geschrieben hatte. Hier wur den, ohne daß man die Fesseln löste, den Gefangenen oft die entzündeten Beine am putiert und notdürftig verbunden, bis sie am Wundbrand zugrunde gingen. In der therefianifchen Zeit bekamen' manche Ver brecher noch durchlöcherte Eisenbirnen in den Mund, um sie zu verhindern, auch nur einen Laut von sich zu geben. Als „Sehens würdigkeit' werden auch noch zahlreiche Folterinstrumente aufbewahrt, von denen die Daumenschrauben bis zu Anfang des 19. Jahrhunderts benützt wurden. Neben
durfte. Wo war der Junge? Vom Meer kam Dunst, er kroch heran wie ein Wesen, das hundert wogende Arme aus streckte und mit ihnen Flut und Land grau und endlos umschlang. Die Möwen flohen zum Land, und der Wind hatte sich gelegt, als fürchte er sich. Thies Möller irrte ins Watt hinaus, er tappte durch die wachsende Flut und suchte sich durch den Nebel. Als er den Priel er reicht hatte, ohne jemanden zu finden, blieb er stehen, schrie laut und rief Ebba Wulfs Jung, daß es grell über die Watten schallte
wieder unter seinen Schritten. Ihm war, als neigte sich der Bo den, und die Flut griffe gierig und schaden froh nach seiner Brust. Er blieb stehen, rief nach einem Namen um Hilfe, als müßte der ihn erlösen von seiner Not. „Ebba — dien Jung!' Aber nur der Nebel rann und die Flut schlug klatschend gegen ihn. Da hörte er, wie weit hinter ihm das ihrboot nach Helmort, das beim Nebel keine Einfahrt fand, laut und warnend pfiff. Und er rechnete und begriff, daß linker Hand Brunskoog liegen mußte und daß er mitten im alten Priel
war. Mit letzter Kraft beugte er sich vor, drängte gegen die Strömung, suchte Halt gegen den gleitenden Sand unter seinen Füßen und reckte den Leib aus dem Wasser, das gegen seine Brust stieg. Bis der Boden endlich näher und die Flut niedriger wurde und dann aus dem Nebel ein zitterndes Licht, das Lotsenfeuer von Brunskoog, auf tauchte. Da hob Thies Möller das Kind auf die Schulter, ihm war, als müßte er laut auf jauchzen. Stöhnend schritt er auf das ferne Licht zu, schritt er gegen das Dunkel des Ufers: „Kumm