruck Sa. 10 . Am nächsten

und kostet. Total versalzen! Tatsächlich! Es gibt einen Mordsskandal. Mariechen behauptet, als sie die Suppe zuletzt abge- schmockt habe, sei sie gut gewesen. Frau Antonie ist außer sich. Sie geht sich ent schuldigen. Zwei Tage später ist der Braten versalzen. Vier Tage später entdeckt man Salz in der Zucker dose. Alles befürchtet, daß Frau Antonie die Gelbsucht kriegt. Sie verkracht sich nach und nach mit allen. Jeder und jedem traut sie die Schandtaten zu, selt samerweise nur dem Onkel Otto

nicht, mit seinem wohlwollenden, treuherzigen Gesicht. Onkel Otto fährt mit seinem Gepäckwagen ver gnügt nach der Bahn. Ein 'Schein! der Freude und Zufriedenheit liegt auf seinem runden Vollmondgesicht, es hat geradezu einen Schein des Wohlwollens. Am zweiten Tage begegnet ihm sein Neffe Theodor. Der Baumeister hält ihn an und sagt schmerz lich: „Onkel... Onkel... warum läßt du dir von Frank das bieten? Weißt du nicht, daß dir mein Haus immer offenstcht?" Onkel sieht ihn freundlich an und brennt die ausge gangene Zigarre

und sehen Onkel und Neffen zusammen. Alle lächeln; einige 'schämen! sich. Aber Onkel Otto lächelt. Nein — es ist kein Reisender eingetroffen!. Also trinkt Onkel Otto mit seinem Neffen ein'Glas' Bier und dann einen Schnaps und dann ein Bier — bis der Neffe vollkommen fertig ist. Der Wirt ist etwas verlegen. „Aach!" sagt Onkel Otto ruhig. „Das tut fast gar nichts — ich nehme ihn auf meinen Wagen und fahr ihn heim. Wer niemals einen Rausch gehabt, der ist kein braver Mann." Hundezucht, die land

in rvindgeschützter Lage bietet Raum für 80 Personen. Gute Verpflegung, Bad, eigener Skilehrer. Vollpension 5—8 8. Beliebte Naitstation, Sonnenbäder 40-50" Cf lsius. Bestes Skigelände, 12 Tages- unö 16 Halbtags touren. Sehr geeignet für Skikurse für An fänger und Fortgeschrittene. Seb.u.L. Obermoser Der Wirt lacht. „Aber der Nolte hat beinahe immer einen Rausch, wenn er ausgcht!" „Dann ist er eben sehr brav," sprüht Onkel Otto trocken. Er nimmt den Besäuselten-, als wenn er ein» Feder wäre und schafft »ihn hinaus

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Kitzbüheler Nachrichten
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Seite 4 von 4
Datum: 18.01.1933
Umfang: 4
ONKEL OTTO üb fröhlicher Zeitroman von Albert Augustin Urheberrcchtsschatz Drei-Quellen-Verlag Königsbruck Sa. K. ' ' ) ! „Wat mir infältt, Madam? Dunnerkiel... ick mußte Wut Luft schaffen! Wat haben Sie j.stagt... der Onkel, dm Sie man so in Ehren uffjenommen habm, der . -.. der soll Hausdimer werdm? Ja, schämen Sie sich AE nicht dis ins Rückgrat un noch weiter? Ihren alten Onkel mit seine 65 Jahre... den wollm Sie als Haus diener mspannm? Ja, sin Se denn doll jewordrn?" „Das geht Sie freche

sie in dm Stuhl. „So. . . mir auch eins, Rudi! Und jetzt erzählm Sie mir mal. . . was ist denn dort drüben passiert?" Lina sieht ihn mit ein paar dicken Tränen in den Augm an, dann stößt sie grimmig hervor: „Onkel Otto soll HauS- dimer drüben werden!" „Was?" Die Männer, beide, haben eS überrascht geftagt. „Jawoll! Detwejen bin ick doch wej, weil ick der Madam ordmtlich Bescheid jestoßen habe. Wat sagen Sie, Vater Lenz... der jute, olle Onkel Otto, der jut jenug war und hat dem Frank die 8000 Dollar jepumpt

!" Sie treten die Treppe hinauf und klcttem bis uttters Dach. Peter Lenz' Gesicht wird grimmig. „Unterm Dach! Das muß man sagen, fabelhaft habt Ihr den §>nkel untergebracht!" knurrt er. Dixi wird verlegen. Qualitäts-Ski garantiert norwegergleich KNEISSL Fabriks-Niederlage Sporthaus Hahnenkamm Kitzbühel „Ach, Herr Lenz. . . ich. . . ich weiß nicht, was eigMM lich gespielt wird!" „Seim Sie ftoh, Fräulein Dixi! Seien Sie froh!" Peter Lmz steht Onkel Otto allein gegenüber. Er schüttelt den Kopf, dmn Onkel Otto

