Mit der Familie des Doktor Storf hatte sich in dieser Zeit wieder ein mehr herzlicher Verkehr angebahnt. Die kleine Dora kam oft, um mit' Fritz und Klara, den beiden Kindern des Arztes, zu spielen. Dadurch kamen auch die beiden Frauen einander näher und lernten sich bester kennen, als bei den kühlen Anstandöbesuchen, die sie. früher einander abgestattet hatten. Frau Adele fühlte es, daß sie in der kleinen verschüchterten ArztenSgatti'n eine Leidensgefährtin besaß. Freundliche Menschen
hatten es Frau Hedwig zu getragen, daß ihr Gatte sie mit der Frau des Advokat« Rapp hinterging. Und ihre Schwester, die Frau Baurat Goldrainer, war mit aller Energie bei' dem Arzt vor stellig geworden. Das hatte den Erfolg gehabt, daß Doktor Skorf sich jede Einmischung in seine Privat angelegenheiten verbat und drohte, mit den Verwandten seiner Frau gänzlich zu brechen, wenn so etwas noch einmal geschehen sollte. Frau Goldrainer hatte der ruhige Ernst ihres Schwa gers einen ganz gewalkigen Respekt eingeflößt
. Am meisten imponierte es ihr, daß sich Max gar nicht aufs Leugnen verlegte. Ihr eigener Mann psiegte in solchen Fällen stets so lange zu lügen, bis er überführt war. Da Max Storf gar keinen Versuch zu seiner Rechtfertigung unter nahm, war die Frau Baurat fast geneigt zu glauben, daß alles wirklich leeres Gerede von den Leuten sei. Schließlich hatte man bis jetzt weder den Arzt noch Sophie ertappen können. Kein Mensch hätte es beschwö ren können, ob die Beziehungen, in denen diese beiben zueinander
standen, mehr als ein bloßer Flirt waren. In diesem Sinne sprach die Frau Bourat auch zu ihrer Schwester. Sie sprach gut zu ihr und vernünftig. „Weißk Hedwig,' meinte sie, „mach dir nix draus, wenn er auch a bissel außigrast, dein Mann. Solang er gut ist mit dir und den Kindern, geht's schon. Laß ihm jetzt sei' Ruh'! Er kommt schon wieder zu dir z'rück. Kümmer' dich nit!' riet sie ihr. „Was du nit weißt, macht dir nit heiß.' Die Frau Baurat sprach aus dem Schatze einer reichen