Nachdenken bin ich nicht ge kommen in dieser Zeit, da alles um mich herum so neu und so ganz anders geworden." „Aber das neue Leben bekommt dir gut — du siehst sehr wohl aus." „O ja." „Und es gefällt dir?" ,$q! Wenn Tante Lena noch da wäre und ich dich täg lich sehen könnte, wäre ich wunschlos!" Er runzelte leicht die Brauen. . „Da soll ich dich wohl gar nicht aus diesem wunder schönen Leben entführen?" „Doch, Hans, ich gehöre zu dir," sagte sie, „aber — weißt du, so große Eile
sich zutraulich an ihn. So sicher und so geborgen fühlte sie sich an seiner Seite. Er gefiel ihr so gut, nach dem sie ihn so lange nicht gesehen. Es war so etwas Seh niges und Kraftvolles an ihm, obgleich er schlank war nnd eher etwas mager. Sein Gesicht hatte die Sommer sonne, die ans den Exerzierplatz gebrannt, dunkel ge bräunt, aber über der Stirn lief ein schmaler weißer Streifen, und das Haar lockte sich ein wenig am Scheitel, ganz so, wie sie es schon am ihm beobachtet, als sie noch ein kleines Mädchen
gewesen und in ihm eine Art großen Bruder gesehen hatte. So lieb und vertraut war ihr das Gesicht, so gut kannte sie ihn, nnd so ganz konnte sie ihn, vertrauen. Plötzlich kam ihr der Gedanke, wie sehr sie sich äng stigen würde, wenn statt seiner jetzt Claudio Boldambrini neben ihr auf der Bank sitzen würde. Ganz Heiß wurde ihr bei dieser Vorstellung, und sie ergriff Hansens Hand, die braun und mager war, mit langen, schlanken Fingern, dabei seynig und voll Kraft. Eine rechte Zügelfaust. Nein, diese hier war nicht brutal
sehr angesreundet, ein reizendes Mädchen, und so ganz anders als alle Mädchen, die ich bisher gekannt habe." „Und dieser Fürst Claudio, von dem du mir einmal schriebst?" Sabine wurde rot, konnte es nicht hindern, und. schnell sagte sie: „Ihn sehe ich ja nicht so oft." „Macht er dir den Hof?" Nun lachte sie, ihre Verlegenheit zu verbergen. „Du wirst doch nicht auf ihn eifersüchtig fein, Hanse männe?" „Wenn du rot wirst, sobald sein Name erwähnt wird!" „Ach — nur, weil du mich so ansahst." „Du schriebst
, wenn er dich an sähe, ginge sein Blick dir durch und durch." „LlMnev,ci) oas?" Ganz befangen sah Sabine vor sich nieder; wenn sie nur an Claudio dachte, fühlte sie ihr Herz schneller schlagen, und ein seltsames Unbehagen ergriff sie. Nun nickte sie: „Es ist wahr, er kann einen an sehen, daß einem angst und bang wird; manchmal fürchte ich mich beinahe vor ihm." „Er macht dir den Hof?" „Nur so — nur weil niemand sonst dafür da ist." „Sabine — läßt du es dir gefallen?" Vorwurfsvoll fragte er es, und wieder wurde