aber wandte sich nach der anderen Seite und gewann es sich ab, ihr nicht nach zusehen. Als er an sein Besitztum kam, saß die Witwe auf der Bank vor der Tür und hielt ihm schon von weiten» einen Brief entgegen, das Gesicht von einer großen Freude ver klärt und gerötet. „Herr Doktor, der Hermann hat ge schrieben! Er hat sich zur Prüfung gemeldet und hofft, sie zu bestehen, so daß er dann heimkommen könnte —' Doch Johannes Vraumüller nahm den Brief nicht, um ihn freudig zu lesen. . Die Sonne schien
noch ebenso, hell wie vor her, und doch war ihisi, als fiele ein Schatten über die Landschaft — über das Glück, das er sich erhofft hatte. Wenn Hermann heimkam, dann würde er wieder mit ihm wandern wollen, und dann — . Ja, dann kam Jugend zu Jugend, und er wurde überflüssig — er war ja doch wirklich alt — ihr gegenüber —'und ihm gegenüber! Verwundert sah die Frau ihn an. „Sie machen ein so finsteres Gesicht, Herr Doktor —' „Ich? Nicht, daß ich wüßte! Oder ja, ich ärgere mich, daß dieser Mensch
hätte er mögen,,die Hände' des holden Kindes fassen und gestehen, daß seine Sehnsucht noch viel, viel ärger gewesen war! Aber das tat er nicht, sondern schritt artig neben ihr her und sagte, daß' sie nur zwei Stunden wandern würden, und ärgerte sich dabei, daß er sich selbst ihrer Gemeinschaft beraubte! Er machte sie auf diese und jene seltene Pflanze aufmerksam, zeigte ihr Käfer und Schmetterlinge; er wurde wieder zum Lehrer, der er Hermann gewesen war, und er sah, wie sie seine Worte mit Freuden
wieder in seiner Stube auf und ab. Diesmal aber preßte er beide Fäuste auf die Brust, als fürchte er, sie könnte springen in dem Uebermatz seines Glücks. Jetzt mochte der Hermann heimkommen! Jetzt konnte er ihm trotz seiner frischen Jugend nicht mehr gefährlich werden! Johannes Vraumüller war fest davon überzeugt, daß das, was ihm aus den Augen des Mädchens entgegengestrahlt hatte, Liebe gewesen war — daß er nochmals auf ei« seliges, beseligendes Glück würde hoffen dürfen. Und so oft er in den nächsten Tagen
die Arme aus und jodelte in die Weite wie ein über mütiger Knabe, fteute sich, daß Johanna mit einstimmte. Lachend und scherzend stiegen sie umher, lachend und scherzend trennten sie sich. Jedes neue Zusammensein brachte die beiden ein ander näher,' gab dem Doktor mehr Gewiß heit, daß Johanna ihn .liebte! Cr selber hatte in seiner Herzensfreude an Hermann Lehner geschrieben und ihn gebeten, ja sofort nach bestandener Prüfung heim zukommen. „Ich habe etwas für dich bereit, was dich freuen