eine starke Beunruhigung erkennen lassen, weil sie für das Ansehen des österreichischen Volkes bangt, wenn der österreichische Staat als Repräsentant des Willens seiner Bürger schjweigend gewähren läßt, daß Italien die durch die Bande des Blutes und durch gemeinsamste Schjchsale aufs engste verwandten Brüder mißhandelt., Oesterreich hat die Friedensverträge wohl als Tat sachen anerkennen müssen, aber es hat niemals verhehlt, daß es diese Tatsachen durchaus nicht für unabänderlich be trachtet. In kluger
Weife hat man im Laufe der letzten Jahre wiederholt den Stärkegrad der Ketten geprüft, mit denen man uns belastet hat. Wir sinden erfreulicher weise, daß der Berrostungsprozeß schneller fortschreitet, als wir einstens zu hoffen wagten. Die Revision der Friedensverträge setzt sich durch wie ein unwiderstehliches Naturereignis. Niemand würde uns verstehen, wenn wir in einem solchen Augenblicke nicht kräftig mithelsen woll ten, die von Italien selbst brennend gemachste Südtiroler Frage der Welt ,ijn
ihrer vollen internationalen Bedeu tung darzsustellen. ! Wer haben wiederholt aus dem Munde der italieni schen Staatsmänner vernommen, daß sie nicht übel Lust besitzen, ihr Gebiet auf Kästen Oesterreichs zsu erweitern. Diese Gefahr bedroht uns, weil der Löwe Blut geleckt hat. Säße Italien nichch in Südtirol, hätte die Nachgiebig keit der Friedenskonferenzl in unserem südlichjein Nach barn nichst die Hoffnung erweckt, daß er sich über sein natürliches, durch die italienische Nationalität der Be völkerung
Italiens gegenüber der deutschen Minderheit in Südtirol offiziell vor das Forum des Völkerbundes gebracht wird. Wir wissen, daß unsere diplomatische Ver tretung wiederholt Schnitte in Rom unternommen hat und wir sind etwa ferne davon, ihr Vorwürfe zu wachsen, weil sie nichts erreicht hat. Sie konnte nichts erreichen — weil Italien aus seine Macht pocht, der wir nichts Gleichwertiges gegenüberzustellen haben. Aber müssen wir uns dann nicht endlich an eine Stelle wenden, die von der italienischen
Regierung, ob sie will oder nicht, mehr beachtet werden muß als die österreichische Regierung? Als Mitgliedstaat des Völkerbundes ist uns ein Weg ge öffnet, der es gestattet, eine Flucht in die Weltöffentlich keit zu vollbringen, wenn schon die Aussprache in den geheimen Kammern der Diplomatenpälais' zsn k inem Er gebnis führt. Gewiß : es wäre möglich!, daß ein solcher Schritt Oesterreichs', wie wir ihn wünschen, den Völker bund selbst in ernste Verlegenheit bringt. Es ist denk bar, daß Italien