Kräfte zu entblößen. Aus diesen Gründen haben wir beschlossen, den Partei tag zu vertagen, und behalten uns vor, seinen Zeit- punkt, sobald das möglich ist, bekannt zu geben. Wien, den 6. Mai. Für die Gesammtexecutive: Die Secretäre: Daszynski. Krapka. Skaret. Zur Lage. Ueber allen Wipfeln ist Ruh. So bleiern und schläfrig kriecht die Zeit, nicht als wären wir im An fang des Frühlings, nein, als brütete die heiße Juli sonne über dem gewaltigen Häusermeere und machte alles öffentliche Leben
und der freigewählte Ver treter von so und soviel Bürgern wird hinausgeschleift. — Die Galerie jauchzt Beifall, patscht, wenns gar zu amüsant ist, in die Hände — „na so a Hetz war no nöt da" — ist das nicht gemüthlich? Sage nur jemand in Wie» herrscht keine Urgemüthlichkeit. Gehen wir in den Landtag: Unlängst wurde ein Dr. Muth in die Debatte gezogen, irgend ein Schoß kind der protectionsfeindlichen (!), christlich-socialen Partei, die jeden ihrer Anhänger zumindest zum Haus knecht macht. Das war eine herrliche
, das ist wirklich gut, freilich ohne Ausnahme, denn die Zahl der wahlberechtigten Social- democraten ist eine so kleine, daß füglich, wenn auch einer ausblieb, von einer Ausnahme wohl nicht die Rede sein kann. Hier dürfte die „Post" einmal aus nahmsweise aber unbewußt die Wahrheit gesprochen haben. Daran knüpft sie die Klage, daß die Social democraten, trotzdem die christlich-sociale Partei sich als eine aufrichtige Freundin des arbeitenden Volkes erwiesen hat, bei den Wahlen als ihre Gegner aufgetreten
, den „schlagenden Beweis" erblicken, „daß die christlich sociale Partei entschieden die stärkste ParteiJnnnbrucksist. Wir gönnen den Christlich socialen diese Selbstvergrößerung gewiß vom Herzen, schon als Balsam auf die geschlagene Wunde, albern bleibt sie deshalb doch. . Ist es an und für sich schon albern, bei dem gegenwärtigen Curiensystem von einer stärksten Partei zu sprechen, so wird es dadurch noch alberner, wenn man bedenkt, daß überdies drei Viertheile der Gemeindeangehörigen überhaupt
kein Gemeindewahlrecht besitzen. Heraus mit dem allgemeinen, gleichen und directen Wahlrecht, dann erst wird es sich zeigen, wer die stärkste Partei ist. Die Dummen werden alle — das dürfte gewiß für Jedermann, der es mit dem Fortschritte ernst nimmt, sehr erfreulich sein, nicht so für die Christlich socialen. In deren Organ, die „Post", wird in der letzten Nummer darüber geklagt, daß die Betheiligung der Männer an den Bittprocessionen immer schwächer wird; an der letzten Procession sollen sich nach der „Post" blos