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Alpenrosen
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Page 1 of 4
Date: 13.03.1915
Physical description: 4
Verlag der Tiroler Land-Zeitung. — Druck der Verlagsanstalt Minerva und Familienheim Zürich und Würzburg. nr. 11 ünterbaltungöblatt zur „Tiroler Cand^Zeitung* 1915 Ulrich, der Halbixarr, ' Novelle von Anton S ch o t t. (Nachdruck verboten.) Ter Ulrich saß im Walde oben am ran- jäiettDen Bache und sah seinem Wasser rädchen zu. Wie sich das unter den stürzen den Wassern drehte! Und wie schnell diese darüber hinwegschosscu! Kaum das; sie die kleinen Schauselchen streiften. Die Sonne schien

so wunderherrlich aus das trauliche Plätzchen hernieder, und die Wellen und der Gischt spielten in allen Farben des Ziegenbogens. Aber den Ulrich berührte das alles gar wenig. Seine Augen hatte er freilich stier aus das Rädchen gerichtet, aber er sah es kaum. Er, dem sonst nichts weniger im Kopfe herumrumörte, als Gedanken, er hatte heute einmal solche intb tiefe, tiefe Gedanken auch noch dazu. Die Zenz lag ihm im Kopfe; sie hatte es ihm angetan. Auch ein Halb narr hat ein Herz, und wenn dessen Zeit geschlagen

hat, fängt es an, lebendig zu werden. Auch dein Ulrich seine Zeit hatte ge schlagen; sein Herz war lebendig geworden und war nun nicht zur Ruhe zu bringen-. Was er dachte, derweil er so den stürzen den Wassern und dem Rädchen zusah — wer weis; cs? Er wußte es selbst nicht recht. Gedankentrümmer schwirrten ihn; durch den Kopf,' wie Sternschnuppen um Laurenzi; aber sie hatten keinen Znsam- menhang. Im Herzen saß ihm die Zenz und ragte bis in den Kopf hinauf. Um die tanzten und schwirrten die Gedanken

, dem Torfe zu. Unten im Holzschlage traf er seine Mut ter. Die hatte eilten Tragkorb voll Gras zusammengeschnitten und wollte eben die schwere Bürde auf der; Rücken nehmen nnd heimschleppen. Da sah sie zu gelegener Zeit den Ulrich daherschlendern. Sie ließ den Korb stehen und rief dem Buben. „Ulrich! Bub!" rief sie. „Geh' her und hilf mir!" Der blieb stehen und schaute gleichgültig und blöde hinüber. „Geh' her! Nun, so geh' doch her!" winkte seine Mutter wieder. „Was gibt'- denn?" frng er. „Nun geh

blieb er plötzlich stehen. Eine Weile stand er so, dann kehrte er ;itm und ging zur Mutter zurück. Die hackte gerade das lange Waldgras kurz, damit es die Geißen leichter fressen könnten. Ulrich setzte sich auf einen am Boden! liegenden Hackstock der Mutter gegenüber und stützte seinen ungeschlachten Kopf iir die Fäuste. „Das Gras könntest schon dn knrzhacken," meinte die. „Ob du so müßig herumhocktest, oder derweil ein weniges werktest, .das wär' doch ein Ding. Und ich könnte derweil

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Alpenrosen
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Page 2 of 4
Date: 13.03.1915
Physical description: 4
, daß der Ulrich nicht den vollen Verstand hat. Er hat ihm das entzogen, was er all den andern Menschen im Tale gegeben: den gesunden Menschen verstand. Warum? Hätte er ihm nicht noch eines entziehen können: das mensch lich fühlende Herz? Aber er hatte es . . . Was nun? Es war noch gut, daß er es nicht einsah, wie arm er sei. Aber die Zenz sollte gescheiter gewesen sein. Sie wird ihn gefoppt und zum besten gehalten haben, und er hatte ihre Worte als bare Münze genommen. Wäre sie nicht so gut

mit ihm gewesen, wer weiß, ob ihm da solche Ge danken gekommen wären. Sie wollte mit der Zenz reden und ihr die Sache klarstellen. Langsam erhob sie sich von ihrem Sitze und ging wieder an die Arbeit. Ulrich war durch das Dorf hinabgeschlen dert, der Schmiede zu. Dort traf er den jungen Gesellen auf der Gredbank sitzen und sein Pfeifchen schmauchen. Ohne zu grüßen, setzte er sich neben ihn und starrte eine Weile ans die Straße. „Ist die Zenz leicht nicht daheim?" frug er nachher. Wolf hatte den sonderbaren

' ich leicht giftig?" „Das nicht. Aber sie ist nicht dein Dirndl, gelt?" „Das schon. Deins aber auch nicht." „Wohl, wohl," wehrte Ulrich lebhaft ab. „Tie Zenz ist mein Dirndl ... Du glaubst es leicht nicht?" fragte er dann, als ihn Wolf ob der Rede gar ungläubig und ver wundert ansah. „Du glaubst es nicht? Aber es ist doch so: die Zenz ist mein Dirndl. Sie hat gesagt, sie lehrt mich das Tanzen, und nachher tanze nur ich mit ihr. Ich lasse sie keinem andern. Und du? . . . Gelt, du nimmst

sie mir auch nicht weg? Die Leute sagen, du wärest ein braver Mensch. Gelt, du tust der Zenz nicht schön und nimmst mir sie nicht weg?" Wolf mußte unwillkürlich lachen über das sonderbare Gehaben und Reden des Bur schen. „Wie heißt du denn?" frug er. „Ulrich." „Da kannst schon ruhig schlafen, Ulrich. Wenn dir die Zenz nicht ein anderer weg- sischt, ich nicht. Da hätte unsereiner viel zu tun, müßte er überall, wo er hinkommt, den Buben die Dirnlein wegnehmen. — Und wozu Dummheiten? Man ist bald hier, bald dort. Weib und Kind

ist nicht für dich, und du nicht für sie. Es kann nichts Gescheites daraus werden. Ich mein', sie wird dich halt ein wenig gehänselt haben, wenn sie überhaupt davon weiß . . . Ich an deiner Stell' tät mir denken, ich brauch' dich nicht. Es laufen Schönere herum auf der Welt. Was?" Ulrich verstand ihn nicht recht, was er Erbeutete Munition eines rujfifdjen Maschinengewehrs. hatte sagen wollen; aber das war ihm klar, daß die Zenz nicht sein Dirndl sein sollte. Er stand auf und ging ohne Gruß von dannen. Planlos schritt er sürbas. Wohin, das war ihm ganz

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Unterinntaler Bote
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Page 19 of 20
Date: 22.06.1912
Physical description: 20
. In der Blumensprache bedeutet die feuerfarbige Lilie: Stolz und Ehrgeiz, — die weiße: hohe Reinheit und Sehnsucht nach v-en! Auch hier nimmt man Bezug auf den religiösen Charakter, den der Volksglaube der Lilie einst verliehen. Der heilige Ulrich, Bischof von Augsburg. (Zum 4. Juli.) (Nachdruck verboten.) Manch ein Kirchensprengel des schönen Schweizerlandes verehrt als besondern Schutz patron den hl. Ulrich, den großen Bischof von Augsburg. Schon oft bin ich in herr lichen Sommertagen die Höhen des Linden berges

hinangestiegen, um drüben in dem strammen Bauerndorfe Schongau Sankt Ul rich mitzufeiern, und noch jedesmal bin ich reich gestärkt an Seele und Leib wieder zu dm heimischen Penaten gewandert. Darum will ich den geneigten Lesern heute etwas erzählen aus dem Leben des hl. Ulrich. — Daß der Bischof von Augsburg auch im Schweizerlande als Patron verehrt wird, hat seinen Grund wohl darin, daß er seine Ju- gmdzeit im Kloster St. Gallen verlebte. Daneben ist ja Ulrich sozusagen Schweizer bürger. Sein Vater war Graf

