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Innsbrucker Zeitung
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Page 3 of 6
Date: 24.07.1936
Physical description: 6
. Auch war er viel zu sehr leiden schaftlicher Forscher, als daß er so etwas hätte tun können. Er mußte also warten und hoffen, daß Eva ihm sehr bald schreiben würde. Doch er wartete vergebens. Von Eva kam kein Le benszeichen. Dagegen kam vier Wochen nach der To desnachricht durch Parkins ein Schreiben mit dem Eiegel des englischen Gerichtes in London. Friedrich Borgloh öffnete es ahnungslos. Es war die Abschrift des Testaments, das Professor van Koster hinterlassen hatte. Das Testament lautete: „Hiermit lege ich vor dem Notar

, der es bestens anlegen soll, und dem ich es zu treuen bänden übergebe. Die andere Hälfte meines Ver mögens erhält mein junger Freund und Mitarbei ter Friedrich Borgloh. sofern er meine Tochter Eva später heiratet. Diese Heirat zwischen Eva und Friedrich Borgloh ist mein heißester Wunsch. Ich lege es meiner Tochter Eva ans Herz, sofern Friedrich Borgloh sie um ihre Hand bittet, einzu willigen. Friedrich Borglohs Charakter bürgt mir dafür, daß mein geliebtes Kind an seiner Seite ge borgen wäre

, als wenn ich selbst meine Hand über sie hielte. Kommt eine Heirat zwischen Friedrich Borgloh und meiner Tochter Eva nicht zustande, so hat mein Vetter Parkins aus dem Vermögen mei ner Tochter Friedrich Borgloh eine einmalige Summe von 50.000 Mark am Tage von Evas Voll jährigkeit auszuzahlen. Dieser Betrag soll es Fried rich Borgloh ermöglichen, sich eine eigene Existenz als Forscher zu schaffen, sofern er bis dahin nicht schon durch seine eigene Tüchtigkeit soweit gekom men ist. Meine freundschaftlichen Gedanken beglei ten

ihn in seine Zukunft. Mein einziger Wunsch aber ist es, daß Eva und Friedrich Borgloh sich zu sammenfinden mögen. London, den Hendrijk van Koster." Tief erschüttert las Friedrich Borgloh den letzten Witten des verehrten Lehrers und Freundes. Das Te stament war kurz nach Friedrichs Abreise aufgesetzt. Offenbar frisch unter dem Eindrucks der ernsten Er krankung van Kosters. Das ganze Wesen van Ko sters sprach aus diesem Testament: seine liebevolle Sorge für Eva. seine Freundschaft für Friedrich, seine Fürsorge

für seine wissenschaftliche Zukunft. Ob wir dir diesen letzten Wunsch erfüllen können, du Gütiger?, dachte Friedrich Borgloh. Nun, die Ent scheidung steht nicht bei mir. Eva ist jetzt noch ein halbes Kind. Aber wenn sie sich entwickelt, wie sie es versprach, so könnte ich mir sehr wohl vorstellen, daß sie mir ans Herz wachsen könnte, nicht nur wie eine geliebte kleine Schwester, sondern wie eine zärt lich geliebte Frau? Lange lag er in dieser Nacht wach. Es war eine schwüle Nacht. Er hatte daher die Fenster des Bungalows

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Innsbrucker Zeitung
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Page 3 of 6
Date: 23.07.1936
Physical description: 6
. An diese tirolische Tradition in gutem Sinne anknüpsend, hat Naler W. N. Prachensky es verstanden, durch Beigabe zweier Wappen (Oesterreich und Tirol) den heimischen iharakter noch zu steigern. In gewohnt sicherer Jn-Raum-Stellung bringt der Künstler den Hirschkopf und die beiden Wappen mit (1. Fortsetzung.) „Wie sicher ihr jungen Menschen in bezug aus die Zeit seid. Drei Jahre, mein guter Friedrich, sind nicht viel, wenn man zwischen dem Zwanzigsten und drei ßigsten Lebensjahre steht

. Aber sie sind sehr viel, wenn man die Schwelle der Sechzig überschritten hat. Da zählen drei Jahre sehr stark mit." „Aber bei Ihnen doch nicht, Herr Professor. Sie be schämen doch noch die Jüngeren an Arbeitskraft und Elastizität." Professor van Koster machte eine abwehrende Hand bewegung. „Das ist vielleicht mehr das Ergebnis meines Wil lens, Friedrich, als das Ergebnis der tatsächlich vor handenen Kräfte. Ich fühle mich oft sehr müde und alt. Aber ich will es nicht zeigen. Ich hätte auch zu Ahnen nicht davon gesprochen

, wenn es nicht ein Ab schiednehmen aus viele Jahre sein würde. Und da habe ich eine Bitte: Wenn Sie zurückkehren, bleiben Sie meiner kleinen Eva der gute Freund, der Sie waren? Verlassen Sie sie nicht! Denken Sie daran, daß ich sie keinem Menschen so gern anvertrauen möchte wie Ihnen. Halten Sie Ihre Hände über Eva, wenn ich einmal nicht mehr" — seine Stimme senkte sich —, „nicht mehr sein sollte!" Friedrich Borgloh legte seine Hände fest in die aus gestreckten van Kosters. „Das gelobe ich Ihnen. Herr Professor

, bei allem, was mir heilig ist. Aber nun", fuhr er mit gewollter Munterkeit fort, „wollen wir an diese Dinge gar nicht mehr denken. Ich bin überzeugt, ich treffe Sie m drei Jahren so frisch und tatkräftig an wie jetzt, da ich mich nun bald von Ihnen verabschieden mutz." „Das will ich auch hoffen, mein lieber Borgloh; aber was das Schicksal auch bestimmen möge — ich habe Ar Versprechen für Eva. — Sie werden über Eva wachen!" „Ich werde über sie wachen, Herr Professor!" gab Friedrich Borgloh fest zur Antwort

und auch Friedrich Borglohs, sich ein paar Tage Bettruhe zu gönnen, beantwortete er mit den ungeduldigen Worten: „Man muß einer Krankheit nur zeigen, daß man ihr nicht nachgeben will, dann geht sie von ganz allein. Ich habe jetzt gar keine Zeit, krank zu sein. Ihr wißt, wir haben noch den letzten Vortragsabend in der Tropengesellschaft, an dem ich den Vorsitz führe. Es findet noch eine große Diskussion über un sere Sumpfsieberforschung statt. Da will ich selbst da bei sein und eingreifen." Keine Mahnungen

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Innsbrucker Zeitung
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Page 4 of 6
Date: 23.07.1936
Physical description: 6
, werden Sie mich nicht vergessen? Werden Sie immer daran denken, daß kein Bruder es bester mit Ihnen meinen kann als ich? Daß Sie keinen besseren Freund aus der Welt haben als mich?" „Daran werde ich immer denken!" sagte Eva van Koster leise und fügte hinzu: „Und Sie, Friedrich, werden Sie mich auch nicht vergessen?" „Solange ich lebe, nicht, kleine Eva!" Seine Stimme klang so warm und so voll ernsten Versprechens, daß Evas trauriges Gesichtchen von einem ersten Lächeln erhellt wurde. Sie seufzte aus wie ein Kind

, das von einer schwe ren Angst befreit ist. „Oh!, dann ist es ja gut!" sagte sie ganz leise. „Dann will ich auch tapfer sein!" Dieses tapfere und rührende Lächeln, war das letzte, was Friedrich Borgloh von Eva van Koster, sah. Als der Zug schon längst rauchend und ratternd den Bahn hof von Charing Croß verlassen hatte, als er durch die Vorstädte Londons dem Hasen von Southampton entgegensauste, katte Friedrich Borgloh die ganze Umwelt um sich herum vergessen. Vor seinen Augen stand immer noch dies zarte, liebliche

