(Oberösterreich) wird von einem Priester in einem Artikel der „Zeit" treffend geschildert, wobei auch das „soziale Wirken der Kirche" entsprechend gewürdigt wird. Wir entnehmen diesem Artikel folgende Stellen: „Wer soziales Elend kennen lernen will, braucht gar nicht in das ferne Irland zu gehen, dazu genügt vollauf eine Fahrt ins obere Mühlviertel und den an grenzenden Teil von Böhmen. Will aber jemand auch soziale Gegen sätze kennen lernen, so lasse er sich in dem gastlichen Kloster Schlägl bei Aigen
zu Tische laden und er wird finden, daß von dem Ueberfluß in jenem Kloster allein der Hunger weit und breit könnte gestillt werden. Vielleicht wird man sagen, es sei ein Verrat an der Kirche, wenn ein Priester, der selbst schon oft ein Gast des Klosters war, dies ausspricht, doch der Reichtum ist nicht die Kirche und volle Fässer und Kassen nicht die Religion. Wenn aber dieser große soziale Gegensatz angeführt wird, so geschieht es deshalb, weil man auf klerikaler Seite immer und immer hören
leistet der Klerus freilich Großartiges bei diesen armen Webern, wenn er sie ermahnt, nur recht geduldig zu sein, als gute Christen um des Himmels willen Hunger und Not zu leiden, fremdes Eigen tum für heilig zu halten. Und in dieser Hinsicht leisten die reichen Mönche vom Kloster Schlägl wirklich Großes; die meisten der Armen sind so religiös gedrillt — man verzeihe mir den Ausdruck, aber ich finde keinen besseren —, daß sie eher vor Hunger sterben, als daß sie nur einen Erdäpfel aus fremdem Acker
, auf den Weg zum Kloster machte, um dort um ein Almosen zu bitten; aber vor dem Kloster entfiel ihm der Mut zum Betteln und hungernd ging er wieder stundenweit nach Hause. Doch das Weberelend in dieser Gegend ist nicht neu, sondern schon so alt, als hier Fabriken gebaut wurden und der Leinwandhandel ein Monopol einiger Großhändler ist, welche die Arbeitskraft der Weber ausnützen. Es hätten daher die Kirche respektive ihre Vertreter schon seit dreißig Jahren reichlich Gelegenheit gehabt zu zeigen, daß sie berufen
und imstande sind, diese soziale Frage zu lösen. Aber gerade während dieser Zeit hat das Kloster Schlägl sein Kapital verdoppelt, neue Güter und Forste an gekauft und gerade von diesem Kloster konnte der Bischof von Linz in öffentlicher Predigt nicht genug loben, daß kein Kloster Oesterreichs so viele Tausende an Peterspfennig dem „armen heiligen Vater" nach Rom geschickt hat, als gerade dieses Kloster, in dessen Schatten die Leute buchstäblich verhungern! Es ist gewiß nicht Voreingenommenheit