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Lienzer Nachrichten
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Page 10 of 16
Date: 25.04.1913
Physical description: 16
?' Als Katharina die vielen Namen von Gräfinnen und Baroninnen erwähnte, meinte ihre Herrin: „Warum sollten diese Damen weniger neugierig wegen ihrer Zukunft sein als die gewöhnlichen, die Bürgers frauen!" „Die Namen von „Bürgerlichen" waren gar nicht ver treten", bemerkte Katharina. „Kann mir's denken, was haben die von ihrer Zukunft weiter zu fürchten und zu hoffen!" sagte die Baronin achsel zuckend. „Und übrigens setzen die meisten dieser Frauen ihre Hoffnung und ihr Vertrauen gewöhnlich mehr auf ihren Gott

!" „Und hat er geholfen?" „Wie man's nimmt; wie man sich's halt eben einbildet", verbesserte Katharina mit verschmitztem Lächeln. „Höre, du gefällst mir, Trinchen! Du läßt dir kein £ für ein U machen — du hast, wie ich merke, auch nicht zu dem dummen Landvolke gepaßt", lobte die Baronin: und trillerte einige Takte aus einer neuen Arie. „Kann schon sein", versetzte Katharina schmunzelnd. Das Gespräch wurde iunterbrochen. denn ein Bestich meldete sich bei der Baronin an. Sie schlurfte in ihr Boudoir, um geschwind

etwas Toilette zu machen. Katharina folgte ihr. ... Drittes Kapitel. Seit der Zeit, da Katharina an jenen: Nachmittag die Kartenlegerin anfgesucht hatte, waren nun schon wieder zwei Jahre vergangen. Und was war in dieser Zeit in der Großstadt nicht alles vorgegangen! Auch in Katharinas Leben war mancher Wechsel eingetreten. Ihre gutmütige Herrin, die Baronin, war zur armen Frail geworden, die in einer der Vorstädte ein einziges Zimmer bewohnte und von der Gnade ihrer Verwandten lebte; sie, die einst das Geld

' für Luxus und Tand und für die unnötigsten Dinge der Welt mit vollen Händen aus gegeben hatte. Die vergnügungssüchtige Dame war als Verschwenderin erklärt worden und man hatte sie unter Kuratel stellen müssen. Aber sie hatte es verstanden, weiter die vornehme Dame zu spielen und hatte Schulden auf Schulden gemacht, bis sie am Rande des Verderbens an gekommen war. . Katharina hatte eine andere, weniger günstige Stellung gefunden. Ihr Verhältnis mit Max Winter, dem Bankbeamten, unterhielt sie noch immer

. — Der kränkelnden Mutter schrieb sie nur selten und dann jedesmal kurz und bündig. Die Mutter sehnte sich nach ihrem einzigen Kinde und bat, Katharina solle die Großstadt doch verlassen und wieder ins Häuserl auf dem „Kreuzbergl" kommen. Die Tochter dachte nicht daran, der Mutter Wunsch zu erfüllen; und wie sollte das leichtlebige Mädchen sich auch entschließen können, nach Hause zu ziehen, war sie doch ganz in der Macht und den Händen ihres „Bräutigams", von den: sie nicht lassen v mochte. An Beten dachte

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Lienzer Nachrichten
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Page 11 of 16
Date: 18.04.1913
Physical description: 16
sein. Das hatte sie aus ihm herausbekommen, daß er nichts glaubte und auf die volksverdummenden Pfaffen schimpfte; er war noch über einen Sozialdemo kraten und hielt — wie er sich mit Vorliebe auszudrücken pflegte — zur „Gemeinde der Freidenker". Dieser Mar Winter nahm sein „Käthchen" öfter mit in die Theater, wo die moralisch bedenklichsten Stücke auf geführt wurden. Das Mädchen verlor so mit der Zeit jedes Ehrgefühl. Mit der Baronin stand Katharina gut. Die ohne sittliche Grundsätze lebende, lebens- und genußsüchtige Frau zeigte

sonderbarerweise im Verkehr mit dem Mädchen gar keinen Stolz und keine Zuriickhaltung. Und sie nahm es der Dienerin auch nicht so iibel, wenn diese die stets vor handenen „Zigaretten" mitbeniitzte. Und Katharina schmauchte die duftigen Glimmstengel mit Behagen. Die Baronin, eine Dame in mittleren Jahren, war eine Polin und sprach gebrochen deutsch. Sie war gutmütig und flatterhaft wie ein Kind. Von ihrem Manne lebte sie ge trennt; aber Männergesellschaft war ihr unentbehrlich. Sie hoffte noch auf großes Glück

und besuchte öfter eine „be rühmte Kartenschlägerin", die ihr die Zukunft Vorhersagen und deuten mußte. Sie glaubte fest an die Wahrheit und Sicherheit der Aussagen der Kartenlegerin; und so beredete sie auch Katharina, sich von dem Weibe einmal die geheim nisvollen Blättchen vorlegen zu lassen. . Das war der Zofe schon recht, zumal ihr die Herrin das Geld für das Kartenschlagen einhändigte. Es war aber nicht so leicht, bei der berühmten Frau, die das Schicksal der Menschen aus den Karten las, vorgelassen

zu werden. Und dann durfte Katharina nicht als einfache Zofe vor die Frau treten; sie mußte zum mindesten eine „Geheimratstochter" vorstellen und Protektion haben, sonst war es undenkbar, daß sie zu der Kartenschlägerin vorgelassen wurde. Die Sache ließ sich aber machen, die Baronin, als gute Kundin der Frau, wollte die Vermittlerin spielen. Die Baronin wußte sich für den Besuch ihrer Zofe bei dem berühmten Weibe Visitenkarten zu besorgen. Sie selbst nahm erst einige Tage vorher die Kunst der Karten schlägerin

in Anspruch und leitete so die Sache ein. Katharina fuhr am bestimmten Tage, nachmittags, mit der Elektrischen manche der vielen Straßen "durch, um die Frau aufzusuchen. Endlich hatte sie das Haus der Kartenlegerin erreicht;, es befand sich in einem der vornehmsten Stadtteile. Katharina, im eleganten Kostüm, zu deni die Baronin beigesteuert, trat in den Hausflur und stieg, der Weisung ihrer Herrin gemäß, die mit Läufern belegten Stufen empor. Die Frau wohnte im zweiten Stock. Vor ihr stiegen drei ältere

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Lienzer Nachrichten
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Page 11 of 16
Date: 04.04.1913
Physical description: 16
107 freundlich angerufen. KuitzÄbauers Lisel .meinte treu herzig: „Kathrinl-, wo gehst denn hin?" „Wo werd' ich hingeh'n als halt ins Dorf!" war der kurze Bescheid. „Na, fragen darf man halt doch, wenn man einander begegnet, Kathrinl!" meinte Lisel. „Weißt, seit unserer Schulentlassung sieht man dich gar wenig im Dorfe", setzte das Mädchen hinzu. „ „Kann schon sein, daß ich mich jetzt rar mache", er widerte Katharina und ging weiter. „Na, guten Tag auch, Kathrinl'!" rief des Kunzelbauern

Tochter der Dahinschreitenden nach. Das Bergmädchen wandte sich um und bemerkte ver drießlich: „Weißt , Lisel, du kannst mich jetzt immer „Käth- chen" nennen." „Wenn dir's so besser klingt, meinetwegen", rief lachend die Schulfreundin. Katharina ging weiter. „Du, Kathrinl, was ich dir noch sagen wollte, weißt, auf'n Sonntag ist im Kretscham Tanz", rief Lisel. Die Angeredete gab keine Antwort. Lisel sagte zu einer alten Frau, die dem Mädchen be gegnete, indem es mit dem Finger auf Katharina zeigte