scheint GchM räumt und bester Laune zu sein. „Du scheinst fidel zu sein!" „Bin ich! Ach, was ist das für eine spassige Weltl^ „Spassig? Ich finde sie hundsmiserabel! Du sollst $0(r im Hotel arbeiten, habe (ich gehört, Otto?" „Stimmt auffallend, lieber Peter!" „Als Hausdiener?" „Scher stimmt das auch! Ist mir zwar noch Nicht ße gmau gesagt wordm, aber ch glaube, daß ich morgen früß Stiefeln w chse." „Das wirst du nicht tun, Otto!" sagt Peter Lmz. wirst zu mir ziehen." Doch da schüttelt Onkel Otto

lächelnd den .Kbps. „Nein, nein, Peter! Noch nicht! Erst mache ich etnnM das ganze Theater mit! Weißt du, es gibt mir Spaß, ck* mal als vernünftiger Mensch unter lauter Clowns zu seüh" Peter begreift ihn nicht. „Aber Otto, das geht doch einfach nicht, du als Haus» dimer!" „Was willst du, ich bin jetzt kein Millionär mehr, Jet* dern ein armer Teufel, und ein armer Tmfel muß beiten. So ,jsts auf der Welt. Du bist ein seelenguter Ksrfi Peter, aber. . . über irdische Schätze verfügst du auch nicht. Hast

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Seite 4 von 6
Datum: 28.01.1933
Umfang: 6
ONKEL OTTO Ein fröhlicher Zeitroman von Albert Augiistin Urheberrachtsschutx Drei-Quxllen-VerlaJ Könißibruek Sa. 7. „Du siehst also, wie es steht. Von dm- Männern ist bestimmt nichts mehr zu Holm. Aber klopfe mal an. Du bist begierig, am Schlüsse deines Lebens noch einmal Er fahrungen zu sammeln. Sammle sie. Erfreuliche sind es nicht." Onkel Otto sah sehr nachdenkl'ch vor sich hin. „Vielleicht denkst du, ich rede aus Haß, so!" fuhr der Ochsenwirt ruhig fort. „Du lieber Gott. . . ich finde

sie nicht des Hassens wert. Ich habe doch dem Theodor und dem Nolte auch einmal Geld geborgt. Das war ein halbes Jahr vor der Ueberschreiöung an die Frauen. Mein Geld war ich los, und die Gäste auch. Dann habe ich gemahnt und bekam grobe Briefe. Da konnte ich mir ni.ht anders helfm. Ich drohte mit der Betrugsklage. Das half, und jetzt stehen meine . . . immerhin bescheidenen Gelder als Hy- pothekm auf dm Grundstücken eingetragen. Mich wollten sie genau so prellen." Onkel Otto winkte ab. „Lassm wir das Thema, Peter

auch ergötzlicher!" vollends Peter Lmz. „Besonders, wenn man merkt, daß. . . eigentlich die an» derm die Clowns sind." „Recht hast du, Peter." In fröhlicher Stimmung plauderten sie zusammen bis in den Abend hinein. Sie aßen gemeinsam Abendbrot, und erst gegen 8 Uhr zog Onkel Otto fröhlich über den Markt, wieder dem „Grünen Kranze" zu. „Vergiß nicht, Otto ... bei uns bist du immer will kommen. Auch ohne den... Notpfennig!" rief ihm dcr Ochsenwirt nach Otto strahlte über das ganze Gesicht. Das Wort tat wohl

; denn ec wußte, da war keine Heucheln mit im Spiele. 2. Otto, der Hausdiener. Seit dem denkwürd gen Empfang Onkel Ottos sind vier Wochen ins Land gegangen. Ostern ist vorüber, und die heiß erwartete Saison rückt näher. Onkel Otto wohnt immer noch bei Frank. Er lebt still, zufrieden, ohne Ansprüche zu machen. Er geht, wenn er will, hinüber zum „Ochsen" und uniterhält sich gern mit Peter Lenz. Die Behandlung im „Grünen Kranz" ist längst nicht mehr die alte herzliche. Frau Antonie wird jeden Tag gelber

vor Aerger; 'denn Onkel Otto tut nichts, aus seiner Reserve hcrauSzngehen. Onkel Otto bewohnt längst ncht mehr die besten Zim mer, man hat ihm im Dachgeschoß zwei Zimmer angewie sen, hat chm dann von ihnen noch eins abgeknapst. Jetzt lebt er in einem jämmerlichen Dachkämmerchen. Er hat alles mit Geduld und Sanftmut über sch ergehen lassm. Immer ist er heiter und guttr Dinge. Eines Tages gibt es zwischen Frank und seiner Frau einen heftigm Auftritt. „Wie lange soll das mit dem Notpfennigonkel

