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Neueste Zeitung
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Page 2 of 6
Date: 22.09.1936
Physical description: 6
noch mit, daß er auf der Autostraße zwischen dem französischen Städtchen B e h o b i e und dem spanische B e- Anklage und Verhör im Mordprozeß Luner. Wien, 21. September. Am Samstag begann, wie berichtet, der Mordprozeß Luner. Die Anklageschrift schildert nach Aufzählung früherer Mißhandlungen eingehend den furchtbaren Leidensweg der Hausgehilfin Anna Augustin im Hause Luner. Zeugen schildern die Fünfzehnjährige als brav, anständig, ehrlich, sehr fleißig, folgsam und unverdorben. Völlig gesund trat sie am 10. Dezember 1934

ihren Dienst bei Luner an. Anfangs wurde sie von Frau Luner leidlich gut be handelt. Bald aber wurde sie hart gezüchtigt. Immer gab es Ohrfeigen, Stockschläge und Prügel mit dem Pracker. Auch zwang sie die Anna zur Niederschrift eines falschen Geständnisses unsittlicher Handlungen. Die Anklageschrift schildert, wie Anna Augustin fortgesetzt von der Luner seelisch gewartet, körperlich mißhandelt und auch gänzlich ihrem Willen unterworfen wurde und führt hiefür haarsträubendeBeispielean. Zur Strafe

für die ihr angedichtete Lügenhaftigkeit und Genäschigkeit mußte Anna Augustin auf einer von Edmund Luner eigens angefertigten mit etwas Heu bestreuten H o l z p r i t s ch e schlafen, sie wurde auch auf dem Dachboden eingeschlossen, dann wieder im soge nannten „Felsenkeller" gefangengehalten. In den letzten Wochen durste sie das Haus überhaupt nicht mehr verlassen, augen scheinlich, weil die Luner befürchtete, daß die Mißhandlungen der Anna Augustin der Oeffentlichkeit bekannt werden könnten. Aus den Angaben

der Tochter Grete des Ehepaares erfuhr die Untersuchungsbehörde schreckliche Einzelheiten über das Martyrium der Anna Augustin. Ende Mai wurde Anna von der Luner mit einem heißen Schürhaken auf der Zunge gebrannt und auch an anderen Stellen des Körpers, angeblich um dem Mädchen das Lügen und die Unsittlichkeil abzugewöhnen. Das Zungenbrennen dauerte stets fünf Minuten und wurde fünfmal Wiederholt. „Ich habe das Zischen des glühen den Eisens auf der Zunge vernommen", sagte Grete. Bei dieser Prozedur wurden

der Anna die Hände am Rücken zu- f a m m e n g e b u n d e n. Das Brandmarken an anderen Stellen erfolgte auch mit einer heiß gemachten Brennfchere zum letztenmal am Todestage der Unglücklichen. Grauenvolles Sterben. Am 9. Juli 1995 wurde Anna schwer mißhandelt und dann in den Felsenkeller eingesperrt, aus dem Grete lange ihr Wim mern hörte. Nach einigen Stunden ließ ihre Peinigerin sie frei und überschüttete sie mit kaltem Wasser, so daß sie vor Kälte zitterte. Am 10, Juli frühmorgens bekam

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Neueste Zeitung
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Page 2 of 8
Date: 14.12.1928
Physical description: 8
. 13. Dez. (Priv.) In dem Prozeß gegen die der Brandstiftung beschuldigten Kommunisten wurde das Urteil gefällt. Alle Angeklagten wurden schuldig erkannt. Der Hanpiibeschnldigle, der kommunistische Sekre tär Karl Biener, wurde zu fünf Jahren Kerker, der Angeklagte Joses H op singer zn vier Jahren Ker ker, die übrig e n Angeklagten zu j e drei Jahren Kerker verurteilt. Der Bersichrrungsbeamte Geza G a s p a r, der die Ver sicherung vermittelte, sagt aus, Anna Forgacs habe immer peinlich darauf geachtet

, kein Gift oder Narkotikum zu nehmen. Sie habe sogar ihre Speisen durch andere kosten lassen. Der Lebenswandel Anna Forgacs. Aushebung einer kommunistischen Jugend' Organisation. KB. Riga, 13. Dez. Die politische Polizei hob eine weit verzweigte kommunistische Jugendorganisation aus und verhaftete die Mitglieder des Zentralkomitees dieser Organisation in Riga und deren Unterkomitees in Libau, Mitau, Wolmar und Dünaburg. Sie beschlag nahmte eine Menge staatsfeindlicher Propagandaschriften sowie

. Der Versicherungsbeamte Gabor Dardai mildert seine Aussagen, die er vor dem Untersuchungsrichter ge macht hat. — Präs.: Vor dem Untersuchungsrichter sagten Sie, Erdelyi habe seine Frau mit dem Stock auf den Arm und sogar auf die Brust geschlagen. — Zeuge: Wenn ich das damals gesagt habe, dürfte es richtig sein. — Ver teidiger: Ohne daß ich das Andenken der Toten schmähen wollte, muß ich fragen, weshalb hatten Sie von Anna Forgacs eine schlechte Meinung? — Zeuge (ohne Zögern): Weil ich weiß, daß Anna Forgacs

auch zu anderen Männern Beziehungen unterhielt. — Ver teidiger: Sagten Ihnen das Leute, die unmittelbar davon wußten oder die es mittelbar wußten? — Zeuge: Auch solche, die unmittelbar davon Kenntnis hatten.— Verteidiger: Warum sagten Sie das Erdelyi nicht? Zeuge: Aus Schonung. Die Mißhandlungen -er Anna Forgacs. Budapest, 13. Dez. Am zehnten Berhandlungstag des Erdelyi-Prozesses wurde das Zeugenverhör fortgesetzt. Der Vater des Angeklagten, Markus Erdelyi, der zu- nächstt vernommen werden sollte, machte von dem gest

richen Recht, sich der Aussage zu entschlagen, Gebrauch. Es wurde daher als erste Zeugin eine Freundin der Anna Forgacs. die Schauspielerin Rosa Concha, vorgerufen. - Bors.: Was wissen Sie von Mißhandlungen der Anna vor der Ehe? - Zeugtn: Das muß häufig vorgekowmen fein, öemt sehr oft merkte ich an Anna Spuren von Mw- handlungen. Ich sah auch unter ihrem Auge einen blauen Fleck, der offenbar von einem Faustschlag stammte. — Bors.: Fragten Sie nicht nach der Ursache? — Z e ugin: Es war nicht notwendig

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 2 of 4
Date: 10.04.1947
Physical description: 4
Pakt der Vernunft und des gesunden Men schenverstandes.“ j Die kommunistische Parteikorrespondenz zitierte j I aus der langen Rede des Volkspartei-Abgeordneten I ADR1ENNE THOMAS: East River Die dreizehnte Etage, die, tun abergläubigen Gemütern Rechnung zu tragen, die vierzehnte hieß, war offensichtlich das Stiefkind des Hauses. Dafür kosteten diese anscheinend erst später auf- gebauten Wohnungen auch nur di e Hälfte des sonst üblichen Preises, eine Annehmlichkeit, die für Anna wichtiger

war, als roter Plüsch und Marmor. Die Tür zu Apartement 12/A stand halbge öffnet. Radio-Musik, viele Stimmen und Ge- schirrklappem waren zu hören. Anna drückte auf den Klingelknopf, um sich anzumelden. Da nie mand das surrende Geräusch beachtete, trat sie „Da ist sie!" rief der junge Soldat, der sie cingeladen hatte, „Ladies and Gentknien: Die Prinzessin von der Feuerleiter!" Lachend durcheinandetredend umdrängten junge Menschen den Neuankömmling. Ein halbes Dutzend junger Paare war hier versammelt

