ständischen Prinzip wird der moderne Rechtsstaat mit absolutistischer Ein stellung. Handel und Industrie sind im Aufstieg begriffen. Politisch ist Frankreich an der Macht, -als eigentlicher Sieger des Dreißigjährigen Krieges, und auch deshalb, weil die Regierung Ludwig XIV., seines größten Königs, einem Zeitalter geradezu Namen und Prägung gibt. Diesem Cr- oberer, der alles besitzt, was Erfolg erringen kann: Schönheit, Ehrgeiz, Aus- dauer, ein reiches, Zu allen Opfern für das Vaterland bereites
Volk und noch dazu eine große Zahl von genialen Männern auf allen Gebieten, steht auf -des Reiches Seite Leopold I. gegenüber. Der Kaiser scheint bei dieser Gegenüberstellung sehr benachteiligt. Unansehnlich von Gestalt, schüchtern in semer Rode, bedächtig, ja oft unentschlossen, ist er der Herrscher eines Reiches, dessen Kern, die österreichischen Erblande, durch den schreck lichsten aller bisherigen Kriege ganz verarmt und teilweise verwüstet ist. Vor der Wahl hat er eine demütigende Kapitulation
des Römischen Reiches nicht erloschen sei. Ausgezeichnete Geistesgaben, Schärfe der Auffassung, meistens Klar- heit des Urteils, Gerechtigkeitsliebe, gepaart mit reichen Kenntnissen auf allen Gebieten, und eine große Geläufigkeit, sich in fremden Sprachen auszu drücken, befähigten 'den Kaiser, sich trotz der erwähnten Mängel auch in der damals so verwickelten politischen Lage Zurecht Zu finden. Was er manch- mal durch Unentschlossenheit, Unsicherheit und durch zu große Nachgiebigkeit gegen seine Minister