, daß die Einheitskarte das Spiel doch nicht in dem Maße beherrscht, wie man anzunehmen anfäng lich geneigt war. Einheit ist für die Deutschen gleichbedeutend mit Stärke, Größe und Macht des Reiches. Was aber soll die Einheit, solange sie nur in einem „Rest-Deutschland" verwirklicht wird> solange Kö nigsberg, Stettin und Breslau russisch oder pol nisch sind, solange die fruchtbaren Aecker West preußens und Pommerns, die Jndustrierevrere Schlesiens vom Reiche getrennt sind? Die nationalistisch denkenden Deutschen
(und an diese richtet sich die Einheitspropaganda ja in erster Linie) argumentieren daher folgender maßen: Was nützt uns die Einheit, wenn wir sie um den Preis der Integrität des Reiches erkau fen? Viel besser wäre es, zuerst die alten Grenzen im Osten wiederherzustellen — die Einheit zu schassen ist dann ein Kinderspiel. Die Integrität des Reichsgebietes ist aber nun gerade das, was die Russen den Deutschen keines falls zugestehen oder auch nur in Aussicht, stellen können. Sie bedeutete ja nichts weniger
, daß die fundamentalen Grundsätze der amerikanischen Außenpolitik Friede und Gerechtigkeit seien. Trümpfe im deutschen Spiel Seit ziemlich genau einem halben Jahrzehnt geht dieser Kamps der westlichen und der östlichen Welt um einen Einsatz, der allerdings die Mühe wert ist. Denn wenn von der deutschen Macht und Größe auch nicht viel übriggeblieben ist, so bleibt doch die Tatsache bestehen, daß der, der in Deutsch land den Ausschlag gibt. Europa in der Tasche hat. Die gegenwärtige Situation zeichnet
: „Die Hitler kommen und gehen, aber das deutsche Volk, der deutsche Staat bleiben!" Und seither wurden seine Marschalle, Generale und Kommissare samt ihren Bundesgenossen, den deutschen Kommunisten, nicht müde, das Wort „Einheit" zu wiederholen. Der Westen sah die Gefahr, die hier drohte, bald ein und versuchte, sich diese Karte zuzuspie len. Das war nicht leicht. Denn erstens war da ein Bundesgenosse. Frankreich, der von der deut schen Einheit nichts wissen wollte. Vor allem aber war verdächtig
, daß die Einheit den Russen und Kommunisten so sehr am Herzen lag. Und es war denn auch nicht schwer, einzusehen, daß ihre Ver wirklichung. daß ein straff zentralistisch regiertes Deutschland die beste Voraussetzung für eine Bol- schewisierung des Reiches ergab. Man entscheidet sich deshalb für eine Einheit mit vielen Wenn und Aber, ja, man kann ruhig behaupten: man über ließ die gute Karte den Russen voll und ganz. Aber damit war für den Osten noch keineswegs alles gewonnen. Es zeigte sich nämlich bald