, die Männer, mit Ausnahme von zweien, all e in Uni form. Red, schlank, beweglick, etwa 24- bis 25- jährig, nahm Anna, Bestürzung in seinen nuß braunen Augen, den Korb mit dem Geschirr ab. „Ich war ja wohl wirklich etwas ungeschliffen vorhin am Fenster", sagte er, „aber haben Dctty oder ick Sie wirklich um das Geschirr und die Eiswürfel angebettelt?" „Keineswegs", antwortete Anna, „ich habe nur zufällig gehört, daß Sie zu dritt von einem Teller essen müßten!" „Aber so ernst was das gar nicht gemeint

", versickerte Dotty, ihr herzlich di e Hand schüt telnd, „jedenfalls ist es ganz reizend, daß Sie ge kommen sind!" Dotty war klein, zart und sah in ihrem weißen Kleid mit Matrosenkragen aus wie ein Schulkind. Ihr Auftreten aber war sicher und gewandt, als sie fortfuhr: „Ich bin Dorothy Kirk- iand-Matthis, und das ist mein Bruder, Horace Daniel Kirkland, genannt Red". „Und ich bin Anna Martinek. Es war wirklich lieb von Ihnen, midi zu sich einzuladen", er widerte Anna, nickt halb so sicher und gewandt

wie Dotty. „Das ist gar nicht mein Haus", verwehrte sich Dotty, schon damit beschäftigt, Eiswürfel in die Bowle einzufüllen. „Dann sind Sie der Gastgeber?" wandte Anna sich an Red. „Keine Spur!" bekam sie zur Antwort. „Nein? — Vielleicht sind Sie dann so freund lich, mich mit dem Gastgeber bekannt zu machen?" „Den können Sie natürlich einmal kennen- lernen; aber wahrscheinlich nicht gerade heute. Er ist nämlich nicht da." 1 „Red!" rief tadelnd eines der Mädchen, das Anna als June Walker vorgestellt

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 2 of 4
Date: 07.05.1947
Physical description: 4
die elegante Frau eines Pariser Bankiers, anzusehen wie eine Flamme in ihrer gelben Chiffontoilette, und zog ihn mit sich fort. Anna fühlte etwas wie Losreißen und Schmerz, als er ging. Erst an dem Betrieb, der um ihn herrschte, merkte sie, daß dieser Mann Jürgen Niederode, der Ehrengast des Abends, war. Obwohl sie nun von einer Minute zur anderen darauf wartete, lernte sie ihn erst kennen, kurz bevor sie das Fest verließ. Sie lernte ihn durch ihre Mutter kennen. In schwarzem Spitzenkleid auf türkis blauer

Seide kam Stefanie Martinek, Jürgen Nie derode neben sich, auf die Tochter zu Die großen, grünblauen Augen der Mutter hafteten sonderbar ernst auf Anna, als sie ihr Niederode vorstellte. i,Wir kennen uns schon", sagte er und behielt ihre Hand in seiner. Die Mutter fragte nicht. Das hieß, daß sie, der wenig entging, was sich auf ihre Jüngste bezog, das stumme Intermezzo am Buffet bemerkt hatte. „Wir sehen uns ähnlich", dachte Anna wieder, eis sie die hohen slawischen Backenknochen sah

morgen in unser Hotel zum Frühstück eingela den . . ." hier machte sie eine Pause und setzte erst nach einer Weile hinzu: „Ich hätte vielleicht besser daran getan, es zu vermeiden; aber konnte ich denn?" Anna entzog der Matter die Hand. Sie wußte es gar nicht. Frau Stefanie spürte es wie einen Schmerz. Den gleichen Schmerz des Sich-Losiö- sens, als sie ihre Jüngste das erstemal zur Schale brachte. Auch da hatte sie der Mutter plötzlich die Hand entzogen, war mit wippenden Falten- röckchen

einer kleinen Freundin en<gegengelau fen, tun mit ihr zusammen den Klassenraum zu betreten. Nicht einmal mehr umgesehen hatte sie sich nach der Mutter. Die wußte ja: Kinder gehören einem nicht. Aber sie fügen einem Schmerzen zu, oft größer als bei der Geburt und ahnen nichts davon. Zu erst hatte die Schule ihr kleines Mädchen von ihr fortgenommen, und jetzt der Mann. Als Niederode am nächsten Tag zum Früh stück ins Hotel kam, überließ Anna der Mutter den größten Teil der Unterhaltung

. Hin und wie der versuchte sie zwar, etwas über Musik zu sa gen, etwas recht Tiefgründiges, was sie sich wäh rend der Nacht überlegt hatte. Frau Martinek begriff rascher als Anna, daß gerade diese The men den jungen Geiger ziemlich kalt ließen, und daß er, wie die meisten Künstler, rein fachlichen Auseinandersetzungen mit Laien gern aus dem Weg ging. Er sprach lieber von gemeinsamen Be kannten oder über Kollegen, erzählte amüsante Anekdoten aus der Musik-weit oder von seinen Tournees. Anna wunderte

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Alpenländer-Bote
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Page 2 of 16
Date: 16.11.1919
Physical description: 16
. 3. Organisierte Sozial demokraten, Bolschewiki und Abonnenten der Sozi- zcitung Nnd überhaupt strafftet. 7 (Nachdruck rerbounj Die Wilderer. Original-Erzählung von Joses Praxrnarer. Nachdem der Gottesdienst vollendet uns ! der größte Haufen der Leute verlaufen war ! sah er, daß Anna wirklich da sei, denn sri l stieg über die Treppe zur hl. Blutkapelle hist auf und kniete sich dort oben andächtig niq der; auch der Vater folgte ihr nach. Nach einiger Zeit begab sich Hans auch da, hin, blieb jedoch

in einem Winkel des Hinter, grundes, um nicht zu stören. Hans kannst die Geschichte dieser Wallfahrtsstätte wohH er blickte daher mit einem gewissen Schauei und hoher Verehrung nach der hl. Hostie, mi welcher aus dem Munde Ritter Oswald sanj dem Boden zu sinken begann. Nach einer Viertelstunde erhob sich Anna, de, Vater mit ihr, und, ohne den Hans bemerkt zz haben, denn es waren auch andere Leute i, der Kapelle, entfernten sie sich. Hans folgte ihnen wenige Augenblicke dar, nach, und als der Geigenmacher

und Anna voy außen das schöne Portal der Kirche bewunder, 1 ten. trat Hans aus der Kira-e gerade vor ihr Antlitz. Annas Wangen färbten sich purpur, rot. denn sie hatte Hans so lange nicht mehr gesehen; er schien ihr fast wie ein von Toten Erstandener, daher Jubel und Wonne in ihrem Herzen; auch Hans war innigft geruht; er reichte zuerst dem Geigenmacher, dann der Anna die Hand zum Gruße hin. „Weil nun dich, Johann, wieder lebend und gesunh vor mir sehe." flüsterte Anna, „bin ich seelen« froh und lebe

aus den Schultern davon trug, während links und rechts die Kugeln vorüberpfiffen, schrie Anna laut aus. gleichsam als stehe Hans lisch in dem Kugelregen: sie ergriff dessen Hand und zog ihn ängstlich an sich. „Närrin." sagte der Geigenmacher; „da sind ja keine Förster, da sausen keine Ku geln; der Johann sitzt ja sicker neben dir." Auch Anna erzählte ihre Seelenleiden: Hans lauschte ihr jedes Wort vom Munde ab; und so verflog die Zeit bis zum Mittag essen, wie auf Windsflügeln. Ein gutes Mittagessen wurde

aufgetragen; der Geigenmacher ließ sich dasselbe und den Tiroler vortrefflich munden, er wurde über die Maßen aufgeräumt; er sprach dem Hans immer zu, er sollte essen, trinken, doch Hans vergaß es beinahe, denn er hatte der Anna so viel zu antworten und sie zu fragen. Auch Anna verlebte heute, wie sie sagte, den schön sten Tag ihres bisherigen Lebens, und n^m sah das auch schon ihrem Gesichte an.