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Seite 4 von 6
Datum: 18.02.1933
Umfang: 6
ONKEL OTTO Ein fröhlicher Zeitroman von Albert Augustin Urbeberrechtsschutz Drei-Quellen-Verlag Königsbrück Sä. 10 . Unten im Hotel trifft er auf Dixi, die ihn mit großen, erstaunten Augen ansieht, aber seinen Gruß freundlich-ver- legen ermdert. „Ich möchte meinen Schwager sprechen!" sagt Lenz ru hig. „Würden Sie mich zu ihm führen?" „Gern, Herr Lenz!" Sie treten die Treppe hinauf, und klettern bis unters Dach. Peter Lenz' Gesicht wird .grimmig. „Unterm Dach! Das muß man sagen, fabelhaft habt

Ihr den pnM untergebracht!" knurrt er. Dixi wird verlegen. „Ach, Herr Lenz . . . ich. . . ich weiß nicht, was eigent lich gespielt wird!" „Seien Sie froh, Fräulein Dixi! Seien Sie froh!" Peter Lenz steht Onkel Otto allein gegenüber. Er schüttelt den Kopf, denn Onkel Otto scheint aufge räumt und bester Laune zu sein. „Du scheinst fidel zu sein!" „Bin ich! Ach, was ist das für eine spassige Welt!" „Spassig? Ich finde sie hundsmiserabel! Du sollst hier im Hotel arbeiten, habe (ich gehört, Otto?" „Stimmt

auffallend, lieber Peter!" „Als Hausdiener?" „Sicher stimmt das auch! Ist mir zivar noch nicht s» genau gesagt worden, aber ich glaube, daß ich morgen früh Stiefeln wichse." „Das wirst du nicht tun, Otto!" sagt Peter Lenz. „Du wirst zu mir ziehen." Doch da schüttelt Onkel Otto lächelnd den Kopf. „Nein, nein, Ptter! Noch nicht! Erst mache ich einmal das ganze Theater mit! Weißt du, es gibt mir Spaß, ein mal als vernünftiger Mensch unter lauter Clowns zu sein." Peter begreift ihn nicht. „Aber Otto

, das geht doch einfach nicht, du als Haus diener!" „Was willst du, ich bin jetzt kein Millionär mehr, son dern ein armer Teufel, und ein armer Teufel muß ar beiten. So ,jsts auf der Welt. Du bist ein seelenguter Kerl, Ptter, aber. . . über irdische Schätze verfügst du auch nicht. Hast genug von den Bewohnern dieser... dr . . . Stadt zu leiden. Dir noch ctuf die Tasche fallen... das kommt nicht in Frage!" „Es langt schon für uns alte, Otto!" „Das wohl

steckt ein Teil Bosheit. Wir bannen sie in die letzte Ecke, wir finden ja kaum einen Menschen, der uns schlecht genug erscheint, daß wir unsere Bosheit auf ihn loslassen. Kommt uns aber einmal ein solcher Mensch in den Weg . . . dann ists uns eine grausame Freude. Verstehst du mich?" - „Ich fange an, Otto?" „Mache dir also keine Sorgen, Peter. Ich weiß, wo ich immer eine Heimstatt habe, und ich danke dir. . . aber laß mich ttst meinen WH gehen." Da lachte Peter Lenz hell auf und reichte dem Schwager

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Seite 9 von 12
Datum: 31.12.1932
Umfang: 12
ONKEL OTTO Lin fröhlicher Zeitroman von Albert Augustin tlrheberrechtsschutz Drei-Quellen-Verlag Königsbruck Sa. .Z. Die Vmvandtschaft steht wie ange»»agelt, bis sich Frank ausrafft und Onkel Otto entgegenläuft. „Onkel Otto . . . willkommen!" „Der bin ich, mein Junge!" Und in den Armen liegen sich beide. Die Umar mungen setzen sich fort, bis die ganze Verwandtschaft durch ist. Frank hält eine kleine Ansprache, in der er den Onkel, den Unvergessene»», herzlich willkommen heißt. Onkel Otto dankt

gerührt. „Gib mir der: Gepäckschein, lieber Onkel, damit wirs erledigen können." „Ich habe kein Gepäck weiter mit als das, lieber Neffe!" fagt Onkel Otto freundlch. Theodor nickt seiner Frau zu. „Er will sich hier einkaufen!" Gemeinsam verläßt »neu» die Bahnhofshalle ,und besteigt die bereitstehenden drn Autos. Die Verwandtschaft ist erregt. Und ein wenig enttäuscht. Ist das der reiche Onkel, der in dem abgeschabten Mantel, mit dem zerschun- denen Koffer hier ankommt? Man tröstet sch damit, daß reiche