Lächeln der jungen Evan van Koster. Friedrich Borgloh arbeitete bereits ein halbes Jahr an seiner neuen Forschungsstätte mitten in den Ur wäldern des Blauen Nils zu beiden Seiten des Sam besi. Seine Berichte, die er van Koster gab, waren hoffnungsvoll. Es war gelungen, in einem kleinen Distrikt das gefürchtete Sumpffreber durch die neuen Einspritzungen zu bessern. Ein Zeichen, daß man bei der Entdeckung des Bazillus aus richtigem Wege war. Friedrich Borgloh vermißte es sehr, mit seinem ver ehrten

. Blumen an Erkern und Fenstern werden nunmehr recht vorteilhaft wirken und das alte Malermotiv freundlich zu beleben wissen. F. I. „Schwere Messerstecherei unter Karnern". Zu dem Bericht mit obigem Titel aus Zell a. Z. in Nr. 162. der „I. 3 " vom 18. ds. wird uns richtigstellend mitge nen. Die Briefe hier aus Zentralafrika bis nach Lon don reisten Wochen; bis eine Antwort van Kosters kam, war Friedrich Borgloh in seinen Forschungen schon wieder ein ganzes Stück weiter. Ueberdies ka men diese Antworten

auch nur sehr spärlich. Van Koster schrieb Borgloh, daß sein Gesundheits zustand noch viel zu wünschen übrig ließe. Er hätte sich nach der letzten Grippe nicht mehr so recht erholt. Das Herz mache ihm viel zu schassen. Wirklich machte auch die Handschrift van Kosters einen zitterigen und müden Eindruck. Auch die Briese der kleinen Eva van Koster, die getreulich jedem wissen schaftlichen Schreiben des Vaters beigefügt waren, klangen ängstlich. Sie schrieb: „Wären Sie doch nur hier, lieber Friedrich. Mir ist das Herz

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Innsbrucker Zeitung
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Page 4 of 6
Date: 24.07.1936
Physical description: 6
des D. u. Oe. Alpen vereines in Garmisch-Partenkirchen, beigestellt von der Deutschen Reichsbahn, trifft am Sonntag, 26. ds., um 16.20 Uhr mit 300 Teilnehmern in Innsbruck ein. Begrüßung am Bahnhof, dann gemütliche Zusam- Friedrich Borgloh war ob dieser Nachrichten etwas enttäuscht. Aber Mister Parkins mußte ja wissen, was zu Evas Bestem war. Wenn der Arzt einen Briefwechsel zwischen Eva und ihm für ungünstig hielt, so mußte er sich fügen. Seine eigenen Wünsche muß ten zurückstehen, da es Evas Wohl galt

von ihnen hatte er durch Einspritzung des neuen Sumpf- fieber-Serums Siecktum und Tod erspart! Aber sein wissenschaftlicher Eifer war noch nicht ge stillt. Was war dieser eine kleine Distrikt, aus dem man das geheimnisvolle Sumpfsieber vertrieben hatte? Ein Nichts gegen die ungeheuren Flächen Landes, in denen die Menschen noch an dieser tückischen Krank heit zugrunde gingen. Man mußte weiter. Man mußte überallhin Heilung bringen. „Der weiße Retter", so hieß Friedrich Borgloh bald in den Dörfern der Eingeborenen. Wo er erschien

, wurde er beinah angebetet, als wäre er ein Gott. Die englischen Beamten der Kolonien kamen ihm entge gen. Denn jeder von ihnen wollte in seinem Distrikt den neuen Seuchenschutz eingerichtet haben. Englische und französische Aerzte kamen von den heimatlichen Instituten nach Afrika gereist, um durch Friedrich Borgloh sich belehren zu lassen. Die wissen schaftlichen Zeitungen der ganzen Welt waren bald erfüllt von den Nachrichten über seine neuartigen Heilerfolge. Als Friedrich Borgloh sich nach drei

. Doch dies Unbestimmte vergrößerte die Erwartung. Eva van Koster war der einzige Mensch, der ihn nach drüben zog. Sie war ihm wie ein Vermächtnis des teuren Toten. Freude und Bangen waren in ihm, dachte er an das Wiedersehen. Drittes Kapitel. Das Schiff zog seinen Weg. Die Küsten Afrikas gingen an Friedrich Borgloh vorüber. Palmen, Wäl der, Dickicht, aus dem seltsame Vögel herauskreisch ten, Riesenbaumstämme, von Lianen und Orchideen umzogen. Dann wieder öde Sandstrecken, auf denen nichts wuchs als ein paar

. Dann saß Fried rich Borgloh auf schattigen Hotelterrassen in tiefen Korbsesseln, einen amerikanischen ice drück vor sich und hatte ein Vorgefühl von Europa. Es wurde kühler. Die Glut der Tropen blieb zu rück. Man näherte sich der gemäßigten Zone. Es war Mai, als Friedrich Borgloh den europäischen Kon tinent wie einen schmalen Streifen vor sich sah. Er ging in Marseille an Land. Unter anderen Um ständen hätte es ihn gelockt, die bunte Hafenstadt mit ihren Geheimnissen, ihrem malerischen Schmuck

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Innsbrucker Zeitung
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Page 3 of 8
Date: 23.12.1934
Physical description: 8
Jnnsbruckev Meiiuttff Nr. 294 Sonntag. 23. Dezember 1934 3 JZ —- Tirol und Nachbarn Die nächste..JZ" (Innsbrucker Zeitung) erscheint wegen des Hl, Abends am Donnerstag. 27. ds.. zu ge wohnter Stunde. Ein Hochstapler großen Formats in MOtmk feftgsnommen Innsbruck, 22. Dezember. Wollen Sie ein D o K t o r d i p ! o m, einen Diplo- m a tenpaß, einen Orden? Dann wenden Sie sich vertrauensvoll an den Grafen Friedrich Mels-Colloredo-Burckhardt, er macht alles. — vorausgesetzt, daß Sie auch das nötige

Klein geld dazu haben. Gegen ein „mäßiges" Honorar kön nen Sie dann beispielsweise Doktor der Universität von C e t i n j e werden. Oder wünschen Sie vielleicht die S t a a t s b ü r g e r s ch a f t von Paraguay? Auch das macht Ihnen Gras Friedrich Mels-Colloredo. Momentan ist freilich eine arge Geschäftsstörung ein getreten. denn der Graf sitzt hinter Schioß und Riegel des Innsbrucker Landesgerichtes, die Bundespolizei hat ihn wegen Betrugsverdachtes verhaftet. Aber wenn er wieder frei

. Er starb, nachdem er mehrmals geheiratet hatte und sich immer wieder scheiden ließ, nach dem Kriege in Klagenfurt. Seme letzte Frau ist eine bekannte Hochstapler in, die schon mehrere Jahre Kerker hinter sich hat. Was aber die ganze Sache noch interessanter macht, ist die Tatsache, daß, als unser Graf Mels-Colloredo von der Innsbrucker Polizei einvernommen wurde, auf einmal ein anderer Friedrich Mels-Colloredo aus tauchte. Dieser zweite Friedrich sprach in irgend einer Paßangelegenheit bei der Behörde

vor und wurde natürlich sofort dem diensttuenden Beamten vorgesührt. Es stellte sich heraus, daß auch dieser Mann seinen Na men zu Recht führte. Nur gab er an, daß er 1880 in Brünn geboren sei. Die Erhebungen ergaben jedoch, daß er 1884 in Görz das Licht der Welt erblickt habe. Dieser zweite Friedrich Mels-Colloredo war auch ein Bruder des Verhafteten, nur wußte er nichts da von. Er ist das Kind irgend einer der vielen Ehen sei nes Vaters Mels-Colloredo. Der zweite Graf, Friedrich Mels-Colloredo wurde

wieder sofort auf freien Fuß ge setzt. Friedrich Nlels-Colloredo-Burckhardt der I., wie wir ihn heißen müssen, behauptet, daß seine montenegrini schen Doktordiplome vollkommen echt seien. Als näm lich König Nikita abdankte, zog er mit seinen Mini stern in die Umgebung von Nizza und das Recht, Dok torhüte zu vergeben, blieb ihm auch unter der jugo slawischen Herrschaft bewahrt. Und heutzutage ist es sein Sohn, der diese Würde eines „Doktors der Uni versität Cetinje" gegen gute Münze vergibt. Friedrich Mels

