Reichskanzler, der in Fragen der Einheit gewiß kompetenter ist, als Sie Alle zusammen genommen (Heiterkeit), auch noch in der jüngsten Vergangenheit bei verschiedenen Gelegenheiten dem zentralisircnden Reichstage in Berlin unverhohlen es in's Gesicht erklärt, daß der deutsche BundeSrath, dieses Organ des deutschen PartikulariSmuS, ihm bei der Führung der Geschäfte des Reiches stets behilflich, dagegen das Parlament, das Organ der Zentralifatwn, häufig hinderlich und stets lästig geivefen fei
wir über auf die innere Politik dieses Reiches. Die liberale Partei hat seit Jahren, aber am allermeisten zur Zeit der letzten Reichs rathswahlen uns Deutschkonscrvativcn Verrath am deutschen Volke vorgeworfen. Trotzdem ist das Vertrauen unseres Volkes unerschüttert ge blieben, und nahezu vollzählig sind wir in diese Räume wieder eingetreten. Ja, wenn Sie be achten würden die allgemeine Zunahme der kon servativen Minoritäten in ländlichen Wahlkreisen und auch in einigen Städten und Märkten, so würden Sie zugeben
; dann, meine Herren, haben Sie den eigentlichen glücklichen Wendepunkt in den Geschicken dieses Reiches herbeigeführt, denn dann, meine Herren, haben Sie den Gegnern des förderalistischen Gedankens ihre wirksamste, aber auch letzte und einzige Waffe aus der Hand gewunden. (Bravo! Bravo! rechts.) Nun, meine Herren, gehen wir über zil dem besonderen Theile der nationalen Frage znr Lage der deutschen Minoritäten in den slavischen Ländern. Es ist ja klar, daß das ganze Schwer gewicht der Situation in Böhmen liegt
, Oberösterreich uud des größten Theils von Steicrmark und die Hälfte der Bevölkerung von Wien, kurz und gut: die Hälfte des deutschen Volkes in Oesterreich Abtrünnige seien — und das ist wohl eine sehr weitgehende Behauptung — oder aber, meine Herren, Sie müssen zugeben, was ohnehin alle Welt weiß, daß wir Konser vative ebenso gute Deutsche sind wie die Libera len, daß uns an der Größe des deutschen Volkes ebensoviel liegt als Ihnen, daß wir aber andere Wege zu demselben Ziele zu gehen gesonnen
sind, weil wir erkannt haben, daß Ihre Wege sich vom Ziele mehr und mehr entfernen. Ja, meine Herren, auch uns liegt viel daran, daß die tra ditionelle Stellung des deutschen Volkes in Oesterreich erhalten und befestigt bleibe. Diese ganze nationale Frage möchte ich in einen allgemeinen und besonderen Theil unter scheiden: den allgemeinen' Theil, betreffend die Stellung der Deutschen im Reiche überhaupt, den besonderen, betreffend die Lage der deutschen Minoritäten in slavischen Provinzen. Was die Lage der Deutschen