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 2 of 4
Date: 22.08.1947
Physical description: 4
sein wie man will — immer finden sich Leute, die mit einem reden, an der Bus- Haltestelle, in der Subway, auf einer Bank im Centralpark. Hier im Dorf spricht einen niemand an. Nicht einmal im Drugstore kommt man mit jemandem ins Gespräch. Wenn du nicht gekom men wärst — ich weiß nicht, ob ich es ausgehal ten hätte bis zu Christophs Ferien im Juni." Anna amüsierte sich sehr, daß Pennv eine Acht-Millionen-Stadt „gemütlich" fand. Sie fuh ren gerade ins Dorf ein, über eine sauber gehal tene Hauptstraße, an der zu beiden

, wurmstichigen Wäscheschränken, von bknkgescheuerten Dielen und keineswegs zu letzt von Räucherspeck. In der Diele lernte Anna die Hausfrau ken: neu. ein weißhaariges, hageres Altjüngferchen, städtisch gekleidet, von feinem, zurückhaltendem Wesen. Gleich nach der Begrüßung teilte Miß Harris Anna mit lächelndem Stolz mit, daß sie in ihrem ganzen Leben nicht über Cape Cod hinausgekom men sei. Aufmerksam und mißtrauisch gingen ihre großen, blauen Augen während des Ge sprächs über das fremde Gesicht

und versuchten, darin zu lesen. Anna wiederum stellte fest, ob Menschen dieser Art englisch, tschechisch, hol ländisch oder bretonisch sprechen — sie gehörten alle derselben Rasse an: den anf ihrer Scholle Eingesessenen, für die der Städter etwas ist, nicht unähnlich dein Zigeuner, in jedem Fall etwas, das man bedauert oder belächelt. Von Penny erfuhr Anna später, daß Miß Harris hier das ganze Jahr wohnte. Ihr Leben war mit Warten auf die seefahrende Familie er füllt gewesen. Als Kind wartete

du das nur aus dem alten Tüngfer- chen herausbekommen?" wunderte sich Anna. „Sie sieht aus, als ob sie im ganzen Jahr nicht zehn Sätze spricht." ..Als ich dich kennen lernte, hast du den glei chen Eindruck auf mich gemacht", neckte Penny, „aber vergiß nicht, wir aus dem Süden sind be rühmt für unser Entgegenkommen und unsere Gastfreundschaft. Wenn man uns das nicht er widert — wie zum Beispiel im Falle einer Miß Harris und einer gewissen Anna Martinek, so be suchen wir die Widerspenstigen so lange

, bis sie anderen Sinnes werden." „Ich habe dich aber gleich .gern gemocht", versicherte Anna. „Möglich. Hätte ich aber auf deine erste An näherung warten wollen, so würde icl heute we der eine Freundin Anna, noch einen Mann und zu Weihnachten auch kein Baby haben. Statt dess - würde ich immer noch Red Kirkland nach- trauern." Sie schnitt Anna eine kleine Fratze: „After all — in meinem Fall hat sich die süd liche Gastfreundschaft bezahlt gemacht." Die Freundinnen teilten ein geräumiges, luf tiges Zimmer miteinander

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 2 of 4
Date: 27.06.1947
Physical description: 4
in Deutsch land und Oesterreich, Lord Pakenham, ist Don nerstag von London zu seinem ersten Besuch in Oester reich nach Wien abgeflogen. Er wird dort mit den alliierten Hochkommissaren, britischen Funktionären und Mitgliedern der österreichischen Regierung Be sprechungen abhalten. Umsteh ADRIENNE THOMAS, j East River «4 „Unbedingt heute. Das muß endlich auf hören. Ich kann mir das nicht weiter gefallen lassen!“ Anna ignorierte, daß Penny sich mit dem Taschen tuch über die feuchten Augen fuhr und meinte

: . . sonst hätte ich nämlich Ghristoph wegen eines Zitats fragen können. Mir fällt gerade kei nes ein; aber Christoph weiß alles. Uebrigens hat er schon einigemale nach Ihnen gefragt und Sie grüßen lassen." Anna ging der Sache nifht auf den Grund, warum gerade diese Grüße bei Penny einen Strom von Tränen auslösten. „Auf Christoph habe ich doch einen gewissen Eindruck gemacht“, schluchzte Penny, „nur Red (gibt nicht soviel um mich . . ." sie schnalzte mit Iden Fingern, „nicht soviel! . . . bitte . . . grüßen

Sie Christoph . . . von . . . von mir ... er hat mir auch gut ge . . . gefallen ..." ' Anna schien entschlossen, von Pennys Tränen Leine Notiz zu nehmen. Als sei es in dieser Si tuation die naheliegendste Frage der Welt, er kundigte sie sich: „Wissen Sie eigentlich, wer die Kreuzritter waren?“ „Natürlich weiß ich es!“ Tief Penny, bereit ihren Unmut nun an Anna auszulassen, „Ihr Europäerinnen denkt wohl, wir gehen hier über haupt nicht zur Schule! Meinetwegen nehmen Sie ein Zitat der Kreuzritter

, wenn es nur recht nie derschmetternd für Red ist!“ Anna behielt die Weinende im Auge, während sie gedehnt sagte: „Ich vyollte Ihnen ja kein Zitat der Kreufritter diktieren. Ich wollte Sie vielmehr fragen, ob Sie wissen, daß Christoph, Reichsgraf von Wolfsbrunn, von den Kreuzrittern ab stammt.“ Noch Tränen, aber auch schon Iutlresse in den Augen, hob Penny den Kopf: „Ob, wirklich? Nein. Keine Ahnung hatte ich. Do you mean he's a real count?“ „Ja. Ein richtiger Graf!“ „Er sieht aber gar nicht so aus." „Erwarten

Juan mehr wäre. Imagine, a count!“ „How wonderful! Wenn ich Red sehe, ist das das erste, was ich ihm entgegenschleudere!" „Ich denke, Sie wollen ihn ni^ht Wiedersehen." „N —nein. Natürlich nicht. Aber vielleicht könnten wir ihm das schreiben?“ „Das paßt nicht in diesen Brief“, entschied Anna; „übrigens ist mir jetzt das Zi*at eingefal len: ,Um einen Mann zu ändern, muß man mit seiner Großmutter anfangen'. — Von Victor Hugo." „Großartig! Diktieren Sie doch gleich weiter. Hier ist mein letzter Satz

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 2 of 8
Date: 02.11.1956
Physical description: 8
Innenminister und Chef 6er ungarischen Geheimpolizei, Piros, aus Budapest geLoihen und vermutlich auf dem Weg in die Sowjetunion. Die drei ehemals führenden Kommunisten sahen in Begleitung hoher Offiziere der Ge heimpolizei die Stadt verlassen haben. Die ungarische Sozialdemokratische Partei hat sich unter der Führung von Anna Kethly, Guyla Kelemen und Josef Kömives neu kon stituiert. Sie hat das frühere Parteihaus mit der Druckerei der Tageszeitung „Nepszava“ zurückverlangt und erhalten. Die Sozial

es, die sowjetische Regierung ist bereit, die Position sowjetischer Truppen in Ungarn, Polen und Rumänien zu überprüfen. ... oder wollen sie Ungarn zurückerobern? Wien, 1. November (Reuter). Der unga rische Außenminister und Ministerpräsident Nagy protestierte beim sowjetischen Bot schafter gegen das weitere EinstrÖmen so wjetischer Panzer nach Ungarn. Laut Radio Budapest erklärte Nagy dem sowjetischen Botschafter gegenüber den Warschauer Pakt Anna Kethly in Wien Die frühere Präsidentin des ungarischen Parlaments