-. „Ist die aber stolz, man sollte schier meinen, sie sei eine Grafentochter." „Hm!" machte die alte Frau; „weißt, Hochmut kommt allemal vor dein Fall!" Katharina ging indes weiter ins Dorf hinein, wo sie noch manches besorgen mußte. Erst begab sie siw auf den Dorfkirchhof, zu Vaters Grabe. Mit unwilliger' Miene sab sie den Totengräber aus dem neuen Grabe, das er für den Gemeindehirten herrichtete, den Boden hart neben des Vaters Hügel auswerfen. Sie grüßte ihn kaurn und warf nur einen finsteren Blick

auf den weißhaarigen Alten, der gelassen mit der Schaufel hantierte. Wie zur Entschuldigung meinte er nur, als einzelne Erdstücke bis zu ihrem Kleide kollerten: „Dem Grabe geschieht nichts, liebes Fräulein; es wird von mir nach der Beerdigung alles wieder hübsch in Ordnung gebracht." Katharina schien befriedigt und nickte nur stumm; daß der Alte sie „Fräulein" tituliert hatte, gefiel ihr und stimmte sie um. Nachdem sie beit Grabhügel des Vaters etwas zurecht gemacht hatte, entfernte

sie sich wieder. Am Kirchhofstore begegnete sie dem Pfarrer; sie machte einen gutgelungenen Knix und schlüpfte davon. Die ernsten Blicke des Priestergreises folgten ihrer leicht hinschwebenden Gestalt. Er flüsterte vor sich hin: „Ist das nicht der Brunner- Witwe Mädchen? Ein pures Stadtfräulein — Gott be hüte es!" Katharina ging jetzt auf einen: Seitenwege zu den Krämersleuten, dort wollte sie sich einige kleine Schmuck- söchelchen für den kommenden Sonntag kaufen. Sie mußte lachen, wenn sie daran dachte, wie sie der gar

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Tiroler Post
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Page 14 of 20
Date: 16.05.1913
Physical description: 20
. „Ich werde Sie in einer Wirtschaft hier in der Nähe unterbringen", meint der mürrische Führer. „Gott sei Dank!" sagt Katharina. Beide gehen eine kurze Strecke, dann hält der Wächter vor einem mittelgroßen Gebäude. Die Fenster sind ge schlossen, abre man vernimmt noch Stimmen. Der Mann tritt durch ein Seitenpförtchen in einen kleinen Hof; Katharina folgt ihm. Er verschwindet hinter einer Tür, die ins Haus führt. Nach einer Weile kommt er wieder und führt die Frau bis zur Tür, welche in den Stall leitet. Er öffnet und sagt

: „Hier drinnen können Sie die Nacht über zubringen. Legen Sie sich auf jenes Stroh im Winkel." Schwerfällig stapft er davon. Katharina tappt in den finsteren Stall hinein; mit der rechten Hand tastet sie an der feuchtkalten Wand entlang. Endlich hat sie das Stroh erreicht. Erschöpft fällt sie nieder. Ihre Knie zittern und der Kopf brennt wie im Fieber. Das Kind jammert leise; sie sucht den kleinen Körper fester einzuwickeln, reißt von ihrer Schulter den Tuchfetzen und umhüllt das schwerkranke Kind

damit. Katharina kauert sich jetzt zusammen, sie will und muß einige Stunden ruhen. Gegen Morgen, beim trüben Dämmerschein, erwacht die junge Frau; verwundert hält sie in dem Stalle Umschau; sie erblickt nichts als vier kahle Wände und einige Schütten Stroh. Ihr ist heute so eigen zu Mute; sie fühlt im ganzen Leibe eine bleierne Schwere und ihr Kopf sinkt kraftlos zur Brust herab. „Was ist's doch nur mit mir?" flüstert sie. Jetzt tastet sie nach dem Kinde, das Uhr im Schlafe ent glitten ist. Mit einem leisen

Ausruf des Schreckens fährt sie zurück; denn ihr Kleiner liegt starr und kalt. „Tot!" murmelt sie tonlos. Dann umhüllt sie den Leichnam mit dem Tuche, als wollte sie ihn erwärmen. Als sie das Kind aufheben will, sinkt sie kraftlos aufs Stroh zurück und die Sinne vergehen ihr. ... Als Katharina wieder zum Bewußtsein erwacht, befindet sie sich in einem sauberen Bette in einem kleinen Zimmer. Indem sie verwundert umherblickt, tritt eine barmherzige Schwester herein, deren mildes, liebes Gesicht

freundlich lächelt. Von ihr erfährt Katharina, daß sie seit acht Wochen Gast des katholischen Krankenhauses sei, daß sie lange zwi schen Leben und Tod geschwankt und heute zum erstenmal zum vollen Bewußtsein gekommen sei. Nach einigen Tagen der noch notwendigen Schonung teilt ihr die gicke Schwester auch mit, wo und in welchen: Zustande man sie gefunden habe; auch vom Tode ihres Knaben erzählte die Pflegerin. Katharina seufzt zwar schwer auf, aber sie richtet doch einen dankbaren Blick zum Himmel

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Page 14 of 20
Date: 16.05.1913
Physical description: 20
vom! Jeden Sor MZZeZkIrA M LsuspenAl Oescliirr- i ir g M Antoi Lien Empfehle mi TO schlägigen Arbe [Hi Ehrung. [jyi Großes Lage» TO waren in allen f Fach einschlägig Zimmer wie au TO stände. ^ Mäßige Preise „Hm, ja, eine Deutsche!" knurrt der Manu. Das junge Weib erhebt sich mühsam und folgt dem Wächter stillschweigend. „Ich werde Sie in einer Wirtschaft hier in der Nähe unterbringen", meint der mürrische Führer. „Gott sei Dank!" sagt Katharina. Beide gehen eine kurze Strecke, dann hält der Wächter

vor einem mittelgroßen Gebäude. Die Fenster sind ge schlossen, abre man vernimmt noch Stimmen. Der Mann tritt durch ein Seitenpförtchen in einen kleinen Hof; Katharina folgt ihm. Er verschwindet hinter einer Tür, die ins Haus führt. Nach einer Weile kommt er wieder und führt die Frau bis zur Tür, welche in den Stall leitet. Er öffnet und fagt: „Hier drinnen können Sie die Nacht über zubringen. Legen Sie sich auf jönes Stroh im Winkel." Schwerfällig stapft er davon. Katharina tappt in den finsteren Stall hinein

; mit der rechten Hand tastet sie an der feuchtkalten Wand entlang. Endlich hat sie das Stroh erreicht. Erschöpft fällt sie nieder. Ihre Knie zittern und der Kopf brennt wie im Fieber. Das Kind jammert leise; sie sucht den kleinen Körper fester einzuwickeln, reißt von ihrer Schulter den Tuchfetzen und umhüllt das schwerkranke Kind damit. Katharina kauert sich jetzt zusammen, sie will und muß einige Stunden ruhen. Gegen Morgen, beim trüben Dämmerschein, erwacht die junge Frau; verwundert hält sie in dem Stalle

, als wollte sie ihn erwärmen. Als sie das Kind aufheben will, sinkt sie kraftlos aufs Stroh zurück und die Sinne vergehen ihr. ... Als Katharina wieder zum Bewußtsein erwacht, befindet sie sich in einem sauberen Bette in einem kleinen Zimmer. Indem sie verwundert umherblickt, tritt eine barmherzige Schwester herein, deren mildes, liebes Gesicht freundlich lächelt. Von ihr erfährt Katharina, daß sie seit acht Wochen Gast des katholischen Krankenhauses sei, daß sie lange zwi schen Leben und Tod geschwankt und heute

zum erstenmal zum vollen Bewußtsein gekommen sei. Nach einigen Tagen der noch notwendigen Schonung teilt ihr die gute Schwester auch mit, wo und in welchem Zustande man sie gefunden habe; auch vom Tode ihres Knaben erzählte die Pflegerin. Katharina seufzt zwar schwer auf, aber sie richtet doch einen dankbaren Blick zum Himmel und flüstert die ihr aus der Kinderzeit in Erinnerung gebliebenen Liedesworte: „Was Gott tut, das ist wohlgetan; Es bleibt gerecht sein Wille; Weil er nur heilig

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Lienzer Nachrichten
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Page 9 of 16
Date: 25.04.1913
Physical description: 16
: ihr schwarzes Auge glühte unter dichten dunklen Brauen; der Blick -<v> hatte etwas Stechendes und schien sich dolchartig in Katharinas Gestalt bohren zu wollen. In der linken, langfingrigen, ringgeschmückten Hand hielt sie die Visiten karte empor, während die Rechte an dem seidenen, dunkel farbigen Kleide, das ihre hohe Gestalt wie ein Talar umschloß, herabstrich. Katharina las auf der ihr entgegeu- gehalteneu Karte den Namen: Fräulein v. Friedeck. Sie verzog keine Miene und nickte nur wie zustimmend

