, Familienbande sollen die festesten der Welt sein.' Das waren so ihre Worte, wenn die Rede auf die Ehe kam. Würde Konrad nun „so tief steigen', dann würde das Erbtheil für ihn fortfallen, davon bin ich überzeugt. Er kann aber auch. eine Wahl nach dem Wunsche der seligen alten Tante treffen, deshalb —' Er räusperte sich und trat an das Fenster, ohne feine Rede zu vollenden, die Olga lachend beendete: „Deshalb ist es für alle Fälle gut, wenn ich, Olga Tiroler Mchmrkte-KckudMllM für den Monat Jänner 190A
! Nun, Papa, ich ver spreche Dir, mein bestes zu thun, um den etwas ungelenken Bären einzufangen, denn, daß ich eS Euch nur gestehe, Vetter Konrad gefällt mir besser, als alle die jungen Herrchen'unserer Gesellschaft.' „Kind, Kind, nimm die Angelegenheit nicht zu leicht!' „Das thue ich auch nicht, Mama. Mir ist sehr ernst dabei ums Herz,' versicherte Olga, indem sie die kleine weiße Hand auf die Brust legte. „Nun,' meinte der Kommerzienrath, „Du weißt jetzt, daß ich Deiner Neigung keine Hindernisse
in den Weg legen werde.' Olga umarmte den „lieben, guten Papa' und küßte ihn zärtlich. Ihr war wirklich ernsthaft zu Sinn, Konrad Uhle hatte es ihrem phantastischen, eigenwilligen, launischen Herzen angethan. 5 -5 Konrad legte die letzte Hand an das Atelier. Die groben Böden in dem Eulenthurm hatten ihm den Raum für ein prächtiges Künstlerheim geliefert. Die Wände hatte er durch Bretter und Teppiche verkleidet, die kahle Decke durch sinnreiche Ausschmück ung von Teppichen, alten Waffen und allerhand
bei der Einrichtung des Ateliers mit freudigem Eifer und Konrad war ihr dankbar, daß ihr feiner weiblicher Geschmack seinen zuweilen etwas barocken Schönheitssinn unterstützte und ver besserte. Heute waren zum erstenmal die Staffeleien beider ausgestellt. Auf derjenigen Mias befand sich das Aquarell der alten Sankt Veits-Kapelle, auf der' Konrads nur eine große, noch leere Leinwand. Mia malte eifrig. Konrad saß vor seiner Staffelei und schaute dem jungen Mädchen mit lächelndem Wohlgefallen^ zu. den Prater
er, „möchte ich einen anderen Vorwurf zu meinem Gemälde nehmen.' „Ich finde aber den Vorwurf sehr hübsch.' »Ja, ja,' lachte Konrad, „Cowboys auf der Fährte eines Pferdediebes', das ist etwas für den verwöhnten Geschmack der Großstädter. Aber trotz dem gefällt mir der Vorwurf nicht mehr. Ich be dauere, kein Porträtmaler zu sein.' Mia errötete. «Weshalb?' fragte sie leise, indem sie sich tiefer auf ihre Arbeit beugt. „Ah, Sie kleiner Schelm!' rief Konrad, „Sie wissen eS recht gut. — Um Sie malen