" postlagernd — Interessant ist es, daß für den Geschäftsbetrieb e er Bordelle m Paris ein Verzeichnis der meisten Freudenhäuser aus dem Kontinent mit einem Anhang, welcher die Adressen für den Mädchenhandel geeigneter Vergnügungslokale enthält, erschienen ist. Dieses Buch ist betitelt: Agence de Fublicite Annonees et Reclames Commerciales. Der Herausgeber — das Buch erscheint alle zwei Jahre neu — nennt sich Direktor E. Deyber und wohnt Paris, Rue de Martyres 6. — In dem Buche pnd mcht weniger als 1110
Bordelle! und 150 für den Mädchenhandel geeignete Vergnügungslokale aufgeführt. Nur sprimt das Buch nicht von Freudenhäusern, sondern von „maison8 de soLi'ete" oder „8aIon8 de 8oeiete", von „mai80N8 de rendez- vous' und von „maisons de tolerance". — Gleich interessant tlt der jedesmalige Depeschenwechsel zwischen dem Agenten und Auftraggeber, dem Bordell. Er telegraphiert harmlos: Zuns Fap Ungarwein kommen in drei Tagen m Paris an. Das heyzl: fünf schöne Ungarinnen — Oder: Sechs Zentner Kar- "fjr
transportieren. Ihre Bücher tvurden beschlagnahmt, sie selbst wurden unbegreislicherweise gegen eine Kautio n von 100 000 M auf freiem Fuße belassen Das Ehepaar ließ die Kaution im Stich und flüchtete nach Paris. Die Revision der Bücher ergab ein staunenswertes Resultat. Das Paar hatte 1908 rund 410 880 M; und in den ersten fünf Monaten des Jahres 1909 rund 164 000 M verdient! Eine Riesen summe, und doch kann sie kaum wundernehmen, wenn man be denkt, daß nach kompetenten Berechnungen beispielsweise Berlin
mit seinen etwa 50 000 angemeldeten Prostituierten jährlich 600 Millionen Mark für Unzuchtzwecke ausgibt. Nicht immer ist es, wie aus vorstehendem Beispiel ersichtlich, ein Agent, der auf den Mädchenfang ausgeht, nein, eine ebenso häufige Erschei- nung ist die Agentin, die alte, würdevolle Dame, die 'die Opfer m die Arme des Lasters geleitet, oft auch die selbstlose junge Freundin, vor der nicht genug gewarnt werden kann. Dazu folgender Fall: In Paris lernte ein junges Mädchen vom Lande auf der Straße