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Unterinntaler Bote
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Page 13 of 20
Date: 20.04.1912
Physical description: 20
naufnahme und in Tirol, Erz- Vellage rum „llnterinntaler Voten". Nr. is Verlag der „Druckerei Union" 6el. m. d. h., ha» In Tirol, 1912 Der Hagestolz. Novelle von Adalbert Stifter. (Fortsetzung.) „Und zum dritten kann ich Euch nicht über führen, weil ich sonst ein ungetreuer Diener wäre. Der Herr hat mir keinen Auftrag ge geben, Euch in die Hul zu führen, und wenn er dies nicht tut, so führe ich Euch nicht über." „Gut", antwortete Viktor, „so bleibe ich hier so lange sitzen, bis morgen ein Fahr

vergehen, ehe Ihr eines seht." „So muß mich morgen mein Oheim in die Hul zurückführen lassen, weil ich auf sein Verlangen hieher gekommen bin, und weil ich nicht mehr länger dableiben will," sagte Viktor. „Es kann sein, daß er es tut", antwortete der Diener, „ich weiß das nicht; aber jetzt wartet er mit dem Abendessen auf Euch." „Wie kann er warten", sagte Viktor, „da gemeint hat, ich solle meinen Spitz er kranken, da er gesagt hat, daß er nicht öffnen sollte, wenn ich es nicht tue

, ich würde Euch hier finden. Anfangs, da ich Euch nicht sah, meinte ich gar, Ihr seid gleich wieder über das Wasser davongefahreu. aber es war ja nicht möglich, der Mann, der Euch gebracht hat, muß ja schon um die Orlaspitze zurückgewesen sein, als Ihr hier her zurückkamet." Als Viktor hierauf nichts erwiderte, stand der Mann noch ein Weilchen, dann sagte er wieder; „Der Herr wird gewiß bereits zu essen begonnen haben; denn er hat seine fest gesetzten Stunden und geht davon nicht ab." „Das ist mir eine gleichgültige

Sache", antwortete Viktor, „er mag essen und sich sättigen, von seinem Mahle verlange ich Brünette. Gemälde von Bellanger. nichts; denn ich und mein Spitz haben unsere Brote, die ich mir aufgehoben habe, schon verzehrt." „Nun, so muß ich also gehen und ihm das melden," sprach der Diener weiter, — „aber das müßt Ihr bedenken, daß Ihr, wie Ihr vorher selber sagtet, gekommen seid, weil es der Oheim begehrt hat, daß er also mit Euch zu sprechen wünscht, und daß Ihr das selber unmöglich macht

; wenn Ihr ihn nicht befolgt, so kümmert es ihn nicht. Er denkt gewiß nicht mehr darauf; denn sonst hätte er mich ja nicht geschickt, Euch zum Essen zu holen." „Wenn Ihr mir verbürgen könnt, daß dem Hunde nichts geschieht, so will ich mit Euch gehen," sagte Viktor. „Das kann ich Euch verbürgen", antwor tete der Diener, „der Herr vergaß die Gering fügigkeit eines Hundes und wird ihm nicht- anhaben." „So komme, lieber Spitz," sagte Viktor, indem er aufstand. Er suchte gleichsam mit zitternden Händen eine Schnur

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Unterinntaler Bote
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Page 21 of 26
Date: 23.03.1912
Physical description: 26
dabei. — Alles ist in jener tiefen Stille, von der die Heiden einst sagten: „Pan schläft." Viktor ging in die Küche und fragte, wo die Mutter sei. „In dem Garten oder sonst wo herum," antwortete die Magd. „Und wo ist Hanna?" fragte Viktor wieder. „Sie ist vor wenigen Augenblicken hier gewesen", erwiderte die Magd, „ich weiß nicht, wo sie hingegangen ist." Viktor ging in den Garten hinaus und ging zwischen reinlichen Beeten dahin, die er so lange gekannt hatte, und auf denen die ver schiedenen Dinge

knospeten und grünten. Der Gartenknecht setzte Pflanzen, und sein Söhn lein pumpte Wasser, wie es sonst oft gewesen war. Viktor fragte um die Mutter: man hatte sie in dem Garten nicht gesehen. Er ging weiter an Johannisbeeren, Stachel beeren, an Obstbäumen und Hecken vorüber. Zwischen den Stämmen stand das hohe Gras, und in den Einfassungen blühten manche Blümlein. Von der Gegend des Glashauses, dessen Fenster in der Wärme offen standen, tönte eine Stimme herbei: „Viktor, Viktor!" Der Gerufene

, welcher durch seine feurige Arbeit in seiner Stube oben einen Teil der Bekümmernis zerstreut hatte, die wegen der nahen Fortreise über ihn gekommen war, wendete bei diesem Rufe sein erheitertes Ant litz gegen die Glashäuser. Es stand ein schönes, schlankes Mädchen d.ort, welches ihm winkte. Er schritt den nächsten Weg durch das Gartengras zu ihr hinüber. „Viktor", sagte sie, als er bei ihr angelangt war, „bist du denn schon da, ich habe ja gar nichts davon gewußt, wann bist du denn gekommen?" „Ja, sehr früh morgens

, der einen Spaziergang vom Tage vorher durch Ruhe verwinden muß, oder ist es etwa weit herüber, oder soll ich die Mittagshitze wählen?" „Warum hast du denn gestern gar nicht auf unsere Fenster herübergeschaut, Viktor, da ihr vorbeiginget?" „Weil wir Ferdinands Geburtstag feierten und nach Einverständnis der Eltern den gan zen Tag für uns besaßen. Deswegen hatten wir keinen Vater,"keine Mutter, noch sonst jemanden, der uns etwas befehlen durfte. Darum war auch unser Dorf bloß der Ort, wo wir zu Mittag essen wollten

, weil es so schön ist, weiter nichts. Verstehst du es?" „Nein; denn ich hätte doch herübergeschaut." „Weil du alles vermengst, weil du neu gierig bist und dich nicht beherrschen kannst. Wo ist denn die Mutter? Ich habe ihr etwas Notwendiges zu sagen: erst war ich nur nicht gleich gefaßt, da sie mit mir redete, jetzt weiß ich aber schon, was ich antworten soll." „Sie ist auf der Bleiche." „Da muß ich also hinübergehen." „So gehe, Viktor," sagte das Mädchen, indem es sich um die Ecke des Glashauses herumwendete

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Unterinntaler Bote
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Page 15 of 20
Date: 13.04.1912
Physical description: 20
- 115 - „Nun in Gottes Namen, junger Herr," sagte er noch, gab dem Schiffe mit dem Fuße einen Stoß, sprang schnell in dasselbe ein, und das getroffene Fahrzeug schwankte in das Wasser zurück. Nach wenigen Augenblicken sah Viktor schon die beiden Ruder taktmäßig steigen und fallen, und das Schiff schob sich in den Wasserspiegel hinaus. Er stieg mit einigen Schritten das Ufer vollends hinan, bis er von dem oberen Rande weit über den See schauen konnte. Er blickte den Abfahrenden nach und sagte

