Anschriften: Schriftleitung des Blattes „Südtirol" in Innsbruck, Postfach 116. — Verwaltung des Blattes „Südtirol" in Innsbruck, Postfach 116. — Anzeigen-Annahme durch die Verwaltung, außerhalb Tirol und Vorarlberg durch den Werbedienst für österreickische Zeitungen, Wien I., Wollzeile 16. Nr. 4 Innsbruck, 15. Februar 1925 Ins Stammbuch. (Ein heimattrsuer Südtiroler an unsere Leser und Kritiker.) Außer Frage, ich bin ein Südtiroler, geboren an den weinumrankten Hängen der föhrenbestandenen Berge
: „Du willst fort, willst mich verlassen?" Und es war mir, als ob ich nach dieser leisen, aber dringenden Stimme auch immer die Stimme meiner lieben verstorbenen Mutter hören würde, die hinzu- fügte: „du mußt bleiben, ausharren! Was ist das für ein Soldat, der mitten im Gefecht die Flinte ins Korn wirft! Dein seliger Vater würde sich deiner schämen!" Und so bleibe ich und harre aus, aber ich glaube, daß ich mir damit auch faS Recht erworben herbe, an Euch, ligtzg tzeser und Kritiker des „Südtirol
. Einmal waren die von den Carabinieri berichteten Leistungen, nennen wir sie Amtseiferexzesse, „unglaublich, un glaubwürdig". Mein Freund, ein echter Altösterreicher, fand | das alles einfach unmöglich, weil er den Maßstab der alten > altösterreichischen Gendarmerie den in Südtirol herrschenden Carabinieri's einfach unterschob. Es half nichts, als ich ihn darauf aufmerksam machte, daß die österreichische Gendarmerie überhaupt nicht geherrscht habe, daß wir eben jetzt in ganz anderen Verhältniffen lebten: er konnte seine Phantasie
ist leider Südtirol schon ein fernes Land ge worden; zweitens will man vom eigenen Maßstab nicht ab gehen; man vermeidet ängstlich, sich in die Lage anderer hineinzudenken, besonders, wenn man zugeben müßte, daß sie schlechter als die eigene sei; man will eben immer selbst der Bedauprnswt'rtk'sts sein Ein w ■ rer Grund der Kritik war. daß diese Berichte an innerer Unmöglichkeit leiden; mein Freund war nämlich der Ansicht, daß ein einziges solches Vorkommnis hätte genügen müssen, um eine Wiederholung
ist direkt unfaßbar. Lieber Leser, lieber Kritiker! Ich habe schon gesagt, daß ich hier in Südtirol wohne, hier mein Brot verdiene, und nun muß ich Euch sagen, daß ich im Blatte „Südtirol" noch nie eine nicht den strengen Beweis anforderungen genügende Geschickte gelesen, habe, obwohl ich das Blatt genau kontrolliere. Diese traurige Häufung von Unrecht, Vergewaltigung und Bedrückung ist wahr, und was in dem kleinen Blatt „Südtirol" steht, ist noch lange, lange nicht alles, was wirklich Tag um Tag