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Innsbrucker Zeitung
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Page 4 of 6
Date: 22.07.1936
Physical description: 6
mit den schwärmerischen blauen Augen, war ihm wie ein Ersatz für seine so früh gestorbene kleine Schwester. Zwölf Jahre war Eva van Koster gewesen, als Friedrich Borgloh in das Haus des Professors zog. Er sah sie noch vor sich, als wäre es eben erst gewesen. Er hatte den Professor hinten auf der Gartenterrasse gesunden. Vor der Gartenterrasse aus einer Schaukel zwischen den Bäumen hatte Eva van Koster gesessen. Sie wiegte sich leise hin und her. Die Bäume legten sommerliche Schatten aus ihr weißes Kleid. Ihr lieb

liches Gesicht mit den feuchten, glänzenden, blauen Augen hatte träumerisch hinaufgeschaut zum Himmel. Von ihren weichen, roten Lippen hatte eine leise Me lodie, ein kleines Volkslied sich hinaufgeschwungen in die Wärme der Sommerluft. Dies war das erste lieb liche Bild der kleinen Eva van Koster gewesen. Schon damals hatte Friedrich Borgloh den heißen Wunsch gehabt, dieses kleine Mädchen möchte Vertrauen zu ihm fasten. Genau so jung, unschuldig und träumerisch war sein Schwesterchen Margarete

gewesen. Alles, was von unterdrückter Zärtlichkeit in seinem ein samen Herzen ruhte, strömte Eva van Koster ent gegen. Die kleine Eva schien das zu fühlen. Sie schloß sich mit einem rückhaltlosen Vertrauen an den viel älte ren jungen Mann an. Sie sah in ihm bald etwas wie einen älteren Bruder. Zu ihm kam sie mit all ihren Sorgen und Wünschen. „Eva scheint mehr Vertrauen zu Ihnen zu haben, Friedrich, als zu mir!" sagte van Koster nach einiger Zeit. Friedrich erschrak. Sollte der väterliche Freund es unlieb empfinden, daß fein

Gefährte für meine kleine Eva bin. Sehen Sie, auch das war mit ein Grund, weswegen ich Sie ins Haus gezogen habe. Ich hatte das Gefühl, Sie könnten meiner kleinen Eva ein Be rater und Freund werden und Eva Ihnen vielleicht ein Ersatz für das, was Sie verloren." ■ Wie gütig Sie alles für mich bedenken, Herr Pro- feffor!" hatte Friedrich damals gesagt.. Und die weise — JZ Schönebach und Bizau kamen zu „Wort" und so nahm das Schwarzenberger Fest einen guten und befriedi genden Verlauf. Nicht zuletzt

am Sonntag nachmittags die Pferde des Bierdepots des Bürgerlichen Brauhauses Ehrwald. Der Lenker Alfred Linzgiseder fiel so unglücklich unter den mit Bier beladenen Wagen, daß er sich schwere Ver letzungen am Kopfe zuzog. Er wurde von einem Mit- Wärme des verehrten Mannes hatte ihn mit tiefer Dankbarkeit erfüllt. Der Kummer um den Verlust der Eltern und seiner kleinen Schwester Margarete verblaßte allmählich. Mit der glücklichen Elastizität der Jugend begann Friedrich Borgloh in der Gegen wart zu leben

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Innsbrucker Zeitung
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Page 7 of 10
Date: 25.07.1936
Physical description: 10
; Victor Flemming. Am Flügel: Friedrich Klapper. Wiener Funkorchester. — Sousa: Ka dettenmarsch. — Kalman: a) Vorspiel zur Operette „Gräfin Mariza; b) Tanzen möcht' ich, Walzer. — Lang: Oho, schon wieder! — Gruber: Alpenliedermarsch. — Le har: Spanischer Tanz aus der Operette „Frasquita". — Benes: Ich möcht' von dir ein Photo! — Stilp: Orienta lische Groteske. — Kasteneder: Zingarella, ungarisches Tonstück. — Dostal: Potpourri aus der Operette „Die Vielgeliebte". — Flemming: Mädels, ahoi! — Hofböck

Hörszenen von Io Hanns Rößler. Leitung: Dr. Franz Joseph Engel. 22.00 Abendberickt, Der Sport vom Sonntag. 22.20 Die 11. Olympischen Spiele Berlin 1936. Originalbe richts aus Berlin. 22.30 Musik für zwei Violinen und Klavier. Ausführende. Christa Richter-Steiner, Georg Steiner, Otto Schulhof. -- Antonio Vivaldi: Doppelkonzert A-Moll. — Gustav Do> nath: Hausmusik im alten Stil für zwei Violinen und Klavier. — Ludwig Uray: Lied, Rondo für zwei Violine): und Klavier. — Georg Friedrich Händel: Passacaglia

also, Funk- und Pressebericht durch die der Wirklichkeit oft atemraubend nahe Darstellung des Filmes. bas Sebeimnis um koa ROMAN VON REINER FELDEN Urh»b»rr«chtsachutz I FOnf-TOrrne-Vart»*, Hall» (Saal») (3. Fortsetzung.) Friedrich Borgloh konnte eine leise Verwunderung nicht unterdrücken. Wozu dieses Tourenauto, da man doch die Besitzung Professor van Kosters in wenigen Minuten zu Fuß erreichen konnte? Sein Gepäck war bald ausgepackt. Der Chauffeur, ein hochgewachsener Mann mit undurchdringlichem Gesicht

, setzt sich ans Steuer und der Wagen fuhr los. Parkins hörte nicht auf zu sprechen. Er fragte nach Friedrich Borglohs Reise. Nach seiner Gesundheit, nach seinen Erlebnissen. Nach allem, was er jetzt in Europa vor hätte. Er schien von einem unhemmbaren Redefluß befallen zu jeitf. Aber Friedrich war diese Gesprächigkeit im Augenblick nicht unlieb. Hatte er so doch Muße, seine Augen und seine Gedanken schweifen zu lassen. Der kleine Vorort hier war noch ziemlich unverän dert. Ueberall freundliche

Häuschen, in das erste Mai grün gebettet. Die ersten Fliederblüten prangten süß duftend. Maiglöckchen und Primeln säumten weiß und bunt die Beete. Die reinlichen Straßen des Vil lenortes glänzten frisch gesprengt. Da stutzte Friedrich Borgloh. Der Chauffeur bog, statt links den Weg zu dem Hause van Kosters zu nehmen, rechts ein und fuhr aus dem kleinen Vorort heraus. „Was ist denn?" sagte Friedrich Borgloh. „Ihr Chauffeur ist wohl neu, Mister Parkins? Er kennt offenbar den Weg nicht? Das Haus van