Hubald zu Dillingen und Kyburg. Noch steht im Kan- fam Zürich auf waldiger Anhöhe am Ufer der Töß das alte Schloß der Kyburger Grafen, welche als Erben der Lenzburger eines der mächtigsten, reichsten Feudalgeschlechter waren. Ulrich wurde um das Jahr 890 in Augsburg geboren und kam schon mit sieben Jahren in das Benediktinerstift St. Gallen, dessen Ordensmänner wegen ihrer Frömmigkeit und Weisheit weitum berühmt waren. Unter Leitung dieser ausgezeichneten Lehrer machte Ulrich in der Wissenschaft

und in der Vollkommenheit glänzende Fortschritte. Einen großen Einfluß übte auf den Jüng ling eine fromme Klausnerin, welche in der Nähe von St. Gallen lebte: Wiborada. Es ist wohl jene Jungfrau, welcher Scheffel in Ekkehard ein unverzeihlich böses Kapitel ge stiftet hat. Wiborada unterhielt sich oft mit Ulrich in himmlischen Gesprächen und reichte ihm eines Tages den Gürtel der Enthalt samkeit. Als die St. Galler den ihnen lieb gewordenen Klosterschüler für ihre Genossen schaft zu erhalten suchten, sagte ihm Wiborada

: es sei der Wille Gottes nicht, daß er ins Kloster trete. Gen Aufgang, dort, wo ein Fluß (der Lech) zwei Länder trenne, werde er als Bischof dem Herren dienen, da auch viele Leiden erdulden, aber am Ende doch den Sieg erringen. — Bald nachher kam der edle Jüngling zu Bischof Adalbero nach Augsburg, welcher bald die vortrefflicheu Eigenschaften Ulrichs erkannte, ihn zum Priester weihte und in den Dienst des Bistums stellte. Als Adal bero und sein Nachfolger Hiltin gestorben war, wurde Ulrich

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Alpenrosen
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Page 2 of 4
Date: 20.03.1915
Physical description: 4
46 Ter Ulrich hackte Winterholz. Er war in letzter Zeit ganz anders ge worden, als er sonst war. Seine Mutter hatte ihn sonder viel Zureden dahingebracht, daß er mit ihr in den Wald hinauf ging und Stöcke ausgrub. Wie ein Bär hatte er angepackt und gearbeitet, freilich aber auch die Hacken ganz zugrunde gerichtet. Ob unter der Wurzel, die er gerade abhieb, lockeres Erdreich, ein Stein oder gar ein Felsen war, darauf hatte er nie geachtet. Zugehanen hatte er, als wollte er der Welt ein Loch

schlagen. , Ein anderer hat oft mit einem einzigen Stocke einen guten halben Tag sein Kreuz; der Ulrich schaffte alle Augenblicke einen aus der Erde. In etwas mehr als einer Woche hatte er das ganze Winterholz gegraben. Und nun zerkleinerte er die großen, knorrigen Stöcke. Der Schweiß rann ihm über Stirne und Gesicht, aber er achtete dessen nicht. Unverdrossen hieb er auf die ungeschlachten Stöcke ein und gab nicht früher nach, bis lauter kleine Stücklein daraus geworden waren. Dann verschnaufte

der gleiche. Der Ulrich ließ sich nichts ein- reden und nichts ausreden. Er hatte auf alle Reden nur eine Antwort; „Die Zenz ist mein Dirndl." Weiter vermochte ihn keiner zu bringen. Da war nun eines Tages die Kunde durchs Dorf gegangen: Die Schmied-Zenz und der junge Geselle haben sich versprochen. Auch zu des Ulrichs Ohren war diese Kunde ge kommen. Er hatte im Vorübergehen gehört, wie zwei alte Weiber einander die Neuigkeit erzählten und sich breitredeten. Frei den Atem hatte es ihm gehalten

bei den Worten. Er war vor ihnen stehen geblieben und hatte ihnen zugehört, was sie darüber redeten. Was hatten sich auch die um den halb verrückten Ulrich gekümmert. Sie hatten ihren Reden und Bemerkungen freien Lauf gelassen und nicht früher aufgehört, bis sie ihre Ansichten und Meinungen ganz ausge tauscht hatten. Dann ist der Ulrich gegangen. • Wie ein Betrunkener ist er dahingewankt, Und gemeint hat er, die ganze Welt drehte sich um ihn herum. Schnurstracks zur Schmiede ist er gegangen. Vor dem Hause

. Dann aber war's ihr mit einem Male wie ein Blitz strahl durch den Kopf gefahren. So mußte das Herz des armen Buben gesunden, so mußte er wieder Vernunft annehmen. Ver nunft? Ja, wenn er die haben könnte, ihr Leben gäbe sie gern hin dafür. Ab? er mußte doch wieder ins frühere Geleise kommen. > , Auf den herbstlich-fahlen Rasen hatte sic ihn neben si ch nied ergezogen. „Ulrich!" hatte sie gesagt, „Ulrich, schau! Du bist doch ein recht dummer Bub. Tu verübelst es der Zenz, daß sie sich verspro chen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 11 of 24
Date: 11.02.1939
Physical description: 24
Städter fährt beinahe nach Amerika Von Eduard Weitsch Eines Morgens trat ein Herr in das Büro der Hamburger roten Radler, zog einen dicken Brief aus der Tasche und bat um dessen Besorgung. Der Radler Ulrich erhielt den Auftrag und trat an den Herrn heran. Der sagte, der Brief müsse am selben. Vormittag an einen amerikanischen Herrn persönlich abgegeben werden, der im Esplanadehotel wohne. Der Brief sei sehr wichtig und eilig und müsse unbedingt vor der Abreise des Emp fängers in dessen Hände gelangen

, koste' es, was es wolle! Ulrich schlug die Haken'zusammen und sagte „Ja- woll, mein Herr!" Schon saß Ulrich auf seinem Rad und fuhr nach dem Esplanadehotel, den Brief in Der. Ledertasche. Vor dem Hotel sprang er ab, stellte sein Rad an die Wand, ging ins Hans und fragte nach Mister Bright. wie auf dem Briefe stand. Der sei vor 10 Minuten zum Bahnhof ge fahren, wurde ihm gesagt. „Wohin reist er?" fragte Ulrich, „Nach Cuxhaven zum Schiff!" . . „Zu welchem Schiff?" „Deutschland." „Wann geht der Zug

?" „10 Uhr 32." Es war 10 Uhr 25. Donnerwetter, dachte Ulrich, das ist ja kauin zu machen! Also raus auf die Straße, aufs Rad! Ja, wo war denn das Rad?? Weg! Einfach weg! Salat! dachte Ulrich. Einen Augenblick wollten seine Gedanken auf die Frae abirren, wie er sein Rad wieder bekäme! Aber der Brief war jetzt wichtier! „Taxi!" rief Ulrich, svrang in den nächsten Wagen und rollte zum Babnhof. Das Geld für das Auto hatte er bei sich, so überlegte er während der Fabrt, aber wenn der Zug nun schon fort

ist, was dann? — Ja, dann kann ich die Sache auch nicht ändern. Ich baöe alles getan! Alles? Hinterher fahren mit dem nächsten Zug? Natürlich! Aber würde er den Amerikaner noch vor Abgang des Schiffes erreichen? Mo telegraphieren? Aber — dann blieb der Brief hier! Mo telegraphieren? und fahren. Was würde das kosten? Konnte er die Ko sten verantworten? Der Herr von heute Früh sab so ans! Ulrich zog seinen Beutel, überzählte seine Bar schaft: RM 2.50! Ulrich Nickte traurig durch die Vor derscheibe. Plötzlich schob er die Scheibe zur Eeite