Männer nie viel auf ihre Kleidung halten. Eben ein Sonderling! Onkel Otto wird in seine Gemächer geführt. Er schaut sich gerührt um, denn die beiden Zimmer sind aufs prächtigste eingerichtet. Es sind die schönsten der beiden Etagen. Onkel spricht zärtlich: „Ihr verwöhnt »»sich, Kinder!" Frank »virft sich in die Brust und sagt laut, daß alle Verwandten draußen seine Worte hören: „Aber Onkel, wir wissm, was wir einem lieben Verwandten schuldig sind. Magst du dick) immer recht, recht wohl fühlen

geantwortet: „Wo gespielt wird, legt sich nicht aufs Ohr unser lieber Theodor!" Damit hatte er ihn an der richtigen Stell.' getrof fen, denn Onkel Theodor spielte gern und verlor »nanich- mal ganz nette Sümmchen. Der Pastor hatte seine Frau mitgebracht, eine feine, zurückhaltende Bürgerin, die angenchnr a»»ffiel, weil sie nie auffiel. Sie alle erwarteten voll Spannung den guten On kel Otto aus Amerika. Onkel Otto erscheint und wird im Triumph auf seine»» Platz geleitet. Das Schmausen beginnt. Frank

, der Hotelier, hat sich nicht lrrmpen lassen und sieg reich alle Einwmdungen seiner Frau aus dem Felde geschlagen, hat es durchgesetzt, daß die Tafel der bei einer prunkvollen Hochzeit gleicht. „Kinder!" sagt Onkel Otto und blinzelt seinen Ver wandten vergnügt zu. „Womit habe ich das verdient? Ihr strapaziert euch zu viel für mich!" „Aber, lieber Onkel!" reckt sich Frank stolz. „Wir sind so glücklich, daß du wieder in die Heimat zu rückgekehrt bist. Ein solches Ereignis muß gefeiert

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Seite 5 von 8
Datum: 31.12.1932
Umfang: 8
ONKEL OTTO Lin fröhlicher Zeitroman von Albert Augustin ilrheberrechtsschutz Drei-Quellen-Verlag Königsbruck Sa. Z. Tie Verwandtschaft steht wie angenagelt, bis sich Frank aufrafft und Onkel Otto entgegenläuft. „Onkel Otto . . . willkommen!" „Der bin ich, mein Junge!" Und in den Armen liegen sich beide. Die Umar mungen setzen sich fort, bis die ganze Verwandtschaft durch ist. Frank hält eine kleine Ansprache, in der er den Onkel, den Unvergessenen, herzlich willkommen heißt. Onkel Otto dankt

gerührt. „Gib mir den Gepäckschein, lieber Onkel, damit wirs erledigen können." „Ich habe kein Gepäck weiter mit als das, lieber Neffe!" sagt Onkel Otto freundlich. Theodor nickt seiner Frau zu. „Er will sich hier einkaufen!" Gemeinsam verläßt man die Bahnhofshalle ,und besteigt die bereitstehenden dr.n Autos. Die Verwandtschaft ist erregt. Und ein wenig enttäuscht. Ist das der reiche Onkel, der in dem abgeschabten Mantel, mit dem zerschun- denen Koffer hier ankommt? Man tröstet sch damit, daß reiche

Männer nie viel auf ihre Kleidung halten. Eben ein Sonderling! Onkel Otto wird in seine Gemächer geführt. Er schaut sich gerührt um, denn die beiden Zimmer sind aufs prächtigste eingerichtet. Es sind die schönsten der beiden Etagen. Onkel spricht zärtlich : „Ihr verwöhnt mich, Kinder!" Frank wirft sich in die Brust und sagt laut, daß alle Verwandten draußen seine Worte hören: „Aber Onkel, wir wissen, was wir einem lieben Verwandten schuldig sind. Magst du dich immer recht, recht wohl fühlen

hatte ihm darauf lächelnd geantwortet: „Wo gespielt wird, legt sich nicht aufs Ohr unser lieber Theodor!" Damit hatte er ihn an der richtigen Stelle getrof fen, denn Onkel Theodor spielte gern und verlor mau!:h- mal ganz nette Sümmchen. Der Pastor hatte seine Frau mitgebracht, eine feine, zurückhaltende Bürgerin, die angenehm auffiel, weil sie nie auffiel. Sie alle erwarteten voll Spannung den guten On!- kel Otto aus Amerika. Onkel Otto erscheint und wird im Triumph auf seinen Platz geleitet. Das Schmausen

beginnt. Frank, der Hotelier, hat sich nicht lumpen lassen und sieg reich alle Einwendungen seiner Frau aus dem Felde geschlagen, hat es drrrchgesetzt, daß die Tafel der bei einer prunkvollen Hochzeit gleicht. „Kinder!" sagt Onkel Otto und blinzelt seinen Ver wandten vergnügt zu. „Womit habe ich das verdient? Ihr strapaziert euch zu viel für mich!" „Aber, lieber Onkel!" reckt sich Frank stolz. „Wir sind sh glücklich, daß du wieder in die Heimat zu- rückgekchrt bist. Ein solches Ereignis muß gefeiert