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Innsbrucker Zeitung
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Page 7 of 10
Date: 01.08.1936
Physical description: 10
an den Grachten nicht keck abends ohne eine Waffe herum. Hafenstädte find immer ein etwas unsicheres Pflaster. Wenn Ihnen irgend etwas passiert wäre, wenn Sie von hinten einen Schlag erhalten hätten und in eine der Grachten gestürzt wären, kein Hahn hätte nach Ihnen gekräht." Da wurde Friedrich Borgloh sehr blaß: „Woher wissen Sie, daß ich dort abends allein in meiner Verzweiflung einsame Spaziergänge gemacht habe?" „Nun — das haben mir meine guten Freunde dort berichtet. Ich habe Sie nämlich ein klein wenig

be wachen lasten." „Sie glauben, daß mir eine Gefahr droht?" „Ich glaube vorderhand gar nichts, als daß wir hier am Beginn einer Kette stehen, deren Ende wir noch nicht abfehen können. Da ist Vorsehen für uns alle immer bester als Nachsehen. Wer nun hören Sie mei nen Plan: Ich gebe jetzt ein Telegramm an einen mei ner Freunde nach Amsterdam aus. Er ist schon in struiert. Es geht sofort danach ein Telegramm, mit Friedrich Borgloh unterzeichnet, an Ihre Gattin. Mor gen früh treffen Sie auf dem Londoner

Bahnhof ein und bringen einen Freund noch mit." „Und der Freund?" ^ „Bin ich. Das ist doch ganz einfach. Ich habe großes Interesse daran, mich in Ihrem Hause einmal umzu- sehen und vor allen Dingen Mister und Mistreß Par- nins kennenzulernen. Einverstanden?" „Ich bin mit allem einverstanden, was Sie für rich- "8 finden, Mister Mae Lean!" sagte Friedrich gepreßt. „Und nun danke ich Ihnen herzlich. Ich werde also sur heute nachts nicht nach Hause zurückkehren, son dern in ein Hotel gehen. Viel schlafen

werde ich aller- mngs nicht, das fühle ich schon", sagte er mit einem trüben Lächeln. Mac Lean drückte Friedrich Borgloh sehr energisch uu> den Klubsessel zurück: „Das ist Nonsens, was Sie da vom Hotel sagen, Borgloh! Mein Fremdenzimmer ist immer gerüstet. Machen Sie mir die Freude — bleiben Sie hier! Mein guter Talby jammert ohnehin schon seit langem, daß unser Haus so einsam ist." „Wie soll ich Ihnen das alles einmal vergelten, Mae Lean? Sie sind wirklich rührend zu mir!" „Na — warten Sie nur ab, wieviel

erlebt habe. Ich vermute, da steckt irgend ein neues Teu felszeug aus exotischen Pflanzen dahinter. Wenn Sie mir da ein bißchen Aufklärung geben könnten, wür den Sie mir einen großen Gefallen tun." Friedrich Borgloh war beinah erfreut, daß er Mister Mae Lean mit irgend etwas dienen konnte. Und als bald faßen die Männer über dicken Büchern mit che mischen Formeln und Notizen in der Bibliothek Mae Leans. Friedrich Borgloh erklärte und sprach eifrig. Mae Lean hörte anscheinend ungeheuer interessiert

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Innsbrucker Zeitung
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Page 3 of 6
Date: 22.07.1936
Physical description: 6
nicht, ganz in seine Untersuchungen ver tieft. Er stand über ein kleines Röhrchen gebeugt, das Wer einer Spiritusflamme in einem kleinen Gestänge befestigt war. Eine matte Flüssigkeit kochte darin. Van Kosters Augen hinter den scharfen Brillenglä sern waren mit äußerster Aufmerksamkeit auf diese Flüssigkeit gerichtet. Das kluge, durchgeistigte Ge sicht war nur Schauen, Beobachten. Friedrich Borgloh, der erste Assistent und engste Mitarbeiter van Kosters, hatte einen Augenblick hin ter der Laboratoriumstür

halb an Fremdes vergeben zu haben schien. Das Stubaier Völklein zeigte endlich wieder seinen Gemeinschaftsgeist und sein Können m buntester Urwüchsigkeit. Wenn der Bürgermeister Schmied in seiner Rede unterstrich, daß der erste Stu baier Volkstag ein schwerer Anfang in der Reihe der Tiroler Heimattagungen gewesen sei, der ohne den mit den Eltern zusammen bei dem furchtbaren Eisen bahnunglück damals auf der Strecke Wien—Budapest umgekommen. Friedrich Borgloh hatte damals geglaubt, er müsse

des Vaters waren entweder nicht tüchtig oder nicht genügend inter essiert. Friedrich Borgloh hatte damals kurz vor seinem Staatsexamen als Chemiker gestanden. Er hatte nicht die geringste Ahnung von Geschäften. Vielleicht hatten ihn die Mitarbeiter des Vaters auch ein wenig in Unkenntnis der tatsächlichen Verhältnisse gelassen. Jedenfalls mußte eines Tages die Fabrik Hals über Kopf verkauft werden. Friedrich Borgloh stand vor dem Nichts. Er hatte Vater, Mutter, Schwester und feine ganze Existenz verloren

. Mit seinen wissenschaft lichen Studien war er noch nicht fertig. Die zum Exa men notwendigen Versuche und die Examensgebühren selbst besaß er nicht. Ungewandt, wie er gegenüber dem realen Leben war, hätte er verhungern können, wäre nicht Professor van Koster gewesen. Professor Hendrijk van Koster lehrte damals als Gast an der Heidelberger Universität. Er hatte sehr bald die ungewöhnliche Begabung des jungen Fried rich Borgloh erkannt und ihn an sich herangezogen. Friedrich Borgloh durfte als einziger in dem Privat

laboratorium arbeiten, das sich Professor van Koster in Heidelberg eingerichtet hatte. Der berühmte Ge lehrte arbeitete damals schon an der Entdeckung eines Sumpffieberbazillus, der hauptsächlich in holländischen und englischen Kolonien Afrikas und Indiens auftrat. Friedrich Borgloh war ihm dabei ein ebenso ge schickter wie persönlich wertvoller Mitarbeiter gewor den.. Und so war Professor van Koster über die schweren gewaltigen Anstoß durch besondere Freunde des Ta les, vornehmlich einen, dessen Name

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Page 3 of 6
Date: 31.07.1936
Physical description: 6
zu überlassen. Sie schie- M sehr schwach und nachgiebig zu sein und keines wegs geeignet dafür, ein so junges, weiches Menschen kind wie Eva van Koster zu erziehen. Aber das war W alles vorbei. Die Vergangenheit war nicht mehr Ländern. Man mußte nur hoffen, daß die Zukunft Gr wurde. Am dritten Tage seiner Anwesenheit kam Friedrich dorgloh nach einem ziellosen Spaziergange durch die braßen Amsterdams in sein Hotel zurück. „Ein Telegramm für Sie, Herr Professor!" sagte der Mtschsprechende Portier

, als Friedrich seinen Zim merschlüssel verlangte. Friedrich erbrach hastig das Siegel. „Erwarte Sie umgehend zurück — Rücksprache in Aner Wohnung!" Das Telegramm trug keine Unterschrift. Es war ö °t fünf Stunden in London aufgegeben. ^„Nachen Sie mir meine Rechnung fertig!" sagte Yiedrich Borgloh hastig zu dem Portier. „Ich habe G Nachricht bekommen — muß wider Erwarten so- l»rt nach London zurückkehren. Wann bekomme ich Zug zum nächsten Schiss?" «Das nächste Schiff von Hoek van Holland geht um An Uhr

ab, Herr Professor! Sie erreichen es, wenn M in einer halben Stunde den Zug Amsterdam— soek van Holland nehmen." .Friedrich Borgloh packte in Eile. Er hatte ja nicht A Gepäck, nur seine wenigen Toilettensachen. .Ein Auto, das der Portier schon bestellt hatte, brachte ihn noch in der letzten Minute zum Zuge, und bald fuhr er von Amsterdam ab. Der Zug fuhr durch die fruchtbare Niederung des holländischen Landes. Grüne Felder zu beiden Seiten des Schienenstranges, Weiden mit Vieh — alles durch zogen

von kleinen Kanälen, die im Sonnenlicht auf blinkten. Die Bauern trugen die eigentümlichen Holz pantinen, die mehr an grobgeschnitzte, kleine Spiel- zeugkähne erinnerten als an Schuhwerk. Friedrich Borgloh mußte wieder denken, wie erfinderisch doch die Natur die Menschen macht. Diese Holzschuhe wa ren die einzige Möglichkeit, um durch das ewig-feuchte Gelände der Wiesen und Niederungen hindurchzukom- men. Nach ein paar Stunden war er in Hoek van Hol land. Der Zug hielt unmittelbar am Hasen. Friedrich

