M Ein Beitrag zur „Tätigkeit" der deutschen Schutz vereine. B o z e n , 8. Oktober 1910. Wie schön nimmt sich doch obiger Wahlspruch in dem Munde unserer Deutschen ohne Ausnahme aus, wie schön lassen sich diese Worte verwenden bei der Veranstaltung von Lotterien, Festlichkeiten und als Lockspeise beim Mitgliederfang. Nur die bösen Sozialdemokraten läßt dieser Spruch kalt bis in die Knochen. Wie schade, daß nur so wenige Arbeiter der nationalen Lockspeise folgen, während die Masse der Arbeiter
über diese Vereine anderer Anschauung ist. Es ist eine alte Geschichte, daß bei unseren heu tigen Deutschnationalen der Arbeiter nur als Staffage gebraucht wird, denn bei Lohnkämpfen um eine Besserstellung ihrer sozialen Lage sind es gerade die deutschnationalen Führer, welche, um ihre deutschen Arbeiter in ihrem gerechten Kampfe niederzuringen, anderssprachige Streikbrecher im portieren. Da vergessen eben diese deutschen Recken, daß die streikenden Arbeiter ihre Volksgenossen sind, weil es eben
an den Geldbeutel geht, und da hört der Nationalismus dieser Herren auf. Aber auch, wenn es einmal gilt, wahre Schuh arbeit zu verrichten, und zwar durch Taten, nicht nur mit Phrasen, so kann man sicher sein, daß man von allen nationalen Vereinen nichts hört und sieht. Und nun fragen wir, wäre es nicht Pflicht aller deutschen Kreise in Bozen gewesen, Vorsorge zu treffen, daß diese für das Deutschtum in Bo zen nud aus der Mendel so wichtigen Besitzungen dem Deutschtum erhalten bleiben? Die Deutschen wußten
von der eingeleiteten Aktion der Banca cattolica, sich diese Besitzungen anzueignen. Die Deutschen wußten, wie dieselbe Bank, welche be kanntlich Eigentümerin der Bahnstrecke Dermullo — Mendel ist, auf dem Mendelpasse nur italienische Tafeln anbringen ließ, trotzdem der größte Teil des Mendelpasses deutscher Besitz ist und zur Be zirkshauptmannschaft Bozen gehört. Die Deutschen wußten dies alles genau, ließen es aber geschehen, daß deutsche Besitzungen in ita lienische Hände übergehen. Aber nicht nur diesen Verrat
an der deutschen Sache haben die Herren, die nie genug „Heil" schreien können, auf dem Gewissen, sondern sie haben ihre eigenen Stammesgenossen schnöde ver raten. Die Banca cattolica hat, wie verlautbart wurde, alles angekauft und will die Gläubiger mit 60 Pro zent abspeisen. Also trotzdem die Realitäten einen Reinbetrag von 700.0000 Kr siebtzen, so erhalten die deutschen Gläubiger sage und schreibe die Hälfte ihrer Forderungen, und das alles nur durch die unglaubliche Indolenz unserer deutschnationalen