¬Der¬ Kulturkampf in Tirol.- (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinstitutes ; 6)
Page 148 of 532
Author:
Fontana, Josef / Josef Fontana
Place:
Bozen
Publisher:
Verl.-Anst. Athesia
Physical description:
528 S. : Ill.
Language:
Deutsch
Notations:
Literaturverz. S. 512 - 521
Subject heading:
g.Tirol ; s.Kulturkampf ; z.Geschichte 1861-1892
Location mark:
II 221.595
Intern ID:
378096
Aktivität nicht vereinbar. Die Landesdisziplinarkommission sprach mit einstimmigem Beschluß die Entlassung Moriggl aus dem Dienst und die Suspendierung des Gehaltes aus m ). 2, Der Auszug der Tiroler Konservativen aus dem Reichsrat Albert Jäger vertrat in seinem Schreiben vom 23. Dezember 1869 an Ignaz Giovanelli die Ansicht, daß die konservativen Abgeordneten aus Tirol nach der „sechspunktigen Erklärung im Landtag, ungeachtet diese wegen Dazwischentreten Lassers nicht zum Beschluß erhoben
werden konnte, logisch und moralisch un möglich im Reichsrat erscheinen und an seinen legislativen Ar beiten direkt oder indirekt mitwirken könnten' 194 ). Ignaz Gio vanelli und Josef G reu ter lehnten — Giovanelli aus taktischen, G reu ter aus religiös-politischen Gründen — die von Jäger ange regte Abstinenz ab. Einen Monat später fand jedoch auch Giova nelli, daß die Tiroler im Reichsrat nichts verloren hätten. Dr. Pla ner und die Prälaten bildeten für Jäger und Giovanelli kein Problem, die wären
geblieben oder gegangen, wie es von ihnen gewünscht worden wäre. Aber mit Greuter war da nicht zu reden. Er beharrte auf dem Standpunkt, daß es Aufgabe der Tiroler Abgeordneten sei, im Parlament die Grundsätze der Kirche und die Rechte der Länder zu vertreten 195 ). Jäger und Giovanelli sahen sich so vor die Alternative gestellt, entweder in Wien wider Willen auszuharren oder ohne Greuter abzuziehen. Beides war ihnen gleich unangenehm. In dieser unguten Situation kam ihnen der Zorn der Gegenseite
zu Hilfe. Der Wiener Ab geordnete Karl Wilhelm Freiherr von Tinti, kein Freimaurer und auch kein Kirchenfeind, sondern Geheimer Kämmerer seiner Heiligkeit Papst Pius IX., nahm die Tiroler bei der Adreß- debatte ins Gebet. „Lesen Sie die Tiroler Landtagsprotokolle', wandte er sich an die Versammlung, „und Sie werden sich einen Begriff machen von dem grenzenlosen Hochmut dieser Partei.' Dann zitierte Baron Tinti einige Passagen aus der Rede, die Jäger im Landtag zu den Dietlschen Anträgen gehalten
hatte. „Das, meine Herren', sagte Tinti weiter, „hat der Herr Abgeordnete Dr. Jäger als Berichterstatter im Tiroler Landtag vertreten, und derselbe findet es mit seiner Überzeugung und seinem Gewissen vereinbarlich, heute noch als Mitglied dieser Vertretung hier zu sitzen.' Als zweiten nahm er Greuter aufs Korn: „Herr Greuter sagte in seiner Rede, er verlange für den Kaiser die Freiheit,