Die „Sonne". Eine komische Episode aus meiner Theaterzeit. Von Intendanzrat Julius Laska*-. Es mar im Jahre 1899. Ich leitete damals das The- ater in Manenbad. Im Frühjahr dieses Jahres wurde plötzlich bekannt, daß sich der Schah,von Persien, jum seine Leiden zu lindern, einer Kur in Marienbad unterziehen werde. Nichtig, es dauerte, nicht lange, so erschien der bekannte persische Ge sandte Neriman Khan am Wiener Hofe in Marienbad als Quartiermacher des Schah und vergas; dabei
der Schah mit großem Gefolge in Marienbad ein und be zog seine Gemächer im Hotel — und Kurgäste sowie haupt sächlich das heimische Publikum hatten viel zu schauen und noch mehr zu reden; das ist doch bei solchen Gelegenheiten die Hauptsache. Gleich nach der Ankunft des Schuhs warf ich mich in Gala, begab mich in das Absteigequartier und überreichte dem (Gesandten und dem Zeremonienmeister fauch ein *) In den Jahren 1901 — 1901 Direktor des Innsbruck:er Stadttheaiers. Khan- das Repertöir
und die Theaterzettel der nächstfol genden zwei Borstellungen: auf Seide mit goldenen Lettern gedruckt. Wie es eben bei solch hohen Besuchen üblich ist. Für die erhabene Sonne des Morgenlandes; ganz geschäfts mäßig, nne es mit dem Gesandten im Frühjahr besprochen worden war. Ich muß erwähnen, daß der Schah von seinen Mi nistern und dem Gefolge nicht nur Majestät, fondern ,pSonne" genannt wurde. Der Zeremonienmeister, wie gesagt, auch ein Khan — es kam mir vor, als gäbe es lauter Khans — überbrachte der Sonne
das von mir über gebene Material, lind nach kurzem Antichambrieren wurde mir mitgeteilt, daß die „Sonne" den nächsten Tag das Theater mit seinein Besuche beehren werde. Gleichzeitig wurden für alle Borstellungen, die der Schäl) zu besuchen vorhatte, nicht nur die große Mittelloge mit zehn Sitzen, sondern noch siebzig Logen- und andere Sitze für das Ge folge bestellt. — Geschäft ist Geschäft! So freigiebig war wohl von allen Potentaten, welche die von mir geleiteten Theater im Laufe der Zeiten besucht hatten, wohl
sich mit ihren Gastspielen ab, es folgte eine Glanzvorstellung nach der andern, so daß die „Marienbaoer Zeitung" in ihrem Lob so weit ging, zu schreiben: „das Marienbader Theater ist das Bayreuth der Operette". Da nun sehr viele Künstler vom Schah wertvolle Präsente bekamen, er aber selbstver ständlich nicht an das Ehorpersonal dachte, kam ich auf die Idee, diesem Personale eine Benefizvorstellung zu geben, damit die „Sonne" wisse, daß hinterm Berge auch noch Leute lvohnen. Ich ließ also für die nächste Vorstellung