Seite 2. Brixm, Donnerstag fragt, so erlauben Sie mir auch zu fragen; die Antwort werden jene Facta sein. Und so frage ich : Wie steht es in der confessionslosen Neu schule (hauptsächlich in Wien) 1. mit dem Schul gebet, 2. mit den religiösen Uebungen, 3. mit der Aufsicht bei denselben, 4. mit dem staatlichen Schulaufsichts-Mouopol, 5. mit der Stellung des Katecheten und 6. so nebenbei mit der Entlohnung des Religionsunterrichtes. Ich antworte: Gebetetwird in jeder Schule, manchmal Früh
vor dem Unterichte uud.Nachmittag nach der letzten Schulstunde, oft vor und nach dem Unterrichte. Aber was? und wie? Sitzt ein einziges Protestantenkind unter 50—60 katho lischen, so ist das Ave Maria verbannt, sitzt ein Judenkind auch noch dazu, dann findet das Vater unser keine Gnade. Dann wird ein confessions- loses Reimsprüchlein gebetet oder gesungen nach der Fa?on: „Lieber Gott, hilf uns, dass wir den Lehrer verstehen', und nach der Schule: „All vater (!), hilf uns, dass wir nicht vergessen
, was wir gelernt haben.' Einen Lehrer lernte ich kennen, der beauftragte einen Schüler beim Glocken zeichen aufzustehen, das Vaterunser ohne Kreuz und Ave Maria vorzubeteu, indess der Herr Lehrer auf dem Gange auf- und abgieng (!), bis das Schul gebet beendet war. Eine christliche Mutter klagte dieser Tage, dass in dem Schulzimmer ohne Crucifix der jüdische Lehrer vor Beginn der Schule den Katheder besteige und auf eine Schülerin mit dem Kopfe hindeute, damit diese das Gebet beginne, indess er auf dem Katheder
sitzen blieb! In einer Schulclasse sang der Lehrer mit Molin begleitung (!) vor und nach der Schule ein Sprüch lein. Einer braven Lehrerin, die mit den Kindern Vaterunser und Ave Maria betete, bedeutete der weltliche Jnspector, durch dieses Gebet werden die zwei jüdischen Kinder in der Classe in ihren religiösen Gefühlen gekränkt. Sie solle es unter lassen. Da traf die Lehrerin die Anordnung, dass nur ein katholisches Kind vorbete und die übrigen stille mitbeteten, so dass die zwei Juden kinder
sich, die Kinder zum freiwilligen Empfang der hl. Saeramente anzuleiten, und der Lehrkörper lud ihn zur Rechtfertigung vor die Localconferenz! Als sich der Katechet vertheidigte, meinte ein Lehrer: Das öftere Beichten sei schädlich! Durch obige Verfügung kommt die Schuljugend von der Schule aus an Sonn- und Feiertagen ein-, an Wochentagen, wenn man Feiertage, Ferialtage mit schlechter Witterung abrechnet, höchstens sieben- bis neunmal im Jahre in eine hl. Schulmesse. Das zweite Kirchengebot wird also nie