. „Fahrer! Einen Augenblick! Ich bin roter Radler, wie Sie sehen! Boter Radler Ulrich Datum! Hier ist die Karte meines Büros. Ich muß vielleicht nach Cuxhaven und außerdem drahten. Wichtiger Brief vor Abgana der Deutschland! Borgen Sie mir das Fahrgeld und zehn Mark gegen hohe Vergütung?" „Gemacht!" sagte der Fahrer und fuhr am Bahn hof vor. Ulrich sprang heraus und sah nach der Uhr. 10 Uhr 18%. „Warten Sie hier!" rief er dem Fahrer zu, „ich bin gleich wieder da." Schon war er im Portal verschwunden

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Innsbrucker Zeitung
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Page 5 of 8
Date: 22.01.1936
Physical description: 8
des Ateliers in die Weite der Außenwelt versetzt Bundeskanzler Dr. Schuschnigg und Staatspräsident De. Benesch LEBENSLASI ORIGINALROMAN VON MAGDA TROTT (8. Fortsetzung.) Ein tränenloses Schluchzen schüttelte seine hagere Gestalt. Dann sprang er wieder auf, schlug sich die Fäuste an die Stirn. „Ich bin verflucht, bin Ahasver! Muß wandern ohne Ruhe, ohne Rast. Ahasver, Ahas ver!" Immer gellender tönte der Name von seinen Lippen. Ulrich kam aus dem Nebenzimmer geeilt. Er schritt aus den Vater zu, der streckte

ihm abwehrend die Hände entgegen. „Rühre mich nicht an, Ulrich." „Vater!" Er ließ fid) nicht zurückweisen, er nahm in neu erwachter Sorge den Arm des Erregten und führte den Vater zum Diwan. „Ich bin Ahasver", murmelte Godowi in grauenhaf tem Flüstern vor sich hin. Ulrich war ratlos. Mit lauter Stimme rief er nach der im Nebenzimmer arbeitenden Sekretärin, sie möge etwas Wasser bringen, damit man dem Erkrankten dte Stirne netze. Endlid) 'schloß Godowi die Augen. Er lag unbeweg lich vor den beiden

, die sich um ihn bemühten. Allmäh lich hörte auch das Schütteln seines Körpers auf, die zu Fäusten geballten Hände lösten sid), er atmete wie der ruhiger. Ulrich neigte sid) besorgt über ihn. „Ich lasse den Wagen Vorfahren. Du muht heim." „Nein", murmelte der Kranke. „Agathe soll kom men. Id) will zu Agathe.. Sie soll mir ein Lied vor- pielen.. Dann wird es besser." „Agathe ist daheim, Vater. Wir fahren in die Villa." „Ein Lied —es tat so wohl — ein Lied —" Einem willenlosen Kinde gleich ließ er sich in das Auto setzen

, ließ sich beim Aussteigen helfen. Mit raschen Worten unterrichtete Ulrich die Mutter von dem neuen Nervenzusammenbruch. Man wollte Go dowi zu Bett bringen, er wehrte ab. „Ich bin nicht krank. Nein — die alte Schwäd)e, die rasch vorübergeht. Wo ist Agathe? Sie soll mir etwas 'vielen." . „Gönne dir erst ein wenig Ruhe, Max." „Agathe soll kommen". rief er ungeduldig. Man rief sie;, mit müder Stimme bat sie der Vater, sie möge etwas, aus der Geige spielen. Agathe holte rasch das Instrument; sie begann

vor etwas Un? bekanntem stärker denn je aus ihm hervor. Man zog den Arzt ins Vertrauen, der als einziges Heilmittel Ruhe und gänzliches Herausreißen aus der jetzigen Umgebung anriet. Ulrich wollte den Versuch machen, den Vater zu einem Urlaub zu bewegen. Aber schon am nächsten Tage hatte er einen harten Kampf zu bestehen. Der Vater wollte unter allen Umständen auch heute wieder in die Fabrik, und obwohl Ulrich alle seine Rednergabe aufbot, es fruchtete nichts. „Wenn du dich nicht schonen willst, Vater, so denke

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Innsbrucker Zeitung
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Page 6 of 8
Date: 12.01.1936
Physical description: 8
, daß sie in der zweiten Hälfte Juni in F r a st a n z Mc «I mit »M MM! schüttelnd schaute ihm der Sohn nach. Er sah die ha gere Gestalt des Vaters den Hof überschreiten, und ein Gefühl der Bangigkeit stieg in ihm auf. Wie an ders waren sonst die Männer von fünfundsünzig Jahren. Der Vater machte einen bedeutend älteren Eindruck. Daran war nicht nur das graue Haar schuld, das hatte er gehabt, so lange Ulrich denken konnte, sondern auch der müde Gang, die vornüber geneigten Schultern, als läge schwere Last darauf

hatte den Gatten des öfteren gebeten, er möge die Wohltaten etwas einschränken. Sre hatte einen auflodernden Blick bemerkt. „Sollen die Leute verhungern? Hunger tut weh." Durch die Worte klang eine zitternde Erregung, so daß sie erschreckt dem rasch Davonschreitenden nach sah. Sie wagte keinen Einwand mehr, wenn Godowi Scheck auf Scheck ausfüllte, um den Künstlern zu helfen. Auch Ulrich hatte schon eine heftige Szene miter- lebt. Ein Geigenvirtuose hatte den Vater auf einer Postkarte um ein Almosen gebeten

. Die Karte war durch ein Versehen Ulrichs zwei Tage lang im In genieurbüro liegen geblieben. Ulrich maß dieser Ver- ögerung keine Bedeutung bei. Als er aber das Schrei en eigenhändig dem Vater übergab und flüchtig be merkte, daß es bereits vor zwei Tagen angekommen sei, war eine zuckende Erregung über das Gesicht Go- dowis gelaufen. „Ich wünsche dringend, daß du in Zukunft die Post mir umgehend zustellst." „Aber Vater, es ist doch nur eine Bettelei." Noch niemals hatte Ulrich den Vater in solch flam

mender Aufregung gesehen. „Meinst du, daß achtundvierzig Stunden nicht aus reichen, um einen Menschen, der hungert, ins Verder ben zu stürzen? Weißt du denn, wie Hunger tut? Geh erst einmal hinaus in die Welt. — Es ist schon gut." Mit Gewalt zwang er sich zur Ruhe, griff zur Fe der. um den Eilbrief zu schreiben, dem ein größerer Scheck beigefügt wurde Besorgt und betroffen beob achtete Ulrich den Vater, dessen ganzes Wesen zit ternde Erregung war. JZ das von einem gewissen Karl Huber gestohlene Geld

. Umv.-Prof. Dr. Otto Stolz in Innsbruck erhielt den Titel eines Hofrates. Photo Richard Müller. „Fühlst du dich nicht wohl, Vater?" „Laß nur", wehrte Godowi ab und stürzte ein Glas Wasser herunter. „Es ist nichts weiter." Ulrich hatte lange darüber nachgedacht. Er begriff den Vater nicht. Forschend und tastend hatte er ver sucht, eine Lösung für dieses rätselhafte Betragen zu finden; es war ihm nicht gelungen. Nur soviel war ihm zur Gewrßheit geworden, oatz irgend eine Le bensseite des Vaters