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Seite 4 von 8
Datum: 15.07.1933
Umfang: 8
OZötHOMrZtQttt ONKEL OTTO Sin fröhlicher Zeitroman von Albert Augustin Urheberrcchtsschutz Drei-Quellen-Verlag Königsbruck Sa. 40. Er lacht und Graf Bossewitz stimmt ein. „Aber wieso denn, so sicher wie heute wird der Klub nicht immer spielen. Spielen Sie. Gesichert ist ja alles. Wie haben wir in den letzten Tagen abge schnitten?" „Danke, sehr gut. Ich habe die Abrechnung fertig gemacht. Wir haben einen Ueberschuß von vierzigtau send Mark in den letzten zwei Wochen erzielt. Aber — ich nehmen

. Sind Sie damit einverstanden?" „Ja, ich will fort von hier. Mich quält alles hier. Ich fühle mich unzufrieden." „Sie sollen die schöne Welt keimenlernen, Dixi. Ich will sie Ihnen zeigen, daß Sie Freude an ihr haben. Ich kenne sie schon ein wenig. Sie ist schön. Es gibt so viele Flecke, wo man glücklich sein kann." Am nächsten Tage. Onkel Otto hört, daß sich Dixi mit dem Gra fen verloben wird. Das! gibt ihm einen Stich. Es hält ihn nicht im .Hause, er muß hinüber, muH mit Dixi reden. Er betritt den „Grünen Kranz" lvieder

einmal. Er hat Glück, Frau Antonie läuft ihm nicht in den Weg. Dixi wird blaß, als sie ihn bekümmert eintreten sieht. „Willst du zu mir, Onkel?" „Ja! Ich muß dich einmal sprechen." „Komm mit zu mir in mein Zimmer, Onkel, da sind wir ganz ungestört." Als Onkel Otto und Dixi einander gegenübersitzen, sagt Onkel ernst: „So willst du dich wirklich heute mit dem Grafen Bossewitz verloben?" „Ja, Onkel!" spricht Dixi fest, aber ihr Gesicht- chen ist bleich. „Gefällt es dir nicht, Onkel?" „Es gefällt

mir nicht, so ist es, Dixi! Nichts ge gen den Grafen Bossewitz. Ich habe allerhand Re spekt vor seiner Tüchtigkeit bekommen, wenn es mir auch nicht gerade gefällt, was er aus dem kleinen, net ten Pulkenau gemacht hat. Ein Spielernest! Aber las sen wir das. Ich habe das Gefühl, Mädel, daß du ihn nicht lieb hast." „Vielleicht hast du recht, Onkel, aber ... die Ehen, die auf der Kameradschaft aufgebaut werden, müs sen die schlechte werden?" Onkel Otto lächelt. „Schlechte. . . nein! Das kommt drauf

, Drxr." „Du bist gut, Onkel, aber, warum sorgst du dich so um mich?" „Das will ich dir sagen!" entgegnet Onkel Otto nachdenklich. „Vor etwa zwei Jahren, als du noch ein kleiner Backfisch warst, da schriebst du mir ein mal einen Brief. Und dem Brief lag ein anderer bei, der nicht für mich bestimmt war, den du verseheint- lich dem Kuvert anvertraut hattest. An eine Tante Eleonore war er gerichtet. In Berlin!" Dixi wird über" und über rot, als er das erzählt. „Dir habe ich den Brief mitgeschickt

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Kitzbüheler Nachrichten
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Seite 4 von 12
Datum: 26.08.1933
Umfang: 12
ONKEL OTTO Br fröhlicher Zeitroman von Albert Augustin Urhcberrachtsichutz Drei-Quellen-VerUfi KSaifabruck Sa. „Das kann geschehen, nur mache ich Sie darauf aufmerksam, daß eine Auszahlung in Dollars nicht erfolgen kann, wenigstens zur Zeit nicht." „Brauche ich nicht. Es soll nur wertbeständig sein! Bitte, ich möchte den Scheck einzahlen. Es ist ein bestätigter Scheck der Bank von Neuyork." Ter Vorsteher nimmt den Block. Er schaut den Scheck an und kriegt einen roten Kopf. „Zwei — Millionen

— Lollar?" Riesenaufregung. Sogar Direktor Baumert ist platt. Alles guckt voll Staunen und Bewunderung auf Onkel Otto, der sich plötzlich als reicher Mann ent puppt. Der Vorsteher zerschmilzt bald vor Höflichkeit. On kel Otto erhält Quittung und Formulare und zieht ab. Der Direktor der Zentrale begleitet ihn bis zur Tür und spricht «ihm den Tank aus, daß er trotz der schlechten Behandlung sein Geld der Stadtbanlk anvertraut hat. Die Frauen ziehen auf dem Marktplatz vor dem Rathaus auf. Bürgermeister

stellt — dm Wirt des „Blaum Ochsm", Herrn Peter Lenz. Wäh len Sie ihn als Bürgermeister! Mit diesem ehren- haften Manne ist die Gewähr gegeben, daß das Amt in dm besten, treuesten Händm ist. Und für den frei- gewordmm Posten des Kurdirektors empfehle ich Ihnen meinm Onkel, Herrn Otto Msebier. Unser Onkel Otto hat Pulkenau lieben gelernt, und er will mithelfen, daß es wird. Zum Werden aber gehört Geld. Herr Otto Msebier stellt seiner Heimatstadt für die Dauer von zehn Jahren einen Betrag von zwei

