Beitrag zur Geschichte des Passauischen Kriegsvolkes, soweit es Tirol und die Österreichischen Vorländer berührt
haben des Kriegsvolkes, welches sich auf 600.000.fi. belief, zu befriedigen, spricht am meisten dagegen der gerade um diese Zeit auftauchende Antrag, dasselbe in andere Quartiere, und zwar nach Tirol zu verlegen. Von welcher Seite dieser Antrag aus ging, ist nicht klar. Nach einem Berichte entstand der Gedanke bei dem Kriegsvolke selbst, welches von der Abdankung nichts wissen wollte, es hätte denn zuvor die volle Bezahlung erhalten, wo nicht, werde es sich selbst Quartiere suchen, und zwar in Oberösterreich
oder in Tirol, Wie kommt aber das Kriegs volk dazu an Tirol zu denken, an ein Land, welches erst durch die Gebiete von Baiern oder Salzburg zu erreichen war? ein Land, welches einem Kriegsvolke, besonders seiner Reiterei in strenger Winterszeit weder Unterstand noch Lebensmittel zu bieten vermochte, und welches darüberhin solche Gäste, denen der Ruf grober Ausschweifungen und Greuelthaten aus dem Passauischen voranging, kaum gutwillig aufnehmen würde? Auf diesen dunklen Punkt dürften die Tiroler Urkunden
ein Streiflicht werfen, und die Behauptung, dass der Gedanke von Prag ausging, wenn auch nicht unmittelbar vom Kaiser, doch sicher von der ihn beherrschenden Partei an seinem Hofe keine gewagte sein. Es mochte dabei die Absicht zu Grunde liegen, durch die Verlegung des Paussauischen Kriegsvolkes nach Tirol dessen Vereinigung mit dem elsässischen zu bewerk stelligen, um dadurch die Aufstellung einer imponirenden Streit macht zu erzielen. In Tirol bekam man die erste Kunde von diesem Plane durch ein Schreiben
des Herzogs Maximilian von Baiern aus München unter dem 15. November 1610. Dieser theilte dem Gubernator von Tirol, dem Erzherzoge Maximilian dem Deutschmeister mit, dass er aus guter Quelle vernommen habe, es sollte das zu Passau liegende Kriegsvolk noch nicht abge-