. Die Sibylle wies mit der Hand auf den nächsten Stuhl. Katharina ließ sich nieder. . Wieder forschte der grelle Blick des Weibes in der Sitzenden Zügen. Das dauerte einige Sekunden. — Der weiß haarige Kopf der Kartenschlä gerin bog sich ein wenig, nach links und sie fragte mit tiefer Stimme: „Wie alt sind Sie?" „Siebenzehn und ein halbes Jahr." „Bitte Ihre rechte Hand"! sprach die Sibylle. Das Mädchen kam der Aufforderung nach. Das Weib prüfte die Linien des Handtellers. Katharina durchlief

jetzt ein Schauer. — Die Frau flüsterte etwas in sich hinein. Dem Mädchen wurde es heiß im Herzen. „Es ist gut!" Mit dem Ausruf ließ das Weib Katha rinas Hand los. Das Mädchen atmete beklommen, denn es meinte, nun werde die weise Frau des Schicksals Spruch verkünden. Aber Irene Botin schwieg. Jetzt griff sie nach einem Päckchen Karten, mischte sie und legte sie nebeneinander. Katharina war ganz Auge. Vas deutsche flusltellungsgebauäe in Oent 1913. Das Weib tippte mit denr Finger bald ans diese, bald auf ferne

Karte und sprach flüsternd, doch mit gewissem Nachdruck des Tones: „Sie suchen Glück;— es steht am Schluß ihres Lebens"; sie zeigte auf die letzte Karte. Katharina wurde etwas blaß. „Sie suchen Liebe. — Hm! Die Karte gefällt mir nicht; da sehen Sie Tränen, Schmerz und — halt, diese Karte hier spricht vor: Liebe, Reichtum, Ansehn —" Katharina jubelte innerlich auf. „So, für hellte wär's genug. — Sind Sie zufrieden, Kiild!" Sie klappte die Karten zusanlmen und sah auf die goldene Uhr. — „Dreimal läßt

sich des Schicksals Sprllch vernehmeil; also auf Wieder sehn!" „Ich soll wie- derkomnien?" flüsterte Katha rina. „Noch zwei mal, daun ver nehmen Sie die Entscheidung!" Die Frau machte eine bezeich nende Bewegung mit der Hand. Katharina war entlassen. Sie reichte der Sibylle ein Geld stück. Diese besah es flüchtig und um ihre Mundwinkel zllckte es geringschätzig. — Zehnmark stücke zu nehmen war sie nicht gewohnt ... Schon trat auf einen Wink des Mädchens eine andere Danle ins Geheimkabinett. _ Katharina verließ

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Page 10 of 16
Date: 04.04.1913
Physical description: 16
sich eine schlanke Mädchengestalt; es war Katharina, die Tochter der Witwe. Die frische Erscheinung war für den ersten Augenblick angenehm. Das etwas längliche Ge sicht war von mattblaßer Farbe. Die Züge zeigten feine Linien; die etwas hohe Stirn wurde von brannlockigem Haar umkräuselt; au beiden Schläfen ringelten sich kleine, fast dunkle Büschel wie niedliche Schlängelchen nach aus wärts. Die nußbraunen Augen blickten halb schelmisch, halb keck. Ilm die Mundwinkel spielte zuweilen ein unzu friedener Zug

, der dem Gesichtchen die Kindlichkeit und liebliche Mädcheneinfalt nahm. Katharina war sehr nett, für ihrer: Stand fast zu vornehm gekleidet; man merkte es, sie wollte Eindruck machen; wer sie so sah, mußte sie für ein Stadtmädchen Haltern Das blaue, etwas zu kurze Kleid war nach dem nerresten schnitt; ein samtschwarzes Mieder umschloß die Brust; eine spitzenbesetzte Weiße Schürze fehlte nicht, und die Füße staken in braunledernen, eng anlie genden Schnürstiefelchen neuester Fasson. Katharina hatte im Kopfhaar

ein frischgepflücktes Früh- lingsblümchen stecken. Die munteren Äugen beobachteten den Flug der Waldvögel, die sich in der kla.rblauen Luft wie schwarze Punkte ausnahmen. Während sie die Vögel mit ihrer: Blicken verfolgte, nestelte sie mit der Hand ar: der Halskrause und zupfte danr: die Schürze zurecht. Da rief eine milde Frauenstimme von innen des Mäd chens Namen... Katharina steckte jetzt schnell ein kleines Rundspiegelchen, in welchem sie ihre Gestalt eben beschaut hatte, in die Tasche. Eine Unmutsfalte zeigte

sich zwischen den Brauen, indem sie antwortete: „Ja, Mutter!. Was soll's? —" „Gehst du heut ins Dorf hinab, Katharina?" rief die Mutter von drinNen. „I freilich doch, Mutter! Vaters Grab rrruß doch be sorgt werden; es sieht so wüst aus, als wür's ein Tage löhnergrab", bemerkte die Tochter und griff wieder nach dem Spiegel. — Jetzt trat die Mutter heraus, blickte zum Himmel, atmete in mehreren langen Zügen die würzige Lust ein und ineinte: „Ist das heut aber ein prächtiges Wetter!" Ihre blaffen Wange:: röteten

, sie hat mich mit ihren Kräutergetränkeln, als du noch ein kleines Kind warst, von: Hüst- und Rücken- schmerz befreit", erklärte die Witwe. „Und da bist du ganz gesund geworden? —" „Natürlich, gesund bis auf die Knochen", sagte die Mutter, während ihre etwas schwachen Auge,: die Tochter mit sichtlicher Mutterfreude betrachteten. Katharina glättete die schneeweiße Schürze ul:d be merkte: „Was für „Tränkl" macht denn die „Doktrin"?" „Nu, hall solche, die immer helfen. Sie versteht es, Die richtigen Kräuter auszusuchen und einen guten

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Page 15 of 20
Date: 11.04.1913
Physical description: 20
Katharina gab sich leine Mühe, ein besseres Vecüältni' zwischen sich und den Knechten nnd Mägden Herzustetten. Stets trug sie Schnürschuhe, weiße Strümpfe, einen blauen oder Weißen, anliegenden Rock nnd ein samtenes Mieder. Diesen Aufwand an Wochentagen fanden die anderen Dienstboten natürlich nicht in der Ordnung; und so setzte es manche Stichelei ans ihrem Munde, und die gutmütige Müllersfrau hatte öfters den Streit zwischen ihren Leuten zu schlichten. Und fast jeden Sonntag trug Katharina

dann allemal: „Ich Hab mich an dein Mädl halt ein bissel getäuscht." Was das Schlimmste war, Katharina verschlief fast jeden Morgen, so daß der Kleinknecht öfter meinte: „In der Wassermühle müßte ein Trompeter angestellt werden, der die „Städtsche" aus dem Schlafe bläst." Nur Sonntags war Katharina zeitiger als sonst aus den Federn, demr da hatte sie die modernste Frisur herzurichten, und dazu braucht sie viel Zeit. An so einem Sonntag war ne aber auch blitzsauber, und die Mannsleute im Dorfe hatten gar

konnte sich an ihreni Mädchen nicht satt sehen, und der sonst so bescheidenen Frau schwoll das Herz und sie fühlte etwas wie Stolz und hörte es gern, wenn die Weiber ihre Katharina herausstrichen nnd meinten: „Das Mädl wird einmal eine gute Partie machen." Das Mutterauge ist in gewisser Beziehung blind, es sieht die Fehler der Kinder oft nicht, die von anderen doch so leicht erkannt werden. So war es auch bei der Mutter Barbara. Sie bemerkte bei ihrem Kinde nur die Vorzüge, aber nicht die Mängel

. ... Nun war ihre Katharina bereits ein Jahr in der Wasser mühle; aber erspart hatte sie noch nichts, sie hatte im Gegen teil beim Krämer neue und größere Schulden gemacht. Die kluge Krämersfrau hatte es verstanden, den leichten Sinn des Mädchens auszunutzen, und so hatte sie aus der nahen Stadt gar oft Schmucksachen mitgebracht, von denen sie wußte, daß sie dem eitlen Mädchen gut gefallen würden. Katharinas Augen leuchteten jedesmal vor Lust und Gier, wenn die Handelsfrau die neuen Sachen vor ihr ausbreitete

