¬Der¬ deutsche Raum in den Alpen und seine Geschichte
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Author:
Stolz, Otto / von Otto Stolz
Place:
Innsbruck
Language:
Deutsch
Notations:
In Fraktur. - Aus: Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpen-Vereins ; 1932, S. 1- 36. 1933, S. [240] - 276
Subject heading:
g.Ostalpen ; z.Geschichte
Location mark:
III 102.622
Intern ID:
154393
ihres Standes aufgerieben wurden. 1815 erlangte die Schweiz ihre Wiederherstellung abgesehen vom Veltlin und die förmliche völkerrechtliche Anerken nung ihrer Neutralität. Dieser Abschluß einer schon seit langem befolgten Richtung sowie die enge Verbindung der deutschen mit den romanischen Kantonen bewirkte, daß sich das schweizerische Staatsgefühl mit der Zeit zu einem eigentlichen National gefühl gesteigert hat. Zwar schätzen und hallen die deutschen Schweizer allgemein ihre deutsche, besonders
alemannische Muttersprache, Abstammung und Volksart hoch und manche, gerade geistig führende Männer betonen auch die Auffassung, daß die deutsche Schweiz eine, wenn auch sehr selbständige Teillandschaft des allgemeinen deutschen Geistes- und Kulturlebens bilde. So heißt es am Schlüsse einer solchen Betrachtung: „Die deutsche Schweiz ist im Nehmen und Geben ein vollwertiges Glied des deutschen Kulturkreises°).' In politischer Hinsicht betrachten sich aber die Schweizer mit der deutschen Gesamtnation
»).' Wenn also die Schweizer das unbedingte staatliche Sonder dasein ihres Landes gegenüber dem Deutschen Reiche betonen, so haben andere in der letzten Zeit auch die Stimme dahin erhoben, daß die Schweiz auf der Hut sein müsse, nicht in die politische Gefolgschaft Frankreichs zu geraten, ein Werkzeug der auf die Beherrschung Europas gerichteten Pläne dieser Macht zu werden^). Österreich hat auf Grund seiner im 14. Jahrhundert gefälschten, dann aber doch bestätigten Hausprivilegien seine formellen Pflichten gegenüber
hat. Die bereits erwähnte Bildung einer selbständigen Großmacht Österreich bedeutete ein stetiges Hinauswachsen derselben aus dem Rahmen des Reiches, besiegelt wird das durch die Erklärung Österreichs zum erblichen Kaisertum, die zeitlich mit der formellen Auf lösung des Römisch-Deutschen Reiches zusammenfällt (1804 und 1806). Dennoch haben Österreich, sein Herrscherhaus und seine Regierung, die führenden Schichten feines wirtschaftlichen und kulturellen Lebens wie früher auch weiterhin der Nation
nach als deutsch gegolten und wollten es auch fein. Dem 1815 in Erinnerung an das alte Reich neu gestifteten Deutschen Bunde gehörte auch Österreich als führende Macht an, staatsrechtlich aber nur mit den altösterreichischen Crbländern und den Ländern der böhmischen Krone. Die Unterschiede zwischen Volks- und Staatszugehörigkeit, der Begriff der Nationalität haben sich zuerst auf dem Boden Österreichs seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts schärfer herausgebildet. Cs ist wohl hie und da von einzelnen Personen