¬Die¬ Entstehung und Ausbildung der socialen Stände und ihrer Rechtsverhältnisse in Tirol : von der Völkerwanderung bis zum XV. Jahrhundert.- (Geschichte der landständischen Verfassung Tirols ; Bd. 1)
144 — Tirol hatten, von diesen um tlieuere Preise erst erkaufen. Durig hat 8. 83—84 das lange Verzeiehniss der erledigten Lehen, Güter und Rechte zusammengestellt, welche der Bischof dem Grafen von Tirol „seinem geliebten Blutsverwandten“, wie er ihn schmeichelhaft nannte, „für die treuen Dienste, welche er der Kirche'von Trient geleistet habe“, zuwendete. Man könnte versucht sein zu glauben, wenn man auf die „treuen Dienste“ zurückblickt, der Bischof habe sich einer Anwandlung von Ironie
hingegeben, oder war es bereits die Folge der physischen Schwache, die den Bischof seinem Lebens ende entgegenführte? Er starb, wie schon oben S. 141 erwähnt wurde, im Jahre 1273. Während dieses vieljährigen Vorgehens Meinhards II. gegen Trient, als dessen Ergebniss sieh die völlige Abhängigkeit des Bischofes und die Unterordnung des geistlichen Fürstenthums unter die Gewalt des Grafen von Tirol darstellt, vermehrte dieser gleichzeitig, obgleich nicht so gewaltthätig, sondern durch Benutzung günstiger
Umstände seine Macht in anderen Richtungen. Noch- im Todesjahre Meinhards I., 1258, erhielt dessen Witwe Adelheid von dem Bischöfe von Chur, Heinrich IV., einem Grafen von Montfort, für sich und ihre damals noch in der Gefangenschaft des Erzbischofes von Salzburg befind lichen Sohne Meinhard II. und Albrecht *), sowie für deren Nach kommen beiderlei Geschlechtes die. Belehnung mit allen Lehen, welche ihr Vater Graf Adalbert von Tirol von der Kirche zu Chur, bestehend aus Bürgen, Besitzungen und Leuten
, wo immer im Bisthume Chur dieselben sich fänden, innegehabt hatte. Sogar das gestattete ihr der Bischof, dass, wenn sie ihm wie ein Vasall den Eid der Treue schworen wollte, sie bis zur Ankunft ihrer Söhne aus der Gefangen schaft, den Besitz aller erwähnten Lehengüter antreten könnte 2 ), Durch diese Zuvorkommenheit des Bischofes von Chur waren Mein hard II., noch ehe er zu dem Erbe seines Vaters gelangte, die Churer- Lehen schon eingeräumt. ') Graf Adalbert von Tirol und dessen Schwiegersohn Graf
Meinhard III. von Garz hatten im Jahre 1252 die Salzburgischen Güter in Kärnten feindlich überfallen. Bei d.r Belagerung des Schlosses Greiffenberg wurden sie von Phi lipp, der sich, erwählter Erzbischof von Salzburg nannte, und wohl ein tapferer Krieger, aber kein Priester war, geschlagen. Graf Adalbert von Tirol und ein Graf von Eschenloeh geriethen in Gefangenschaft, und mussten in der Veste Werfen solange in Haft bleiben, bis Meinhard seinen Schwiegervater durch seine zwei Söhne, die er als Geiseln