. Die Kinder hatten ihre Arbeit nun genau einge teilt. Briefe, die in die Vororte gingen, wur den von den großen Jungen zugestellt, die ein Fahrrad besaßen, die kleineren Kinder übernahmen die Zustellung von Poststük- ken, die für die umliegenden Straßenzüge bestimmt waren. Otto und Peter hatten einen Karren beschafft, auf den man die Pakete laden konnte, und es bestand Aus sicht, daß sie einen Esel bekommen wür den, den sie vor den Karren spannen konn ten. Sie sprachen eben davon, wie sie den Esel
herausputzen wollten, damit er recht viel Aufsehen errege, als Ferdinand erregt rief: „Seht mal — dieser Brief ist an den Post minister adressiert!“ Otto und Ulla eilten herbei. Ja, auf dem Umschlag stand ganz deutlich: „An Herrn Alexander Wehner, Postminister, Mathil denstraße 12.“ Wer das Reh vom Standpunkt seines Nut zens für die Menschheit betrachtet, muß sagen, daß es eher schädlich als nützlich ist. Es knabbert die zarten Stämme des Jung waldes an. Wenn Jäger und Raubtiere die Zahl der Rehe
zu halten. „Der Brief ist wahrscheinlich sehr wich tig!“ rief Liesl. „Den müssen wir gleich zu stellen!“ Ferdinand griff nach dem Brief. „Ich habe ihn entdeckt! Ich bringe ihn zu Wehner!“ „Ich will mitgehen!“ rief Liesl. „Ich auch“, sagte Uiia. „Ich möchte ein mal das Haus sehen, in dem der Postmini ster wohnt!“ „Hm“, sagte Otto und dachte nach. „Wir können doch nicht alle hingehen — mit einem Brief!“ „Ich gehe“, sagte Ferdinand. „Ich auch“, sagte Liesl. „Und ich“, sagte Ulla. „Ich weiß etwas“, sagte
Otto. „Wir gehen alle vier. Ferdinand, der den Brief entdeckt hat, Liesl, Ulla und ich. Aber ich nehme den Brief an mich.“ „Einverstanden“, rief Ulla, Während die anderen Kinder eifrig die vielen Briefe sortierten, die vor ihnen lagen, Während Rehe in ihrer Jugend verträglich und sanft sind, werden sie im Alter zänkisch, launisch und bösartig. Erschütternd ist die Mutterliebe der Rehe. Wenn ein Jäger eines der jungen Tiere wegfängt, so folgt ihm das Muttertier, trotz seiner Angst und seiner Scheu
, bis vor die menschliche Behausung. Aber wir wollen sie auch gar nicht fan gen. Wir wollen lieber still und leise durch den Wald gehen und sie in der Freiheit be obachten. Wenn sie mit ihren schönen Be wegungen, anscheinend ohne jede Anstren gung, über die breitesten Gräben hinweg setzen, wenn sie im blitzschnellen Lauf durch das dichte Unterholz jagen oder wenn sie, still und friedlich äsend, am Rande des Waldes dahinziehen, dann gibt es kaum et was Schöneres als diese zarten Tiere. St. machten Ulla, Liesl, Otto