Englän derinnen, die von einer Reise aus dem Kontinent heimkehrten und unbeweglich, in Decken eingewickelt, auf ihren Deckstühlen lagen — ein paar Engländer mit Golsstöcken und Hockeyschlägern in ledernen Futteralen. Friedrich Vorgloh sicherte sich einen Platz ziemlich vorn. Es war ein schöner Tag. Der Wind ging leise, aber nicht stürmisch. Die See zeigte ein leichtes Schaumgekräusel und eine leuchtend blaue Wasser fläche. Die Sonne strahlte warm. Es war ein Bild von Schönheit und Frieden

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Page 6 of 8
Date: 02.08.1936
Physical description: 8
, 31. Juli. Bischof F e l l i n g e r von Jerusalem, ein ge bürtiger Oesterreicher, ist aus Besuch in Vorarlberg ein- getrofsen. Der Bischof hat im Bregenzer Kapuziner kloster Wohnung genommen. Unfälle in Vorarlberg. M e l l a u, 31. Juli. Im Klau- ferwald wurde der Bauer Alois Müller von einem „Achten Sie daraus, daß niemand jetzt durchs Zim mer hierherkommt, solange ich hier draußen bin. Ge hen Sie ruhig telephonieren." Friedrich wollte etwas fragen. Aber Mac Lean legte die Finger auf die Lippen

. Da ging Friedrich ins Nebenzimmer, wo ein Telephon stand. Von da aus konnte er genau beobachten, ob einer der Haus angestellten sich dem Speisezimmer näherte. Er sah gerade noch, wie der Detektiv sich an die Tür stellte und den Kops zum Schlüsselloch herabbeugte. Mae Lean stand still in gebeugter Haltung. Er schaute durch das Schlüsselloch. Er sah, wie die beiden Parkins mit Eva zusammenstanden und erregt mit einander flüsterten. Er hörte nur ein paar Worte die ser abgebrochenen Unterhaltung

durchaus nicht", sagte Eva liebenswür dig. Aber etwas wie Schreck stand in ihren Augen. Es war gegen drei Uhr, als sich Mae Lean von der Familie Borgloh-Parkins verabschiedete. Es war Friedrich nicht mehr möglich gewesen, den Detektiv allein zu sprechen. Keinerlei Anzeichen sagten ihm, daß Mac Lean irgend etwas in Erfahrung gebracht, was für die Aufklärung wichtig war. Er mußte sich gedulden, bis er am Nachmittag von einem sicheren Orte aus Mac Lean anrusen konnte. Eva war nach dem Besuche Wirtons

, wie sie ihn nannte, in strahlen der Stimmung geblieben. „Dein Freund, Friedrich, ist wirklich ein reizender Mensch. Schade, daß er mit der Zeit so knapp war. Bitte ihn doch, sehr bald und dann auf langer zu uns zu kommen. Er kann ja einmal bei uns wohnen." Friedrich fühlte einen unheimlichen Schauer. Wenn Eva ahnte, was es mit diesem Direktor Wirton in Wahrheit für eine Bewandtnis hatte! Jetzt, da er seine Frau so sah, heiter, lebhaft, mit diesem fröh lichen, kindlichen Lächeln auf den Lippen, konnte

ber jetzt eine Stunde ausruhen, Friedrich." Ganz gegen ihre sonstige kühle Gewohnheit küßte Eva ihren Mann und ging, ihm zunickend, in ihr Zim mer. Borgloh ließ sich vom Diener den Hut bringen und schlenderte scheinbar ganz gemächlich aus dem Hause Kaum aber war er außer Sichtweite, da beschleunigte er seinen Schritt und wandte sich der inneren Stadt zu. In einem Restaurant, dessen Telephonzellen, wie er wußte, schallsicher waren, ließ er sich dann mit Mac Lean verbinden. Er wollte ihm ungesäumt

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Page 4 of 6
Date: 31.07.1936
Physical description: 6
und der Som- Schnell stieg er die beiden Treppen des ruhigen, alten Hauses hinaus und klingelte. Ein alter weiß haariger Diener mit freundlichen Zügen öffnete ihm: „Mister Borgloh?" fragte er. „Ja! Melden Sie mich, bitte, Mac Lean!" „Nicht nötig!" tönte eine Stimme. Mac Lean hatte die Tür geöffnet und kam Friedrich Borgloh durch die breite Diele entgegen. „How do you do? Borgloh? Ich freue mich, Sie zu sehen! Hat alles mit meinem Telegramm geklappt? Well! Talby, bringen Sie uns etwas zu essen und Wein

. „Was meinen Sie, wieviel Pfunde mancher schwere Junge dafür geben würde, hier einmal so ganz privat und heimlich eindringen zu können?" „Und ist das niemals geschehen?" fragte Friedrich Borgloh. Mac Lean schüttelte lachend den Kops: „Ich habe so einige kleine Sicherungen um mich herum, die man nicht ohne weiteres erkennt, die aber einem unbefugten Eindringling immerhin unange nehm werden könnten. Aber kommen Sie — nun, sehen Sie, da bringt der gute Talby auch schon die Sandwiches und den Wein. Ich habe schon

alles mundgerecht anrichten lasten, Mister Borgloh, da brauchen wir uns nicht lange aufzuhalten und können gleich sprechen." Nun hatte sich die Tür hinter dem Diener geschlos sen. Friedrich Borgloh sah den Detektiv mit angst voller Frage an: „Nun — was haben Sie entdeckt, Mac Lean? Ich bitte Sie, sagen Sie es mir ohne Umschweife! Was ist mit meiner Frau?" Der Detektiv zuckte die Achseln: „Ja, lieber Borgloh, so einfach ist die Frage nicht zu beantworten! Was mit Ihrer Frau ist, weiß

werden. offiziell von nichts wissen und dürfen auch offiziell nicht mit mir in Verbindung stehen. Sie müssen, bis ich Ihnen einen Wink gebe, vollkommen unbefangen und harmlos tun. Glauben Sie, sich das zuzutrauen?" Friedrich Borglohs Gesicht war sehr bleich gewor den. Er preßte die Lippen zusammen. Ein Zug eiser ner Entschlossenheit lag um seinen Mund. Sein güti ges Gesicht war jetzt vollkommen verändert. Mac Lean mußte daran denken, was man sich von dem afrikanischen Aufenthalt Borglohs erzählt

hatte. Bei einer gefährlichen Forschungsreise im Urwald hatten einmal die Träger gemeutert. Da hatte Fried rich Borgloh — ein Weißer gegen sechzig Schwarze — sie mit der Waffe in der Hand gezwungen, die Expe dition sortzusetzen; hatte fünf Tage allein mit den rebellischen Leuten im Urwald gelebt! Sie hatten sich seinem Willen gefügt. Und er war unversehrt mit rei cher wissenschaftlicher Ausbeute Zurückgekehrt. Wenn man Friedrich Borgloh so sah, wie er jetzt ausschaute, dann konnte man diese Erzählung begreifen