, Anna Kethly, traf Donnerstag in Wien ein, wo sie unmittelbar nach ihrer An kunft im Parteihaus der SPeO von Innen minister Helmer, Verkehrsminister Wald brunner, NR Probst und Chefredakteur Dok tor Pollak empfangen wurde, die ihr einen Strauß roter Nelkeen überreichten. Anna Kethly hatte die Fahrt von Budapest nach Wien im Auto eines Redakteurs der „Arbeiterzeitung“ zurückgelegt, da der Flug platz von Budapest gesperrt war. Sie wird in der Sitzung des Büros der Sozia listischen Internationale

, die gegenwärtig in Wien tagt, einen Bericht über die Lage in Ungarn erstatten. Anna Kethly wollte ursprünglich mit einem Flugzeug von Budapest nach Wien fliegen. Auf dem Budapester Flugplatz waren Jedoch Schießereien im Gange, weil offenbar Ange hörige des ehemaligen ungarischen Geheim dienstes versuchten, ein Flugzeug zu kapern. früheres Parteilokal der Kommunisten über nommen. Die Forcierungen der Freiheitskämpfer In ganz Ungarn haben sich verschiedene Nationalkomitees, Revolutions- und Solda tenräte

und versprach, von der Sowjetregierung eine unverzügliche Antwort einzuholen. Zwei Redakteure der „Arbeiterzeitung“ waren Inzwischen in das Verlagsgebäude der neuen sozialdemokratischen Zeitung gekommen und haben dortselbst die frühere Präsidentin des ungarischen Parlaments getroffen. Schließlich fuhr Anna Kethly dann mit den beiden in dem österreichischen Auto nach Wien. Während der Zeit, als die beiden österrei chischen Redakteure in Budapest waren, tra fen immer wieder Delegationen aus ganz Un garn

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Neueste Zeitung
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Page 3 of 6
Date: 12.01.1939
Physical description: 6
von Jakob Schaffner Alle lachten jetzt. Inzwischen hatte man schon mehrere Run den gemacht und Andrej bemerkte: „Dabei stelle ich fest, daß Sie sich verleumdet haben, Elisawjetha. Sie lausen sogar sehr gut. Es ist überhaupt ein Vergnügen, mit Ihnen beiden zu laufen", setzte er artig hinzu. „Oh, Sie können ruhig meine Freundin vorziehen!" rief Anna. „Mich kennen Sie ohnehin noch nicht. Und in eine alte Liebe will ich mich schon ganz und gar nicht eindrängen." „Aber Anna!" mahnte Elisawjetha tief errötend

. „Na, da muß ich auch sagen —!" warf Andrej schmunzelnd ein. „Außerdem werden wir alle drei beobachtet. Die Dame mit der schwarzen Brille dort im Häuschen ist wohl Ihre Gouver nante, Elisawjetha?" „Um Gottes willen, sehen Sie bloß nicht hin, sonst winkt sie jetzt schon! Die ist ja trocken wie ein Besenstiel und neidisch wie eine alte Henne. Sie machen sich gar keinen Begriff. Und hinter allem schnüffelt sie her." „Da hat sie recht, Andrej Kyrillowitsch", stimmte Anna ent schieden bei. „Diese Engländerin

Sie nur nicht so", fiel Anna ein. „Sie denken ja doch, daß die Methode der Göttin Elisawjetha siegreicher sein wird. Mir ist das nämlich ganz egal. Aber was für Göttinnen wir darstellen, das interessiert mich. Na? Da bin ich aber neu gierig." „Ih, lassen Sie mich zufrieden!" rief Andrej komisch er schrocken. „Ich bin in der Kriegsgeschichte besser zu Haus als in der Götterlehre!" „Ich auch — hätte ich beinahe gesagt!" rief Anna und ver lor den Boden unter den Füßen, so daß Andrej sie gerade noch auffangen konnte

die Rede auf die Schule, in welche beide Mädchen gingen. Da sie in Petersburg wohnten, war es ihnen erspart, in ein Institut zu gehen, aber sie besuchten den Unter richt in einem solchen irnd schlugen sich dort mit Mathematik und Latein herum, beide mit bescheidenem Erfolg, wie Elisawjetha mitteilte. Als Lanfkoj fragte, was sie denn am liebsten taten, kam es heraus, daß Anna Indianerbücher leidenschaftlich liebte, aber Elisawjetha neigte den rusiischen Helden zu. Von ihr hätte er es nicht erfahren

, aber Anna plauderte es aus. „Ihr höchster Traum ist, daß einmal ein Held sie entführt!" teille sie immer noch ein wenig mürrisch mit. „Gegen das Ent führen wäre ich ja auch nicht, aber es müßte ein moderner Typ sein, ein Löwenjäger oder ein amerikanischer Großunterneh mer. Sie aber träumt von Rurik und diesen alten, haarigen Burschen." „So? Wer sagt dir, daß sie haarig waren?" warf ihr Elisaw jetha vor. „Sie waren in ihrer Art so modern, wie die Unfern heute. Deine rasierten Abenteurer und Verbrecher

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 2 of 4
Date: 09.04.1947
Physical description: 4
durchgeführt haben. Da die dortige Bodenabwehr keinen Versuch unter nahm. die Flugzeuge zu vertreiben, wird das als Zeichen dafür gewertet, daß die Garnison von Asun cion ebenfalls bereit ist, die Sache der Aufständischen zu unterstützen. E$ genügt nicht, den Krieg nicht zu wollen Widersprechende Aussagen im Schmidt*Prozeß ’fensteii ADR IE NN E THOMAS: East River „Gut. Aber Worte genügen mir nickt als Aus druck Ihrer guten Meinung. Ick verlange Be weise." „Oh. ich verstehe", sagte Anna genau so ernsthakt

wie er, „8ie möchten, daß ich Ihnen Teller leihe und meine Eiswürfel.“ Mit einer beinah verächtlichen Handbewegung tat er ihren Vorschlag ab: .Nein. Ich möchte, daß Sie herunterkommen zu unserer Party!" „Das ist eine reisende Idee von Ihnen", ver sicherte Anna. ..aber meine Eiswürfel kommen gern auch ohne mich." „Es tut uns leid. Beides kann nur zusammen angenommen werden Stecken Sie sich eine Blume ins Haar, und kommen Sie! — Dotty! Dotty", rief er ins Zimmer zurück, und sofort tauchte neben

ihm ein Mädchenkop? auf, rothaarig wie er lelber Der junge Mann drehte das Gesicht des Mädchens Anna zu und sagte: „Daß Dotty meine Schwester ist, ist so ungefähr die einzige Sache, die man mir immer aufs Wort glaubt: die gleiche exquisite Haarfarbe, die gleickmi Sommersprossen bis hinein in den Winter, — Dotty, ich habe eben diese Dame zu unserer Party eingeladen. Willst du bitte meine Einladung in etwas formellerer Form wiederholen?" Dotty schien nicht weiter überrascht. „Na türlich!" rief sie und bongte

sich weit vor, um Anna besser sehen zu können, „come on and join us!" „Das nennt sie formell!" klagte ihr Bruder, und befahl ihr: „Sage: Es wäre uns ein großes Vergnügen, Miß ... oh, pardon me wie war doch Ihr werter Name?" „Anna" „Miß Anna, wenn Sie uns das Vergnügen ma chen würden . . . los, Dotty!" „Oh, shut up!" schalt Dotty und strick sich eine Fülle dunkelroter Haare aus dem Gesicht, „kommen Sie wirklich herunter, Miß Anna. Wir sind eine vergnügte Bande, und Sie passen sicher gut

zu uns. Also, Si* kommen bitte!" „Be o good Sport!" rief ihr Bruder noch, „wir sind sparmend 12/A". ,Be a good Sport' bedeutet etwa .sei kein Spielverderber' und dieser Aufforderung nicht nackzukommen, ist weit mehr 'als unfreundlich, es ist beinah schon unfair. Anna hatte keine große Lust, zu einer Partv zu gehen, zu der sie über die Feuerleiter hinweg eiugeladen worden war, und wo sie überhaupt niemanden kannte. Wohl oder übel mußte sie .a good Sport' sein, und so versprach sie, in zehn Minuten drunten

