sie herum. Johannes setzte sich an seinen Arbeitstisch, um, wie von einem fremden Willen getrieben, ein paar Ab schiedsbriefe zu schreiben. Als er den Brief an Anette begann, kam heißes Erschrecken über ihn: wohin trägt mich die Welle? Anettes schönes Gesicht mit den festen Zähnen und den ernsten, kühlen Augen tauchte vor ihm auf. Zärtlichkeit überflutete sein Herz. Konnte es sein, daß er Anette verließ? In den Winkeln begann es zu raunen. Auf leisen, zagenden Füßen kamen die Stunden der Liebe zurück
, standen um ihn, rosenbekränzt, mit Augen, in denen die Leidenschaft ihre Flamme entfacht hatte und streckten bebende Hände nach ihm aus. Weißt du noch? flüsterten die einen. Kannst du vergessen? klagten die andern. ^ Johannes vergrub sein Gesicht in seinen Armen, ^tark war seine Liebe gewesen, jung und voll Ver heißungen. Aber stärker als sie brannte der Ruf der Heimat in seinem Herzen; er fühlte, daß er ihm folgen müsse, daß es kein Entrinnen gab. Nie mehr würde er bei Anette sitzen im sanften Schein
Not wendigkeiten, ohne daß Johannes aus seinem Traum, aus Sehnsucht undHeimweh gewoben, erwachte. Abends fuhr er nach dem Südbahnyof; sein liebster Freund, der Herzenskamerad langer Jahre, war bei ihm. Krampfhaft sprachen sie über das hinweg, was in ihnen hrannte. Jeder fühlte die große Wende. Würde die tiefe Verbundenheit auch weiterhin wie ein Licht über ihrem Leben stehen? Leidvoller noch als Johannes empfand der Zurückbleibende die Trennung, die er lange schon vorausgeahnt. Denn früher
als Johannes selbst, hatte der erdfremde, heimatlose Jude den Ruf der Heimat in dem Herzen des Freundes erlauscht, die durch alle Bitterkeiten der Nachkriegszeit immer sehn süchtiger den verlorenen Sohn zurückrief. Als die Freunde schon vor dem Wagen standen, in dem Johannes seinen Platz hatte, kam Anette, sehr blaß, doch lächelnd. Die Vornehmheit ihres Fühlens zwang sie, dem Manne, dem sie Jahre hindurch in Liebe verbunden gewesen war, ein paar Worte des Abschieds zu sagen. Sie begriff, daß Johannes
sie nicht bitten konnte, mit ihm zu gehen. In der großen Stadt, auf den Wegen der Arbeit und des Erfolges, untrenn bar waren ihr die beiden Begriffe, da war sie die rechte Gefährtin. Das einsame, weltfremde Eelehrtenleben, das nun für Johannes kommen mochte, war ihrem Wesen fremd, war außerhalb ihres Erlebens gestellt, wie das Antlitz einer Landschaft oder die Stimme von Wäldern, wie Wolkenziehen über besonnte Hänge. Nie war ihr diese weite Umwelt mehr gewesen, als ein schönes Bild, aus dem Augenblick geboren