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Alpenrosen
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Page 3 of 4
Date: 20.03.1915
Physical description: 4
47 nichts, du schaffst nichts. Rein gar nichts nullst du tun. Und ein Manu, der ein Tirnlcin heimführen will, must doch arbeiten, daß er es ernähren kann. Gelt, daß ich recht Hab'!" Ulrich nickte. „Nun, also! Jetzt siehst du es selbst ein. .hättest du früher daran gedacht, hättest du fleißig gearbeitet und gewerkt, wer weiß, ob die Zenz sich dann mit dem Wolf ver sprochen hätte? . . . Wer weiß? . . . Aber so hat sie gesehen, du bist zu nichts Rechtem und ziehst dich um jede Arbeit herum, ivie

die Katze um den heißen Brei. Mit dem Herumlungern und Herumliegen im Walde kann man niemanden ernähren. .... Jst's nicht so, Ulrich?" „Mutter, ich will arbeiten," hatte er- ge- schrien. „Was soll ich tun? Ich will ar beiten, fleißig arbeiten und schaffen." Darauf sind sie hinaufgegangen in den Wald mit Schlägel und Hacke und haben Stöcke aus der Erde gegraben. Seit der Zeit arbeitete Ulrich wie ein Bär. Während er nun so hackte und hackte, kam ein entfernter Nachbar, der Lehner, vorbei

. „Na, was ist dann das heute mit dir?" frug er verwundert. So hatte er den Ulrich noch nie arbeiten sehen. „Hat sich die Welt verdreht oder ist was in dich gefahren?" Ter sah von seiner Arbeit auf und lächelte den Frager blöde an. „Ich weiß wohl, warum ich so hacke. Aus den Felsspalten quillt und seiht klares, eiskaltes Wasser, das in mächtigen Sprün gen über die Felsen hinunterstürzt und den See speist. An den Wässerlein wachsen und blühen zu Sommerszeiten allerhand heilbringende und giftige Kräuter

. Aber dann war er plötzlich aufgesprungen und in die Stube geeilt. Lehner. Ich werde jetzt fleißig arbeiten und schaffen. Allweil." „Da wird aber deine Mutter nachher eine Freud haben mit dir." „Wer anderer auch noch," lachte Ulrich. „So? Na, dann hacke nur und sei recht fleißig." Und der Lehner ging seines Weges weiter. : * * * Hoch oben im Gebirge liegt still und ruhig der See. i Mächtige Felswände türmen sich hinter ihm auf zur schwindelnden Höhe, und ver krüppelte Fichten und Ebereschen haben auf den Vorsprüngen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 12 of 24
Date: 11.02.1939
Physical description: 24
vollzogen. Spä ter wandelte sich dieser Brauch je nach der Art des Gu tes; war es ein Haus, so wurde ein Span aus der Tür geschnitten; war es ein Acker, so nahm man ein Stück Scholle, bei einer Wiese ein Stück Rasen, bei einem Weinberg eine Rebe, bei einem Baumgarten einen Zweig. War ein Käufer noch nicht zur Hand, sondern sollte er erst gefunden werden, so wurde das Stück her ausgeschnittene Erde oder der Zweig oder die Rebe nebst „Junge, Junge", grinste der andere. „Na?" drängte Ulrich

. — „Na, denn man los!" Es war eine tolle Fahrt. Die Landstraße machte Umwege. „Mensch, schaffen wir's?" fragte Ulrich alle fünf Minuten. „Sicher", kam die Antwort. 1 Uhr 10 war das Auto am Kai. Ulrich sprang heraus und au die Aufgangs brücke. „Ist Mister Bright schon an Bord?" fragte er den Beamten. Der schickte ihn zur Schiffsliste. „Nein!" kam die Antwort. Ulrich wies den Brief vor und bat, ihn auf Mister Bright aufmerksam zu machen, wenn er käme. Der Beamte lächelte und nickte. — Dann stand Ulrich Mister Bright

gegenüber. „Ich habe den Auftrag, Ihnen diesen Brief persön lich zu übergeben. Darf ich Sie bitten, sich auszuwei sen?" Bright reichte ihm seinen Paß. „Danke!" sagte Ulrich, gab ihn zurück, „hier ist der Brief." „Hat der Absender des Briefes Sie nach Cuxhaven geschickt?" lächelte Mister Bright, indem er den Brief erbrach. „Nein, ins Esplanadehotel!" — „So, und da fan den Sie mich nicht mehr?" „Nein! Ich fuhr zum Bahnhof."— „Und der Zug war weg?" — „Ja!". „Sie fuhren mit dem nächsten?" — „Nein, der Sing

^zuML!"- „Und wie kamen Sie hierher?" — „Mit einem Taxi!" „Hatten Sie soviel Ge«d?" „Der Fahrer gab mir Kredit!" — „M." Ein an erkennender Blick traf ihn. „Nun'"', fragte Mister Bright, „und was hätten Sie getan, wenn das Schiff schon abgefahren wäre?" Ulrich besann sich einen Augenblick. „Dann wäre ich nach Cherbourg gefahren!" — „Mit dem Äuto?" „Jedenfalls Wäre ich' rechtzeitig dagäwescn!" „Und wenn nicht, bann wären Sie nach Amerika gefahren?" „Vielleicht!" lächelte Ulrich. — „Tüchtiger Junge

!'" sagte der Amerikaner, zog seine Brieftasche, schrieb einige Zeilen auf einen Zettel Und reichte diesen Ulrich. „An den Absender!" saate er. Dann reichte er Ulrich einen Geldschein, der nickst nur die Unkosten deckte. Ulrich schlua die Haken zusammen und dankte. Der Amerikaner schüttelte ihm die Hand. Bald saß Ulrich wieder in seinem Auto und fuhr nach Hamburg Zurück. Er hatte den Zettel immer noch in der Hand. Er las: „Neberbrmqer ist ein außer gewöhnlich tüchtiger Junges Laß dir Lerichstn. und hilf

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 4 of 16
Date: 11.01.1934
Physical description: 16
ihn auf das Zimmer. Ulrich stellte seinen Taschenwecker neben sich und warf sich auf das Bett. Das Haus war ruhig wie ein Grab. Draußen wirbelten die Schneeflocken. Dieses Wirbeln be ruhigte den Träumer, der mit Behagen durch das Glas des nahen Fensters in das winterliche Treiben schaute und g das Knistern im großen Kachelofen horchte. Wiederum lte er unter sich ein Schwanken und Schieben wie auf t Meer. Die erregten, gleichsam durcheinander gewor fenen, verzwirnten Nerven schienen sich sammeln und ent wirren

zu wollen. Ulrich dachte jetzt an sein Heim in Amerika, an sein Geschäft, an seine Mitarbeiter, an sein Haus, sein Zimmer. — War dies alles wirklich so weit weg von Dornhagel? Von Deutschland? Von jenem Lande, in welchem er sein Kind wußte neben dem Grabe jener, die es ihm geboren? Nun atmete er irgendwo in der Welt, irgendwo in Deutschland, in einem Dörflein. von dem nur wenige etwas wußten. Und ihm war oioses Dörflein die ganze Welt gewesen. Jetzt meinte er, er könnte wieder diese ganze Welt mitnehmen

nach Amerika. Denn diese „neue" Dorf welt Dornhagel war ausgefüllt von einem einzigen Bilde — von einem Mädchen, einer holden Frauengestalt, die sein Kind liebte, die auf ihn zu warten schien, daß er sie hole, mitnehme in die ferne Welt — in die wirkliche Welt. Ulrich Süß träumte mit wachen Sinnen und redete wie ein Kind vor dem Schlafen. „Kein Mensch kennt sein Schicksal . . ." Er sann und grübelte, waS Hermine wohl sagte, wenn er heute oder morgen sie fragte „gehst du mit mir nach Amerika?" Warum

sollte sie nicht Ja sagen? . . . Schon träumte er, das Glück seines Traumes zu besitzen. Sein Kind hatte er geküßt und für dieses Kind hatte er schon die Mutter gefunden, die Freundin der leiblichen Mutter. Das Kind selber hatte sich die neue Mutter gesucht. Ulrich Süß träumte, der Amerikaner, der im Innersten seines Herzens noch ein Kind Dornhagels geblieben. Derselbe Ulrich wie vor einigen Jahren, ein großes Kind, das noch in der gleichen Haut steckte, in der schlichten, einfachen, ehrlichen Haut eines Dorfbäckers

und besteht einen schweren Kampf, siegreich und triumphierend. Man kämpft auf Leben und Tod . . . Wacht dann plötzlich mit einem Ruck auf . . . Ulrich dachte am den Tag, da der Müller seine Mar garete mitgenommen. Damals war er ein anderer gewor den. Ein Entwurzelter, der haßte und vor seiner Heimat die Flucht ergriff. Ein großes Meer mußte ihn trennen von der alten Heimat, auf daß er in einer neuen Heimat Fuß faßte. Alles hatte er abbrechen müssen, damit er gleichsam auf der anderen Seite der Weltkugel