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Page 6 of 8
Date: 15.08.1936
Physical description: 8
werden. Auf alle Fälle aber sieht die Grenzstadt freudig und gerüstet den bevorstehenden Festtagen entgegen! Armenärztlicher Sonn- und Feiertagsdienst am 16. August: Dr. Othmar Greipel, Leopoldstraße 18; am 16. August: Dr. Martin Hauser, Jnnstraße 5. Ich glaube, Ihr Besuch wird für unfern Patienten das beste Genesungsmittel fein." Eva folgte neben Mae Lean dem freundlichen Arzte. Ihr Herz schlug bang und schwer. Nun würde sie end lich Friedrich Borgloh Wiedersehen- der ihr Lebensin halt seit Jahren

gewesen. Wie würde sie ihn finden? Wie würde er all das ertragen, was Mae Lean ihm zu sagen hatte? Und wie würde er ihr gegenüber stehen? „Warten Sie, bitte, hier draußen!" sagte der Chef arzt. „Ich möchte den Patienten erst vorbereiten." Dann ging er rasch in dessen Zimmer und schloß die Tür hinter sich. Friedrich Borgloh saß etwas bleich, aber sonst ge sund in seinem Bett. „Guten Morgen, Professor. Nun, wie ist's heute mit uns?" fragte der Chefarzt. „Fühlen Sie sich kräftig genug, um Besuch zu empfangen?" „O ja, Herr Doktor

im Zimmer sagte Friedrich Borgloh erregt zu Mae Lean: „Lieber Freund, endlich! Was ist nur geschehen? Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur, daß man mich überfallen hat, und daß ich hier aufwache. Was brin gen Sie mir? Gutes oder Schlimmes?" „Ich denke, Gutes, lieber Borgloh . . ." Mae Lean setzte sich ans Bett Borglohs. „So habe ich gestern nacht schon einmal an einem Bett gesessen, Borgloh, und mit jemandem von Ihnen gesprochen. Und wis sen Sie, mit wem? Mit Eva van Koster." „Also mit meiner Frau. Warum

47, Ferdinand Winter, Herzog-Friedrich-Straße 19, offen und versehen in der nachfolgenden Woche auch den Nachtdienst. Bergwacht. Die angeordnete Patrouille fährt am Samstag. 15. ds., 6 Uhr abends, vom Landesgendarme- riekomando ab. Spenden für die Verköstigung der spanischen Flücht linge in Innsbruck können in der Verwaltungskanzlei des Bahnhofes Innsbruck, Hauptbahnhaf, Südtiroler Platz 7, Parterre rechts, gezeichnet werden. Schützen Kompagnie Wüten. Samstag, 15. d., 7.30 Uhr. Treffpunkt im „Riesen Haymon

von Inns bruck, der sie eingeladen hat, bei seiner Familie einige Zeit zur Erholung zu verbringen. Friedrich Borgloh schüttelte den Kopf: „Ich verstehe Sie nicht, Mae Lean'? „Borgloh, die Frau, die zwei Jahre neben Ihnen gelebt hat, war nicht Eva van Koster — das war eine andere!" Borgloh fuhr auf, legte die Hand aufs Herz: „Eine andere!" flüsterte er. „Um Gottes willen! Und wo ist Eva? Wo ist Eva van Koster? Ich bitte Sie, Mae Lean, sagen Sie es mir!" „Einen Augenblick!" sagte Mac Lean. Er ging

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Page 4 of 8
Date: 26.07.1936
Physical description: 8
zu bringen." Friedrich Borgloh nickte. Tatsächlich, sich vor Mac Lean, dem berühmtesten Detektiv Londons, zu schämen, war Torheit. Und selbst wenn er sich schämte, es blieb ihm keine Wahl. Irgend ein Geheimnis war um seine Ehe. Und um Eva. Der Besuch bei dem Juwelier jetzt hatte es ihm bewiesen. Er mußte wissen, was hinter alldem steckte. Konnte ihm einer helfen, so Mac Lean, der sich ihm stets als ein uneigennütziger und treuer Kamerad erwiesen. Stumm gingen die beiden Männer nebeneinander her. Mac Lean

sah ab und zu in Friedrich Borglohs Gesicht. Den Mann da mußte es mächtig gepackt ha ben. Der sah ja geradezu verfallen aus. Was konnte es fein? Eine berufliche Enttäuschung? Aber nein — er hatte ja eben davon gesprochen, daß ein Besuch bei einem Juwelier ihm die Augen geöffnet hätte. Peku niäre Verluste? Auch unmöglich. Ein Friedrich Borg loh, der sich, wie Mac Lean wußte, durch bittere Iu- gendjahre hindurchgekämpst, ließ sich durch pekuniäre Rückschläge nicht so weit Niederdrücken

. Etwas an deres mußte es sein. Vermutlich eine Frau. Sicherlich, damit hing auch der Besuch bei dem Juwelier zusam men. Aber er wollte nicht forschen und nicht fragen. Erst mußte man in Ruhe irgendwo zusammensitzen, ab getrennt von dem Straßenlärm hier. Dann würde Friedrich Borgloh langsam Fassung gewinnen und Kraft zum Erzählen. Schweigend steuerte Mae Lean auf die kleine Wein stube in der Nähe von Enbanement los, die, wie er wußte, jetzt um diese Zeit vollständig leer war. Iichen Schutzes, für unseren

Rotwein und eine Pastete", schlug Mac Lean vor, denn Friedrich Borgloh stand vollkommen entschlußlos und immer noch mit diesem gramvollen, verlorenen Blick da. „Der Rotwein ist etwas für vernünftige Männer und der beste Begleiter eines vernünftigen Gesprächs." Friedrich Borgloh nickte mechanisch und ließ sich müde in einen der dunklen Ledersessel fallen. Mac Lean machte draußen seine Bestellung. Der Kellner erschien sehr schnell, die dampfende Fleischpastete und den Rotwein bringend. „So", sagte Mae

Lean, nachdem die Tür sich wieder geschlossen,' „nun fangen Sie einmal an, Borgloh! Denken Sie nur daran, daß ich Ihr Freund bin, und daß ich Ihnen helfen will." Friedrich Borgloh aß hastig ein paar Bissen. Man merkte, er wollte Zeit gewinnen. Dann trank er mit einem Schluck das Glas Rotwein leer. Und nun, als hätte er endlich Kraft gesunden, begann er: „Also hören Sie gut zu, Mac Lean! Lösen Sie mir, wenn Sie können, das Rätsel dessen, was ich Ihnen jetzt erzähle: Sie wissen, daß Professor van

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Page 5 of 8
Date: 02.08.1936
Physical description: 8
dort wirkende Ernst Nagele nach Kufstein kommt. Die diesjährige Meraner Lotterie, die bekanntlich mit einem Pferdewettrennen verbunden ist, wird fol- Vas Geheimnis um kva ROMAN VON REINER FELDEN UrheberrechtMehutzi FOnf-TSrma-Varlag, Hall« (Saal«) (10. Fortsetzung.) Friedrich Borgloh schien aus Liefen Gedanken aufzu- ßhren: „Natürlich. Selbstverständlich ist es mir recht. Ich firchte nur, unsere Unterhaltung wird Mister und Mistreß Parkins nicht sehr interessieren. Wir haben nämlich verschiedenes Fachliches

im Leben habe ich mehr die Wahrheit gesproc hen als jetzt, Mistreß Borgloh", beteuerte er. Friedrich Borgloh saß stumm dabei. Dieses leichte Mplänkel zwischen Eva und dem Detektiv war ihm geradezu unheimlich. Was bezweckte Mae Lean eigent- damit? Nun, vielleicht Evas Vertrauen zu gewin nen. Und das schien ihm in der Tat gelungen zu sein, Mn als sie vor dem Borglohschen Hause anlangten, plauderten die beiden miteinander, als wären sie Mt alte Bekannte. Der Diener öffnete. Eva und die beiden Herren

wird Sie führen." Dann verabschiedete sie sich liebenswürdig von Mac Lean. Auch Friedrich ging in sein Zimmer hinauf, um sich frisch zu machen. Er stand einen Augenblick still, hielt mit einer verzweifelten Gebärde dre Hände an die Schläfen. Nebenan hörte er Eva trillern. Sie schien in glänzendster Laune zu sein. War es möglich, daß ein Gesicht wie das Evas so log, daß sie mit Verbrechern im Bunde war? Welch fürchterliche Wandlung war mit ihr vorgegangen! Und wer hatte sie verschuldet? Es kostete