— dann aber führte er eben hin. Das Gestrippe hatte aufgehört, und nur mehr ungemein starke Ahörne standen auf einer dunklen Wiese fast nach einer gewissen Ordnung und Regel um her. Es war unverkennbar, daß hier einmal eine gute Fahrstraße gegangen war, aber sie war verkümmert und überall von wucherndem Krüppelgesträuche eingeengt. Viktor ging durch den seltsamen Ahorngarten hindurch. Hierauf gelangte er durch neuerdings begin nendes Buschwerk an einen sonderbaren Ort. Er war wie eine Wiese, auf der kleine

und zum Teile verkommene Obstbäume standen. Aber mitten unter diesen Bäumen war im Grase eine runde steinerne Brunneneinfassung, und allenthalben zwischen den Baumstämmen standen graue steinerne Zwerge, welche Dudel säcke, Leiern, Klarinetten und überhaupt mu sikalische Gerätschaften in den Händen hielten. Manche davon waren verstümmelt, und es ging auch kein Weg oder gebahnter Platz von einem zum andern, sondern sie standen lcknglich in dem hohen, emporstrebenden Grase. Viktor schaute diese seltsame Welt

eine Weile an, dann strebte er weiter. Sein Weg ging von diesem Garten über eine alte Steintreppe in einen Graben hinab und jenseits wieder hinauf. Wie überall Gebüsche war, so war es auch hier, aber hinter dem Gebüsche sah Viktor eine hohe, fensterlose Mauer, in wel cher ein Eisengitter stand, an dem der Weg endete. Viktor schloß nicht mit Unrecht, daß hier der Eingang in die Klause sein müsse, und er näherte sich deshalb dem Gitter. Ms er angekommen war, fand er es verschlossen, und es war keine Glocke

der feine, sanfte Dunst, der gerne über Bergwässern ist, und es stiegen die rötlich schimmernden Wände der Grisel hinan. Während Vikwr so durch die Eisenstäbe hineinschaute und an ihnen allerlei Versuche wachte, ob er nicht eine Vorrichtung fände, durch die das Gitter aufgehe, trat ein alter Mann aus dem Gebüsche und sah nach Viktor hin. „Habt die Freundschaft", sagte dieser, „öff net mir das Tor und führt mich zu dem Herrn des Hauses, wenn nämlich dieses Ge bäude die Klause heißt." Der Mann sagte

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Unterinntaler Bote
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Page 15 of 20
Date: 20.04.1912
Physical description: 20
schwache Licht desselben auf den Blättern eines Baumes glänzen, der vor dem Hause war — aber die Berge, die gegenüberstanden, zeigten sich völlig lichtlos. Die im Laufe dieses letzten Tages vielfach genannte Grisel erkannte er gleich. Sie stand wie ein flacher, schwarzer .Schattenriß auf dem Silber des Himmels, bog sich niedergehend ein wenig aus, und an dem Buge stand ein Stern, wie ein niederhängendes irdisches Ordenssternlein. Viktor schaute lange hinaus. „Nach welcher Gegend hin", dachte

empor ziehen." Es kam, während er so hinausschaute, nach und nach eine kalte, sehr feuchte Nachtluft durch die Fenster herein. Viktor schloß sie also zu und besah, ehe er sich niederlegte, auch das zweite Gemach. Es war wie das erste, nur daß es kein Bett hatte. Ein rußiges Bild sah von einer Nische nieder, darauf ein Mönch abgemalt war. Viktor schloß auch hier das schmale Fenster und ging zu seiner Lager stätte hinaus. Den Spitz hatte er unwill kürlich immer an der Schnur mit sich ge führt

; nun aber löste er den Knoten an dem Ringe, nahm ihm das Halsband ab und sagte: „Lege dich hin, wo du willst, Spitz, wir werden uns wechselweise nicht absperrem" Der Hund sah ihn an, als wollte er deut lich sagen, daß ihm alles befremdend vor komme, und daß er nicht wisse, wo er sei. Viktor schloß nun auch seinerseits das Schloß seines Zimmers zu und entkleidete sich. Es fiel ihm während dieser Handlung auf, daß er heute abends in dem ganzen Hause nur drei Menschen gesehen habe — und daß diese lauter alte

. Als Viktor des andern Morgens erwachte, erschrak er über die Pracht, die sich ihm- - 123 - darstellte. Die Grisel stand drüben in allen ihren Spalten funkelnd und leuchtend, und obwohl sie in der Nacht der höchste Berg geschienen hatte, so standen doch nun höhere neben ihr, die er in der Nacht nicht gesehen hatte, und die nun sanft blau niederschienen und an vielen Stellen Schneeslecken zeigten, die sich wie weiße Schwäne in die Spalten duckten. Alles glänzte und flimmerte durch einander, hohe Bäume

standen vor dem Hause in einer solchen Nässe, wie er sie nie gesehen hatte, die Gräser troffen, überall gingen breite Schatten nieder, und das Ganze erschien noch einmal in dem See, der von jeder Flocke Nebel rein gefegt wie der zarteste Spiegel dahinlag. Viktor hatte seine Fenster auf gerissen und steckte das blühende Angesicht zwischen den Eisenstäben hinaus. Sein Er staunen war außerordentlich. Mit alle dem Getümmel an Lichtern und Farben herum bildete das todähnliche Schweigen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 1 of 8
Date: 20.02.1930
Physical description: 8
,, der mannigfachen Wirtschaftskrisen — all das hat einer immer SfotiBeton. Sie Fahrt durch die Nacht. Novelle von K. L. Nordhausen. Im Walde dröhnte es weder vom Fauchen irgend eines fernen, unsichtbaren Ungeheuers. Jäh war der Schall erwacht und drang ans Ohr Viktor Gellings. Viktor Gelling war stehengeblieben. Da fegte es heran. Aus einer unwahrscheinlich großen Staubwolke kam ein blinkendes Etwas hervorgeschossen und stob dahin, bis es plötzlich einen jähen. Knall gab. Rasch senkte sich die Staub wolke

und das Gekläff des Motors verhallte. Mit Schmunzeln schritt Viktor Gelling zu der Stelle des verrneintlichen Unfalles. Allein der Motorradfahrer stand unversehrt die Brille emporgeschoben und winkte den Fuß gänger herbe:. . „Darf ich Sie einladen? — Hier hinter mir ist ein Plätzchen.frei!". . ■ .Länke. danke.^ wehrte Viktor Gelling ab. „so rasch will ich nichts zstr Stadt!" , Tie Aufsicht auf eme sausende Fahrt hatte für Viktor Gellingdurchaus nichts Verlockendes: im Gegenteil, da er die Bahn nicht benutz

! hatte und gemächlich und im geruh samen Wandern gns Ziel gelangen wollte, so hatte er allen Grund, entschieden die Zumutung zurückzuweisen, als Bal iast mitgenommen zu werden. Das verhehlte er dem wilden Fahrer nicht. , , f.,. Mr verzhg dgs Hesichr-zu einer Fratze, schob die^ Brille Miaib, fiWerje an -dgn -Hebeln der Maschine und wandte uch darauf kürz, unhöflich an Viktor Gelling: „Steigen Sie aus!" „Erlauben Sie," versuchte er entrüstet auszubegehren. Der Motorradfahrer zog einen kleinen, blitzenden Re volver

. „Steigen Sie auf!" Wieder dröhnte der Wald vom Fauchen des grimmigen Ungeheuers, und hinter dem Gekläff des Motors drein zog eine kleine kilometerlange graue Staubfahne durch den starr stehenden Wald. Viktor Gelling. saß festgeklammert an den Fahrer, unfähig, sich zu wehren, rettungslos selbst ver loren. wenn er durch einen Ruck oder einen Stoß an den Fahrer hätte Vergeltung üben wollen. In Windeseile stob das Paar auf dem Motorrade da hin. Die ebenso weiße Straße ward Kilometer um Kilo meter

verschluckt. - Die Stadt, in die Viktor Gelling wollte, lag zwanzig, dreißig, vierzig Kilometer zurück. Schneller als er denken konnte, flogen die Kilometersteine vorüber. Viktor Gelling faß züiämmengekauert. fassungslos im zweiten Sattel. Seinwürw. die hmter ihnen drettckamen, trafen seinen Rücken. Er spürte kein Glied mehr. Nur ganz dumpf war Hbffnung in chm. daß der Benzinvorrat bald ein Ende haben,müsse, und damit die rasende Fahrt für ihn ein Ende. Allem, das Tenfelsräd kannte keine Müdigkeit