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Neueste Zeitung
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Page 11 of 16
Date: 25.02.1933
Physical description: 16
FÜR UNSERE FRAUEN: Das Loch im Strumpf. Von Heinz Scharpf. We waren sie hinter Ulrich her, um ihn zur Strecke zu dringen, die zum Traualtar führt. Er sah zu aufreizend glück lich aus. ,Ich und heiraten?" stellte er sich unterstrichen dämlich, „ich verstehe doch von Frauen nichts!" und er blieb hartgesotten, ein unverbesserlicher Sünder gegen sich selbst. Ach, wenn jeder, der von Frauen nichts versteht, ledig bleiben wollte. De es nur Junggesellen auf der Welt. Eines Tages wurde Ulrich

von einer Dame aus beinahe gutem wie reichem Hause zu einem kleinen Spaziergang abgeholt, die nicht übel Lust zeigte, sich ihm fürs ganze Leben als Begleitung anzuschließen. Es war ein junges Mädchen, die einzige Form des Weibes, wie Ulrich sich auszudrücken pflegte, die mit seiner späteren Entfaltung versöhnt. Es schritt etwas zu schnell neben ihm her, wie alle jungen Damen, die immer glauben, etwas zu versäumen, während reifere Her ren gern langsamer gehen, in der Angst, sie könnten etwas übersehen

Tafel „Taub und Blind" weder die Ohren zu spitzen, noch sich umzusehen erlaubte. Dann drehte sie das Köpfchen nach hinten, mit einer reizenden Bewegung, wie man sie an jungen Enten und Gänsen beim Reinemachen beobachten kann, und sah prüfend an sich herab. „Ach," verzog sie den Mund, als wäre sie das Opfer eines Scherzes geworden, „das ist doch kein Loch, da ist doch nur die Naht geplatzt." Ulrich klemmte sein Einglas vor den Blick, was er immer tat, wenn er in einer Sache nicht deutlich sah

." „So ist das?" staunte Ulrich. „Hier hängt ein Loch also gewisiermaßen an einem Faden, der das Rückgrat des Strumpfes darstellt, klafft eine Oeffnung mit mildernden Um standen. Doch weiß auch jeder, der nicht gerade Strumpfsach verständiger ist, wo die Naht aufhört und das Loch anfängt?" „Man muß nur ganz genau Hinsehen, sofern die intensive Betrachtung einer Frau dem Mann nicht den klaren Blick raubt „Da haben wir's," hakte Ulrich ein, „und da die Ehe nun einmal zum intensivsten Betrachten einer Frau

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 3 of 16
Date: 22.02.1934
Physical description: 16
gekauft habe? Hätt' i ch es nicht getan, so wäre ein anderer' gekommen." Ulrich verteidigte sich gegen einen Vorwurf, den ihm niemand gemacht hatte. „Sie haben ganz recht getan", beruhigte ihn der Lehrer. „Und was sagen Sie, Herr Süß, heute über meine Anschauung vom Schicksal und von der Vorsehung Gottes?" wollte Hermine wissen. „Ich beuge mich. Man weiß wirklich nichts von sich und von dem, was morgen geschieht. Aber — Herr Lehrer, Sie sagten vorhin, daß der Kronenwirt etwas gutzumachen hätte

. Ich habe das nicht verstanden." „Ja, er hatte etwas gut zumachen. Er hätte die Türe seines Hauses öffnen sollen, mit welcher er seinem Sohne die Heimat verschlossen hatte. Denn es lebt das Weib dieses Sohnes. Daran habe ich gedacht. Lixner hätte viel gutzu machen. Das wenigste wäre gewesen, daß er Regina in sein Haus ausgenommen und für diese gesorgt hätte. Was soll die arme Witwe anfangen? Und was soll aus dem Kinde werden?" Heinrich Steuerer hatte in Erregung gesprochen. „Ich kenne Regina nicht näher", nahm Ulrich

da- Wort. „Aber wenn ihr geholfen ist, so nehme ich sie zu als Haushälterin. Glauben Sie, .daß sie fähig ist, Wirtschaft zu führen?" „Das wäre edel von Ihnen", jubelte Hermine. * . - Ulrich Süß war auf die Alm gestiegen trotz deS tiefen Schnees. Nun saß er vor Regina, dem jungen Weibe. „Frau Lixner " „Ich kenne Euch, Ulrich Süß. Saget nicht Frau zu mir! Ich bin ein armes Leut, keine Frau." „Also gut, Regina. Ich habe vas Anwesen deiner Schwiegervaters gekauft, die Kronenwirtschaft

. nur die „So", erwiderte Regina kurz. Ulrich war erstaunt über diese kühle Hinnahme. Regina fuhr fort: „Bleibst doch wieder lieber bei uns in Dornhagel?" Ulrich hatte geglaubt, eine Frau zu treffen, die in Tränen ausgelöst ihr Schicksal bejammerte. Diese hörte ihn so gelassen und gleichgültig an, als'ginge sie dies gar Nichts an. Er schloß: ^Vielleicht ist es doch bester, daß ich der Nachfolger des Kronenwirtes bin als irgend ein anderer. Ich bin ge kommen, um dir zu sagen, daß es mein Wunsch

nicht der Wirt sich kümmern um mich?" „Nun ja, weil ich die Wirtschaft gekauft habe. Der Herr Lixner bekommt sein Geld, das er nicht mit ins Grab nehmen kann. Es wird schon wieder Tag, Regina, wenn es auch jetzt gar nicht darnach aussieht." „Ich will sein Geld gar nicht. Wenn ich nur zu leben habe und weiß, wohin ich gehöre. Mehr will ich nicht. Wird eS dich nie reuen?" Mit ihren dunklen, schönen Augen schaute Regina zu Ulrich empor, als er sich gerade erhob. „Meine Hand — ich verspreche

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Alpenrosen
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Page 1 of 4
Date: 06.03.1915
Physical description: 4
Verlag der Tiroler Land-Zeitung. — Druck der Verlagsanstalt Minerva und Familienheim Zürich und Würzburg. Nr. 10 llnterhaltungsdlatt rur „Tiroler Hand-Leitung 1915 Ulrich, her Halbnarr. *) Novelle von Anto n Schott. (Nachdruck verboten.) Ringsuni. streben mächtige, dunkelbewaldete Bergesriescn empor. Langgestreckte Rücken verbinden die ragenden, kahlen Kuppen und dazwischen liegt ein stilles, grünes Tal. Ein rauschender Bach eilt geschäftig durch den Wesengrund in der Talsohle. Dichtes Erlen

