man etwas Be glückendes. Man freut sich über den Stephansturm, der in grauen, über die Stadt gebreiteten Nebel ragt. Man geht über den Ring, über diese einzigartige, berühmte Straße mit ihren prächtigen Bauten, über die vrrkehrsflutend» Kärntnerstratze, und seit wärts kommt man durch trauliche Wiener Gassen an diesen wundervollen, stillen Winkel, wo die Kirche steht. Maria am Gestade. Draußen im winterlichen Prater, an den Buden, sieht man dem Treiben zu und dem langsam sich drehenden Riesenrad. Man hört alte Wiener
, wir die sonst so friedfertigen Wiener imstande sind, ihre politischen Gemüter in Siedehitze zu bringen. Und dann wird man ernst, wenn in den Berichten eine schlimme, schlimmer werdende Lage durchscheint. Man empfindet als ungerechtfertigt, daß die Menschen dabei noch die Sorge haben können, was sie an- ziehen sollen, was modern ist. Aber auch dies gehört zu Wien. In den letzten Jahren bin ich durch viele Städte gekommen. Es war überall Anderes, Neues zu sehen und nirgends schien die Sonne des Lebens gerade so golden
drunten im Hof ein Bettel- musikant, vielleicht einer, der noch vor ein paar Jahren in einem Kaffeehaus die erste Geige spielte. Man tritt aus der Haustür. Ein Mensch steht in der Mitte der einsamen Nebenstraße und zwischen seinen klappernden Zähnen singt er eine mißtönende Melodie hervor. Da steht er ohne Mantel, vergräbt die blaugefrorenen Hände in den Hosen taschen, unterbricht sein Lied, wenn er für ein paar Kupferstücke danken muß. Wieder ist es auch das Wiener Kaffeehaus, das Wiener Leben
, die Gelehrten, die Künstler. Max Reinhardt inszeniert schon längst fast nur noch in Berlin. Und dort lind die Schauspieler zu einem beträchtlichen Teil Wiener. Denn während das Theater immer eine wienerische Angelegenheit war, geht es in Wien selbst sogar mit dem Burgtheater, der einstigen Weltbühne, bergab. Einmal ist es noch ein Werfel-Stück, das uraufgsführt wird und eine Hoffnung bilden soll, und „Hoffmanns Erzählungen' bringt die Staats oper in neuer, großer Aufmachung. Aber dann sind es nicht viele