Geschichte der Tiroler Landtage von 1518 bis 1525 : ein Beitrag zur sozialpolitischen Bewegung des 16. Jahrhunderts.- (Erläuterungen und Ergänzungen zu Janssens Geschichte des deutschen Volkes ; 4,5)
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Author:
Hirn, Ferdinand / mit Benützung archivalischer Quellen dargest. von Ferdinand Hirn
Place:
Freiburg im Breisgau
Publisher:
Herder
Physical description:
XI, 124 S.
Language:
Deutsch
Notations:
Literaturverz. S. [IX] - XI . - In Fraktur
Subject heading:
c.Tirol / Landtag ; z.Geschichte 1518-1525
Location mark:
II 102.379
Intern ID:
303780
dargelegten schlimmen Folgen zu ver anlassen, so möge sie ihm denselben nicht vorenthalten. Ähnlichen Widerstand findet die letzte ständische Beschwerde über den Gebrauch des römischen Rechtes. Ferdinand weist hin, daß der Hofrat, so gut es möglich war, stets nach dem Landesrechte vorging; dies zu tun, werde er auch fernerhin nicht unterlassen ; auch dem Advokaten würde in Zukunft strenge untersagt werden, hemmend auf den Gang der Prozesse zu wirken. Allein die ständische Forderung, es dem Wunsche
der Parteien zu überlassen, ob mündlich oder schriftlich verhandelt werden solle, bekämpft der Landesfürst aufs schärfste; lieber erklärt er sich bereit, bei der Entscheidung von Fragen geringerer Bedeutung überhaupt nur den mündlichen Prozeßgang zu gestatten. Wie schon bemerkt wurde, war der Landtag bereits unter dem Zeichen der beginnenden Empörung zusammengetretm. Zweimal waren die Bergleute von Schwaz in hellen Haufen nach Hall gezogen, wohin ihnen Ferdinand entgegengeeilt war, und hatten stürmisch
die Gewährung ihrer politischen und wirtschaftlichen Forderungen verlangt; durch einen Ausschuß hatten sie ihre Wünsche präzisieren und Ferdinand vorlegen lassen. Da dieser die Erledigung der Hauptfragen auf dem künftigen Landtage versprochen hatte, dürfte der erwähnte Ausschuß mit den Ständen Tirols in Fühlung getreten sein. Aufs wärmste hatten nämlich die Stände in einer Beilage zu ihrer ersten Antwort 1 viele Forderungen der Bergarbeiter befürwortet, hauptsächlich solche, welche mit den ihrigen
in innigem Zusammenhang standen, obwohl sie die stürmische Art, wie sie vorgebracht wurden, entschieden verwarfen, jene zu klugem Vorgehen ermahnten, ja dem Fürsten sogar ihre Hilfe gegen etwaige Empörungsversuche in Aussicht stellten. Die Bitte der Knappen, Ferdinand möge den Erzkauf und die Bergwerke an sich nehmen, war ja auch den Ständen aus dem Herzen gesprochen; mit vielen Vorschlägen zu diesem Zwecke konnte sich die Landschaft einverstanden erklären; die großen wirtschaftlichen Schäden bedrückten
ja nicht nur die Bergarbeiter allein. Dem Fürsten konnte ein Vermittlungs versuch der Stände nur genehm sein, da sie sich schärsstens gegen jedes ge waltsame Vorgehen von seiten der Knappen ausgesprochen hatten und durch die Stände eher eine Beruhigung der Gemüter zu erzielen war. Ferdinand ver- Gemainer gesellschast zu Schwaz ausschuß supplicatiou." St. A., L. A. 1525. 1