. Als er hinter der Tür verschwunden war, sah das Mädchen den neben ihm sitzenden Burschen schelmisch lä chelnd an und meinte: „Du, Ulrich, ich wette, der wird unser Geselle." „Kann schon sein," sagte der leichthin und sah dabei einigen Spatzen zu, die sich auf der Straße herumbalgten. „Wie gefällt er dir?" frug das Mädchen. „Der? . . . Mir gefällt er nicht, und dir? . . . Dir braucht er auch nicht zu ge fallen. So ein Herumgeher ist bald da, bald dort und . . . Nein, dir braucht er gar nicht zu gefallen

. Wenn ich dein Vater wär', den nähm' ich gar nicht in die Arbeit." Seine sonst so blöden Augen hatten sich bei diesen Worten von den Spatzen ab gewandt, und ein eigentümliches Auflodern war darin zu sehen. Ueberhaupt nahm bei den letzten Worten das ganze Gesicht einen andern Ausdruck an. Tie blöden, gleich gültigen Mienen waren verschwunden, und ein fast unheimlicher Zug spielte um seinen Mund. Der Ulrich war der einzige Bub einer armen Witwe, der Kohlenbrenner-Rand! Sie nannten ihn auch den Kohlenbrenner- Ulrich

und setzte sich auf die Gredbank. Dort erwartete ci dessen Tochter, die Zenz. War sie nicht daheim oder wollte sie nicht herauskommen, ging er wieder und streifte im Walde herum Oben im Gehänge, wo der Bach sich rau schend über die Felstrümmer herabstürzt, hatte er sich ein Spielzeug, eine Wasser mühle, angelegt. Bei der saß er nun oil halbe Tage lang und sah dem Rade zu, wie es sich unter den stürzenden Wassern pfeilgeschwind herumdrehte. An was er da dachte? An nichts. Au was hätte der Ulrich

auch denken sollen? Was gab es überhaupt auf der Welt, dar ihn interessiert hätte?. Er wußte nicht, ob es in der Welt noch mehr solche Sturz bäche, und ob an jedem derselben sich ein Mühlrädchen drehte, oder ob dieser der ein zige sei. Doch, wozu hätte der Ulrich sich auch darüber Gedanken machen sollen? Das war früher. Jetzt aber dachte er an etwas, wenn er so dem Wasserrädchen zuschaute; er dachte an des Schmied-Thomas Zenz. Die war von jeher anders als die andern. Die neckten und hänselten

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 3 of 28
Date: 15.02.1934
Physical description: 28
. „Die wird in bittrer Verzweiflung ringen und nicht wissen, was sie tun soll. Es ist ein gräßliches Unglück für die junge Witwe. Am Morgen hat sie ihr Mann gesund verlassen und am Abend muß sie an seiner Bahre wemen." „Cs heißt, der Mensch kann seinem Schicksal nicht „Ja wohl! Wenn man eine Dummheit gemacht hat, die man später erkennt und einsieht, vielleicht auch bereut, so begreift man auch, warum eS so kommen mußte, warum einem gerade dies und kein anderes Schicksal zuteil ward. Ulrich, wenn ich um etliche Jahre

Stück erreicht hat, können nur 100.000 Stück abgesetzt werden. Die bisherige Ausfuhr nach England betrug 87.000 Schweine wöchent lich, der eigene Verbrauch Dänemarks wird auf 13.000 Stück geschätzt. Da England die Einfuhr seit 1. Oktober stark beschränkt hat, dürfte mehr als ein Drittel der I Schweineproduktion unverkäuflich bleiben. Menschen soviel Verdruß und Aerger und Schmerz, wie ich dir zugefüat." „Er kann nickt mehr warten", rief Hermine. „Nein, ich kann nicht mehr. Ich muß es Ulrich sagen

auf den Amerikaner. Dieser war sehr ernst. „Mir sind solche Gedankengänge fremd", sagte er, „ich sehe, wie alles kommt und ist, aber ich rede nicht lange drüber. Es hat nicht viel Wert, darüber Worte zu ver lieren. Was vorbei ist, ist vorbei." Der Müller empfand, daß der Amerikaner ihm noch nicht verzeihen konnte. „Wenn ich nur wüßte, Ulrich, auf welche Weise ich mein Unrecht gutmachen könnte", wendete er sich an diesen. Ulrich blickte zu Hermine. „Es gibt Dinge, die niemehr gutgemacht werden können", gab

. „Ist gar nicht so lange her", sagte endlich Flachs lander. „ES hat viel über mich kommen müssen. Wenn man ein junges Weib ins Grab legen muß! Wenn man von einem leichtsinnigen Menschen beinah in den Abgrund gestürzt wird — gestürzt werden muß und der Gerichtsvoll zieher vor der Türe steht r und wenn einem ein Wesen begegnet, daS einem den Star sticht. ,-Erlebnisse", unterbrach ihn Ulrich. „Eine Harmonie von Erlebnissen", warf der Musiker Steuerer dazwischen, „die einen schönen Ausklang finden

kann, einen erlösenden oder einen sühnenden. Niemand weiß eS." ,I)en AuSklang, meine ich zu kennen", rief Ulrich. „Wollen Sie auspacken, was ich Ihnen erzählt habe?" fragte Hermine. „Zu schönem Ausklang sind meine Erlebnisse noch nicht gekommen", fuhr der Amerikaner fort. „Alles reift", tröstete Hermine. „Man darf nur nicht in seinem eigenen Acker wüten und die zarte Saat nicht zertreten." „Und Hagelschläge dürfen auch nicht kommen!" Ulrich suchte einen Ausweg, um sich zu entlasten. Aber der Lehrer parierte: „Wer

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 3 of 16
Date: 11.01.1934
Physical description: 16
und still neben ihm saß. Herr Süß fuhr fort: „Ich hoffe, daß man mir keine Hindernisse bereitet und daß ich dem Müller nicht begegnen muß. Das möchte ich nicht erleiden." Hermine erhob sich und verließ leise das Zimmer. Sie begriff den Groll des Ulrich Süß und hätte jetzt nicht den Mut aufgebracht, ihm zu sagen, wie es um sie und um den Müller stehe. Mit einem warnenden Blicke ihrer Augen auf Vater und Mutter ging sie. Beide verstanden das Zeichen und schwiegen. Der kleine Hansl erschien. Draußen fiel

dichter Schnee und der Kleine war wie ein weißes Wichtelmännchen mit roten Backen. Er be achtete vorerst den fremden Mann gar nicht, stellte sich vor den Tisch und fragte: „Ist Hermi Mami nicht da?" Ulrich Süß betrachtete das Kind, wußte noch nicht, daß dies sein Hansl war. Als der Kleine jedem die Hand reichte, streckte auch Ulrich ihm seine Hand entgegen und rief: „Gib mir auch ein Pakscherl!" Hansl schaute ihn groß und fragend an, ohne sich zu bewegen oder die Hand zu rühren. Dann machte er kehrt

und wollte fort. In diesem Augenblicke trat Hermine ein. Sie hatte ihre Fassung wieder gewonnen. Hansl stürzte ihr entgegen: „Hevmi — Mami! Wer P der Mann?^ Hermine ho>L ihn zu sich herauf und sagte: „Hansl, dein Vatti ist da. Sag schön Grüß-Gott und gib ihm dein Patscherl!" Ulrich Süß stand ganz nahe und streckte beide Hände aus nach seinem Kinde. „Gib schön das Handl!" ermunterte Hermine noch mals. Haust barg fein Glicht an HerminenS Brust. „Bist kein braver Bubi? Hermi Mami mag dich nicht mehr." Hansl

umschlang den Kopf Herminens mit seinen beiden Aermchen und drückte einen Kuß auf die Wange. Hermine lachte dazu und gab den Kuß zurück. „Ich sehe schon, Fräulein Hermine gilt mehr als ich. Das wird einen KamA kosten, das Kind ohne feine Mami mitzunehmen", meinte der Amerikaner. Man sah es ihm an, daß er in Wirklichkeit nicht eifersüchtig war. Der Lehrer scherzte: „Dann muß Hermine wahr scheinlich mitfahren bis Hamburg." „Oder ganz hinüber nach Amerika! Fräulein Her mine, was sagen Sie dazu?" Ulrich

scherzte nicht. „Es muß wohl ohne mich gehen" lehnte Hermine errötend ab. „Wir können davon ja noch einmal reden", blieb Herr Süß hartnäckig bestehen auf seinem Vorschlag. „Ich fahre heute noch nicht und morgen auch nicht." „Ich fürchte, Herr Süß, daß es mir umso weniger möglich sein wird, Sie zu begleiten, je länger Sie zu warten." „Das verstehe ich nicht, Fräulein Hermine . . ." Es war ihm nicht zu helfen und Hermine senkte die Augen. Ulrich wendete sich an den Buben: „Hansl, magst