. Bald saß man in lebhaftem Geplauder bei Tisch. Der Diener und das Stubenmädchen Lizzi reichten die Speisen, die ausgezeichnet zubereitet und tadellos an gerichtet waren. Dazu gab es einen sehr guten Rhein wein und eisgekühltes Sodawasser. Der einzige am Tisch, der schwieg, war Friedrich Borgloh. Es schien, als gehörte er überhaupt nicht da zu. Kein Unbefangener hätte eigentlich glauben mö gen, daß er der Herr des Hauses war. Die Unterhal tung spielte sich ausschließlich Zwischen Mae Lean

und Parkins sowie Eva ab, ging über Friedrich Borgloh einfach hinweg. Mac Lean setzte seine anfängliche Taktik fort, Eva durch ziemlich unverhüllte Schmeicheleien für sich zu gewinnen. Eva sah ein paarmal ängstlich zu Friedrich Borgloh hinüber. Sie wußte, daß er sonst auf einen Flirt von ihr nicht sehr freundlich reagierte. Aber er schien überhaupt nichts zu bemerken. „Aber Sie sind ja so schweigsam, Mister Borgloh", sagte Zwischendurch einmal der Gast und hob sein Glas mit Rheinwein gegen Borgloh. „Wette

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Page 2 of 8
Date: 29.08.1934
Physical description: 8
, die er selber angefertigt habe, in die Wahlurne geworfen und dafür 200 Nein-Stimmen „beschlagnahmt" habe, um sie an geblich der Geheimen Staatspolizei abzuliefern. Der Standartenführer Wetzel, Wiesbaden, verfügte, durch den SA-Poststurm unterrichtet, die sofortige Verhaf tung Horascheks und seine Ueberführung in die Irren an st alt Kiedrich, um ihn auf seinen G e i - steszustand untersuchen zu lassen. Das Testament Friedrich II. Die „Innsbrucker Nachrichten" (Nr. 190 vom 21, d.) vergleichen das Testament

mit den altpreußischen Tugenden zu tun? Vor allem haben die „Jnn^rrucker Nachr." tzrn außenpolitilschen Teil des Testaments Friedrich II. ver gessen. Der preußische König, an dessen Grabmal des „Dritte eRich" die Weihe der Tradition (am 21. März 1933) bekommen wollte, schrieb in seinem Testamente „Man braucht nur eine Landkarte in die Hand zu neh men, um sich zu überzeugen, üaßdienatürlichen Grenzen Frankreichs bis zum Rhein gr- h e n." Schon bei Lebzeiten nannte erSchlefienund Elsaß zwei Schwestern, von denen

die eine an den König von Preußen, die andere an den Kö nig von Frankreich verheiratet sei. Wie wird doch über Kaiser Karl und Zita losgezogen, weil sie die Rückgabe des vom „großen" Friedrich verratenen Elsaß an Frankreich als eine Friedensmüglichkeit be trachteten! Heute verzichtet Hitler selbst aus Elsaß- Lothringen. In der Stadt Friedrichs II. von Preußen wurde das Hitlerreich aus der Taufe gehoben. Auf Postkarten wird das Triumvirat Hitler, Friedrich II. und Bis marck dargestellt. Nicht Karl der Große

, nicht Otto der Große oder Friedrich Barbarossa, sondern der Freund Voltaires gilt als Ahnherr und Patron des Deutschen Reiches. Zum Testament Friedrich H. ge hört wohl auch der .Haß des Freigeistes Voltaire gegen Kirche und Priester, der Kriegsgeist gegen Oesterreich und der Aufstand gegen die alte ge- - samtdeutsche Reichsordnung. Das ist das Testament des großen" Friedrich! Dr. H. W. Ministmat Wien, 28. August. (Priv.) Heute tritt unter Vorsitz des Bundeskanzlers Dr. Schuschnigg ein Ministerrat

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Page 4 of 6
Date: 28.07.1936
Physical description: 6
die Als sich die Tür hinter Friedrich geschlossen hatte, stand Eva einen Augenblick still. Sie schaute mit einem eigentümlichen Lächeln auf die Tür, hinter der sie Friedrich wußte. Die Reise ihres Mannes kam ihr mehr als gelegen. Und gewissen andern Leuten auch. Aber Gott sei Dank^ Friedrich hatte keine Ahnung davon, wie sie innerlich zu seiner Abreise stand. Er sollte auch nichts ahnen. So bemühte sich Eva, beim Abschied die zärtliche, liebende Frau zu sein. Sie bestand darauf, in ihrem Auto Friedrich zur Bahn

Ena Borgloh auf dem Bahnhof ziemliche Aufmerksamkeit. Die Blicke der Reisenden wandten sich immer wieder der strahlenden, schönen Frau mit dem goldbraun schimmernden Haar und den tiefblauen Augen zu. Sie hatte den grauen Fehman tel eng zusammengezogen. Ihr Gesicht sah wie eine zarte Blüte aus der weichen Umrahmung. Aber unter dem Mantel rieselte das weiße, weiche Kleid hervor. Friedrich bemerkte wohl die Aufmerksamkeit, die Eva erregte, und die befriedigenden Blicke, mit denen sie die Bewunderung

, mit einem befriedigten Lächeln auf ihren rot geschminkten schönen Lippen, in ihrem Auto. Während sie der Oper entgegenfuhr, dachte sie viele Dinge, die zu wissen dem Detektiv Mae Lean sicherlich 'wichtig gewesen wären. Fünftes Kapitel Am nächsten Tage stand an der Ecke der Straße unweit des Hauses von Friedrich Borgloh ein Ziga rettenhändler. Er lehnte ziemlich faul an der Ecke und hatte seinen Kasten an zwei festen Riemen umgehängt. bringen. Mit einem innigen Dank für diese erhebend schöne Feier an alle schloß

!" Er nahm die Schachtel, die der Händler ihm reichte, warf nachlässig das Geld auf das Holz des Kastens und ging schnell weiter. Auf der Straßenseite gegen über dem Hause Friedrich Borglohs blieb er stehen und steckte sich umständlich eine Zigarette an. Der Straßenhändler war wie zufällig dem jungen Mann mit den Augen gefolgt und bemerkte folgendes: Der junge Mann tat ein paar Züge aus seiner Zigarette und warf sie dann unwillige als ob sie ihm nicht schmeckte, in großem Bogen auf die Straße. Oben

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Page 5 of 8
Date: 15.08.1936
Physical description: 8
entlassen wurde. Der Eigentümer des Schmuckes konnte zuerst längere Zeit nicht ermittelt werden. Nun wurde festgestellt, daß der Schmuck von einem von Gallmetzer am 22. Wrz 1932 ausgeführten Einbruch beim Juwelier Friedrich Gutweniger in Meran herrührt. Den Diebstahl verübte Gallmetzer vor Verbüßung seiner langen Kerkerhaft. Mittlerweile hatte er die Diebs beute an einem sicheren Orte versteckt. «rsuchssshrt in dns Kafsivnssvielbvrf Sonder-Postkrastwagenfahrten nach Thiersee

auf dem Rücken tragen muhte, eine ganz ein zig dastehende alpine Leistung. Zudem brach schon noch auf dem Gletscher die Nacht herein und Licht war kei nes vorhanden. Erst um 12 Uhr, nachts kam der Gruppe auf dem Süulkopf der Hüttenwirt Johann Raneburger mit dem Alpbesitzer Dichtl-Resinger mit Laternen entgegen. Um 1 Uhr nachts gelangte endlich die Gruppe zur Bonn-Matreier Hütte. Die Schwer verletzte wurde hieraus am Morgen nach Birgen zutal „Wohin, Miß Eva? Zu Friedrich Borgloh, der auf Sie wartet." Da kam