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Unterinntaler Bote
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Page 17 of 20
Date: 20.04.1912
Physical description: 20
sich im Boden des Gefäßes eine metallene Platte öffnete und die Flüssig keit abrinnen ließ. Viktor lächelte fast über diese Einrichtung; denn §u Hause bei ihm war das alles einfacher und freundlicher: der Spitz war in freier Luft, er trank am Ache und verzehrte fein Essen unter dem Apfelbaume. „Ich zeige dir vielleicht einmal das Bild nis deines Vaters", sagte der Oheim, „daß du siehst, wie ich dich gleich erkannte." Nach diesen Worten stieg der alte Mann wieder auf die Leiter und nahm einen neuen Logel

heraus. Viktor stand immer in deni Zimmer und wartete, daß der Oheim mit ihm über die Angelegenheit seiner Herreise zu sprechen beginnen werde. Llber dieser tat es nicht und putzte stets an seinen Vögeln sock. Nach einer Weile sagte er: „Das Mit- tagmahl ist genau um zwei Uhr. Stelle deine Uhr nach dieser dort und komme dar nach." Viktor erstaunte und fragte: „Ihr werdet mich also vor dieser Zeit gar nicht mehr zu sprechen verlangen?" „Nein," antwortete der Oheim. „So will ich hinausgehen

, um Euch in Eurer Zeitverwendung nicht stören, und will den See, die Berge und die Insel betrachten." „Tue, was dir immer gefällt," sagte der Oheim. Der Schlotzberg von Arco. Viktor ging eilig hinaus, allein er fand die Tür der hölzernen Treppe verschlossen. Daher ging er wieder zu dem Oheime zurück und bat, daß er möchte öffnen lassen. „Ich werde dir selber aufmacheu," sagte dieser. Er stellte seinen Vogel hin, ging mit Viktor hinaus, zog einen Schlüssel aus seinem grauen Rocke und schloß damit die Tür der Holz treppe

hinter festen, starken Eisengittern. Das Haupttor war verrammelt, und die hölzerne überdeckte Treppe zu dem Sandplatze herab schien der einzige Eingang zu sein. 'Wie war das anders als zu Hause, wo Fenster an Fenster offen stand, weiße, sanfte Vorhänge wehten und man von dem Garten aus das lustige Küchen feuer flackern sehen konnte. Viktor wendete seine Augen nun gegen den freien Platz, der von dem düsteren Hause wcgging. Er war das Freundlichste dieser Umgebung. Hißten an den Seiten des Hauses

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Unterinntaler Bote
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Page 17 of 20
Date: 11.05.1912
Physical description: 20
feilte Gewalt an", sagte Viktor, ,,lasset mir in diesem Dinge meine Weise, daß Ihr seht, daß ich uneigennützig bin." A. H. Perret, der letzte der Pensionäre des Königs von Preußen in Neuchatel. „Ich zwinge dich nicht," sagte der Greis md schob seine Papiere wieder in die Tasche. Viktor sah ihn eine Weile an. Aus den -ellen Augen drangen ihm die schimmernden LrLnen — Zeugen eines tiefen Gefühles — tont bückte er sich plötzlich nieder und küßte festig die runzlige Hand. Der alte Mann gab

einen dumpfen, un heimlichen Laut von sich — es war wie Schluchzen — und stieß den Jüngling bei dem Gitter hinaus. Man vernahm gleich darauf den rasseln den Laut und den Stoß, wie sich das Tor zumachte uttd in das Schloß siel. Viktor wendete sich um und sah den Greis von rück wärts, wie er, mit seinem grauen Rocke an getan, seinem Hause zuschritt. Der Jüng ling drückte sein Tuch gegen die Augen, die heftig strömten und nicht enden wollten. Dann kehrte er sich gleichfalls wieder ab und begab

sich auf den Weg, der ihn zu der Stelle führte, wo er zum ersten Mule diese Insel betreten hatte. . Er ging an der einen Seite in den Graben hinab, an der andern hinaus, er ging durch 'den Zwerg garten, durch das Wäldchen der großen Bäume und durch das Gestrüpp. Als er an dem Landungsplatz angekommen war, ■ waren seine Augen zwar schon getrocknet, aber noch sanft gerötet. Der Greis aus der Hul erwartete ihn schon hier, und auch das freundliche, blauäugige Mädchen stand in dem Hinterteile des Schiffes. Viktor stieg mit dem Spitz

, die, wie sie sich bei der Her reise verlängert hatte, sich nun hinter die Wände zurückzog. Zuletzt, als sie sich der Hul näherten, waren wie damals, als Viktor ankam, nur mehr die blauen Wände um das , einsame Wasser, und der blaue Widerschein war in ihm. In der Hul hielt sich Viktor ein wenig auf. t Frau G. Coradi-Stahl, Zürich. um mit dem alten Fischer etwas zu reden und ihm den Fährlohn zu geben. An die Märchen aber, von denen bei der Hinfahrt die Rede gewesen war, dachte man nicht. In der Hul hatte der Jüngling schon

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 3 of 8
Date: 14.11.1933
Physical description: 8
Das Leben Dr Anderthalb Jahrzehnte Weltgeschichte liegen zwischen dem 12. November und dem Todestag jenes Mannes, der mehr als die meisten anderen mitgeholsen hat, Weltgeschichte zu machen. Es ist schwer, nur von ihm, nur von seinem persönlichen Schicksal zu erzählen. Denn das Leben Viktor- Adlers ist untrennbar verbunden mit dem Schicksal und dem Kampf der österreichischen Arbeiter. Ist doch er der Mann gewesen, der sie. die Irrenden und Zersplitterten, geeinigt hat und dessen Lebenswerk

ihr Aufstieg und ihr Fortschreiten war. Der „große Sprung" in seinem Leben Am 24. Juni 1852 ist Viktor Adler in Prag geboren. Er tvar das Kind wohlhabender Bürgersleute und seine Kindheit war geborgen und geschützt wie die Kindheit aller Angehörigen der besitzenden Schichten. Sie beherrschen die Welt; und Viktor Adler wäre es, seiner Abkunft und sei nem Geist nach, leicht möglich gewesen, in dieser Welt der Besitzenden ein bedeutender und geachteter „Mitbürger" zu werden. Und es ist vielleicht das wahrhaft

Große in sei nem Leben, daß er den großen Sprung über jene riesige Barrikade gewagt hat. die diese Welt der Besitzenden von jener der Besitzlosen trennt, und sich bekannt hat zu denen, die unterdrückt sind. Als Dreijähriger ist Viktor Adler mit seinen Eltern nach Wien gekommen. Er hat dieses Wien und das Volk von Wien geliebt mit allen Fasern seines Herzens; in Wien hat er die ersten Eindrücke seiner Kindheit empfangen. Es war die Zeit, in der die Basteien und die Wälle sielen, in der aus der alten

kaiserlichen Re sidenz langsam eine große Weltstadt wurde. Die Repubttk im Gymnasium Nach der Volksschule hat Viktor Adler das Schotten- ghmnasium besucht. Viele, von denen später die Welt redete, sind dort aus der Schulbank gesessen. Im Schotten- ghmnasium war es auch, wo Viktor Adler einen Mitschüler kennengelernt hat. dessen Name ebenfalls wohlbekannt ist in den Reihen der österreichischen Arbeiter: Engelbert Perner- storser. In den oberen Klassen gap es so etwas wie eine Schulgemeinde. Adler

und Pernerstorfer hatten sie orga nisiert. Es war eine regelrechte Schulrepublik. Die Ideale von anno 1848 klangen in ihr nach, der Traum von der großen, freien, deutschen Republik. Auch Adler und Per nerstorfer waren damals noch keine Sozialisten. Sie wa- ren Deutschnationale — freilich in einem ganz anderen und edleren Sinn, als es das braune Mordgesindel von heute verstehen und begreifen kann. Diese Gesinnung nahm Viktor Adler auch auf die Universität mit. Er trat der deutschnationalen Burschenschaft