. Ohne Bedenken griff sie zu und nahm die Waren mit sich. Wenn der Krämer meinte: „Du traust dem Mädchen zu viel; wenn sie nun nicht bezahlen kann, was dann?" „Nun, ihre Mutter besitzt ja noch ein Haus," gab sie zur Antwort, „und Pension bezieht sie auch", setzte sie hinzu.... In der Wassermühle wollte, besonders in letzter Zeit, die Sache mit Katharina gar nicht mehr stimmen; die Müllersfrau wurde immer unzufriedener mit dem Mädchen. Sie war durch ein Gerücht im Torfe, das anfangs ganz leise bei den Leuten

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Page 15 of 20
Date: 09.05.1913
Physical description: 20
ziehen die Leiche Max Winters aus den: Teiche und schleppen dieselbe in sein ärmliches Wohnhänschen. Fünftes Kapitel. Wochen sind vergangen. Die Witwe des Ertrunkenen ist, mit einem Kinde auf dem Arm, aus der elenden Hütte am Teiche fortgezogen. Kein Mensch hat sich um die abgehärmte Frau gekümmert; die Weiber der verlassenen Straße haben Katharina ja kaum kennen gelernt, wie sollten sie ihren Fortgang auch nur im geringsten bedauern. Katharina eilt, so viel sie kann, aus der verrufenen Straße

und guält und so ihr Leben zur Hölle macht. Katharina ist seelisch eine andere, bessere geworden; die harten Schicksalsschläge sieht sie jetzt als eine Fügung Gottes an, der sie in liebendem Erbarmen gestraft hat, um sie zu läutern itnb zu retten. Die Augen sind ihr aufgegangen, sie hat ihren seelischen Zustand erkannt; sie hat einsehen gelernt, wie töricht, wie sündhaft sie gehandelt, daß sie mit dem Verbrecher, dem Ungläubigen, gelebt; und wie unheilig komnit ihr nun ihr sogenanntes eheliches Ver

hältnis zu dem gottloseu Manne vor. Katharina hat angefangen, sich zu schämen, daß sie das Weib eines solchen Menschen gewesen ist. Die arme Frau, die nun allein mit ihrem Kinde in einer fremden, kalten Welt umherirrt, bereut bitterlich immer und immer wieder, daß sie durch ihren Leichtsinn so elend ge worden ist. Aber sie will sich aufraffen, will alle Kraft zusanunen- nehmen. Sie will wieder in die teure Heimat zurückkehren und sich Trost holen in dem kleinen „Berghäuschen", wo die alte Mutter wohnt

und Erbarmen. Und sie, die einst in ihrem Leichtsinn und unter dem Einfluß ihres Mannes Gebet und Religion bei seite gelassen, ja, die sogar ihren Spott damit getrieben, die selbe Katharina wendet sich jetzt in ihrer Verlassenheit, wo sie sich wie eine Verlorene vorkommt, hilfesuchend nach oben. Katharina irrt, mit dem Kinde auf dem Arm, durch die ver schiedenen Straßen der Riesenstadt. Alles kommt ihr so neu, so verwirrend vor; sie begegnet so vielen fremden Gesichtern, und kein einziges

lenkt; Gott hat noch Prüfungen für sie, er läßt sie nicht so bald wieder aus seineu läuternden Vaterhänden; er führt sie einen harten Weg, so daß Katharina nahe daran ist, 51t verzweifeln. Aber Gebet und wiederkehrendes Gottvertrauen helfen der jungen Frau zuletzt doch. Tagelang irrt Katharina in der Riesenstadt von Straße zu Straße, von Stadtviertel zu Stadtviertel — nirgends findet sie Arbeit; überall weist man die Bittende mit kalten Worten ab. Katharina hat die letzten paar Pfennige ver ausgabt

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Page 14 of 20
Date: 11.04.1913
Physical description: 20
die Finger fleißig strickten, dachte sie über die Zu kunft ihres Mädchens nach. Katharina ging nun bald ins fünfzehnte Lebensjahr; sie 'war ein gesundes und ziemlich kräftiges Mädchen, an Geschicklichkeit und Klugheit fehlte es ihr nicht. Ein bißchen keck sei sie ja, das würde sich aber schon verlieren, wenn sie unter die Leute käme. Bei dem Gedanken, daß Katharina sie verlassen werde, seufzte die gute Frau schwer auf und sie flüsterte: „Wie wird's dem Kinde unter den fremden Menschen nur gehen

mußte sie das Kind, das sah sie ein, nur sollte es nickst hinaus in die fremde Welt ziehen, wo's so schlimme Menschen und so viel Schlech tigkeit gibt. Während die Mutter noch in Gedanken saß, kehrte die Tochter vom Ausgange zurück. Katharina stellte das Körb chen auf die Truhe und wechselte die Kleider. Auf die Frage der Mutter, wie es der Kräuterbrigitte I I - gehe, meinte sie: „Wie wird's der gehen! Sie kriecht wie eine alte Spinne im Häusl herum und schielt eins an, wenn man zu ihr kommt

." „Was sagte sie denn, daß ich nicht selber, gekommen bin?" „Gar nichts", versetzte die Tochter und legte die Schmnck- sächelchen vom Krämer vor sich auf den Tisch. „Was sagte sie zu den Eiern?" „Nicht viel; sie läßt sich bedanken." Die Mutter merkte gar nicht, daß Katharina sie belog, denn das Mädchen war nicht bei der Kränterfrau gewesen, und die Eier lagen ia zerschlagen beim Krämer auf der Ladendiele. Die Witwe kannte den Sinn ihrer Tochter; wenn Katharina nicht aufgelegt zum Sprechen

war, so war nicht viel aus ihr herauszubringen. Sie frug nicht weiter. Da -die Ziegen meckerten, so ging sie zum Stalle und besorgte die Tiere. Als sie wieder in die Stube trat, stand Katharina vor dem Wandspiegel und war eben daran, die Brosche und das Medaillon am Mieder zu befestigen. Die Mutter rief mit kläglicher Stimme: „Mädl, was soll'n dir die teuren Sachen, dir weißt doch, daß das Geld bei uns so rar ist, und du kaufst dir solches unnötiges Zeug?" „Mutter, das verstehst du nicht, jedes Mädchen, das auf sich etwas hält, trägt

an, wenn ich zur Kirche geh' — und zum Tanz am Nachmittag auch", flüsterte das Mädchen und verließ die Stube. Zweites Kapitel. Katharina Brunner hatte das „Kreuzbergl" verlassen und war ins Dorf hinunter gezogen; sie diente bei deni Wassermüller. Die Frau des Müllers, eine alte Bekannte der Beamtenwitwe, hatte Gefallen an dem netten Mädchen gefunden, und so war Katharina in „Stellung", wie sie es nannte, bei der Mutter Freundin getreten. Die erste Zeit nahm sich die „Städtsche", wie sie von des Müllers Leuten

