sind offenbar mehr als bescheiden, aber sie vermögen es nicht, ihr anziehendes Äußere zu entstellen. Ihre Lippen sind zu frisch, ihre Augen zu tiefinnig blickend, ihr blondes Haar ist zu reich um übersehen zu werden. Ab und zu ruht die Spindel, das Rad hört auf zu surren, und der Kopf der Dirne sinkt auf die Hand, ihr Blick ist dein Fenster zuge wendet und ihre Gedanken scheinen weit ab und wohl sogar über diese meilenweite Ebene hinauszuschweifen, indeß mancher Seufzer ihren Busen hebt. Obwohl erst
wenn ja bisweilen der alte Ewald fern von der Hütte bleiben mußte, klopfte sicher in der nächsten Stunde der Finger des Lorenz an die kleine Fensterscheibe,' hinter welcher er Hanue wußte, die einsam blühende Rose. Einen Aufschrei, ein Er röthen kostete der Dirne jedesmal diese Störung; aber sie vermochte es doch nicht über sich, dein Jungen, an wel chen sie so oft und viel denken mußte, ihren Anblick zu entziehen und beim Fenster stehend plauderte sie manche Stunde mit dem fröhlichen Lorenz. Ahnungslos
nach und wäre wohl am liebsten sofort mit ihm gewandert in die ferne Welt. Oft stand sie am Fenster, wenn seine Gestalt längst nicht mehr zu sehe» war, und sann — sie wußte selbst nicht mehr was und worüber. Ost saß sie in der Stube, den Kopf in hie Hände gestützt und dachte und sann und träumte mit offenen Augen und hatte schließlich Thränen an den jugendlichen Wangm — sie wußte kaum, wie sie gekommen waren. — Der Herbstwind strich schon über die Ebene; verdorrt war das Gras, verwelkt die wenigen Blumen
; die Gegend lag in jener trostlosen Oede da, wo alle Vege ation bereits verkommen ist und noch nicht der glänzende Schneemantel sich über die Fläche breitet. Lorenz staud wieder außen bei», Fenster, inständiger als je be gehrend, daß Hanne ihn den Tag über ,n die Hütte aufnehmen sollte, und die Dirne zögerte noch immer, obwohl sic es nicht mehr vermochte, ihm ihre Hand zu entziehen, welche er fest in der seinen hielt. Da legte sich mit eins eine schwere Hand auf die Schul ter des Burschen; Hanne stieß
emen leisen Angstruf ans und verschwand vom Fenster, zitternd als hätte man sie bei einer Sünde ertappt. Außen aber stand wild und trotzig sich umsehend, entrüstet, in seinen Hoffnungen abermals gestört zu fein — Lorenz und sah in. die gefurchten Züge des alten Ewald, der hinter ihm stand und nnvermuthet heim gekommen war. An das Fenster gelehnt, zoxnmüthig stand der Junge und hef tete seine blitzenden Augen so unverwandt auf den Torf gräber, daß cs schien, er wolle ihn damit tödten