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Neueste Zeitung
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Page 4 of 4
Date: 02.10.1920
Physical description: 4
, Geweihe, Bilder rahmen Teemaschine zu verkaufen. Anichstraße 25. L S.t Tür 10 960=14 Schwarzer Anzug. Hcrren- Ueberzieher, Damen-Brillani- ring sind preiswert zu ver kaufen. Gabelsberaerstraße LS Part, links. 4543-14 11 Der Hagestolz. Novelle von Adalbert Stifter. »Ich will sorgen, Viktor, ich will ihnen ben Schlag am Morgen öffnen und am Abend schließen," ich will Sand streuen und ihnen Futter geben." „Dann mutz ich dir noch für die viele Leinwand San ken. die ich mitbekomme." „Um Gottes willen

Gefallen, wenn du es nirmnst." „Wenn ich dir einen großen Gefallen tue, so will ich es nehnnen und es dir aufheben, bis du kommst und es dir sorgfältig bewahren." „Und die Nelken pflege, die armen Dinger an der Planke — hörst du — und vergiß den Spitz nicht," er ist zwar schon alt, aber ein treues Tier." „Nein, Viktor, ich vergesse ihn nicht." „Aber ach, das ist es ja alles nicht, was ich eigentlich zu sagen habe — ich muß etwas anderes sagen." „Nun, so rede, Viktor!" „Die Mutter hat gesagt, ich möchte

heute noch ein freund liches Wort zu dir sagen, weil wir öfter miteinander ge zankt haben — ich möchte noch gut reden, ehe ich auf immer fortgehe — und da bin ich gewinnen, Hanna, um dich zu bitten, daß du nicht auf mich böse seiest." „Wie redest du nur, ich bin ja in meinem ganzen Leben nicht böse auf dich gewesen." * „O, ich weiß es jetzt recht gutz du bist immer die Ge- Wälte nutz Geduldige gewesen." „Viktor ängstige dich nicht, das ist dir nur heute so." „Nein, du warst immer gut, ich dachte

es nur nicht so. Höre mich an, Hanna, dir will ich mein ganzes Hierz aus- schütten," ich bin ein unbeschreiblich unglücklicher Mensch." „Heiliger Gott! Viktor, mein lieber Viktor! was ist dir denn so schwer?" „Siehst du, den ganzen Tag hängen mir die niederzie henden Tränen in dem Haupte, ich mutz sie zurückhalten, daß sie mir nicht aus den Augen fallen. Als ich nach dem Mittagessen an dem traurigen Wasser und dem Bnchen- gehänge himmfging, war es nicht eigentlich Langeweile, sondern, daß mich nur keine Augen

anschauen möchten — und da dEe ich mir: ich habe doch gar niemand auf der ganzen großen, weiten Erde, keinen Vater, keine Mutter, keine Schwester. Mein Oheim bedroht mir meine wenigen Habseligkeiten, well ihm mein Vater schuldig war, und öie einzigen, die wir Gutes tun, muß ich verlasen." „O, Vlltor, lieber Viktor, kränke dich nicht zu sehr. Dein Vater und deine Mutter sind freilich gestorben," aber das ist schon lange her. daß du sie kaum gekannt hast. Da für hast du eine andere Mutter gefunden

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Neueste Zeitung
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Page 4 of 4
Date: 30.09.1920
Physical description: 4
, „daß wir artig sind. Wir wollen dich heute noch einmal sehen und ein Abschiedsfest feiern. Du kannst dann übermorgen oder wann beim Retseänstalten fertig sind, deines geraden W?Ms über die Berge wandern, ohne, wie wir verabredet haben, noch einmal die Stadt zu berühren, um von uns Abschied zu mhwen. Genieße dann nur recht deine wenigen noch übri gen Tage de rFreiheit bis du in das Joch der harten Ar beit mußt." „Sei mir gegrüßt, mein Sohn," sagte die Gattin des Vormundes und küßte Viktor

, ordnete an, in welcher Reihte man an dem Tische sitzen sollte und sagte: „Siehst du, Viktor, wie dich alle doch lieb haben." Die Speisen kamen und das Mahl begann. Der Vormund und fetrr? Gattin saßen obenan, neben Rosinen wurde Hanna, die Ziehschwester Viktors, gesetzt, den Mädchen gegenüber waren die Jünglinge, und ganz unten hatte sich als Wirtin die Mutter hingesetzt, die häu fig aus und ein zu gehen und zu sorgen hatte. Mar» genoß die ländlichen Gerichte. Der Vormund erzählte Reiseabenteuer

, die er selbst erlebt Hatte, da er noch in den Schulen war, er gab Re geln. wie man Mit mäßigem Frohsinne die Welt genießen solle und unterwies Viktor, wie er sich nun zunächst zu benehmen habe. Die Gattin des Vormundes spielte auf eine künftige Braut an, und Ferdtimnd sagte, er würde den Freund sehr bald besuchen, wenn derselbe nur einmal in seinem Standort würde eingerückt sein. Viktor redete wenig und versprach, alles genau zu befolgen, was ihm der Vormund anriet und einprägte. Den Brief, den er ihm an den Oheim

mitgab, zu welchem Viktor nun un mittelbar und zwar auf die ausörlickliche sonderbar? und etwas eigensinnige Forderung des Oheims selbst zu Fuß zum Besuche kommen mußte, versprach er recht gut auf zubewahren und sogleich bei der Ankunft abzugeben. Als es gegen Abend ging, machten sich die Stadtbewoh ner auf den Heimweg. Sie ließen ihren Wagen, der in dem Gasthause gehalten hatte, in dem engenen Tale bis zu seiner Mündung in das weitere vorausgehen und wurden von ihrer Wirtin und Viktor und Hanna

be gleitet. „Lebt wohl, Frau Ludmilla," sagte der Vormund, als er in den Wjagen stieg, „lebe wohl, Viktor, und befolge alles, was ich dir gesagt habe." Als er in den Wagen gestiegen war, als Viktor noch einmal gedankt und man sich allseitig empfohlen hatte, flogen die Pferde düvom Es war heute schon zu spät, daß Viktor noch weit in den Wald hinaufgegangen wäre. Er blieb zu Hause, sah ver schiedene Dinge Ui dtem Gürten an und untersuchte noch einmal alle Habe, die er'itt sein Ränzchen gepackt

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Lienzer Nachrichten
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Page 11 of 12
Date: 28.03.1925
Physical description: 12
von Neuaufnahmen sind bei der Vorstehnng zu er- statten. Bolzschntzen-Gesellschast, Aenz Bestgewinrrer vom Gefillschafls- März 1925. Haupt: Beimrohr Wilhelm, Gumpitsch Viktor, Weiß Andrä, Moser Anton, Wittmann Alois, Tevich Jakob, Sora Hermann, Dors- mann Franz, Putz Albert, Schöpfer Franz. Schleck: Tevich Jakob, Jakober Hans, Schöpfer Franz, Holzer Hans, Torfmann F., Witlmann Alois, Sora Hermann, Moser Ant., Weiß Andrä, Putz Albert, Beimrohr Wilh., Gumpitsch Viktor, Gnntpitsch Viktor, Glanzt Hans, Hibler