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 4 of 8
Date: 02.10.1933
Physical description: 8
." „So. Kann ich mir denken. Du willst mich an die Pro kura erinnern. Das wird erst nach der Hoheit. Eher nicht." Max Knogge warf seiner Braut einen drängenden Blick zu. Er hatte schon lange vorher in Stunden ungestörter Zwiesprache sie zu beeinflussen gewußt. Und sie verstand ihn. „Denke nur, Vater, mit diesem Prokuraplan machst du mich zur Frau deines Angestellten. Laß mich doch die Frau deines Teilhabers werden." Jetzt fuhr August Stoll auf. Er ward sichtlich größer. „Was ist denn in dich gefahren, Anna! Teilhaber

? Na, so siehst du aus! — Das hast du ihr natürlich eingeredet, Max!" „Ganz und gar nicht. Anna ist selbst auf diesen Ge danken gekommen. Ich meine, dieser Gedanke ist doch nicht so fernliegend. Du wirst hoffentlich deiner Tochter kein Nein zur Antwort geben."' August Stoll erklärte, fest und jeden Widerspruch von vornherein abweisend: „Doch! Ich sage nein! Ich habe dir schon einmal auf dieses Ansuchen ein Nein zur Antwort gegeben. Und nun sage ich es noch einmal. Jetzt bleibt es endgültig dabei, ^ch verstehe

dich nicht, daß auch du mich sozusagen aus mei nem Eigentum hinausdrängen möchtest, Anna. Ich hätte etwas anderes von meinem Kind erwartet. Wenn ich mir nichts anderes an dir erzogen habe, als daß du das Sprach- rohr deines Mannes wirst, der —" Er brach ab und trat erzürnt ans Fenster, den drei Unschen dM Rücken ^chv^d, Wa-. KnAgge. jah der Braut zagende und ihrer Mutter flehende Blicke aus sich gerichtet und fühlte, daß er den Bogen überspannt hatte. Er machte Anna und ihrer Mutter ein Zeichen und ging hin zu August Stoll, legte

ihm die Hand beruhigend auf die Schulter. Eine abwehrende Bewegung August Stolls versuchte, die Hand abzuschütteln. Max Knogge ließ sich dadurch nicht stören. „Anna hat sich ihren Vorschlag nicht so überlegt. Sei deshalb nicht böse, Vater! Ich kenne ja deinen Wunsch. Laffen wir eS also dabei. Ich gebe dir mein Wort, daß ich dich nie mehr um die Teilhaberschaft bitten werde. Wenn dir die Zeit dafür gekommen scheint, dann sagst du es mir. Nicht wahr, so wollen wir es halten?"' Langsam wandte August Stoll

war in dieser Beziehung scheinbar August Stoll nicht bei zukommen. Es würde bei weiteren Versuchen höchstens zu ernsten Differenzen kommen, und die vermied man lieber. Also hieß es, den anderen Weg gehen, an den er schon ab und zu gedacht hatte. Es war doch schon genug. Gatte dieses Mädchens zu werden! Immer an dieses Mädchen gekettet zu sein! — Ja, gewiß, Anna war willig und gut und ließ sich lenken; aber sicher nur, weil sie verliebt in ihn war;. Man durste auch Anna zunächst nicht enttäuschen. Bis dann eines Tages

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Alpenländer-Bote
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Page 6 of 16
Date: 19.07.1931
Physical description: 16
, die ohne jede Gegen- melshöhe, Erdenweite! Das Haus verließ er, schritt ins Weite, Freie. — „Anna!" Zur selben Stunde, Mitternacht war schon vorbei- gegangen. stand Frau Therese bei Anna Ried, in deren trautem Zimmer. „Kind", sagte sie, „ich hörte dich leise weinen. Deine Tränen sind Zittertropfen der Freude. Ich mußte zu dir, bin so froh." Anna sah in Frau Theresens Gesicht. „Es zieht mich zu dem Grabe der Eltern", sagte sie. „Ich werde hin fahren und dem Vater den Ehrenkranz auf den Toten hügel legen." Frau Therese

nickte. „Du wirst hinfahren. Es wird ein frommes Pilgern sein. Doch wirst du den Weg nicht allein machen, du wirst mit — Heinz Höfer — am Grabe der Eltern stehen." „Ja!" Kurz sagte es Anna und sie hielt den Kopf gesenkt in Demut des Glückes. Frau Therese küßte sie aus den Scheitel, verließ dann leise das Zimmer. „Richard", rief sie dann, als sie das Schlafgemach betrat, in welchem Herold bereits angelangt war, „ich suchte dich, fand dich nicht und mir ward schon bange. Bist nun endlich

küßte er dabei seine Therese, das Refelchen. Schon waren die Sterne geblaßt, ein Goldgedanke der Sonne schwang sich bereits über Bergeshöhe, zog über des Himmels Weite. Der Morgen kam. Vorbei die wundervolle Nacht. Sie war Anna Ried Zeitlos gewesen, sie hatte nichts gewußt von Stunden schlag und Stundenflucht. Nun sah sie gegen das Fen ster. Der Morgen, der den ersten Blick bereits ins Tal getan, leuchtete schon in kommender Lichtfreude in die Stube. Der Morgen! Ein verklärendes Lächeln tiefte weich

Schein. Jubi lieren war in den Lüften des Morgens. Hochlied. Da flutete mit einem Male eine breite Woge Sonnenlichr über Tal und Himmel. Es kam die Sonne selbst. Anna Ried hielt an. Jetzt soll es kommen, jetzt, das Wunder bare. Sie wandte den Kopf, blickte suchend um sich. Da zündete selig Erschrecken durch ihr Herz. .„Anna?" Heinz Höfer stand vor ihr. „Ich wußte, daß ich dich, finden werde auf meinem Weg. Meine Anna!" „Heinzf" Und es mar Licht und Reinglück. Ende. Lnstise Ecke Zwei streiten

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 2 of 12
Date: 05.04.1947
Physical description: 12
, wonach Wirtschaftliche Rundschau l A M ADRIENNE THOMAS: East River Der Wecker knackte ein wenig. Das hieß, es war sieben Uhr abends. Anna schnitt der Uhr eine kleine Fratze; jeden Abend um die gleiche Stunde brachte einem dieses impertinente Knak- ken ein Vorgefühl davon, daß man am nächsten Morgen um sieben Uhr aus „dem besten Schlaf ge rissen werden würde. Sieben Uhr abends. Eigentlich war der Tag damit schon zu Ende, obwohl das Nachtessen noch auf dem Ofen stand, die Küche nicht aufgeräumt

war, und obwohl ein Stoß Wäsche zum Bügeln vorbereitet in einem Korb lag. Aber der Tag war zu Ende, Nun kam nichts mehr. Nun blieb nur noch das Radio. Gewiß, sie hätte zu einem Film gehen können; aber sie fürchtete sich vor dem Heimweg, wo das Gefühl der Einsamkeit einem anfiel wie ein Wegelagerer. Zuhause, in ihren eigcaicn vier Wän den, spürte sie keine Einsamkeit. Vielmehr hatte diese Wohnung, so winzig sie war, für Anna so etwas wie ein Gesicht. Das Gesicht eines freund lichen Menschen

