für manche ein sehr einträgliches. Im Hotel „Waikow" nahm ich Quartier und da ich die russischen Ankündigungen nicht lesen konnte, so unter ließ ich es, mich bei der K. U. P. (Tscheka) zu melden. Diese Unterlassung hatte meine Verhaftung zur Folge, und in Bs- gleitung dreier Rotgardisten mußte ich am nächsten Mor gen zur Präfektur wandern. Mit den Worten: „Was spionieren Sie hier in Ruß land herum?" wurde ich vom Herrn Bizepräfekten empfan gen. Ta ich mit den Herren Bolschewiken so gut als mög lich auskommen wollte, gab
ich bereitwillig Auskunft über mein Tun und Lassen. Nach einem eineinhalbftündigen Kreuzverhör wurde ich, mit der Aufenthaltsbewilligung für Petersburg in der Tasche, in Gnaden entlassen. Froh, diese Schikane hinter mir zu haben, glaubte ich nun, mein Aufenthalt in Rußland sei gesichert; doch es kam anders. Am nächsten Morgen um 9 Uhr kam der deutsche- sprechende Portier des Hotels in mein Zimmer und be stellte, daß ich für 10 Uhr abermals zur Präfektur vorgv-- laden bin, durch telephonischen Anruf
. In begreiflicher Aufregung machte ich mich fertig, um die festgesetzte Stunde nicht zu versäumen, denn ich wollte die Herren von der Präfektur nicht noch mehr in Harnisch bringen. Am halben Weg bemerkte ich,, daß ichj in der Auf regung meinen Reisepaß im Nachtkästchen vergessen hatte. Fix machte ich Kehrt und im Laufschritt ging es zurück ins Hotel. Von der Eile getrieben, stürmte ich an der Portier loge vorüber in das zweite Stockwerk, wo mein Zimmer lag. Anfänglich merkte ich gar
selbst in Ordnung zu bringen. Mir wäre zwar eine andere Lösung lieber gewesen, doch, da meine Zeit gemessen war, ließ ich der Sache freien Lauf und nahm mir ein Auto, um noch rechtzeitig auf der Präfektur zu erscheinen. Dort langekommen, hieß mich der Türsteher warten. Es wird 11 Uhr, es wird 12 Uhr und niemand kümmerte sich um mich Endlich wurde mir die Sache doch zu dumm und unangemeldet trat ich beim Herrn Genossen Polizeipräfekt ein. „Es hat sie niemand gerufen," fuhr mich dieser würdige Repräsentant
ich auch daß in Rußland jeder Hotelangestellte im Dienste der Tscheka steht und der vermeinte Diebstahl nichts anderes als eine Gepäckskontrolle war. Dazu hatte man mich eben auf die Präfektur befohlen, um ungestört walten zu können. „Sie sind nicht der Erste und auch nicht der Letzte," so tröstete mich mein freundlicher Beschützer. Allen Reisenden, die mit der Absicht umgehen, sich nach ^dem gesegneten Rußland zu begeben, sollen diese Zeilen als Warnung dienen, damit sie nicht auch meine Erfahrungen teilen müssen