wird. Einer rechnet aus: zwei Millionen zu fünf Pro zent Zinsen sind im Jahre hunderttausend Mark. Tas Ende vom Liede: Peter Lenz wird zum Bürgermeister, Otto Mse bier zum Kurdirektor gewählt. Denn die Stadt kriegt zinslos Geld, etwas ganz Unfaßbares in dieser Zeit. Neue Perspektiven eröffnen sich ihnen. Und die Krise wird schließlich auch einmal Vorbei gehen. Große Feierlichkeit tm „Blauen Ochsen". Der neue Bürgermeister Peter Lenz hat die CJ)as Qddonolcel des oJonanaergafies Der kleine Kus,* der plaudert schön

, Spielt er am grünm Rasen. Das Christkindl hat er scho gsehn Und auch dm Osterhasn. „Wir Kinder", sagt er jüngst zu mir, „Wir haben der Augm zwei. Die Großen bringens stets auf vier. Du, Armer, hast nur drei?" P.S. * Kus — Dominikus, mundartliche Abkürzung. Verwandtschaft und die Stadtverordneten zu einem Es sen geladen. Man feiert ihn, und vor allen Dingm auch On kel Otto. Mit einem Male mögen alle den alten Herrn so gern. Aber ein klein wenig böse ist Onkel Otto. Tixi und Rudi haben sich immer

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Seite 4 von 6
Datum: 04.03.1933
Umfang: 6
ONKEL OTTO Ein fröhlicher Zeitroman von Albert Augustin Urheberrechtsschutz Drei-Quellen*Verlag Königsbruck Sa. 12 . Das sicht die ganze Stadt, und Frau Antonie täuscht sich. Die Aufregung und Verurteilung ist groß und einmütig. Viele wissen doch, daß Onkel Otto einst Frank Käse bier 8000 Dollar zur Verfügung stellte und sind em pört. Frank entschließt sich, ein paar Tage zu verreisen. An demselben Tage geht Onkel Otto in! die Apotheke der nahegelegenen Kreisstadt und kauft für fünf Mark

Abführmittel. „Wirkt unter Garantie binnen fünf Minuten, reinigt Darm und Magen gründlich!" hat der Apotheker ge sagt. Onkel Otto ists zufrieden. Der Militärverein „Kameradschaft" hält im April sein traditionelles Jahresessen mit Damen ab. Das erfolgt immer im „Grünen Kranz". Onkel Otto wird mit zum kommandiert. Er bedient mit einer Ruhe und Sicherheit wie ein routi nierter Ober. Beim Pudding hält Böttchermeister Meterlang seine fulminante Rede. Das tut er schon seit zwanzig Jah ren. Er hat fünf Reden

, und das ... das. . . darf nicht. . . sein" Sie hat bei den letzten Worten den Kopf sinken lassen und sieht mit feuchten Augen vor sich hin. lichen Vorfall ist. Es ist im „Grünen KraNz" pas siert. Der „Grüne Kranz" ist schuld. Vergeblich sind alle Beschwichtigungsversuche. Man fühlt sich! blamiert, provoziert und noch> verschiedent lich geniert, und das läßt man Frau Antonie spüren. Onkel Otto nracht ein unschuldiges, entsetztes Ge sicht. Er müht sich scheinheilig tröstend um Frau An tonie, die die Köchin

ist der Braten versalzen. Vier Tage später entdeckt man Salz in der Zucker dose. Alles befürchtet, daß Frau Antonie die Gelbsucht kriegt. Sie verkracht sich nach und nach mit allen. Jeder und jedem traut sie die Schandtaten zu, selt samerweise nur dem Onkel Otto nicht, mit seinem wohlwollenden- treuherzigen Gesicht. Onkel Otto fährt mit seinem Gepäckwagen ver gnügt nach der Bahn. Ein Schein! der Freude und Zufriedenheit liegt auf seinem runden Vollmondgesicht, es hat geradezu einen Schein des Wohlwollens

hat." „Ist nicht so schlimm! Wenn man eben ein armes Luder ist, dann muß man arbeiten, da hilft nchts." Er geht zum Bahnhof und wartet an der Sperre, der Neffe klammert sich an ihn. Der Zug ist angekom men, die Leute strömen heraus und sehen Onkel und Neffen zusammen. Alle lächeln; einige schämen sich. Aber Onkel Otto lächelt. Nein — es ist kein Reisender eingetroffen. Also trinkt Onkel Otto mit seinem Neffen ein Glas Bier und dann einen Schnaps und dann ein Bier bis der Neffe vollkommen fertig ist. (Fortsetzung folgt

