, denn dann wühlt sich doch lang sam ein Fünklein Freiheit Hervor, das zur lodernden Flamme werden kann. Wir ,.draußen im Reich", wie der Tiroler sagt, haben die Not in allen Phasen durchgemacht. Es ist lange Her, daß unser Volk ähnlich halbvernichtet am Boden lag. Aber wir brauchen deswegen als Volk nicht unter^u- gehen, müssen uns nicht aufgeben. Das Erniedrigende und Schmachvolle ist nicht allein das, daß man eines der freiheitliebendsten Völker der Erde unter die Machtgelüste eines fremden Staates gezwun
gen und es schutzlos aller Willkür ausgeliefert hat, nicht allein das, sondern daß man diesem Volk seinen deutschen Lebenswillen raubt, daß man ihm sein deutsches Herz aus dem Leibe reißt und seine deutsche Zunge zum Verstunnnen bringen will, daß man ihm den Gedanken an seine große Geschichte, an die heroischen Freiheitskämpfe, an die Natio nalhelden rauben und lächerlich machen will. Das ist seine tiefste Not. Wenn man aber die Not der Südtiroler ins ein zelne fortspinnen wollte., dann müßte
man Seiten um Seiten füllen, manches Buch ist über diese, allen Volksbegriffen hohnsprechende Grausamkeit geschrieben worden. Die N o t der Südtiroler ist tragisch, es scheint sich bei ihnen ein deutsches Märchen grausam zu erfüllen. Oswald Meng- hin (geb. 19. April 1888 in Meran) erzählt in seiner feinen Novelle „Frau Saelde oder wie das Land Tirol deutsch wurde" von der Bergfee Frau Saelde, die auf der Flucht vor dem grimmigen Riesen Wunderer^ der ihr nach dem Leben trachtet, aus den Bergen
und Buchenstem lebt dieser Volksstamm geschlossen, der sich in seiner Entwicklung immer eng an die deutsche Kultur anschloß und der das italienische Volkstum so wenig er tragen kann, wie die Deutsch-Südtiroler. Südtirol ist also länger als ein Jahrtausend geschlos senes deutsches Sprachgebiet, deutsch in seiner Kultur, deutsch in seiner Sprache und in den Lebensgewohn heiten. Denken wir nur daran, daß die bedeutendsten deut schen Minnesänger wie Walther von der Vogelweide, Leuthold von Säben, Oswald