er; „Sie haben sich den priesterlichen Lebensbernf zum Ziele gewählt. Werden Sie ganze Priester, dann werden Sie ganz glücklich sein! Insoweit Sie aber halbe Priester sein werden, werden Sie auch nur halb glücklich oder ganz unglücklich sein. Die Erfahrung' einiger Jahrzehnte wird mir, wie Sie sehen werden, recht geben.' Nach Ertheilung des bischöflichen Segens besichtigte Seine Gnaden einige Zimmer der Alumnen und wünschte ihnen zu den vielen Einzelzimmern Glück, da der Priester in den einsamen Gebirgsposten vorzüglich
, von brausenden Hoch-Rufen und der Lueger-Hymne empfangen, in ihrer Mitte. Bice- bürgermeister Strobach aus Wien, der Regens und Professoren der Lehranstalt begleiteten ihn. Dr. Lueger dankte für den freundlichen Em pfang und erklärte, er sei trotz des Gespöttes der antikatholischen Presse in die kleine, aber altehrwürdige Bischofsstadt Brixen, wo noch fast lauter wahre Katholiken zu finden seien, ge kommen, denn er fühle, dass er, der „elericale' , Bürgermeister der Reichshauptstadt, ganz besonders
sie im katholischen Boden Tirols keine Ausbreitung finden! Ich glaube, dass in Bozen und Innsbruck zwar schon gewisse Kreise davon angesteckt sind, doch ich denke, dass der gesunde Kern deS Tiroler Volkes die Krankheit über winden wird. Vielleicht interessiert es Sie auch, meine Herren, wenn ich Ihnen mittheile, dass der heilige Bater damals, als ich bei ihm Audienz hatte, es sür ganz unmöglich hielt, dass Innsbruck eine liberale Wählerschaft besitze. Mein Begleiter und Dolmetsch, der selbst an der Universität
Selbstverleugnung und der ganze Mannesmuth dazu, heute ein Priester zu werden. Man kann in der heutigen Zeit alles Mögliche sein — aber schwer ist es, Priester der katholischen Religion zu sein, schwer die Verantwortung,, desselben zu tragen. In anderer Beziehung wieder ist der Priesterstand freilich etwas Schönes, ja, der schönste Stand. — Ich hatte dieser Tage auch Gelegenheit, mit dem hochwürdigsten Fürstbischof zu sprechen. Ich war ganz entzückt Ger die Art und Weise, wie er mich aufgenommen
ein. Schon mancher der auf den Herrgott ganz vergessen hatte und an einer Kirche vorbeigieng und die Lieder hörte die er selbst in der Jugend so oft gesungen, ist dadurch umgestimmt worden, gieng wieder in die Kirche und hat sie verlassen mit dem Entschluss wieder ein ordentlicher Christ zu werden. Ich habe dieser Tage Gelegenheit gehabt, die Pflege des Chorgesanges in Brixen zu bewundern, w vor allem gestern beim Hochamt. Aber, ich wiederhole: vergessen Sie darüber nicht die Pflege des Volksgesanges