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Page 13 of 20
Date: 03.05.1913
Physical description: 20
C O CO <P « CJ2 <t c> 1 6 1 i > t > Illustriertes Zlnterhattungsbtatt der „Lienzer Wachrichten". Verloren unc! wieäergefunäen. Erzählung von Lechmann in Tharnau. (Fortsetzung.) (Nachdruck verbotrn. atharina saß wie starr und stöhnte zuweilen leise. Da traten die Polizisten heraus. „Kein Resultat! Keine Spur!" flüsterten sie. „Hm, ja! Der Fuchs hat die Hohle verlassen. Wir müssen den Telegraphen spielen lassen", bemerkte der Beamte. „O Gott, die Bank bestohlen!" jannnerte Katharina, die Hände

ringend. „Mein Max die Bank bestohlen!" Sie schluchzte jetzt laut auf und ein Fieber schüttelte ihren Körper. Die Beamten sprachen leise miteinander; dann sagte der jenige, welcher die junge Frau ausgeforscht hatte, zu den Begleitern: „Unsere Mission ist für jetzt hier zu Ende; gehen wir!" Sie verließen das Zimmer Katharina saß noch immer wie in einem schweren Traume; nur zuweilen fuhr sie empor und weinte, indem sie das Gesicht mit beiden Händen bedeckte. Zuletzt schwand ihre Kraft mehr und mehr

und war dann in Schlaf gesunken. Gegen Morgen, als schon die Sonne am Himmel stand, kam die Aufwartefrau. Als sie die junge Frau auf dem Sofa liegen sah, schüttelte sie den Kopf, besorgte ihre Arbeit so schnell als möglich und ging dann wieder fort Katharina erwachte mit heftigen Kopfschmerzen und fühlte sich sehr elend und verlassen. Sie schleppte sich aus einem Zimmer in das andere. Die neuen Möbel beachtete sie kaum, sie hatten für sic allen Vas neue arabische Museum in Dunis Wert und Reiz verloren und sie wußte

hatte sie dies alles zu verdanken als ihrem Manne, den sie für den besten aller Männer gehalten hatte! Und wo niochte er sich aufhalten? Würde er sie sich ganz über lassen? Sie sann nach, was nun werden sollte. Wenn nur erst noch einige Wo chen vorüber wären, dann würde sich ja ihr körperliches Be finden wieder ge ändert haben und es wäre ihr vielleicht möglich,' wieder in Stellung zu gehen. Das Sonderbarste bei Katharina in ihrer gegenwärtigen Ge mütsverfassung war, daß ihr sittliches Ur teilen und Empfin den, losgelöst

von Glauben und Reli gion, geschwächt, ja fast ganz abgestumpft war; deshalb suchte sie das Verbrechen ihres Mannes ivo- möglich zu entschuldigen oder doch wenigstens widrigen Um ständen zur Last zu legen. Im Laufe des Tages erschienen Gerichtsbeamte, und des Verbrechers Frau wurde mehrfach einem Verhör unter zogen. Da sie aber durchaus nichts Belastendes gegen ihren Mann auszusagen wußte, so ließ man sie vorläusig in Ruhe, und es war dies auch notwendig; denn Katharina fühlte sich mehr und mehr unwohl

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Lienzer Nachrichten
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Page 13 of 20
Date: 09.05.1913
Physical description: 20
In:^ Mit „Sterne und Vlumes" Nr. 20. Illustriertes Anterhattungsötatt der „Lienzer Wachrichten" Verioren uncl wieäergefunclen. Erzählung von Lechrnann in Thernau. (Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.» einen Blick hat er für das so schwer leidende Kind. Katharina steht am Bettchen und starrt vor sich LL nieder. Der Betrirnkene schwankt fluchend hin- aus. ... Die arme Frau ist mit den Kindern wie der allein. Eine Stunde mag vergangen sein, da naht sich das Ende des Töchterchens. Es liegt

jetzt ausgestreckt und mit geschlossenen Augen. Der Atem keucht, die kleine Brust hebt und senkt sich lang sam, als lastete mtf ihr ein Zentnergewicht. Die Hände sind krampfhaft ineinander geschlungen — manchmal flüstern die blauschwarzen Lippen den Mutternamen. Und Katharina zittert am ganzen Leib vor Weh. Sie sinkt schwer am Bette nieder, drückt das Haupi^m die Kissen, und ihr Herz und Hirn durchschneiden Gefühle und durchbeben Gedanken gar eigner Art. Sie denkt sich zurück in die eige nen Kinderjahre

und erinnert sich daran, daß sie ja auch qI£' kleines Mädchen in dem Häuschen auf dem „Kreuzbergl" einst in einem Bett chen schwerkrank lag, und daß die Mutter vor ihr kniete und betete — betete; daß die gute Mutter zu Gott um Hilfe rief und daß sie den heiligen Antonius um seine Für bitte anflehte — und daß sie, Katha rina, wieder gesund wurde. Und wie von unsichtbarer Ge walt getrieben, faltet Katharina, die fast das Beten verlernt, die Hände und in ihrer Herzensangst flüstert sie Bitte um Bitte

denn auch nur ein einziges Ge bet? Und jetzt sollte es sterben und vor den gerechten Gott kommen. Wird es nicht die glaubenslosen Eltern anklagen vor dem strengen Richter aller Sünder? Katharina schüttelte sich und ein namenloses Gefühl der Oede, des menschlichen Verlassenseins und der Trostlosigkeit bedrückte ihre Seele. Da jammert das Kind von neuem auf und macht einen letzten Versuch, den Mutternamen zu rufen. Nur ein ersterbendes Wimmern noch! In der Todesangst hoben sich die mageren Aermchen, als wollten

sie der Mutter Hals zum letztenmal, zum Abschied um schlingen. Katharina, die in die ser Stunde das Beten wieder gelernt, nimmt die heißen Händchen des Kindes, legt sie zum Gebet zusammen und schreiend bricht es aus ihrem Herzen hervor: „Hab, o Gott, mit mir Erbarmen!" Elschen öffnet die brechenden Augen noch einmal unheim lich weit und flüstert: „Mutter, was machst du?" „Hab, o Gott, mit mir Erbarmen!" schluchzt die Mutter. Da überhuscht ein Lächeln des sterbenden Kindes Wangen. Ein letzter leiser Ruf

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Lienzer Nachrichten
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Page 9 of 18
Date: 22.05.1931
Physical description: 18
. Lachte den ganzen Tag; scherzte und tanzte mit allen — nur nicht mit Ruka. Sie mied ihn hartnäckig. „Hör einmal, Kindchen, du bist ja ein grau sames Rätsel! Flehst mich- um Ruka an und läßt ihn jetzt zu den Sternen heulen wie ein herrenloser Hund. — Hat er dir was getan, so sag es mir. Hat er dir nichts getan, sei mensch lich zu ihm. Ich dulde- während der Lustfahrt meines Hofes keine Leidensmienen an Bord!" Als Katharina den Tag der Umkehr für den Anfang der kommenden Wüchse festgesetzt, än derte

Tarakanova plötzlich« ihr Benehmen gegen Ruka Sie saß — in der Nacht — an Deck. Sie hatte Ruka zu sich rufen lassen. „Ruka - liebst du mich«?" Ruka warf sich ihr zu Füßen Und weinte. „Ruka — ich« bin die rechtmäßige Zarin Elisabeth Tarakanova Katharina nahm meinen Thron. Katharina bedrückt Mütterchen Rußland, aber alle guten Russen warten auf mich« — — Katharina will meinen Tod; und ich werde auch, sterben, Ruka. Deine rechtmä ßige Zarin wird sterben — aus Leid und Kum mer um den heiligen Thron

. . . Ruka —? Willst Du daß ich sterbe? Ruka, ich liebe Dich! Töte Katharina! Sie schläft jetzt — — — ich bin die wahre Zarin — ich liebe Dich, Ruka!" Ruka ging — «ohne zu denken. Tarakanova wollte- es von ihm. Er stieg schnell und leise die Schiffstreppe hinab. Der Gang war leer. Er w«ußte noch nicht, wie er es tun würde. Jetzt stand er vor der Käjütentür der Kai serin — er griff nach, der Minke — da be merkte er, daß ein schmalär Lichtstreif durch- die Türritze schien. Ruka zögerte: die Kaiserin wacht

. Die er habene Kaiserirn wacht für Rußland. Eine fromme Scheu ergriff ihn. Mit einmal öffnete sich- die Tür — — die Kaiserin stand vor ihm und ihr mächtiger Blick lag mißtrauisch forschend auf seinem Ge sicht. Ruka warf sich vor ihr nieder und gestand, daß er sie habe töten sollen nach, dem Willen Tarakanovas. Die Kaiserin rief nach« Soldaten. Tarakanova brach nicht zusammen. Sie- war auf jede Wendung ihres Schicksals gefaßt, als die Soldaten kamen. Sie wurd«e vorläufig in ihre Kajüte gebracht, bis Katharina

