Gesammelte Werke : hrsg. von der Adolf-Pichler-Gemeinde in Innsbruck. Mit einem Vorwort von Hans Lederer
O König, hörst du's rauschen nicht um deinen Stuhl? Der Tränen Fluten sind's, die um dich quellen, Uns ausgepreßt wie durch die Kelter Most. Sie türmen aufwärts sich zu Gottes Thron, Ein Meer von Mastern, das nach Rache giert. Vor Gott leg' Klag' ich ein für Südtkrol Und mich! Hier mein verdorrter Leib, das Herz erstarrt, Das Auge fiebernd, krank die Seele durch Und durch. Auf dich mein Leid, die Höllenglut Des Todeseilands, die Ketten, die ich trug, Die Schmach zum Berg gehäuft! Der Druck
der Nacht, Der Skorpionen Stich in enger Kerkerzelle, Das schmale Land, der ungekühlte Trank, Der Gattin Weh, der Kinder ungetcöstet Leid, Mein umgestürztes Haus! — Und alles, alles, Weil meinem heißgeliebten Volk ich treu. O König, König, Gott ist aller Richter Und auch ein Höchster ist für ihn nur Spreu! Gedenk' der Rächt, da eine Geisterhand Einst schrieb im alten Babylon an ein Gebälk von Ton: „Gezählt, gewogen und geteilt!" Durch Länderraub ward Rom einst stark und groß, Der Völkerhaß, der hieb
es wieder klein. O König, furcht' die Zeit! Ein ew'ger Mahner, Ein Wecker meinem Volk schreit' ich einher Und ruf' es auf, wie einst in harter Rot Es Andrä Hofer tat: „Noldin sein Feldgeschrei, Mein Name sein Symbol!"; laut hall' es durch Die Welt und prangre so zum Abscheu dich Dem Weltgewiffen!