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Seite 4 von 6
Datum: 15.07.1933
Umfang: 6
Qztc ONKEL OTTO üh fröhlicher Zeitroman von Albert Augustin Urhcberr«ohts*chntz Drei-Quellen-Verlag Königsbruck Sa. 39. Er lacht und Graf Bossewitz stimmt ein. „Aber wieso denn, so sicher wie heute wird der Klub nicht immer spielen. Spielen Sie. Gesichert ist ja alles. Wie haben wir in den letzten Tagen abge schnitten?" „Danke, sehr gut. Ich habe die Abrechnung fertig gemacht. Wir haben einen Ueberschuß von vierzigtau send Mark in den letzten zwei Wochen erzielt. Aber — ich nehmen

. Sind Sie damit einverstanden? „Ja, ich will fort von hier. Mich quält alles hier. Ich fühle mich unzufrieden." , „Sie sollen die schöne Welt kennenlernen, Dixi. Ich will sie Ihnen zeigen, daß Sie Freude an ihr haben. Ich kenne sie schon ein wenig. Sie ist schon. Es gibt so viele Flecke, wo man glücklich sein kann." Am nächsten Tage. Onkel Otto hört, daß sich Dixi mit dem Gra fen verloben wird. Das gibt ihm einen Stich. Es hält ihn nicht im Hanse, er muß hinüber, muß mit Dixi reden. Er betritt dm „Grünen Kranz" Meder

einmal. Er hat Glück, Fmu Antonie läuft ihm nicht in den Weg. Dixi wird blaß, als sie ihn bekümmert eintreten sieht. „Willst du zu mir, Onkel?" „Ja! Ich muß dich einmal sprechen." „Komm mit zu mir in mein Zimmer, Onkel, da sind wir ganz ungestört." Als Onkel Otto und Dixi einander gegenübersitzen, sagt Onkel ernst: „So willst du dich wirklich heute mit dem Grafen Bossewitz verloben?" „Ja, Onkel!" spricht Dixi fest, aber ihr Gesicht- chen ist bleich. „Gefällt es dir nicht, Onkel?" „Es gefällt

mir nicht, so ist es, Dixi! Nichts ge gen den Grafen Bosfewitz. Ich habe allerhand Re spekt vor seiner Tüchtigkeit bekommen, wenn es mir auch nicht gerade gefällt, was er aus dem kleinen, net ten Pulkenau gemacht hat. Ein Spielernest! Aber las sen wir das. Ich habe das Gefühl, Mädel, daß du ihn nicht lieb hast." „Vielleicht hast du recht, Onkel, aber . . . die Ehen, die auf der Kameradschaft aufgebaut werden, müs sen die schlechte werden?" Onkel Otto lächelt. „Schlechte. . . nein! Das kommt drauf

Otto nachdenklich. „Vor etwa zwei Jahren, als du noch ein kleiner Backfisch warst, da schriebst du mir ein mal einen Brief. Und dem Brief lag ein anderer bei, der nicht für mich bestimmt war, den du versehent lich dem Kuvert anvertraut hattest. An eine Tante Eleonore war er gerichtet. IN Berlin!" Dixi wird über und über rot, als er das erzählt. „Dir habe ich den Brief mitgeschickt?" „Ja! Du brauchst dich nicht zu schämen, Dixt. Du hast in dem Briefe der Tante dein Herz aus- geschüttet, hast

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Seite 4 von 6
Datum: 26.08.1933
Umfang: 6
ONKEL OTTO Ein fröhlicher Zeitroman von Albert Augustin Urheberrechtsschutz Drei-Quellen-Verla)! Königsbruck Sa. (Schluß) „Das kann geschehen, nur mache ich! Sie darauf aufmerksam, daß eine Auszahlung in Dollars nicht erfolgm kann, wenigstens zur Zeit nicht." „Brauche ich nicht. Es soll nur wertbeständig sein! Bitte, ich möchte dm Scheck einzahlen. Es ist ein bestätigter Scheck der Bank von Neuyork." Der Vorsteher nimmt den Block. Er schaut den Scheck an und kriegt einen roten Kopf. „Zwei

— Millionen — Dollar?" Riesenaufregung. Sogar Direktor Baumert ist platt. Alles guckt voll Staunen und Bewunderung auf Onkel Otto, der sich plötzlich als reicher Mann ent puppt. Der Vorsteher zerschmilzt bald vor Höflichkeit. On kel Otto erhält Quittung und Formulare und zieht ab. Der Direktor der Zentrale begleitet ihn bis zur Tür und spricht l^hm den Lank aus, daß er trotz der schlechten Behandlung sein Geld der Stadtbank anvertraut hat. Die Frauen ziehen auf dem Marktplatz vor dem Rathaus