Theodor, Weiß Andrä. Serie: Gumpitsch Viktor, Jakober H., Holzer Hans, Putz Albert, Moser Anton, Schöpfer Franz, Tevich Jakob, Dorfmann F. Jung schützen: Tevich Jakob, Jakober Hans, Holzer Hans, Torfmann Franz. Tie Vorstehung gibt den Herren Mitglie dern bekannt, daß die diesjährige Knödel- Partie am 25. April abends 8 Uhr im Vereinsheim stattfindet. Bestgewinner vom Gesellschaftsschietzen am 12. März 1825. Haupt: Moser Anton, Mederegger Alf., Schöpfer Frattz, Weiß Andrä, Weiß Antom, Gnntpitsch

- Viktor, Egger-Sigwart Hatts, Sora Herntattn, Fnetsch Josef, Tobnig Heinrich. Schleck: Tevich Jakob, Holzer Hans- Weiß Anton, Jakober Hans, Schöpfer Frattz- Hibler Theobor, Riederegger Alfons, Fnetsch Joses, Tobnig Heinrich- Egger-Sigwart Hs., Moser Anton, Rödig Franz, Sora Hermann, Putz Albert, Weiß Andrä. Serie: Holzer Hans, Tobnig Heinrich, Jakober Hans, Fnetsch Josef, Schöpfer Frattz, .Hibler Theodor, Egger-Sigwart Hans, Moser Anton. Jung schützen: Tevich Jakob, Holzer Hans, Jakober Hans

, Niederegger Alfons. J ux best: Hibler Theodor. Kapselschietzen am 21. März 1825. Haupt: Angermann Anton, Weiß Andrä, Tevich Jakob, Jakober Hans, Putz Albert. Schleck: Angermann Anton, Weih An drä, Gumpitsch Viktor, Fritzer Franz, Tevich Jakob. Serie: Weiß Andrä, Tevich Jakob, Ja kober Hans, Holzer Hans. Aus aUer Welt. T ie jüngste Stadt Oesterreichs. Ter Marktflecken Langenlvis im niederöster reichischen Weinland, der schon zu Zeiten König Ottokars ein bedeutender Handelsplatz tvar, wurde zur Stadt

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Neueste Zeitung
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Page 4 of 4
Date: 26.10.1920
Physical description: 4
von bsrcits fortgeschrittenem Herrn, Ange bote unter ..Mstbode 3658" an die Berw. 12 Italienischer Unterrich iür Anfänger und FortgeschritiM nach bewährter Msttzode bc- ginnt 4. November. Nckerset- zungen schnell und diskrcl. Billige Preise. Bahnstratze k, Pntt. 2094^12 Grammophone la von K 850 aufwäns! Spe*talg«?chSfS 17i F. Hinter v/afdner Inasbrjck, Jahnstr. 13. Veitreter gesuebt! Der Hagestolz. 31 Novelle von Adalbert Stifter. Ern anderes Mal, als Viktor eben schwamm und zu fällig seine Augen

auf den die Gewalt der Jahre wartete und die unentrcktselbare Zu kunft des Geschickes. — Ob sich auch etwas Berwandt- schastsneigung in dem asten Manne gegen das junge ein- zigie Wesen regte, das ihm an Blut näher stand als alle übrigen auf der Erde — wer kann es wissen? Auch ob er heute das erstemal oder schon öfter zugeschaui hatte, war ungewiß- denn Viktor hatte früher nie gegen das Bohlentor emporgeblickt- — aber am anderen Tage um fünf Uhr nachmittags, als Viktor über den Gartenplatz ging, den Oheim

an den Blumen, der einzigen lieblichen Beschäftigung, bei der er ihn je erblickt hatte, herumar beiten sah und ohne ihn anzureden, vorübergegangen, fand er zu seiner größten Ueberraschung, da er in das Schiffhaus gekonnnen war, eine der Bohlentüren offen stehen. Er war geneigt, dieses Ereignis einem ihm unbe kannten Umstande zuzusithreiben- allein am nächsten Tage und alle folgenden Tage stand um fünf Uhr das Bohlen haus offen, während es den ganzen übrigen Teil des Tages immer gesperrt war. Viktor wurde

- Durch Me diese Sachen hätte Viktor weicher werden müssen, wenn der Mann nicht schon vorher am sanftesten setn Herz dadurch gerührt Mte, daß er ihm den Spitz sreigemacht hatte. Der Jüngling fing nun folgerechterweise auch seiner seits an, den Greis näher zu beobachten und oftmals zu denken: „Wer weiß, ob er so hart ist und ob er nicht Vielmehr ein unglücklicher alter Mann sei." So lebten die zwei Menschen nebeneinander hin, zwei Sprossen desselben Stammes, die sich hätten näher sein sollen als alle andern Menschen

und die sich so ferne wa ren wie keine andern, — zwei Sprossen desselben Stam mes und so sehr verschieden: Viktor, das freie heitere Be ginnen, mit sanftem Blitzen des Auges, ein offener Platz für künftige Taten und Freuden — der andere das Ber- konrmen, mit dem eingeschüchterten Blick und mit einer herben Vergangenheit in jedem Zuge, die er sich einmal als einen Genuß, also als einen Gewinn, aufgeladen hatte. In dem Mwzen Hanse Lebten nur vier Personen: der Oheim, der alte Christoph, Rosalie, so hieß die alte

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 10
Date: 29.05.1925
Physical description: 10
, werden prämiiert; mehr noch, die Bevölkerung ist überhaupt dazu verhalten. Man muß allen Göttern danken, daß die Ratten der anderen Staaten keine Ahnung vom staatlichen Schutz in Oesterreich haben, sonst kämen sie scharenweise zu uns herüber. Ob man bei uns gesonnen ist, mit dieser verzopften Geschichte aufzuräumen? Büchersckarl. BMor Adler« Aussätze, Reden und Br-ese. Don diesem großangelegten Werk, das der Parteivorstand der Sozialdemokratischen Partei Oesterreichs über das Wirken Viktor Adlers herausgibt

, ist soeben der vierte Band erschienen. Band 5 wird in den nächsten Wochen Nachfolgen. — Im vorliegenden vier ten Band, der unter dem Titel: „Adler über Arbeiterschutz und Sozialrefornt", zur Ausgabe gelangt, lernen wir den großen Vor kämpfer der Sozialreform, den Menschenfreund kennen. In har tem, zähen Ringen gelang es. dank der genialen Führung, dank der Uöberzeugungskraft der Werke Viktor Adlers, den Arbeiter schuh auszubauen. Es ist das Verdienst Wlers. aus Lohnsklaven freie, vorwärtsstrebende