. Und wenn sie einen Blick hin austat zum Fenster, so vergaß sie jedesmal alles, was eie drückte, vergaß sieh selbst ganz und gar; denn vor ihr ausgebreitet lag diese grandiose Gebirgswelt aus Menschenhand, lagen die Wol kenkratzer New Yorks. Wie fast jeden Abend stand Anna auch heute am weitgeöffneten Fenster ihrer im dreizehnten Stock gelegenen Wohnung und schaute hinüber zum Rockefeller Center und zum höchsten Ge bäude der Welt, dem Empire State Building, des sen Spitze sich in einem rötlichen Wolkenpaket versteckt

hielt. Im Widerschein der untergehenden Sonne flammte das Feuerwerk von Vieltausend Fenstern. — Wenn man sechs oder sieben Jahre alt wäre, dachte Anna, und man wüßte nicht, wo man ist und wie man hierhergekommen war, würde man glauben, die Zauberschlösser der Märchenbücher vor sich zu haben. Zu unwirklich schien, was man sah, dieser mit einem Goldfili gran aus Stein, Glas und Sonne durchzogene Abendhimmel. Wenn sie zu ihrem Küchenfenster hinaussah, bot sich ihr ein völlig anderes Bild. Straßenzüge

kann. Und der Lärm in der Wohnung unter Annas Fenstern gehört beinah mit zu dieser New Yorker Abendstimmung. Ein Radio spielt Boogie- Woogie-Musik. Anna wundert sich wieder einmal, wie menschliche Ohren in diesem unartikulierten Lärmbrei auch nur Rudimente einer Melodie ent decken konnten. Drunten aber sang man sogar vielstimmig und aus vollem Herzen mit. — Die Nachbarn hatten wieder einemal eine Party, an scheinend eine große Party. Auf dem balkonarti gen Teil der Feuerleiter standen Sandwichplatten

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 2 of 4
Date: 19.06.1947
Physical description: 4
sicheraustellen. J-jWStßX AORIENNE THOMAS- East River 57 Das Auto mi: seinen drei Insassen führ über die Fünfte Avenue ostwärts hinunter zur Dritten Avenue und nahm seinen Weg stadtabwärts, der Lower Eastside zu. Mrs. Murphy saß in sich zu sammengesunken neben Anna auf dem Rüeksitz und versicherte ihr, wie froh sie sei, daß Anna mitgefahren sei. Von Tom nahm . c ie kaum Notiz und beantwortete Fragen, wie es ihr gehe, mit einem widerwilligen ,,I'm okay." Sie hatten schon die Erste Straße hinter sich gelassen

. Hier trugen die Straßen Zahlen statt Namen. Tom deutete mit dem Kopf hinüber zur Westseite der Dritten Avenue. Anna sah, daß man an einer Reihe von „Hotels" vorbeifuhr, kenntlich als solche nur durch ein Hotelschild, | das über der Aufschrift „25 cents die Nacht" oft wie eine bittere Ironie den Namen eines inter national bekannten Weltstadthotels führte. Diese Hotels hatten zwei oder drei Etagen, über Laden geschäften aufgestockt. Die Bewohner standen in den schmalen Türnischen herum oder saßen

auf den trübselig beleuchteten Treppen und starrten ins Leere. Hinter der Bowery hielt sich der Wagen noch östlicher. Die Straßennamen hatte Anna nie zu vor gehört. Enget wurden die Gassen jetzt und finsterer, obwohl es noch heller Tag war. In einer dieser finsteren Gassen war die Nummer zehn, in der Mrs. Murphy wohnte. Es war ein vierstöckiges Gebäude, das schon von außen einen verwahrlosten Eindruck machte. In dem schmalen Korridor, den sie durchschritten, stieß man, wenn man die Ellbogen spreizte, an beide

zu, bis der Aeitere, den Blick auf die flackernde Gasflamme gerichtet, murmelte: „Wir brauchen einen Nickel fürs Gas, Mutter . Anna, die gar nicht begriff, wovon der Junge redete, zog ein naar Nickel aus ihrer Jackett tasche und reichte sie ihm hin. Der kleine Murphy nahm indessen nur einen davon und warf ihn in einen an der Wand hängenden Automaten. Hefti ger flackerte die Lampe, als wolle sie ausgehen; aber dann brannte das Gas hell, weiß und stetig. Denn der Apparat an der Wand würde nun für die nächsten drei

oder vier Stunden das Gas ver kaufen und es automatisch abschneiden, wenn ein anderer Nickel dann nicht zur Hand war. Tom hatte, seiner Tasche ein kleines Fläsch chen entnommen und setzte einem der Söhne aus einander, wenn die Mutter diese Vitamine nehmen sollte, als Mrs. Murphy abermals zusammenbrach. „Das hier hat absolut keinen Sinn", sagte Tom, während er eine Kampferinjektion vorbe reitete, „Anna, gehen Sie bitte hinunter und ru fen Sie vom nächsten Drugstore die Polizeistation an ..." er erklärte

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 2 of 4
Date: 18.07.1947
Physical description: 4
). Der griechi sche Ministerpräsident Demetrios Maximos de mentierte gestern die von der „Pravda“ vor kur zem veröffentlichten Meldungen, wonah das amerikanisch-griechische Abkommen eine militäri sche Intervention Amerikas und eine Abtretung griechischen Staatsgebietes zur Errichtung von See- und Luftstützpunkten beinhalte und erklärte, AORIINNt THOMAS. East River 81 „Ich muß dich auf eine Enttäuschiihg vorbe reiten, Anna“, sagte Tom, der erst am späteren Abend nach Newark nachgekommen

war und jetzt auf der Rückfahrt im Zug zum ersten Mal mit Anna allein sprach. m „Ich werde mich heute über nichts ärgern , Versprach sie und nickte Penny und Christoph zu, die auf der anderen Seite Plätze gefunden hatten, „der Tag war zu schön." " Sie ärgerte sih doch. Tom schlug eine Zeit schrift auf, und was ihr da von einer Seite des Advertising-Teils entgegensah, war ihre eigene Zeichnung, ein Baby, das an den Fingern lutschte. Ihre Zeichnung, die als „zu europäisch im Geschmack" abgelehnt worden, und die sie daraufhin

einem kleinen Agenten aus der Ad- vertising-Branche zum Vertrieb übergeben hatte! Hier war nun ihre Zeichnung! Als Name jedoch jpngierte ein W. Tilden. Ein fremder, unberech tigter Name unter ihrer Arbeit! Anna hatte Tränen in den Augen vor Zorn: „Das lasse ich mir nicht gefallen!" „Ruhig, Anna", bat Tom. „laß Christoph dWts merken. Wir müssen ilim doch nicht mit unseren Angelegenheiten den heutigen. Tag ver derben." Besänftigender als alles war seine Art, sich mit ihr zu identifizieren, ihre Sache

zu seiner zu machen. Es tat gut. Aber noch kochte es in ihr. „Du kannst gar nichts dagegen machen", fuhr er fort, „denn sie haben hier ein paar unbedeu tende Aenderungen an deinem Bild vorgenommen. Du hast das Baby nicht mit einer Flasche ge zeichnet, und ich erinnere mich auch nicht an ein rosa Jäckchen, sondern an ein weißes." „Jetzt weiß ich jedenfalls, daß das weiße Jäckchen der European touch war, dessentwegen meine Zeichnung abgelehnt worden ist", sagte Anna bitter, „worauf allein man in diesem husiness Wert

zu legen scheint, ist ein rosa Jäck chen und ein falscher Name." „Anna, Anna!" bat er, „ich verstehe ja, daß du dich ärgerst. Es gibt aber doch Schlimmeres als das, was dir passiert ist." „Ach, mir ist elend zumute", ePgegnete sie und lehnte ihren Kopf an seine Schulter, um bei nahe enttäuscht festzustellen, daß ihr in seiner Nähe so wirklich elend gar nicht zumute sein konnte. „Christoph sagt ja immer, das Wort ,fair' wird im Advertising nur für Wetter an gewandt. Ein häßlicher Beruf!" „Meiner ist oft