stellt — den Wirt des „Blauen Ochsen", Herm Peter Lenz. Wäh len Sie ihn als Bürgermeister! Mit diesem ehren haften Manne ist die Gewähr gegeben, daß das Amt in dm besten, treuesten Händen ist. Und für dm frei- gewordenm Posten des Kurdirektors empfehle ich Ihnen meinen Onkel, Herrn Otto Käsebier. Unser Onkel Otto hat Pulkenau lieben gelernt, und er will mithelfen, daß es wird. Zum Werden aber gehört Geld. Herr Otto Käsebier stellt seiner Heimatstadt für die Dauer von zehn Jahren einen Betrag von zwei

wird. Einer rechnet aus: zwei Millionen zu fünf Pro- zmt Zinsen sind im Jahre hunderttausend Mark. Das Ende vom Liede: Peter Lenz wird zum Bürgermeister, Otto Mse bier zum Kurdirektor gewählt. Denn die StM kriegt zinslos Geld, etwas ganz Unfaßbares in dieser Zeit. Neue Perspektiven eröffnen sich ihnen. Und die Krise wird schließlich auch einmal Vorbei gehen. Große Feierlichkeit im „Blauen Ochsen". Der neue Bürgermeister Peter Lenz hat die CJ)as Qddonoßel des cJommergaßes Der kleine Kus,* der plaudert schön

, Spielt er am grünm Rasm. Das Christkindl hat er scho gsehn Und auch dm Osterhasn. „Wir Kinder", sagt er jüngst zu mir, „Wir haben der Augen zwei, Die Großen bringens stets auf vier, Du, Armer, hast nur drei?" P.S. * Kus — Dominikus, mundartliche Abkürzung. Verwandtschaft und die Stadtverordneten zu einem Es sen geladm. Man feiert ihn, und vor allm Dingm auch On kel Otto. Mit einem Male mögm alle den alten Herm so gern. Aber ein klein wmig böse ist Onkel Otto. Tsti und Rudi haben sich immer

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Seite 4 von 8
Datum: 08.04.1933
Umfang: 8
ONKEL OTTO Ein fröhlicher Zeitroman von Albert Augustin Urbeberrechtsschutz Drei-Quellen-Verlag Königsbruck Sa. 26. Zum Abschied muß Rudi noch, ein Lied singen und er singt den netten Schlager: „Man lernt sich ken nen, man muß sich trennen!" oder so ähnliche Dabei macht er ein wehmütig-verschmitztes Gesicht und hat einen Niesenapplaus. Rudi begleitet sie hinaus. „Dixi!"' sagt er zu der Jugendgespielin draußen. „Weiß denn die Mama von dem kleinen Ausflug?" „Nein!" „Au backe

. . . dann Haben Sie nachher dicke Luft!" „Das kann dir doch wurscht sein!" Und fort find sie. Rudi stellt schmunzelnd fest, daiß sie in der Aufre gung „Du" gesagt hat. Als er in das Lokal zurückkommt, da stürzt Mazda auf ihn zu und mit gespielter Entzückung schlingt sie die Arme um ihn,. „Valentino Nummer 2!" „Ach weißt du . . . ich bleibe lieber Rudi Num mer 1 . . . was? Ist das nicht das Gescheiteste. Was sagst du, Onkel?" Versonnen schaut ihn Onkel Otto an. „Hast recht, mein Junge! Am Ende könntest du dort betti

. Ich will einen richtigen Mann, der sich, selber lebt und für mich dazu, nicht asuf die anderen achtet. Das wirst du freilich nie verstehen, Mama! Also mit dem Heiraten. . . und den, Verloben schon. . . das überlasse mir, Mama!" Sehr energisch hat die Tochter gesprochen. Tage vergehen. Der erste Gerichtstern,in ist angesetzt. Onkel Otto rüstet sich und fährt gemeinsam mit seinem Schwager nach der Kreisstadt. Es sind nur Nolte und Theodor anwesend. Frank läßt sich durch einen Rechtsanwalt vertreten. Er schämt

sich. Die beiden Neffen weigern sich, zu zahlen, und begründen ihre Weigerung damit, daß es sich um eine Schenkung handelt. Ruhig entgegnet Onkel Otto, daß er den Betrag höchstwahrscheinlich den Neffen geschenkt hätte, aber jetzt, da. er selber verarmt sei, könne er das nicht und müsse auf der Forderung bestehen. Der Fall liegt ganz klar und gibt dem Richter keine Nuß zu knacken auf. Onkel Otto bringt die Briefe, in denen sie ihn um ein Darlehen ersuchen. Er weist die Schuldscheine vor. Alles ist in Ordnung

. Auch Franks Rechtsanwalt kann nichts machen, er hat einen denkbar schlechten Stand. Er versucht, einen Vergleich herauszuholen. Will, daß sich Onkel Otto mit einem Betrag, der ein Vier tel ausmacht, zufrieden! gibt. Ehe Onkel Otto dazu kommt, Stellung dazu zu nehmen, hat Theodor schon erklärt, daß er nicht daran Lager für vier. Aber diese vier sind mehr wert als jene zwanzig." Da fassen auch die beiden andern wieder Mut und greifen zu. Statt der vier Hütten, die anfangs be gonnen worden waren, setzen

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