Arbeiter erzogen zu haben. Die Wiener berger Zregelarbeiter gaben ihrem Danke für die Hebung ihrer Klaffe sichtbaren Ausdruck. Eine Buchbeilage zeigt den Zregel arbeiter von einst und jetzt. Das Original wurde Adler bei fei nem 60. Geburtstage überreicht. Die in diesem Band enthaltenen Reden und Artikel Viktor Adlers über „Soziale Reform und so ziale Revolution" gewinnen gegenwärtig sehr an Aktualität. Dem Versuch der bürgerlichen Parteien und der Regierung, den ein heimischen Arbeiterschutz

durch das Verlangen nach dem inter nationalen Arbeiterschutz zu erschlagen, wird ein volles Kapitel gewidmet. Adler zeigt seine Ueberlegenheit gegenüber solchen poli tischen Künsten. Der fünfte Band: „Viktor Adler über Fabriksinspektion, So zialversicherung und Arbeiterkammern" enthält Reden und Aus sätze, die vielfach in Broschürensorm erschienen und nicht mehr zu haben sind. Seit Jahrzehnten vergriffen ist z. B. Adlers be- rühmte Rede über die „Arbeiterkammern und die Arbeiter". Die Reden und Abhandlungen

zur Erringung des Arbeiterschntzes zu erinnern. Der Band sollte vor allem der sozial demokratischen Jugend von heute als Erbauungsbuch dienen. Mit dem fünften Band erscheint die Darstellung der sozial- politischen Tätigkeit Viktor Adlers abgeschlossen. Weitere Bände über den Politiker Viktor Adler werden im Lause des Jahres 1926 erscheinen. Alle fünf Bände sind auch einzeln käuflich und durch die Wie ner Volksbuchhandlung, Wien. 6. Bez.. Gumpendorfevstraße 18, zu beziehen. Nachstehend folgen Titel und Preis

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Der Arbeiter
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Page 9 of 12
Date: 03.06.1915
Physical description: 12
, vertreten sein! Ach, wenn dies die drei Cäsaren Titus, Nero und Hadrian erführen! Die- wür den sich dann gewiß im Grabe umdrehen." Alle diese ehrenwerten Herrschaften hat. die Freimaurerloge Zusammengeführt. Und von dort aus wird das Geschick des italiem-, scheu Volkes bestimmt! Der italienische König übernahm selbst den Oberbefehl über seine Land- und Seesire it- kräste. König Viktor Emanuel III. von Italien steht gegenwärtig im 46. Lebensjahre. Er wurde am 11. November 1869 in Neapel als einziger Sohn

des Königs, damaligen Kronprinzen Humbert und, der Prinzessin Margarete von Savoyen-Genua geboren. In naher verwandt schaftlicher Beziehung steht er zum österreichi schen und zum sächsischen, Hofe; seine. Groß mutter väterlicherseits, Königin. Adelheid: - die Gemahlin König Viktor Emanuels II., war eine Schwester des am 27.. Jänner 1913 verstorbenen Erzherzogs Rainer,' und die Großmutter nnitter- licherseitZ, Prinzessin Elisabeth von Savoyen- Genua, Gemahlin des Herzogs Ferdinand von Genua (Bruder

des Königs Viktor Emanuel II.) war eine Schwester der Könige Albert und Georg von Sachsen. In seiner Jugend war Viktor Emanuel sehr kränklich, so daß.die Aerzte mein ten, er werde das zwanzigste Lebensjahr nicht er reichen.. Er wurde meist im Krankenwagen um- hergesührt und fühlte sich zu schwach, auch nur eine einzige Treppe' zu steigen. Durch an dauernde Kaltwasserkuren und sorgfältige ärzt lich Behandlung besserte sich sein Zustand all mählich derart, daß er körperlich rüstiger wurde

und sich auch größeren Strapazen gewachsen zeigte. Er führte den Titel „Prinz von Neapel" und war in der Armee bis zum Generalleutnant und Kommandeur des 10. Armeekorps aus gerückt. Seine Muße widmete er numismati schen Studien. Zur Regierung gelangte Viktor Emanuel nach dem Tode seines Vaters, des Königs Hum bert, der am 29. Juli I960 zu Mouza ermordet wurde. König Viktor Emanuel III. ist seit 24. Oktober 1806 vermählt mit der Tochter Nikitas von Montenegro, Prinzessin Helene, die am 2. Oktober 1866

von der orthodoxen zur katholischen Religion übertrat. Fünf Jahre blieb die Ehe kinderlos. Seither entstammten dersel ben vier Kinder: Prinzessin Jolanda Marghe- rita (geo. 1. Juni 1901), Prinzessin Mafalda (geb. 19. November 1902), Kronprinz Humbert, Fürst von Piemont (geh. 15. September 4904) und Prinzessin Giovanna (geb. 13. November 1907). Der erbärmliche Verrat Viktor Emanuels gegen seine bisherigen Bundesgenossen kann bei unglücklichem Ausgang des Krieges auch für ihn persönlich verderblich

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Neueste Zeitung
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Page 4 of 4
Date: 27.10.1920
Physical description: 4
bei den drei Mahlzeiten des Tages der Fall war. Besonders lebhaft wurde Viktor einmal, da chn der Greis zufällig oder absichtlich veranlatzte, von seiner Zu kunft und von seinen Plänen zu reden. Er werde jetzt in sein Amt eintreten, sagte Viktor, werde arbeiten, wie es nur seine Kraft verumg, werde jeden Fehler, den er antreffe, verbessern, werde seinen Obern alles vorlegen, was zu ändern sei, werde kein Schlendern und keinen Unterschleif dulden — in freien Stunden werde er die Wissenschaften und Sprachen

und zu laden? Ich gebe dir ein paar aus meiner Gewehrkarmner und du kannst damit durch die ganze Insel herumgehen." „Freilich verstehe ich ein Feuergewehr zu behandeln," antwortete Viktor, „aber die Singvögel, die ich hier sehe, mag ich nicht schießen; denn sie erbarmen mir zu viel, und auf der ganzen Insel sehe ich nur veraltete Obst- büume und junges darüber wachsendes Waldlaub, da wird schwerlich ein Fuchs oder ein anderes Meßbares Wild sein." „Du wirst schon finden, nur mutz man das Suchen verstehen

." Mit diesen Worten trank der Oheim seinen Wein aus, aß sein Zuckerwerk und ließ den Gegenstand fallen. Hier auf gingen sie bald schlafen. Viktor wurde jetzt nicht mehr, wie in den ersten Tagen, von seinem Oheime in das Schlafgemach geleitet, sondern seit das Schlafgitter nicht mehr gesperrt wurde, zündete er sich nach Beendi gung des Mahles ein Licht an, wünschte dem Oheim gute Nacht, und verfügte sich mit dem Spitz, der jetzt auch in Eintracht mit den anderen Hunden atz, in seine zwei Ge mächer

. In diesen Verhälinisien verging endlich alle Zeit, die Viktor nach dem eigentlich -erzwungenen Vertrage noch auf der Insel zu verleben gehabt hatte. Er war nie in Versuchung gekommen, etwas Über diese Sachlage zu sa gen, weil er zu stolz dazu war. Aber als der letzte Tag vergangen war, den er rwch da sein konnte, um dann zu rechter Zeit in sein Amt einzutreffen, pochte ihm das Herz im Leibe. Man war mit dem Aüendmahle fertig. Der Oheim war aufgestanden und kramte in allerlei Pa pieren und schob sie nach Art

des Alters mit ungeschickten Händen durcheinander. Dann legte er sie aber samt und sonders in einen Winkel und ließ sie dort liegen. Vik tor sah schon aus dem ganzen Benehmen, daß der Greis nichts mehr über den Gegenstand sagen werde, er nahm daher sein Licht und begab sich zu Bette. Das Frühstück wurde am andern Tage mit derselbe« Langsamkeit verzehrt, wie bisher immer. Viktor hatte auf seine Stube sein Ränzlein vollständig gepackt unt> saß jetzt auf seinem Frühmahlstuhle und wartete, was der Oheim