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Neueste Zeitung
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Page 2 of 4
Date: 29.08.1923
Physical description: 4
) und Domes (Oesterreich) dagegen, daß man nach dem politischen Bekenntnis öer Verbände und Mitglieder frage. Domes (Oesterreich) hält die Frage solange für unerledigt, als nicht die Auf Damals war Ulrich Römer fo viel mit ihnen zusammen gewesen wie Cäsar Hermstorf jetzt. Zehn Tage, nachdem er sie kennen gelernt, bat er Cäoilie Lengsseld um Helgas Hand. Seine Werbung kam den beiden Frauen überraschend. Sie standen verwirrt vor dieser neuen Wendung, die ihr Leben nun nehmen sollte: sie wußten

nicht, was tun. Helga besonders zögerte, schwankte, war vielmehr geneigt, Ulrich Römers Werbung abzuweisen, als seine Frau zu werden. Dieses ihr fremden Mannes Frau.. . Er war ihr sympathisch, er unterhielt sich ganz gern mit ihm, ihrer jungen Schönheit tat seine schrankenlose Bewunderung wohl — aber sie liebte ihn nicht. War er nicht ihre Pflicht gegen sich selbst, auf die große, die ein zige, die wundervolle Liebe zu warten, von der sie in Büchern gelesen, von der sie in sehnsüchtigen Frühlings nächten

, in verschiedenen Gedanken geträuM? Würde diese Liebe, dieses unausdenkbare Glück nicht auch eines Tages zu ihr kommen? Und wenn es nun niemals käme? fragte die Mutter. Und wenn sich Helga, die ein ganz armes Mädchen war, nun nie wieder das große Glück einer glänzenden Heirat bot? Ulrich Römer schien reich, er hatte Cäcilie Lengs feld von seinen großen Einkünften als Zivilingenieur gesprochen und von seinem bedeutenden Vermögen er zählt. Sein Auftreten bestätigte seine Worte. Wies Helga ihn ab, so lag

die Zukunft dunkel und un gewiß vor ihr. Das tägliche, nicht eben leichte Leben ging seinen Gang. Als Ulrich Römers Frau erwartete sie der alte Wohl stand wieder, den sie früher gekannt, und den sie nun schmerzlich genug entbehrte. Sie würde die geliebte Gattin eines 'sympathischen und eleganten Mannes sein, würde alles haben, wonach ihr Herz sich sehnte. Konnte sie zögern? Dies alles hatte die Mutter ihr damals vorgöstellt in beweglichen Worten. Sie wollte Helga nicht überreden zu dieser Heirat

, nur den wenigsten Menschen be gegnete. Und Helga hörte ihr zu. Und durchwachte die Nacht, in der sie alles tausendmal überlegte, erwog, bedachte. Und zu keinem Entschluß gelangte. Als aber Ulrich Römer am nächsten Morgen neben ihr durch den Wald schritt und nun zu ihr selbst von seiner Liebe sprach in bewegten und leidenschaftlichen Worten, da erschien es ihr wie ein süßes Glück, so geliebt zu Wer dern Sie dachte an die Worte der Mutter: wie, wenn die ersehnte Liebe niemals kam? Und wieder lauschte

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Alpenrosen
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Page 2 of 4
Date: 06.03.1915
Physical description: 4
," wiederholte er, nachdem eine Weile beide geschwiegen hatten. „Warum denn nicht?" frug Zenz und sah dabei den Burschen lächelnd an. „Schau, Ulrich, das Leut hast heute zum ersten Male gesehen und bist ihm schon feind. Er kann ja ein recht guter Kerl sein, nicht so wie die andern. Und er hat dir auch gar nichts getan . . . Und nachher weißt du auch gar nicht, ob er bei uns bleiben wird. Das solltest du nicht tun, Ulrich! Das ist nicht schön von dir!" Bei den milden Worten des Mädchens war das Aufleuchten

in den Augen des Burschen und der herbe Zug um dessen Mund wieder verschwunden. Sein Gesicht war wie der so gleichgültig wie vorher, nnd die Augen blickten wieder gerade so blöde vor sich hin. „Aber du mußt m i r das Tanzen lehren," und Sticheleien des jungen Volkes rings um ihn her, er schritt geradewegs auf die Zenz zu. „Zenz," sagte er, „Zenz, ich möchte auch tanzen mit dir." Tie sah den Burschen erst recht verblüfft an, und dann glitt ein Lächeln über ihr Gesicht. Dem Ulrich wurde es heiß und kalt. All

sein Blut drängte zum Kopse, und in seinen Schläfen sing es an zu häm mern. Wenn sie ja sagte, und er dann auch so schön dahintanzen durfte mit ihr wie die andern! . . . „Kannst dn denn tanzen, Ulrich?" frug ihn darauf die Zenz. Ob er tanzen könne? Das hatte er gar nicht bedacht, daß man das auch können müsse. Nein, er konnte es nicht, er hatte es nie gelernt, nnd . . . wer hätte sich auch Sternen, die auf dem dunklen Himmels grunde blitzten Und funkelten wie eitel Gold nnd Edelgestein

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Tiroler Warte
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Page 5 of 8
Date: 21.05.1922
Physical description: 8
ist. Junker Hans, der den „Turm" bis an sein Lebensende be. wohnte, verheiratete sich mit der edlen Sibilla von Reitheim, die ihm im Verlaufe der Ehe zwei Tchter gebar: Anna und Veronika. Anna vermählte sich später mit Hans von Zin zendorf, Veronika wurde Ulrich von Schlandersbergs Ehe gemahlin. X Ritter Hansens ‘ jüngster Bruder, Burkhart, zog in den „Turm" und bewohnte ihn mit Hans bis ans Lebensende. Noch zu Lebzeiten Jakobs, am 24. Mai 1509, verschrieben sich die vier Brüder zu Rankweil in Müsinen

vor Hans Ulrich von Horningen, dem kaiserlichen freien Landrichter, nach die ses Landgerichtes Recht, Lauf und Herkommen gegenseitig, für den Fall, als sie keine ehelichen Kinder hinterließen, ihr gesamtes Besitztum in der'Weise, daß keiner von ihnen seiner gegenwärtigen oder künftigen Hausfrau ohne Willen der anderen weitere Vermächtnisse vermache, sondern, daß es bei den betreffenden Heiratsbriefen bleiben solle. Das Jahr nach Jakobs Tod (1513) belehnte Kaiser Max i, den Hans von Ems

für sich und seine Brüder Hans Ulrich und Burkhard mit dem „Turm" zu Dorenbüren im Ober dorf und mit dem Hof auf „Knüw" samt Zugehör, alles Lehen vom Hause Oesterreich, welches nach Abgang ihres Bruders Jakob von Ems erblich an sie gelangt isst Junker Hans war ein rühriger Mann. Wo er Güter oder Zinsen erkaufen konnte, griff er rasch zu und vergrößerte so seinen Besitz. Vom Gerersbrunnen her ließ er — nachdem er ihn käuflich an sich gebracht hatte — eine Wasserleitung in den „Turm" legen. Wegen dieses Brunnens wurde

die Beleh nung Junker Han ns, des königlichen Vogtes zu Kraen, für sich und seinen B: der Burkhart von Ems mit dem „Turm" zu Dorenbüren. H. ns Ulrich war inzwischen verstorben und Junker Burkhart kränkelte bereits. Sieben Jahre später (1536) starb auch er. Burkhart hatte sich, — wie seine Brüder Jakob und Hans Ulricht — nicht verheiratet. Nähere Beziehungen pflog er aber mit Maria Grünselderin und diese blieben nicht ohne Folgen. Als er starb, hatte er von ihr bereits drei Söhne: Sanchen (?)> Hans

