Mr. SS Bozner Nachrichten' „Vor allem gilt es nun, im deutschen Tirolervolke die Liebe zu seinem heimatlichen Liede recht zu beleben, nament!ich aber bei dem gebildeten Theile desselben das Verständnis für Echtheit und Unechtheit, sür Wert und Unwert und mit ihm das Gefühl zu erziehen, dass es sich hiebei um keine gleich- giltige Sache, sondern um ein wertvolles Volkseigenthum, um ein Ahnenerbe handelt, welches, einmal weggeworfen und ver loren, nicht mehr wiedergewonnen
werden kann.' Die Lieder, welche Kohl seinem Volke darbietet, sind aber auch wohl imstande, die Liebe zu diesem immergrünen Triebe deutschen Volksthums, wo sie erstorben ist, wieder lebend zu rufen, wo sie zu erkalten begannen, wieder Mr Glut zu bringen; es sind nationale Kraftstücke, voll einer dichterischen Kunst, die ihnen ein einzelner, und wäre er noch so begnadet, Volks tümliches zu schaffen, nimmermehr nachmachen kann. Vortrefflich ist das Volksthum in ihnen geschildert; beim Singen der Lieder gewinnen
üblichen Lauten begleitung gesetzt; die Sätze, welche theils vom Herausgeber selbst, theils von Professor Lavogler in Innsbruck, von I. Reiter, Fr. Worresch und K. Liebleiwer, dem Gesangmeister des deutschen Volksgesangvereines in Wien, geschrieben sind, entsprechen vollkommen dem volksthümlichen Character der Lieder. Die Singstimmen der vierstimmigen Lieder erscheinen auf zwei Notensystemen so vereinigt, daß jedes Lied auch von einer Singstimme mit Clavier oder auf dem Clavier allein vorge tragen
nehmende „Liedertafel«' der deutschen Gesangvereine: „Anstatt einer sorgsamen Pflege völkischen Sinnes, der Verinnerlichung und deutscher Kraft hat sich bei ihnen eine verwerfliche Aeußerlichkeit,^Prunksucht und Pflege schwächlicher Empfindelei herausgebildet, welche ihr Untergang sein wird, insoserne nicht eine Umkehr eintritt.' Man muß Kohl, so bitter es ist, recht geben; gerade in den sogenannten gebildeten Kreisen fehlt heute fast gänzlich der Sinn für den edlen deutschen Volksgesang
, der eine der kräftigsten Stützen des deutschen Volksthums sein könnte, ja gewiß wäre; einen guten Theil der Schuld daran, daß es noch nicht dazu ge kommen ist, trägt ohne Zweifel auch die einseitige „classische' Bildung, der wir alles Mögliche, was wir nie brauchen können^ nur nicht eine gründliche Kenntniß des gesammten Deutsch- thums, am allerwenigsten aber unserer Muttersprache und unserer Dichtungen verdanken. . Das Werk Kohls soll uns wieder ein leuchtender Weg weiser sein auf dem unhellen Pfade, den wir gehen