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 2 of 4
Date: 21.08.1947
Physical description: 4
Sie nach Hause und legen Sie sich schlafen. Vergessen Sie aber nicht, das Licht am Bett brennen zu lassen • ; j ein alterprohtes Hausmittel. Ich garantiere Ihnen, daß das Zimmer sich dann nicht wie ein Karussell um Sie dreht. See von later this week " Christoph ging zur Eisbox, mischte für Anna einen Whisky mit Gingerale und sagte: „Stär kere Getränke bekommst du heute nicht bei mir. Sag einmal, was für ein Ehepaar seid ihr beide eigentlich? Der Gatte sitzt in einem Nachtlokal und betrinkt sich, nnd

— to put it mildly — hier bei mir erschienen, um diese Frage mit mir zu diskutieren,” „Nein. Aber du mußt mir sagen, was ich tun soll!" „Meine liebe Anna, ich würde dich auf der Stelle zu Jürgen Niederode zurückbringen, wenn ich annähme, daß er der Mann Ist, zu dem du gehörst. Ich glaube das aber ganz und gar nicht. Indessen ist nicht wichtig, was ich glaube oder nicht glaube. Sondern Tom hat recht: Du mußt dir klar werden. Deshalb mußt du zunächst ein mal von New York fort. Du brauchst Ruhe. Morgen

früh telephoniere ich Penny an und sage ihr, daß sie dich abends von der Bahn holen soll. Alles andere ergibt sich dann von selbst." Anna atmete auf: „Endlich einmal jemand, der nicht von mir verlangt, ich müsse mit allem allein fertig werden! Gott sei Dank, daß mir endlich jemand sagt, was Ich tun soll!" Er setzte sich zu ihr auf die Sessdlehne und strich ihr übers Haar: „Wir sind doch fast so etwas wie Geschwister und wir kennen einander sehr genau, Anna. Du bist nie ein selbständiger Mensch

installieren." „Freunde zu haben, ist vielleicht besser, als Männer, die einen liehen", meinte sie. als sie ihm gute Nacht sagte, „Männer quälen einen nur und lassen einen im Stich. Ein wahres Glück, daß du kein Mann bist." „Auch ein Kompliment!" lachte er. „Gute Nacht, Anna!" Penny holte Anna an der Bahn ab. Sie schien sich äußerst wohl zu fühlen und war selig über Annas Ankunft. In einem Stationswagen fuh ren sie durch eine frühlingsgrüne Pracht. Weiß schimmerten da und dort niedrige Häuschen ans

dem Grün. Sonst machte die Landschaft den Ein druck, als oh abseits von der Chaussee alles so üppig, wild und undurchdringlich wachse und gedeihe, wie Gott es geschaffen hatte. Mit Ent zücken glitten Annas Augen über den grünen Zauber. Herzlich drückte sie Pennys Arm und zum erstenmal seit Jürgens Ankunft atmete sie wieder frei. Tief zog sie die herbe Luft ein, die den würzigen Duft des Meeres herühertrug. „Christoph ist doch der klügste von allen dreien!" entfuhr es Anna, „ein wahres Glück

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 2 of 4
Date: 11.08.1947
Physical description: 4
es jetzt wieder am anderen Ende, „here is your party 1“ Nein, es war nicht Jürgens Stimme, die sich mit unverkennbar amerikanischem Akzent mel dete und ihr antwortete, Mr. Niederode sei nicht da, nm noch hinzuzufügen: „May I have your name again? Miß Anna Patrick?“ „Nein. Anna Martinek. M für Mary. A für America, R für Russia . . ." weiter kam sie nicht. Herr Niederode, der doch gar nicht da war, hatte sich anscheinend des Hörers bemächtigt und Vief: „Anna! Anna Martinek! Bist du cs?“ „Ja.. Ich.“ Und mehr konnte

sie nun nicht mehr heTvorbringen. „0 Anna! Ich habe es gespürt, daß du jetzt anrufen würdest — ich wußte es, als das Tele phon läutete! Wie geht es dir? Was machst du hier? Wann kann ich dich sehen?“ „Ich — ich weiß nicht. Ich wollte dir — ich wollte dich vor allem herzlich willkommen heißen in Amerika.“ Und die Stimme am anderen Ende, deren weiche, dunkle Schwingungen wie Liebkosung über Anna hinwegglitten, sagte: „Das erste Wort, das ich in meiner Sprache hier höre. Wann kann ich dich sehen? Heute

noch? Könntest du nicht jetzt gleich kommen? Bitte, Anna. Bitte, komm!“ Sie lehnte den Kopf gegen die Wand und schloß die Augen. Nichts war mehr als diese Stimme, die sie einmal so über alles geliebt hatte, diese Stimme, die sie in höchster Not beruhigt, die zärtliche Worte zu ihr gesprochen und nach ihr gerufen hatte aus dem Bett nebenan. Sie biß sich in die Faust, um zu eich zu kommen, um ruhig und freundlich mit ihm reden zu können: „Ich bin heute nachmittag frei. Wir könnten uns jetzt sehen " „Darf

ich dich bitten, zu mir zu. kommen? Entschuldige, Ich sollte dich abholcn; aber ich habe vorerst noch Platzangst vor New Tork. Mein Englisch reicht auch kaum aus für einen Taxichauffeur. Komm her, Anna. Komm gleich!“ „In einer Viertelstunde bin ich bei dir.“ Der Jürgen Niederode, der ihr die Tür öff nete, hatte sich nicht verändert und war doch ein anderer. Wortlos schloß er sie in seine A(rme, eis wäre sie sein Eigentum. Für sie versanken die Jahre der Trennung, versank alles. T n seinen Armen zu liegen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 2 of 8
Date: 08.11.1923
Physical description: 8
Großsprechereien. Nach einer Korrespondenzmeldung wurde dieser Tage eine Reichskonferenz kommunistischer Partei- funttionäre abgehalten, um zur gegenwärttgen Lage Stellung zu nehmen. Nach Mitteilung von kommunistischer Seite hat der Bezirk Berlin-Bran Eine Gerichtsverhandlung. Don Richard Wagner. Am 1. März 1842 war die Näherin Anna Scurr wegen Veruntreuung vor einem Gericht in London angeklagt. Sie hatte vierzig Meter Leinen, die sie dom Fabrikanten John Smith für die Anferttgung von Damenhemden er halten

hatte, ins Pfandhaus getragen und den Erlös für sah verwendet „Ein alltäglicher Fall, leider schon ein alltäglicher ' Fall," sagten übereinstimmend alle Herren des Gerichts hofes. „Der sittliche Verfall der Londoner Arbeiter wird immer ärger." Der Fall Anna Scurr war klar und einfach. Die Ange klagte hatte schon beim ersten Verhör alles zugegeben, was mim von ihr wissen wollte, wenn sie auch wie die meisten Verbrecherinnen ihre Tat durch allerlei Entschul digungen und viele Tränen abzuschwächen versucht

hatte. Die Verhandlung versprach also, da die Angeklagte über dies sehr schüchtern war, ohne Schwierigkeit abzulaufen, ja ziemlich langweilig zu werden, „das immer gleiche < Theater, bei dem alle Darsteller gut aufeinander einge- ' spielt sind", wie einer der Gerichtsherren lächelnd meinte. Zu Beginn des Verfahrens musterte der Richter die Angeklagte Anna Scurr von ihrem dünnbehaarten Schei tel bis zu den Holzpantoffeln hinab, die sie mit dem Strüflingskleid für die Verhandlung erhalten hatte, da ihre zerlumpten