- P f 2re ^eil der hinweggetragenen Summe (400 fl) 'mußte von ihr zurückerstattet werden ur:d außerdem mußte sie eidlich schwören, stich wegen des vorgefallerien in keiner Weise zu ^Aen. Sollte sie — außer dem Zurückgegebenen — noch lp° fl oder mehr besitzen, so hat sie es sofort dem Junker emzichandlgen. Hrefür setzte das Weib ihren Vogt und Freund Ulrich Regele und Hans Hesel — beide von Dorenbüren — )u Bürgen. Der Junker betonte, daß er mit Fug und Recht noch werter gegen ihren Lerb und ihr Gut

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 4 of 28
Date: 15.02.1934
Physical description: 28
, durch den die Zahl der Militärflugzeuge von 1800 auf 4834 und der Mannschaftsstand der Flugzeug staffeln auf 38.063 erhöht werden soll. Der Kommandant Am folgenden Morgen reichte Hermine dem Ameri kaner die Hand und sagte: „Ich danke Ihnen vom Herzen für Ihre Tapferkeit. Gestern haben Sie mir gefallen! Sie haben gelernt, sich zu beherrschen." Ulrich erwiderte den Druck der Hand und schwieg. „Ihr sollt noch Freunde werden", fuhr Hermine fort. „Die Begegnung mit Flachslander hat Sie angegriffen, mehr

Schmerzen / und ErkäHungsanzeichen Ohne seinem Weibe ein Wort zu sagen, hatte der Wirt ihn bestellt. Franz Lixner wollte sein Anwesen verkaufen. Gerade an diesem Tage fuhr Flachslander mit Ulrich Süß und Hermine in die Stadt. Der Amerikaner hatte neben Flachslander, der am Steuer saß, Platz genommen. Es war kein Vergnügen, an solchen Wintertagen zu fahren und trotzdem waren alle in bester Laune.. Auf halber Strecke begegnete ihnen der Güterhändler. Der Müller erkannte ihn. „Der fährt nach Dornhagel

und sonst nirgends hin", behauptete er. „Ulrich, wirst bald hören, daß dort einer sein Haus verkauft hat." „In Dornhagel?" „Ja. Und der Verkäufer ist — vielleicht — vielleicht — der Kronenwirt." Da zuckte es durch den Leib des Amerikaners: Das kaufst du! Und die Stimme schwieg nicht mehr. Als er dann nach einer Stunde wieder im Warte zimmer des Amtsgerichtes saß und hernach sich mit dem Herrn Rat besprach wegen des Buben, den er nach Amerika mitzunehmen gedachte, da überlegte er schon, wie er eS fassen

wollte er ihm Bescheid sagen und bis dahin durfte der Händler mit keinem andern einen Kauf abschließen. Auf dem Heimweg — es war schon tiefe Nacht — verriet Ulrich mit keinem Wort, was er im Schilde führte. Er fühlte etwas wie eine Erlösung. DaS Heimweh war von Tag zu Tag stärker geworden und der Gedanke, fein Kind herauszureißen aus seiner Umgebung, schmerzte ihn. So saß er auffallend schweigend an seinem Platze im Auto. Als sie vor dem Schulhause hielten, berichtete der Lehrer als Neuigkeit daß Frau Sophie

herum. Nach acht Tagen, als Ulrich wieder in der Stadt ge wesen war, erzählte er Hermine, daß er die Kronenwirt schaft gekauft habe. Seine Bäckerei in Amerika verkaufe er. Er wisse einen Käufer, mit dem er das Geschäft tele graphisch abschließen könne. Im Schulhause nahm das Staunen kein Ende. Ulrich bat, niemand etwas von dem Kaufe zu erzählen, bis er alles abgeschlossen hätte. Der Müller könne es erfahren, bemerkte er lächelnd mit einem Blicke auf Hermine. Hermine wußte

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Der Südtiroler
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Page 2 of 6
Date: 15.07.1927
Physical description: 6
schen Italienern und Deutschen bildet; und oberhalb des Baches aus unserer Delle (d. i. aus der deutschen Seite, denn Faber kanr von Norden her) steht ecke Kapelle, in der die Eingeweide des hl. Ulrich, Bischofs von Augs burg, beigesetzt sind. Man erzählt sich, daß der genannte Heilige in Rom war und aus der Heimreise begriffen, schwer erkrankte. Da bat er Gott, er möge ihn nicht in Italien, sondern in Deutschland sterben lassen; und so geschah es. Sogleich, nämlich, als er über die Brüche

dieses Baches gekommen war, starb er. Seine Eingeweide wurden hier begraben, der Leichnam aber nach Augs burg überführt." Diese Legende vom hl. Ulrich, findet einen gewissen Anhaltspunkt darin, daß der hl. Ulrich in Lavis heute noch als Patron der dortigen Pfarrkirche verehrt wird. Die Pfarrkirche ist allerdings nicht indentisch mit dem Kirchlein, von denr die obigen alten Reiseberichte Mel dung) chun. Das Kirchlein der damaligen Zeit dürfte denr Brande zum Opfer gefallen sein, der im Jahre 1796

, von den Franzosen gelegt, ganz. Lavis zerstörte. Wie verhält es sich nrm aber mit der historischen Grmrdlage der Legende? Diesbezüglich geben die Ball and isten (Monat Juli, Bd. II., S. 190 ff.) und Stadlers Heiligenlexikon Aus schluß. Bor allem ist hienach festzüstellen, daß von den fünfzehn Heiligen, die derr Namen Ulrich Uhren, nur der bekannteste von allen, der heilige Augsburger Bi schof (geboren 890, gestorben 973), unter dem in der Legende genannten gemeint sein kann. Der hl. Ulrich von Augsburg

unternahm näml'ch tatsächlich mehrere Romreisen, und seine letzte inr Jahre 971, als er be reits 81 Jahre alt und sehr gebrechlich war. Diese letzte Romfahrt verband er mit einem Besuche bei Otto I. in Ravenna, um seinem Neffen Adalbero das Recht der Nachfolge in das Augsburger Bistum zu sichern. Die Rückreise des greisen Bischofes von Ravenna nach Augs burg, die sich unter großen Beschwerden vollzog, hat nun jedenfalls den Anlaß zur Bldung der erwähnten Legende gegeben. Der heilige Ulrich, mag

sich, öfters denr Tode nahe gefühlt und mag den Wunsch gehegt haben, nicht auf fremder Erde zu sterben. Es ist aber nicht richtig, was die Legende ausschmückend erzählt, daß er, kaum auf deutschem Boden angekommen, vom Tode ere lt worden sei. Ulrich; kehrte nach, Augsburg zurück. Sein Neffe Adalbero, für den er sich in Ravenna verwendet patt, starb sogar noch vor ihm. Er selbst segnete das Zeitliche erst Uvei Jahre nachher in Augsburg anr 4. Juli 973. Was es mit den angeblich in Lavis beigesetzt ge wesenen

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