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Page 3 of 4
Date: 03.10.1920
Physical description: 4
Stifter. Ste brach in bitterliche Tranen aus. Viktor zog sie sanft gegen sich her, und sie folgte. Sie lehnte das Haupt und das Angesicht an das Tuch seines Nockes und gleichsam als wären jetzt bei ihr alle Schleu- sen recht geöffnet worden, weinte und schluchzte sie so kehr, als drücke es ihr das Herz ab, weil sie ihn verlieren müffe. Er legte den Arm um sie, wie beschützend und be schwichtigend, und drückte sie an sein Herz. Er drückte sie immer fester, Me ein hilfloses Wese«. Sie schmiegte

mit Tränen füllen wollten. . Als man fertig war und ehe man sich zum Schlafen gehen anschickste, mutzte noch Hannas Geschenk herbeige bracht werden. Es war eine Brieftasche, die mit schneewei ßer Seide gefüttert war unö schon das Reisegeld enthielt, das die Mutter hineingelegt hatte. „Das Geld tue ich heraus," sagte Viktor, „und hebe mir die Brieftasche auf." „Nein, nein," sagte die Mutter, „das Geld lasse drin nen: stehst du, wie schon die gedruckten feinen Papiere in der weißen Seide rnh«m. Nebst

andern Dngen muß dich Hanna auch immer mit Brieftaschen versehen" „Ich werde sehr darauf acht haben," antwortete Viktor. Die Mutter schloß nun mit dem winzig kleinen Schltts- selchen das Fach der Brieftasche zu, in welchem das Geld war, und zeigte ihm, wie man das SHlttsselchen berge. Hierauf trieb sie zum Schlafengehen. „Lasse das, lasse das", sagte sie, als sie Viktor anwerkte, daß er für das Reisegeld danken wolle, „geht nun zu Bette. Um fünf Uhr öes Morgens mußt du schon auf den Bergen sein. Viktor

. Ich habe gesorgt, daß uns der Knecht bei rechter Zeit wecke, wenn ich mich etwa selber verschlafen sollte. Du mußt noch ein recht gutes Frühmahl einnehmen ehe du fvrtgehst. — So, Kinder, gute Nacht, schlaft wohl." Sie hatte während dieser Worte, wie sie es jeden Abend tat, zwei Kerzen für die Kinder angezündeb jedes nahm die seine von dem Tische, wünschte der Mutter eine ehr- erbietigu gute Nacht und begab sich auf seine Stube. Viktor konnte noch nicht sein Lager suchen. Die vielen unordentlichen Schatten

, der so viele Jahre an dem Lager des Jünglings vorbeigeronnen war. Biele tausend Sterne brannten an dem Himmel, aber es er glomm nicht ein einziger, nicht der schmälste Sichelstreifeu öes Mondes. Viktor legte sich endlich auf das Bett, um die letzte Nacht hstrr zu verschlafen und den Morgen zu erwarten, der ihn vielleicht auf imnrer fortführen sollte, wo er, fett er denken konnte, sein Leben zugebracht hatte. Der Mor gen kam sehr bald! Als Viktor noch kaum geglaubt hatte, die ersten ergnickenkten Atemzüge

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Page 4 of 4
Date: 29.09.1920
Physical description: 4
und anderes in meiner Lade liegen — und wenn ich in früheren Zeiten alles hatte, was ich bedurfte, so ginget Ihr hin und gäbet mir noch etwas — und wenn ich auch das hatte, so steckM Ihr mir jeden Tag noch heimlich zu, was Euch deuchte, daß es mich freuen wird. — Ihr habt mich lieber gehabt als Hanna!" „Nein, mein Viktor, da tust du mir unrecht. Du ver stehst das Gefühl noch nicht.'Was nicht vom Herzen geht, geht nicht wieder zü Herzen. Hanna ist meine leibliche Tochter — ich habe sie im Schoße unter dem eigenen Her zen

getragen, das ihrer Ankunft entgegenschlug — ich habe sie dann geboren: in spätem Alter ist mir das Glück zu teil geworden, als ich schon hätte ihre Großmutter sein können — mitten unter dem Schmerz über den Tod ihres Vaters habe ich sie doch mit Freuden geboren — dann habe ich sie erzogen — — nnd sie ist mir daher auch lieber. Ich habe aber auch dich sehr geliebt, Viktor. Seit du in dieses Hans gekommen und ausgewachsen bist, liebte ich dich sehr. Oft war es uttr, als hätte ich dich wirklich

unter dem Herzen getragen — und ich hätte dich ja eigentlich imter diesem Herzen tragen Men: es war Gottes Wille, wenn es auch nachher anders geworden ist — ich werde dir das erzählen, wemr du älter geworden bist. Und zu letzt, daß ich es sage, um Gott und der Wahrheit die Ehre zu geben, ihr werdet wir wohl leide gleich lieb sein. — Mit dem Gelbe machen wir es so, Viktor: man muß kei nem Menschen in seinem Gewissen Gewalt antun und ich dringe daher nicht wehr in dich: lassen wir das Gelöan- liegen bleilen

, wo es jetzt liegt, ich werde eine Schrift verfertigen, daß es dir mrd Hanna ausgefolgt werde, wenn ihr großjährig seid: dann könnt ihr es teilen, oder sonst darüber verfügen, wie ihr wollt. Ist es dir so recht, Viktor?" „Ja, dann kann ich ihr alles geben." „Lasse das nur jetzt ruhen. Wenn die Zeit konnnt, wird sich schon finden, was mit dem Gelöe zu machen sei. Ich will dir noch auf das andere antworten, was du gesagt hast, Viktor. Wenn ich dir heiyrlich Gutes tat, so tat ich es auch Hanna. Die Mütter

machen es schon so. Seit du in unser Haus gekvrmnen bist, ist es beinahe, als wäre ein größerer Segen gekommen. Ich konnte für Hanna jährlich mehr ersparen als sonst. Die Sorge für zwei ist geschicktere und geübtere Sorge, und wo Gott für zwei zu segnen hat, segnet er oft für drei. — O, Viktor! die Zeit ist recht schnell vergangen, seit du da bist. Wenn ich so zurück denke an meine einstige Jugend, so ist es mir: wo sind denn die Jahre hingekommen, und wie bin ich denn so alt geworden

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Page 4 of 4
Date: 07.10.1920
Physical description: 4
finden. Aber wenn Ihr noch Wer die Grisel steigen wollt, rechts am See, da kommt Ihr zu einem luftigen Hammer schmiede, den ich Euch empfehlen kann, wo es schon ein anderes Geschicke hat" „Ich muß aber in die Hul." „Nun, da habt Ihr von Attmaning noch drei schwache Stunden hinein." Viktor hatte sich während des Gespräches zu dem Manne ntedergesetzt und sich und den Hund gelabt. Nach dem er mit seinem Nachbar noch einiges hin und her ge redet hatte, machte er sich wieder auf und ging an diesem Tage

ihm, Kohlbauern fuhren- manchmal ging schon ein Mann mit spitzem Hute und Gemsbarte — und ehe es zwölf Uhr war, saß Viktor bereits unter dem Ueberdache des Gasthauses zu Attmaning, wo er wieder zu der Straße gekommen war und sah gegen die Gebirgsöffnung hinein, wo alles in blauen Lichtern flimmerte und ein schmaler Wasserstreifen, wie ein Sen senblitz leuchtete. Attmaning ist der letzte Ort des Hügellandes, wo es an das Hochgebirge stößt. Seine hellgrünen Bäume, die nahen Gebirge, sein spitzer Kirchturm

und die sonnige Lage machen es zu dem lieblichsten Orte, den es nur immer auf unserer Erde geben kann. Viktor blieb bis gegen vier Uhr ün seinem Gassentisch chen — welcher Gebrauch ihn sehr freute — sitzen und ergötzte sich an dem Anblicke dieser hohen Berge, an ihrer schönen blauen Farbe und an den duftigen, wechselnde Lichtern darinnen. Dergleichen hatte'er üie in seinem Leben gesehen. Was ist der größte, mächtigste Berg seiner Heimat dagegen? Als es vier Uhr schlug und die blauen Schatten allgemach längs

ganzer Wände nteöersanken und ihm die früher geschätzten Fernen derselben wunder lich verrückten, fragte er endlich, wo hinaus die Hul liege. „Da oben am See," sagte der Wirt, indem er auf die Oeffnung zeigte, auf welche Viktor am Nachmittage so oft hingesehen hatte. „Wollt Ihr denn heute noch in die Hul?" fragte er nach einer Weile. •' „Ja," sagte Viktor, „und ich will die jetzige küble Abendzeit dazu benutzen." „Da müßt Ihr nicht säumen," erwiderte der Wirt, „und wenn Ihr niemand anderen habt

