Geschichte Tirols von den ältesten Zeiten bis in die Neuzeit ; 1
— 160 — Gewalt an sich rissen, erhielten zum Theil jene Befugnisse, die bisher die karolingischen Herrscher entweder unmittelbar oder durch die Sendboten über die einzelnen Länder geübt hatten. Gelang es den sächsischen Kaisern auch nicht, die herzogliche Würde ganz zu beseitigen, so mußten doch deren Träger ihre Vasallen werden, ihr Amt krast königlicher Uebertragung üben und bei Anwesenheit des Herrschers ganz auf dessen Ausübung verzichten. Dafür gestanden die Könige die Erblichkeit
desselben thatsächlich schon jetzt meistens zu. DaS Herzogthum Baiern, zu dem Tirol während dieser Periode zeitweise zuni größeren Theile, über ein haar Decennien fast ganz gehörte, übertras an Macht und Selbständigkeit alle übrigen. Bor Abtrennung des Herzogthums Kärnten (976) umfaßte es bekanntlich den ganzen Südosten des Reiches, also nach heutiger Benennung AÜbaiern, mit der Oberpfalz, Tirol, Salzburg, Oesterreich, Steiermark, Kärnten, Kram, Istrien und Venezien, und die bairischen Herzoge standen
, da sie nicht ohne Wahl des Volkes aus den Herzogsstuhl gelangten und ihren Untergebenen als Nachfolger der Agilolsinger galten, dem Könige unabhängiger gegenüber als andere. Sie übten gleich den alten Stammesherzogen das Recht, Landtage einzuberusen und ihnen zu präsidiren; sie konnten Grafen ein- und absetzen und hatten selbst über den bairischen Clerus große Macht, indem die Wahl der Bischöfe und Aebte sich nicht ganz ihrem Einflüße Zu entziehen vermochte; ihr Gericht bildete eine höhere Instanz und stand