Kleider und Schuhe des hohen Gerichts hofes nicht würdig waren. Das bleichgraue Gesicht mit den vorstehenden Backenknochen, der dünnen Nase, dem breiten Mund und den tiefliegenden, fast geschloffenen Augen, die langen, knochigen, derben Hände an dem ma- geren, unweiblichen Körper, um den Rock und Jacke schlot- terten: das alles war bei dem etwa fünfundzwcmzigjähri- gen Mädchen auch äußerlich schon Merkmal ihrer körper lichen und moralischen Verkommenheit. Anna Scurr hockte in sich zusammengesunken

der religiös empfindenden Wähler den Rekord geschlagen" Daß dem nicht so und die Her abwürdigung der Religion auch kein Wahlwerbe- monopol der österreichischen -Klerikalen ist, beweist ein Flugblatt, das in Frankreich, wo setzt die Wahl bewegung für die Parlamentswahlen, die im Frühsahr ftattffnden werden, begonnen hat, ver breitet wird. Es lautet: „Wir beginnen am 7. Sep tember, dem ersten Freitag des Monats, eine Serie Anna Scurr wollte reden. Aus ihren Lippen bebten die stummen Worte

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Neueste Zeitung
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Page 1 of 6
Date: 22.10.1930
Physical description: 6
. Der Wilhelmsschacht der Grube „Anna 2" bei A l s- -orf wurde heute frlth durch die Explosion eines Lynamitlagers auf der 200-m-Sohle zerstört. Mehrere hundert Berglente wurden ver schüttet. Der Fördertnrm wurde umgelegt und meh rere Häuser in Alsdorf zerstört. In der Grube war ein Sprengstoffmagazin zur Explo sion gekommen, wodurch die gesamte Gruben- snlage zerstört worden ist. Das Fördergerüst ist eingestürzt, jede Verbindung nach außen für die iw Schacht Befindlichen ab geschnitten. I« den umlie genden

Siedlungsvanten sind zahlreiche Fenster zertrümmert und Dächer abgedeckt worden. Sanitäts- kolonnen und Feuerwehren aus dem ganzen Landkreis Aachen eilten sofort zur Unglücksstätte. Man schätzt die Zahl der Toten nnd Verunglückten a u f 200. Vorläufig wird versucht, von der Grube „Anna 2" aus, die mit dem Wilheliusschacht durch einen nuterirdi- kchen Gang in Berbindnng steht, zu der Unglücks- stelle zu gelangen. Man ist zunächst damit beschäftigt, öieüber Tag befindlichen Verunglückten fortzuschaffen

30 Minuten: Bisher sind von den durch das schwere Grubenunglück ans dem Wilhelmsschacht der Grube „Anna 2" betroffenen Bergleuten 22 Tote und 30 Verletzte geborgen worden. Weitere 150 Berg leute werden noch vermißt. Die Rettungsmannschaft geht jetzt dnrch den Stollen der Grube „Marie" znr Grnbe „Anna 2", nm die Verunglückten zu bergen. Wie wir noch erfahren, sind weiter ein Fahrsteiger tot, ein Betriebsführer und drei Grubenbeamte sind in lebensgefährlichem Zustand geborgen worden. Gerettet! TU. Aachen

, 21. Oktober, X3 Uhr. Wie die Verwaltung des Eschweiler Bergwerkvereines mitteilt, ist nunmehr f a st die gesamte Belegschaft, die sich in der von der Katastrophe heimgesuchten Grnbe „Anna 2" befand, gerettet worden. Der Schacht be fand sich in Berbindnng mit drei anderen Schächten, durch die die Eingeschlossenen ins Freie geführt werden konnten. Das Schicksal einiger weniger noch eingeschlos- sener Bergleute ist noch ungewiß. Von den bisher geborgenen dreißig Toten ist etwa die Hälfte unter Tag

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Der Arbeiter
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Page 4 of 12
Date: 20.06.1928
Physical description: 12
anziehende Bild einer seliggesprochenen einfachen Hausfrau unserer Tage. Die arme Arbeitersfeau Anna Maria T a i g i ist ein schönes Vorbild für Unsere Zeit, und zwar gerade für die einfachen Stände, vor allem für Mütter und Hausfrauen, die tagaus, tagein von nichts anderem als von Arbeit und Sorge wissen und hier an einem Beispiel sehen, wie man mitten in all den Zerstreuungen und Sorgen der Haus- frauenpflichten sich heiligen kann. Anna Maria Taigi war ärmlichen Verhältnissen ent sprossen. Ihr Vater

, ein Apotheker in Siena, hatte sein Vermögen eingebüßt und war nach Rom über siedelt (1775), um mit seiner FraU in dienender Stel lung sein Brot zu verdienen. Auch die Tochter Anna Maria (geboren am 30. Mai 1769 in Siena) mutzte schon mit dreizehn Jahren tüchtig zugreifen, mußte ver dienen, zuerst als Seidenspulerin, dann als Kammer jungfer bei einer adeligen Dame. Das Leben der Armut wollte ihr anfangs wenig gefallen; ihr junges Herz hungerte nach Genuß und Freuden, nach Eitelkeit und Vergnügen. Zum Glück

eine gute Lebensbeichte und diese Gnadenstunde war entscheidend für ihre ganze Zukunft. Sie nannte das ihre „Bekehrung". Die sorgenbeladene Familienmutter. Nach ihrer Umkehr entsagte Frau Anna Maria aller weltlichen Eitelkeit und lebte ganz ihrer Familie. Ihr Heim war ihre Welt. Nach und nach umblühten sie sieben Kinder, und da gab es Arbeit über Arbeit. Auch das ganze Hauswesen und die geschäftlichen Ange legenheiten lasteten aus ihren Schultern; ihr Mann war etwas beschränkt und überließ die Führung

durch ein außergewöhnliches Gebetsleben und durch besondere Gebetsgnaden hervorgeragt hätten. Be greiflich. Die vielen Familienpflichten nehmen eben Zeit und Kräfte allzusehr in Beschlag. Aber bei Anna Maria Taigi sehen wir das Wunderbare, daß sie all die Sorgen, die einHaUswefen und eine vielköpfige Kinder schar mt sich bringen, recht wohl zu vereinigen wußte schar mit sich bringen, recht wohl zu vereinigen wußte Nach ihrer „Bekehrung" im zweiten Jahre ihres Ehe lebens gab sie sich Gott ganz hin, opferte selbst viele

Nachtstunden dem Gebete und nahm strenge Bußübun- § en auf sich; immer blieb sie aber darauf bedacht, ihre -tandespslichten darob nicht zu versäumen. Sie trug Gott im Herzen und den Gedanken an ihn nahm sie mit hinein in alle Arbeiten und Geschäfte; er verließ sie nie. Vielfach fand Anna Maria im Gebete überfließenden Trost, aber es kamen auch Zeiten der inneren Verdun kelung und seelischen Verlassenheit: sie litt auch körperlich viel, besonders durch ein fortwährendes schmerzvolles Kopf- und Augenleiden

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