der Bundestag mit großer Mehr heit einen Antrag der deutschen Sozialdemokra ten ablehnte: die Opposition forderte erneut, den Vertrag Über Westdeutschlands Beitritt zur NATO und zum Brüsseler Pakt erst dann in Kraft zu set zen, „wenn neue Verhandlungen mit den Sowjets ergebnislos geblieben sind!“ Man sieht, die So zialdemokraten blieben mit einer Starrheit, die niner besseren Sache würdig wäre, auf der un fruchtbaren Forderung „zuerst verhandeln, dann ratifizieren“, bestehen. Es ist wirklich fraglich
, ob einsichtige 8? D-Führer selbst noch daran glau ben. daß baldige Verhandlungen mit Moskau die wahren Absichten der Kommunisten hinsichtlich der deutschen Wieder vereinig ung zu Tage brin gen -würden. Besonnen hat die zweite Lesung der Pariser Verträge am Freitag, am Sonntag mittag fing die dritte Lesung an. womit der letzte Akt vor der endgültigen Verabschiedung erfolgte. 50 Redner hatten bereits bis dahin ihre Gründe und Gegen gründe vorgebracht und nun faßten die einzelnen
“ — so sagte am Freitag der FDP-Abgeordnete Becker — „führe zu nichts Gutem“. Seine Partei wolle je denfalls nicht, „daß deutsche Männer ihr Vater land erst dann verteidigen dürfen, wenn ein Stück deutschen Bodens vorher tatsächlich abgetrennt werde.“ Diese Worte Beckers bezeichnete Bundeskanz ler Adenauer in seiner Antwort als außerordent lich unglücklich. Unter Pfui-Rufen erklärte Aden auer, daß derjenige, welcher zwischen Deutsch land und Frankreich einen Ausgleich finden wolle, diesen über die Saar
gesagt habe, sei ungefähr das Schlimmste, was „den deutschen Interessen angetan werden konnte“! Auf diesen Vorfall vom Freitag kam nun der FDP-Vorsitzende Dehler am Sonntag zu sprechen. Augenzeugen berichten, daß es aus ihm geradezu tobend hervorbrach, als er seinen Parteikollegen Becker in Schutz nahm. Mit bitterem Groll rief er in die peinlich berührten Abgeordneten hineinv „Wir haben die ernste Sorge, dieses Statut gibt die Saar auf und wird sie zum zweiten Luxem burg machen. Dieses Provisorium
wird zwängs- läufig ein Definitivum.“ Kein Wunder, wenn sich viele Abgeordnete da ruf hin betreten fragten, ob nun nicht die Koa lition auseinanderbrechen werde. Dazu kommt, daß auch Vizekanzler Blücher, weil er entgegen dem Parteibeschluß für das Saarstatut stimmte, sein Rücktrittsgesuch eingereicht hat. Und im Ausland, das nur zögernd auf die Ereignisse im deutschen Bundestag einging, schrieb die Presse z u e r s t über die Meinungsverschiedenheiten über die Saar, die innerhalb der deutschen Bun