des Meisters verdiente, ließen sie einen Tag frei und gingen zum Herrn und baten ihn, daß er ihnen den Würdigsten aus der Reihe nenneh möge, der sollte dann der Hauptheilige sein. Ach, die lieben Apostel und die Kirchenväter alle, da standen sie nun in ihrer Glorie und spreizten sich und sahen scheel aufeinander! Ein jeder hatte auch sein Zeichen mitgebracht, An dreas sein Kreuz, Paulus sein Schwert. Der Herr aber ließ die Augen von einem zum anderen gehen. Er sah Petrus an und den großen Augu stin
— ja, du! denkt man und taucht den Finger in das kalte Wasser, um ein Kreuz zu schlagen. Und plötzlich hat man ein Gesicht vor Augen, eine längst vergessene Begebenheit. Es ist Nacht, man steht auf einer Brücke und zündet ein Streich holz an, und da sieht man dieses Gesicht im gelben Feuerschein. Nichts weiter, die Pfeife brennt wieder, man schwenkt die Hand, grüße die Schwester, sagt man und geht weiter. Spä ter hat man einander gewiß noch oft getroffen, vielleicht war das Gesicht ganz anders, als er starb
Von Georg Wagner es gibt solche. Lorenz Tagwerker, steht auf einem Kreuz: Fuhrknecht. Ruhe sanft! Gut. Den nimmt man also an Bruders Statt. Sucht ein paar verlorene Blüten auf dem Weg für ihn zusammen und betet ein Vaterunser, so gut man es kann. Ach ja, traurig ist das, es sind der Toten so viele. Meilensteine sind die Kreuze, Wegzeichen im eigenen Leben, man kann es Jahr für Jahr von den Tafeln ablesen. Eine Weile steht man auch vor dem Beinhaus und betrach tet die Schädel an der Wand, wie ähnlich
sie einander sind. Fröhlich der eine mit seinen blan ken Zähnen, der andere ein bißchen schief und gelb, aber sonst nicht sehr verschieden, ein Mann und ein Mädchen. Jedem ist ein Kreuz auf die Stirn gemalt, der Name und das Sterbe jahr, so aufrichtig sind die Toten. Im Leben hatte man es weniger leicht, aus ihren Gesich tern zu lesen. Aber sie lagen ja auch lange ge nug, bis endlich das Fleisch zerfiel, in dem die Lüge sitzt. Den ganzen Abend hindurch ist der Friedhof belebt und bunt wie ein Garten
, dessen eingeborener Sohn Mensch geworden ist. sich am Kreuz noch zur hochpoli tischen Anklage seines Königtums bekannt hat. So eine fünfminutige „ Andacht“ an den Gräbern zwingt uns, mit allem■ Ernst zu machen, und wäre die beste Einführung in das Fest Christus des Königs, der als machtvoller Herrscher am kom menden Sonntag vor uns hintritt, „Alle Heiligen“ in seinem Gefolge. Seine Herrschaft ist nicht eine Herrschaft der Gewalt, wie sie die gekrönten wie ungekrönten Herren dieser Erde so gerne aufrichten möchten