. „Sie müssen jetzt wieder zu Kräften kommen, Miß Eva. Was soll Friedrich Borgloh sonst mit Ihnen an sangen? Er wird Ihre Kraft und Ihre Gesundheit jetzt sehr brauchen. Denn auch ihm hat man böse mit gespielt. Ich habe es Ihnen ja erzählt." Eva nickte ernst. Ja, Mae Lean hatte ihr erzählt, welch furchtbares Spiel man mit Friedrich Borgloh getrieben. Nun waren die Parkins verhaftet, und jenes Mädchen, das Friedrich Borglohs Frau geworden, hatte sich selbst gerichtet. Wie furchtbar

war das alles, was hinter ihr und Friedrich lag! Mac Lean schien zu fühlen, was in Eva vorging. „Tapfer fein, Miß Eva!" sagte er herzlich. „Nicht mehr rückwärts schauen, nur vorwärts!" Da nickte sie ihm zu, und ihre blauen Augen strahl ten in Dankbarkeit und neu erwachtem Mut. Friedrich Borgloh war inzwischen im Hospital zum vollen Bewußtsein erwacht. Es war gerade die Zeit der ersten Visite, als Mac Lean mit Eva van Koster vor dem Hospital vorsuhr. Er hatte vom Sanatorium Professor Gershwins aus schon mit dem Chefarzt des Hospitals

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Page 3 of 6
Date: 10.04.1934
Physical description: 6
Kind kam erst vor den Osterfeiertagen im G e- sängnis zur Welt. Anschließend an den Wohnraum der Eheleute Stäu ber wohnte in einem abgesonderten Zimmer die 69 Jahre alte Mutter des Ehemannes, K a r o l i n e Stauder. Bei dieser wohnte der g e i st e s k r a n k e Sohn der alten Frau, der 42jährige Friedrich Stauder. Karoline Stauder kochte und wirtschaf tete in letzter Zeit für sich selbst, während der geistes kranke Friedrich von den Eheleuten verköstigt wurde. Zwischen der alten Frau und chrer

der Leiche fanden sich blutige Quetschungen, die darauf Zurückgeführt werden, daß die Ueberfallene zur Abwehr die Hände erhoben hat." Die Anklage sagt nun weiters, daß Elisabeth Stauder gegenüber der Gendarmerie und bei ihrer ersten Vernehmung durch das Bezirksgericht Lienz ihren Schwager Friedrich als den Mörder der e i g e n e n M u t t e r bezeichnet hat. Um diese Anzeige und Beschuldigung glaubhaft zu machen, hatte sie sich folgender arglistigen Erzählung bedient: Sie behaup tete, Fritz Stauder sei

mit einem wilden Blick angeschaut habe, habe sie aus Furcht die Türe gleich wieder geschlossen, habe sie verriegelt und sei ihren Mann holen gegan gen. Die Schwiegermutter habe eine Hand vom Bette herabhängen gehabt, die andere Hand habe sie stöh nend vor den Kopf gehalten. Als sie mit dem Mann nach Haufe gekommen sei, habe sie den Fritz Stauder schon wieder in der Holzhütte gehört. Friedrich Stauder wurde nun von der Gendarme rie verhaftet, trotzdem er beteuerte, daß er seiner Mut ter nichts getan

habe und daß er nachmittags spa zieren gewesen sei. Es erwies sich alsbald, daß Friedrich Stauder um 2 Uhr die Wohnung verließ und dann in den Straßen von Lienz zu einer Zeit gesehen wurde, zu der er nach der Darstellung der Elisabeth Stauder die Tat begangen haben sollte. Fritz Stauder war auch frei von jeder Blutspur, ebenso trugen die Hacken, die als Mordwerkzeug in Betracht gekommen wären, keine Spuren von Blut. Widersprüche, in die sich Elisabeth Stauder verwickelte und Blutspuren, die (15. Fortsetzung.) „Wehe

und daß sie ihren Schwager Friedrich Stauder fälschlich des tückischen Muttermordes beschuldigt habe. Wie die Tat geschah Sie gab nun selbst von der Tat folgende Darstel lung: Weil sie mit der Schwiegermutter immer in Unfrie den war und von ihr dauernd beschimpft worden ist, sei in ihr der Wunsch entstanden, mit ihrem Manne allein leben zu können und die Wohnung allein inne zu haben. Die Schwiegermutter zu töten, habe sie je doch erst am 19. Jänner überdacht, well sie an diesem Tage die alte Frau schimpfen gehört

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Page 4 of 8
Date: 18.08.1936
Physical description: 8
über Ihre An kunft, Miß Eva, bestätigte. In der Eile, mit Ihnen fortzukommen, und in der Furcht vor einer Entdek- kung hat einer der Verbrecher wohl das Telegramm verloren." „Nun ist alles klar", sagte Friedrich Borgloh; „nur zwei Dinge noch nicht. Warum wollte man auch mir ans Leben?" „Weil man fürchtete, daß Sie, mißtrauisch gewor den, nicht rasten und ruhen würden, bis Sie hinter das Geheimnis gekommen sein würden — und weil man die Erbschaft unter allen Umständen für sich sichern

. Dann sagte Friedrich Borgloh zögernd: „Aber woher hatte man die falsche Eva van Kolter? Sie sah meiner wirklichen kleinen Eva ähnlich, sehr ähnlich. Sie müssen es selbst zugeben, Mae Lean!" „Wer und was die falsche Eva van Koster oder viel mehr Lolotte Dawis, denn so wird sie wohl geheißen haben, war, wissen wir nicht. Ob die Parkins spre chen werden, ist noch ungewiß. Lolotte Dawis jeden falls hat ihr Geheimnis mit ins Grab genommen — und Sie sollen ihrer nicht mehr in Bitterkeit geden ken, Friedrich

! Ein Grab ist Sühne für vieles." Friedrich Borgloh sah vor sich hin: „So leicht kann ich nicht vergessen und vergeben. Mac Lean! Diese Jahre der Qual — diese schrecklichen Jahre für Eva und mich." Da legte Eva van Koster ihre Hand zart aus die Stirn des geliebten Mannes. In ihren Augen standen ein Versprechen und eine Verheißung: Unsere Liebe soll uns vergessen machen!, sagte der gläubige Blick. „Und was wird nun?" fragte Mac Lean. „Schließ lich können Sie doch hier nicht ewig sitzen bleiben. Miß Eva

van Koster! Ich fürchte, der Chefarzt wird ohnehin mit der langen Dauer unseres Gesprächs im Interesse seines Patienten nicht zufrieden fein." „Ich schlage vor", sagte Friedrich Borgloh nach kur zer Ueberlegung, „daß wir für Eva bald eine zuver lässige ältere Dame engagieren. Können Sie mir da vielleicht helfen, Mac Lean? Ich bin ja in London in diesen Dingen etwas ungewandt." „Doch!" sagte Mac Lean. „Ich habe da eine Ver wandte. eine ältere, verwitwete Dame; sie lebt auf der Insel White

ermächtige ich, zu erzählen, warum ich in Lo- minghton Aufenthalt genommen und was wir er reicht haben. Wir haben ein unglückliches junges Mädchen retten können und ihren Lebensweg wieder hell und glücklich gemacht. Bob ist mir dabei sehr behilflich gewesen. Wenn er Lust hat, kann er spä ter zu mir nach London kommen. Und ich wisl ver suchen, einen tüchtigen Detektiv aus ihm zu ma chen. Bis dahin aber wird es noch eine Weile dauern. Und ich möchte Sie alle Wiedersehen. Mein Freund Friedrich Borgloh

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