, es der Gefangenen, die sich Tarakanova nenne, an nichts fehlen zu lassen, und sie bis zu ihrem« Tod im Fort zu bewahren. In dieser Nacht war Katharina« !nich,t zu Bette gegange!n. Sie scherzte im! Meise ihrer Intimein. Man gab geistreiche Bo«nmots «über den Tod zum besten. Die Kaiserin trat a«n das Fenster ih«rer Ka bine und sah in der Ferne das verschwindende Licht des Kriegsschiffes. „Welches Schicksal — wenn sie wirklich — Tarakanova ist!" Dann lachte die Kaiserin und machte wieder Witze über den Tod

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Lienzer Nachrichten
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Page 9 of 16
Date: 18.04.1913
Physical description: 16
an- gesehen hatte, so war sie doch nicht so ganz im Unrecht; denn Katharina war wirklich mehreremal, besonders an den letzten Sonntagen, abends aus dem Hause geschlüpft und batte manche stunde mit einer Kameradin zusammen im Kretscham beim Tanz zugebracht und war mit Nachbars Grete in toller Laune einigen Burschen nachgeschlichen. Des Müllers Mägde hatten die Sache von einein dieser Burschen brühwarm erfahren und so war das böse Gerücht über Katharina, mit mancher Ausschniückung versehen

, bis zur Muuersfcau gelangt. Katharina selbst wußte um das Gerücht; sie faßte die Sache nach ihrer leichtsinnigen Weise aus und lachte über das „einfältige Gerede" der Leute. Einmal sagte sie zu ihrer Freundin: „Im Dörfl darf man sich nur über die Straße wagen und gleich krähen alle Dorfhähne, als wenn Feuer wäre. — Weißt, Gretel, ich ziehe lieber in die Stadt, da kümmert sich kein Kuckuck um ein Mädl." Scfclofj in Beibingen bei Cudinigsburg (Württemberg) Auch diesen Ausspruch Katharinas hatte die Müllerin

ich nicht!" jammerte des Mäd- chens Mutter. „Weißt, man stirbt nicht gleich, wenn einem ein unfolg. sam Mädl fortlüuft", antwortete die Müllerin. „Aber weh' tut's halt doch", versetzte Barbara und wischte die Augen. Die Müllerin verabschiedete sich von der Freundin und verließ des Häuschen. Katharina war am Ersten des Monats ans der Mühle entlassen worden, und ohne die Mutter vorher noch einmal zu sprechen, war sie in die Stadt in Dimst gegangen. Als 1913 . ißzuverstehenden ichten des offi- die gefährliche

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Lienzer Nachrichten
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Page 4 of 14
Date: 10.04.1931
Physical description: 14
kann, ist ein unbrauch barer Mensch. „Verbrenn dir nur deine Finger nicht an Politik, Daschkowa, . . ." Es klopfte leise an die Tür. Tarakanova, die zu jeder Stünde Zutritt zu der Kaiserin hatte, kam herein. Katharinas Gesicht hellte sich! vollends auf. „Vögelchen, selten kommst du. Wie geht es dir?" „Ich bin Nicht mehr krank!" Sie fagte es mit froher Stimme. „O, und Ihr Leibarzt, Majestät... er glaubt " Katharina sah Nachdenklich, auf Tarakan» vas zarte Gestalt: „Aber du siehst immer noch, wie dein ei genes

Grabengelchen aus!" „Majestät, ich bitte Sie um ein Kleid!" Verblüfft sah Katharina auf. Dünn lachte sie laut: „Soll ich dir ein Kleid aus Sonnenstrahlen weben lassen, kleine Märchenprinzessin?" „Nein, Majestät — ich! möchte ein Kleid aus silbernem Brokat — auf alle Nähte silberne Adler gestickt — auf Schultern und Brust dia mantene Lorbeerblätter..." „Mort de ma vie! —" lachte Katharina. „Du brauchst ja nicht nur einen Gewand schneider,- ich werde dir schließlich meine sämtli chen Hofjuweliere geben müssen

— — aber ich habe geschworen, dir jedezn Wunsch zu er füllen . . .!" Tarakanova blieb zögernd auf demselben Fleck. „Um Himmels willin was noch?" rief Katharina. „Hören Sie auf, mich wie ein Kind zu behandeln! Was werden Sie mit mir tun? Ich ertrage die Ungewißheit nicht mehr länger. Warum haben Sie mich, an den Hof genom men?" „Nun, ich denke, du bist die Prinzessin Ta rakanova?" „Ihr Sohn kommt nie an Ihren Hof — ?! Ich sah ihn nie. Man sagt, Sie lieben den Großfürsten Paul nicht!" „Nein, cherie, ich liebe meinen Sohn

Gefahr für meine Krone werden können ..." Katharina sprang plötzlich, auf: „Meine freie halbe Stunde ist vorbei — seit zwei Minuten!" Tarakanova ging in die Gärten von Zar skojeselo. Ihr Lieblingsplatz war eine kleine Mar- morbank zwischen einer dicht gedrängten Schar großer, dunkelgrüner Fabeltiere aus geschnit tenem Taxus. Hochstämmige späte Rosen dufte ten hier, und ein kleiner Wasserfall stäubte in kunstvoll insinandergeflochtenen silbernen Strahlen über ein Hügelchen von schwarzen Marmorbrocken

. Tarakanova hatte in den vierzehn Tagen, die sie im Luftschloß von Zarskojeselo verbracht, sich! oft hier verborgen. Der Hofstaat ehrt sie zwar wie eine kai serliche Prinzessin,- aber es scheint den meisten doch nicht ernst damit zu sein. Tarakanova fühlte es genau. Sie grübelte qualvoll: „Katharina spielt mit dir — sie spotten über bitfj du mußt dich! wehren, denk an dein heiliges Recht! Du bist Tarakanova!" Sie wurde plötzlich, todmüde. Ich bin doch noch! krank. — — Sie versuchte verzweifelt

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Der Südtiroler
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Page 3 of 8
Date: 15.01.1929
Physical description: 8
Geschichten aus Südtirol. Von Anselm Müller-München. Und da hatte sie ihm eben einen kräftigen Stoß gegeben und gesagt, er möge ihr vom Leibe bleiben. Die Rache -es Mareseiallo. „Signor Mareseiallo, mit solchen Dingen bleiben Sie «n vom Leibe!" In herzlich rauhem, aber doch sehr verständlichem Jta- «enisch waren diese Worte gesprochen. Katharina Auer hatte V* die Sprache der neuen Gebieter gründlich lernen müssen, ^ sie den kleinen Kuufladen übernahm, den ihr alter oater nicht mehr führen konnte

. Denn wehe, wenn ein Karabiniere oder ein Finanziere oder die welsche Leh- *rin nicht auf italienisch Rede und Antwort erhielte! Aber daran ließ es Katharina nicht fehlen. Sie bediente E"e Kunden mit derselben Zuvorkommenheit und wenn p* auch in ihrem Herzen den italienischen Zwingherren ^cht hold war, so hütete sie sich doch gewissenhaft, sie ^ verletzen oder herauszufordern. Schon ihres Vaters ^rgen, der nichts besonderes hatte, als was das kleine *1« abwarf. Aber auch die Zuvorkommenheit

hat ihre Grenzen, sie haben! Der neue Wachtmeister der Karabinseri — mit dem Mzen Titel Marschall benennt man in Italien diese yarge — hatte eine Leidenschaft für das nicht mehr Mz junge aber noch immer hübsche und anziehende Mädchen 8 >aßt und er kaufte weder Tabak noch sonst einen Bedarf, M Katharina mit seinen faden Scherzen und Schmei- sie^ ,U ^lästigen. Erst hatte sie getan, als verstehe ' aber dann war er immer frecher und deutlicher r orden. Und heute hatte er sich's h erausgenommen, fatt

et ^ en . identisch hin mit beiden Fäusten anzu- llkn, um sie an sich zu ziehen und zu küssen. In diesem Augenblicke war ein italienischer Arbeiter eingetreten, einer von denen, dje bei der neuen Wasser leitung beschäftigt waren. Katharina war zu Tode froh, nicht mehr allein mit dem Zudringlichen zu sein, der Mareseiallo aber ärgerte sich nun doppelt, daß seine hand greifliche Abfuhr vor einem Zeugen geschehen war. Puter rot im Gesichte, mit funkelnden Augen, blickte er noch auf das entschlossene Mädchen zurück