, so will ich Euch mei nen Buben durch das Holz geben, daß er Euch dann wei ter weise." Viktor meinte zwar, keines Führers zu bedürfen- denn die Bergmündung stand ja so freundlich und nahe drüben - aber er ließ es dennoch geschehen und richtete indessen seine hingelegten Retsesachen in Ordnung. Seltsam war es ihm auch, daß die Leute, wenn sie von der Hul sprachen, immer „oben" sagten, während für seine Augen die Berge dort so duftschön zusammengingen, daß er den Wasserschein tief unten liegend erachtete- ob wohl

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Page 4 of 4
Date: 15.10.1920
Physical description: 4
Beteiligung an sicherem, gewinnbringendem llnkernehmen mit größerem Kapital gesucht. Anträge erbeten unter „Aussichtsreich 1429" an die Verwaltung. iimmmmimmiiiiiiiiiimmimiiiitii iirnitiiiiiimiiiiiiimmiiiiinmiimiiii Der Hagestolz. Novelle von Abalberr Stifter. 22 „Es ist öer Hund meiner Ziehmutter, Oheim," sagte Viktor, „ich habe ihn nirgends mitgenommen, weder ge kauft noch erlauscht) sondern am dritten Tage nach mei ner Abreise ist er mir nachgekommen. Er muß stark ge rannt

) jetzt kam auch Christoph, den Viktor, seit er mit ihm hierher gekommen war, nicht mehr- gesehen hatte. Der Oheim sagte zu dem hereintvetenden Diener: „Sperre ihnen die Stalltüre gut zu, daß keiner heraus komme. lasse sie aber vorher auf dem Sande unten ein wenig herumgehen." Auf diese Worte erhoben sich die drei Hunde, wie auf ein bekanntes Zeichen. Zwei folgten Christoph von selber, den dritten nahm er bei dem Balge und schleppte ihn hinaus. „Ich werde dir deine Schlafkammer selber zeigen," sagte öer

Oheim zu Viktor. Er ging bei diesen Worten in die Tiefe des Zimmers, wo es bedeutend dunkel war, weil nur ein Licht auf dem Tische brannte. Dort nahm er von einem Gestelle oder sonst von etwas, das man nicht erkennen konnte, einen Hanölenchter, kam wieder hervor, zündete die Kerze des Handleuchters an und sagte: „Jetzt folge mir." Viktor: nahm fiein Ränzlein mit dem einen Riemen in den Arm, faßte seinen Stab, zog den Spitz an der Schnur und ging hinter dem Oheime her. Dieser führte ihn bei der Tür

hinaus in einen Gang, in welchem der Reihe nach uralte Kästen standen, dann rechtwinklig in einen anderen und endlich ebenso in einen dritten, der durch ein eisernes Gitter verschlossen war. Der Oheim öffnete das Gitter, führte Viktor noch einige Schritte vorwärts, öffnete dann eine Tür und sagte: »Hier sind deine zwei Zimmer." Mktor trat in zwei Gemächer, wovon das erstere grö ßer, das zweite kleiner war. „Du kannst dien Hund in die Nebenkamwer eirrsperren, daß er dir nichts tut," sagte öer Oheim

, „und die Fenster verschließe wegen der Nachtluft." Mit diesen Worten zündete er die aus dem Tische des ersten Zimmers stehende Kerze an und ging ohne wei teres fort. Viktor hörte, daß er das Gitter des Ganges zusperrte, dann verklang öer schleifende Tritt der Pan toffeln und es war die Ruhe der Toten im Hause. Um sich zu überzeugen, daß er hinsichtlich des Gitters recht gehört habe, ging Viktor aus den Gang hinaus, um nach zusehen. Es war in der Tat so: das eiserne Gitter war mit seinen Schlössern verschlossen

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Page 4 of 4
Date: 14.10.1920
Physical description: 4
und dann wie der zurückgelaufen war. Er wäre in der Nacht schwer zu finden gewesen, wenn nicht der alte Christoph vorange gangen wäre. Sie gingen durch das Gestrüppe, durch die Ahorne, durch den Zwerggarten, durch den breiten Graben und kamen zu dem eisernen Gitter. Christoph zog hier ein kleines Ding aus-seiner Tasche, das Viktor für einen Schlüssel hielt,' aber es war etn Pfeifchen, und der Diener tat damit einen gellenden Pfiff. Sogleich öffnete sich das Tor von unsichtbaren Händen — Viktor begriff es gar

nicht — und schlug sich hinter ihnen wieder krachend zu. Viktor blickte von dem Sandplatze, auf dem ffe nun waren, sogleich auf das Haus. An der ganzen Vorderseite des selben waren nur drei Fenster erleuchtet, zwei im oberen und eines im Erdgeschosse, alles andere war in Finsternis. Christoph führte den Jüngling Wer die Holztreppe,. die gut gedeckt war, von dem Sandplatze in das erste Geschoß hinauf. Sie kamen in einen Gang und von demselben in das Zimmer, dem die zwei erleuchteten FensÄer angehör ten

. In dem Zimmer ließ Christoph den Jüngling, ohne weiter etn Wort zu sagen, stehen und ging wieder rück wärts hinaus. An dem Tische dieses Zimmers saß der Oheim Mktors ganz allein und atz. Er hatte abends, da ihn Viktor zum erssienmale sah, einen weiten, grautuchenen Rock angehabt, jetzt hatte er diesen abgelegt und stak in einem weiten, großblumigen Schlafrocke und hatte ein rotes, goldgerändertes Käppchen auf. ^Jch bin nun schon an den Krebsen," sprach er zu dem eintretenüen Jüngling, „fm bist zu lange

nicht gekommen. ich habe meine festgesetzte Stunde, wie es die Gesundheit fordert, und gehe von derselben nicht ab. Man wird dir gleich etwas auftragen. Setze dich auf den StWl, der wir gegenüber steht." „&te Mutter und der Vormund lassen Euch viele Grüße sagen," hob Viktor an, indem er mit dem Ränzlein aus dem Rücken stehen blieb und zuerst die Aufträge seiner Angehörigen, dann seine eigene Ehrerbietung und Begrü ßung darbringen wollte. Der Oheim aber tat mit beiden Händen, in deren jeder er ein Stück

eines zerbrochenen Krebses hielt, einen Zug durch die Luft und sagte: ^Jch kenne dich ja schon an dem Angesichte — so fange an hier zu sein, wohin ich dich be- schieden habe und wo ich dich als den Beschieöenen er kenne. Wir sind jetzt bei dem Essen, daher setze dich nieder und iß. Was sonst alles zu ist, wird schon geschehen." Viktor legte also sein RänzLrin auf einen StWl. den Wanderstab lehnte er in einen Winkel und dann ging er gegen den angewiesenen StWl, den Spitz an der Schnur hinter sich her^srrend

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