Seite 8 Donnerstag, den 28. April 19fa Eine Erbschaft Don Alfred Ammann. Meister Bergmann und seine junge Frau , Margaret waren zwei fleißige Leutchen, die * vom Morgen bis zum Abend emsig die Hände rührten: er in der Werkstatt und sie im Haushalt. Der Himmel hatte ihnen ein Büblein geschenkt, das ihr größter Reichtum war, denn sonst besaßen sie nur. was sie mit ihrer Hände Arbeit verdienten, und das langte nicht weiter, als gerade zu einem ordentlichen Auskommen. Wenn das Jahr herum
war. hatten sie zwar nichts erübrigt, aber auch keine Schulden; Einnahmen und Ausgaben hoben sich gegenseitig auf, sie waren am Jahresschluß, wie man zu sagen pflegt, stets wett und eben. Da auf einmal trat ein die Finanzen unse rer jungen Leutchen gänzlich umgestaltendes Ereignis ein. — sie' konnten erben. Eine Erb schaft! welch angenehme, wohltönende Kunde für Ohren, die nicht verwöhnt sind vom Klang des Silbers! Meister Bergmann wurde fast närrisch vor Freude, als ihm der Post bote 1200 Mark bar auf den Tisch zählte
ihrem gütigen Chegemahl. daß sie den Mantel wohl nötig hätte und einiges andere dazu auch noch; sie werde deshalb von der erhaltenen Erlaubnis innerhalb einigen Tagen ganz gerne Ge brauch machen. Als nach wenigen Tagen Meister Berg mann zum Mittagessen nach Hause kam. stand Margaret, seiner wartend, bereits unter der Stubentür, faßte den Gatten am Arm. schalk haft lächelnd ihn anredend: „Hast, bevor es heut' zum Essen geht, mußt du zuerst meinen neuen Mantel anschauen, und alles übrige, was ich mir erworben
,' und dabei führte sie den Mann in ein Nebenzimmer. Doch da war nirgends ein Mantel zu sehen, dagegen , ein — neues voMändi' ausgerüstetes Bett. Meister Bergmann staunte nicht wenig, als feine Frau ihm erklärte, sie Hobe es für bester gefunden, statt neuer Kleider ein Bett zu kaufen: ein solches sollte doch in jeder Haus haltung vorrätig sein, denn man wisse ja nie, ob man nicht krank werde oder es sonst ge brauchen könne; so leicht wären sie aber nie mals mehr dazu gekommen, während ihr bisheriger Mantel
schon noch einige Jähr chen seine Dienste tue. Meister Bergmann wollte sprechen, allein sein Weibchen kam ihm. zuvor und sagte weiter: „Da habe ich noch etwas anderes für uns erworben, das eben falls in keiner Haushaltung fehlen sollte.' und es hielt ihm ein Sparkassenbüchlein hin. in welchem die übrige Summe von der Erb schaft als Einlage eingetragen war. Eine Träne stahl sich jetzt aus Meister Bergmanns Auge und, feine Frau zärtlich an sich ziehend, sprach er gerührt: „Margaret