; dann verließ er das Geschäft. Katharina wandte sich dem neuen Kunden zu: „Was ist gefällig, Lorenzo?" Der schüttelle den Kppf und sagte bedenklich: „Geben Sie acht, Signorina? Sie haben den Maresciallo er zürnt." „Mag wohl sein, aber man kann sich nicht alles ge fallen lassen, gab sie zurück. „Geben Sie acht!" wiederholte Lorenzo und hob den Finger. Und dann sagte er ganz leise: „Ich kenne diesen Menschen: er ist ein Schlimmer!" Einige Tage waren vergangen. Eines Morgens, als Katharina sich eben

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 12 of 20
Date: 17.12.1953
Physical description: 20
Und iTiirtle IVeiiiimdil Erzählung von Martin Anton Grodcr Im kleinen Hausflur bimmelte die Ladenglocke. Katharina trat, den Schlüssel in der Hand, aus der Stube, öffnete damit die Ladentür und ging der Nachbarin voraus. Kerzenhalter für den Christbaum wünschte sie, und Katharina legte ihr das begehrte Dutzend in eine kleine Schach tel. Die Nachbarsfrau rieb sich die eiskalten Hände, zählte das Geld auf den Tisch und wollte gehen. Plötzlich aber besann sie sich und sagte mit einer halben

Wendung nach rückwärts: „Vor einem Jahr um diese Zeit hast du die Mutter noch gehabt, freilich sehr elend und ohne Aussicht, daß es noch lange dauern würde. Jetzt ist sie in der Ewigkeit und du mußt Weihnacht zum erstenmal ohne sie feiern — Katharina stand still und blickte vor sich auf den Boden. Warum sprach man mit ihr darüber? Mußte nicht im voraus jeder Mensch ahnen, wie bleischwer ihr seit Monaten der Gedanke an diese erstmals völlig einsame Weihnacht im Her zen lag? Sie kämpfte mit Mühe

Tiroler Ehren- und Rumeshalle ab, die nun wieder dem Besu cher offen steht. Wer vom Lande in die Stadt kommt, sollte nicht versäumen, diese Erinne rungsstätte an eine große Zeit Tirols aufzu suchen. F. L. M. Turm geschüttet, breiteten sich im Geflimmer von Myriaden Kristallen die Felder. Eine halbe Stunde später saß Katharina drin nen auf der Ofenbank und wärmte sich hinter | die Kirche mit dem grünbeschindelten spitzen j ' dem Rücken an den heißen Kacheln die fast er- | frorenen Finger. Ihr Blick

ner Leuchtkäfer der brennende Docht der Öl lampe. Jene Krippe hatte Georg, ihr älterer Bruder, einmal heimgebracht, als er auf Weihnacht nach Hause kam. An Georg dachte Katharina nun. Beinahe immer war er fort, soweit sie sich fast erinnerte. Zunächst am Gymnasium, dann auf der Universität, zuletzt in Rücksicht seines Be rufes. Selbst, als die alte und ein Leben lang leidende Mutter mählich verdämmerte und end lich erlosch, konnte er nicht kommen. Den Brie fen nach ist er darob allerdings beinahe

. Die Gewichte der Verein samung lasteten so sehr auf Katharina, daß sie sich mit leisem Ächzen von der Ofenbank erhob und vor das Haus trat. Schneidend kalt war es draußen. Kein Mensch kam die Straße herauf. Hinter den Stubenfenstern der Häuser brannte Licht. Trotz der noch herrschenden Bärenkälte schien es, als trübe sich langsam ein wenig der Himmel ein. Wieder kehrte sie zurück und kochte sich drinnen einen Teller Suppe. Mehr mochte sie nicht. Niemand kam mehr ins Haus, so heischte es der Brauch

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 8 of 16
Date: 16.07.1923
Physical description: 16
Kerer Leopoldina bei Kerer Peter in Kals, 47 Dienst jahre/ 190.000 Kr. Kerer Anna bei Kerer Peter in Kals, 49 Dienstjahre, 200.000 Kr. Figer Katharina bei Figer Elisabeth in Kals, 37 Dienst jahre, 150.000 Pr. Gorgasser Martha bei Hüter Johann in Kals, 33 Dienst jahre, 140.000 Kr. Rainer Maria bei Rainer Georg in Kals, 39 Dienstjahre, 160.000 Kr. Rainer Elisabeth bei Rainer Georg in Kals, 42 Dienst- jahre, 170.000 Kr. Oberlohr Kunigunde bei Oberlohr Josef in Kals, 50 Dienstjahre 210.000

Kr. Degischer Paula bei Degischer Michael itt St. Veit, 34 Dienstjahre, 150.000 Kr. Kleinlercher Mechthild bei Tögischer Georg in St. Veit, 43 Dienstjahre, 180.000 Kr. Schneider Therese bei Schneider Georg in Kals, 11 Dienstjahre, 50.000 Kr. Figer Anna bei Uger Elise in Kals, 16 Dienstjahre, 70.000 Kr. Degischer Josefa bei Oberwalder Jakob in St. Veit, 15 Dienstjahre 60.000 Kr. Taxacher Marie bei Geschrvister Taxacher in Bruck, 30 Dienstjahre, 120.000 Kr. Dreier Katharina bei Hauser Anton in Bruck

bei Auer Peter in Obertilliach, 21 Dienst jahre, 90.000 Kr. Jndrist Agnes bei Marie Wtw. Goller in Obertilliach, 9 Dienstjahre, 40.000 Kr. Auer Amalia bei Wtw. Marie Kapferer in Grinzens, 19 Dienstjahre, 80.000 Kr. Neurauter Filomena bei Josef Bvuimer in Kematen, 19 Dienstjahre, 80.000 Kr. Filzer Theresia bei Wtw. Therese Filzer in Kössen, 43 Dienstjahre,' 180.000 Kr. Wagner Katharina bei Wagner Josef in Mörsbach, 20 Dienstjahre, 80.000 Kr. Außersteiner Notburga bei Außersteiner Ath. in Ober- d'rum

, Brandenberg, 25 Dienstjahre, 100.000 Kr. Kostenzer Klara bei Kostenzer Thomas in Alpbach, 22 Dienstjahre, 90.000 Kr. Kostenzer Ursula bei Kostenzer Thomas in Alpbach, 22 Dienstjahre, 90.000 Kr. Schießling Maria bei Margreiter Josef in Alpbach, 23 Dienstjahre, 100.000 Kr. Mallaun Katharina bi Schüler Franz in Ried, 41 Dienst jahre, 170.000 Kr. Partl Marie bei Rietzler Josef in Fiß, 9 Dienstjahre, 40.000 Kr. Hotter Elisabeth bei Kirchmair Katharina in Schwaz, 23 Dienstjahre, 100.000 Kr. Sponring Notburga

bei Sponring Peter in Weerüerg, 19 Dienstjahre, 80.000 Kr. Jordan Maria bei Klotz Franz in Sellrain, 39 Dienst jahre, 160.000 Kr. Matt Maria Anna bei Franz A. Traxl iit Flirsch, 46 Dienstjahre, 190.000 Kr. Guggelberaer Elisabeth bei Hofer Josef in Going, 10 Dienstjahre, 40.000 Kr. Bertolo Katharina bei Trenkwalder Wilhelm in Ober hofen, 8 Dienstjahre, 40.000 Kr. Pittracher Maria bei Pittracher Andrä in Vals, 18 Dienstjahre, 80.000 Kr. Schräder Josefa bei Eller Leopold in St. Jodok, 12 Dienstjahre, 50.000

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Der Arbeiter
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Page 14 of 16
Date: 30.07.1911
Physical description: 16
oder Langweile werden im ^ gehen am Feldrain die Ähren abgestreift-, um eine Kor>,^ zu bekommen tritt man achtlos die kostbare Frucht 1®, Blumen reißt das Kind überhaupt oft nur zum Vergnüge^ und zwar mit Stumpf und Stiel, ein gleiches geschieh fach beim Pflücken von Beeren. Auch hierbei entwurzelt; aus Bequemlichkeit oder Torheit die Stauden und tnirftl dann, dem Verdorren geweiht, beiseite. Bit Ardkitkrfgmilik. Erbe, sie, Katharina, mehr aus Gnade. Sie war die Nichte seiner Mutier und wurde

