Freisinn. Von Anton Gr über. I. <§iit schönes Wort von schöner Bedeutung und dahinter, ein Nichts. Die Bezeichnung „deutscher Freisinn' wird bald nichts mehr sein, als eine Grabschrift über einer Leiche, welche in unserer Gegend glaubte, durch Entfaltung der Flügel der „Südtlroler Landeszeitung' sich noch einmal zu verjüngen. Schöne Worte einiger ldeal denkender Männer waren es, in denen sich uns das Südtiroler Organ des deutschen Freisinns zum erstenmal« vorstellte, Morte, geeignet
, jenen, welche nicht sehen und doch glauben, die Brust zu schwellen und mächtige Nachklänge zu erwecken an alle Hoffnungen, die einst dem deutschen Freisinn entgegen gebracht wurden. Das, waS'Dr. v. Zallinger in der ersten Nummer der «Südtiroler Lanbeszeitung'' schrieb, daS ersehnen auch wir, das haben auch wir einst vom deutschen Frei- , sinn erhofft und viele, welche diesem dereinst verehrten Ldole den Rücken kehrten, taten «S, weil sie erkannten, dass sie ihr Vertrauen einem Lahmen geschenkt
hatten, welcher «S nicht rechtfertigen konnte. Der deutsche Freisinn wäre ssn erster Linie berufen gewesen, der Führer des deutschen Volkes zu werden, eS emporzuleiten zu hoher Allgemeinbildung und zur Frei heit des Geistes. Er wäre berufen gewesen, seinem Volk« die monarchistischen Knechtschaftsketten abzunehmen und an ihrer Statt «ln geschwisterliches Band gemeinsamer Kultur und Bildung um alle seine Söhne und Töchter zu schlingen. Das hat man von ihm erwartet in jenen Tagen, in welchen seine Studenten in einer Front standen
hätte, anstatt es verblendet zu fördern und zu preisen. Leiber aber verbuhlte der treulose Freisinn um elendem Tand an Adel und Kapital seine best« Kraft, während die verlassene Arbeiterschaft herum- irrte, geistigem und körperlichem Elende preisgegeben. Selbst unfähig zur Führerschaft, erhebt er aber heute sein Kastratengezeter gegen die Arbeiterschaft, weil sie sich anderswoher Führer nahm, und diesen vertraut. Ich lasse gerne gelten, dass der Partei des deutschen Freisinn- auch Männer angehören
wird, was der menschliche Geist hervorbrachte, das Beste zu Preisen, die eigentlich nichis anderes sind, als ein Zins zur Anerkennung deS Ge meinschaftseigentums.' Hat vielleicht der deutsche Freisinn die Mittel nicht besessen? Wenn die deutschen Liremillio näre, von Salurn bis Mals,. Sterzing ündInnichen auch nur .einen bescheidenen Teil ihres Vermögens, einen Teil , dessen, Abgang sie kaum spürten, zusammenwerfen würben, sie könnten einen Fond schaffen, mit welchem jedes Stück vaterländischen Bodens von dem Erwerbe