. Und während dieser erzwungenen Ruhezeit begann er nun sich ganz unglücklich zu fühlen bei dem Gedanken daran, was einmal aus seinem Hofe werden sollte, wenn sie nicht mehr wären, er und Katharina. Eines Abends spät, als Katharina eben das Licht ausgelöscht und die Decke über sich gezogen hatte, fuhr sie erschrocken empor bei einem Ausruf Arons, der durch das Dunkel klang, als befände sich ihr Mann ln großer Not: „Hast du bedacht, Kajsa, hast du bedacht, daß wir keine Kinder haben, die nach uns von unserm Hofe Besitz nehmen

? ... Er kommt in fremde Hände!" Mutter Katharina mußte sich aufsetzen und das Licht wieder an zünden, denn es war, als fände die Furcht ihres ManneS eine Ant- wort von einer Stimme in ihrem Innern, die nur dieses Anrufs be durste, um zum Leben zu erwachen. Und nun begann für beide eine schwere Zeit. Sie merkten, daß das Alter nahe war, und daß sie einsam waren auf dem großen Hofe. Und außer all dieser Unruhe über eine kommende Zeit, in der fremde Hände das Recht haben sollten, ihr Eigentum zu verwalten

Erde drücken. Doch seiner Frau sagte er nichts von dem, was seine Gedanken be schäftigte. Es schien beinahe, als weiche er ihr aus und fürchte sich vor jeder Frage. Doch eines Tages, es war mitten in der Woche, setzte er sich neben sie in den Erker und sah aus, als habe er ihr etwas Besonderes zu sagen. Mutter Katharina bemertte, daß er den Sonntagsanzug trug, und das deutete wiederum auf eine Ausfahrt. Doch sein Gesicht hatte auch einen so merkwürdigen Ausdruck, daß sie ihn noch einmal ansehen

, hier zu sitze» & J schwatzen, da seine Frau es so sonderbar leicht aufgenomom £ ^ Schnell war er im Stall und spannte das Pferd an, um fl - j Erben heraufzuholen. | Katharina saß noch eine lange Weile auf ihrem Platz, ehe fl fl t obere Wohnung hinaufging, um die verschlossenen Zimmer M j. jungen Leute in Ordnung zu bringen. « Gewiß hatte sie ein merkwürdiges Gefühl, als sie hotte, ® |! - nun alles für sie ändern sollte. Aber es war so unsagbar W? d nun nicht mehr hier umhergehen und den Hof bedauern

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Lienzer Nachrichten
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Page 5 of 12
Date: 15.05.1931
Physical description: 12
Tarakanova in Katharinas An kleidezimmer. Die Kaiserin ließ sich! gerade zur Audienz schmücken. „Ich bitte Sie, Majestät, geben Sie mir Ihr Kaiserliches Wort, daß Sie mir eine Bitte erfüllen." „Vögelchen!" sagte 'Katharina, „ich muß zuerst wissen, was du willst. Am Ende ver langst du meinen Kopf und ich! muß! auch! mein kaiserliches Wort halten!" Tarakanova bat: „Darf — — der Hauptmann Ruka — mit auf die Reise kommen. Majestät?" Katharina lachte aus vollem Halse, drohte Achtung! Gebe dem geschätzten

, hatte so etwas gar nicht erwartet. In Borneo, dachte ich! mir, sind wir Nolch lnicht so weit. ES waren? fromme, talentierte Knaben und ich! hatte beobachtet, daß sie alle Tage Betrachtung hielten, fleißig die Sakramente empfingen, und so begann ich ihnen privat Instruktionen zu geben, in der mit erhobenem Zeigefinger und gewährte Ta- rakanovas Bitte. XIII. Schon feit mehreren Wochen war Katharina mit (ihrem Hofstaat unterwegs. In den ersten Oktobertagen fuhren ihre Prunkgaleeren zwischen Nishnij-Nowgorod

u. Kasan die Wolga hinab. Hier war das Herz von Rußland, das Ziel ihrer Reise. Noch! vor wenigen Monaten tobte hier der furchtbare Aufruhr Pugatschews. Nun wollte Katharina sich wie eine Sonne dem unterworfenen Volk zeigen. Die Pracht und Herrlichkeit ihres Zuges schimmerte wie ein Traum an den Ufern der dunklen Steppe vorbei. Gelbe Gesichter blickten herüber: neigten die Stirnen in den Staub. „Ehrfurcht ist so nötig wie Brot für mein kindliches Volk," pflegte Katharina zu sagen. Und sie kam

mit schimmernden Palästen da her und blendete. — — Der ganze Hofstaat war in einem über mütigen Taumel — fühlte sich wie auf Wol ken über das Land schweben — ein russischer Olymp. Man feierte a!n Bord zahllose rauschende Feste Tag und Nacht Und Katharina war de ren unerschöpflicher Erfinder. Durch! ihr voll blütiges Temperament und ihren unverwüstli chen Humor, der bald französisch feingeschlis- fen paradierte und bald in- deutscher Derbheit strotzte, riß sie die Schar der Schranzen in tolle, bunte Lustigkeit

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Kitzbüheler Nachrichten
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Page 2 of 8
Date: 30.03.1929
Physical description: 8
seine goldnen Kerzen an — ein Sternlein nach dem andern. Und der liebe, gute alte Mond schaute mit freundlichem Gesicht herab, ganz andächtig durch die blanken Fensterscheiben eines kleinen Häuschens — gerade auf das weihe Veilchen, darin Katharina selig schlief . . . Katharina hieß das liebe, siebzehnjährige Mädchen; doch wurde sie. um ihres freundlichen, bescheidenen Wesens allge mein nach ihrem Familiennamen „Veilchen" genannt. Sie half der Mutter von früh bis spät fleißig bei der Arbeit, im Waschhaus

, seit du hier bist! Da — hast du einen Taler mehr. Sag' deiner Mutter einen schönen Gruß, und wenn du kräftigrr bist, vielleicht in einem Jahr, will ich dich gern wieder einstellen." Da hatte Ferdinand Veilchen den Kopf gesenkt, war heim getrottet. hatte stillschweigend sein Abendbrot verzehrt und sich in den Schlaf geweint. . . Katharina ahnte, was ihn drückte. Sie allein wußte, daß er für sein Leben gern zu einem Buchhändler in die Lehre gegangen wäre. Doch wer sollte das Lehrgeld bezahlen

wollte . . . Katharina halle die Hausschuhe der Mutter und die Abend suppe warm gestellt und war zu Bett gegangen. Ihr schlanker und doch so kräftiger Körper dehnte sich wohlig in den weichen Kissen. Ein mitleidiger, zärtlicher Blick streifte das Bett, darin ihr Bruder mit dick verweinten Augen schlief. Ach. der Mutier würde das Herz schwer werden vor Kummer, was aus Fer dinand nun werden würde. Mitten in ihren traurigen Gedanken war der Schlaf gekommen und hatte Katharina liebreich in Samstag, 30. März 1929

. Sie um den bescheidenen MittagStisch saßen, wollte die liebe Sonne nicht inö Herz hinein scheinen. Hatte doch auch die Mutier Unglück gehabt und ein wertvolles Damafttischtuch von ihrem Wagen verloren. Es gehörte der Gattin eines reichen Kunsthändlers in der Stadt, deren Kund schaft die arme Wäscherin erst kürzlich durch Empfehlung erhalten hatte. Und nun das Unglück! Katharina war hinausgegangen. Doch plötzlich kam sie fröhlich zurllckgesprungen und jubelte: „Da ist es ja, Muttur! Ganz weiß und glänzend lag

es zwischen Korb und Wagen. — sie nur! Du hast es in der Aufregung nur nicht bemerkt!" Mit einem Seufzer der Erleichtemng nahm es die Mutter in die Hand. „Wie froh bin ich. mein liebes Kind! Doch was tun wir nun? — Die Frau von Zeising wird es sicher ver missen. Möchtest du es ihr nicht hintragen? „Ach ja. Mutter!" rief Katharina fröhlich und setzte schon den Hut auf. „Schau' nur, wie schön die Sonne scheint! Da werden sicher am Wald die ersten Veilchen blühen,- die pflücke ich und nehme sie der gnädigen Frau

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