er den Wild wuchs und pfropfte manches Edelreis auf den jungen, ge sunden Stamm. Der wurde stärker und entfaltete sich üppiger. Unter der sorgsamen Hand, die ihn stützte und sein Wachs tum lenkte, fühlte er sich geborgen und sicher. Florian sang und pfiff bei der Arbeit. Stundenlang schaffte er allein. Kam aber der Professor, dann fing das rechte Arbeiten erst an. Köster war wie der liebe Gott; in seiner Nähe wurde alles gut. Er sah auch so aus wie der liebe Herrgott mit feinen hellblauen Augen
am Ammersee auf dem Stein bergerhof und schrieb jeden zweiten Tag einen verzagten Brief. Florian hatte nicht sehr viel Zeit, sie zu trösten, aber hin und wieder schrieb er doch, und seine Briefe waren voll von allem Erlebten, von Sonnenschein und Ungewitter. Er schickte sie an den Steinberger-Sepp, so hatten sie es verabredet, denn Tante Marie war nicht zu trauen. Wenn Florian vor der Staffelei saß und an Leni dachte, durchströmte ihn eine heiße Woge von Zärtlichkeit. Er konnte dann nichts anderes denken
und die anderen, die sich mühen mußten. Von keinem hielt er so viel wie von Florian. Er war begabt und strebsam und mühte sich auch. Nur leichtsinnig war er nicht, und weil er es auch nicht werden sollte, hielt ihn der Professor von seinen an deren Schülern fern. Daß Florian sich selbst bodenlos leichtsinnig nannte, wenn er an den 30. September dachte, davon wußte Köster nichts. Dachte Florian an diesen Tag, so ahnte er, daß mit ihm die buckligen und harten Wege kommen würden und daß er mit einem hungrigen Magen wohl
nicht mehr so fröhlich singen und pfeifen würde wie bisher. Einerlei, noch war es nicht so weit, und am nächsten Sonntag fuhr er mit Köster an den Ammersee. Sie wollten draußen malen. Der Kopf des Steinberger-Sepp hatte es dem Professor angetan, er war ganz versessen darauf. Florian hatte ihn jedoch im Verdacht, daß dieser Ausflug einen ganz anderen Grund hatte. Es war da einmal eine Stunde gewesen, in der einem verliebten, jungen Mann das Herz über die Lippen ge sprungen war, als ein alter, freundlicher
Mann, der aussah wie der liebe Gott, nach einem gewissen, lieben Mädel ge fragt hatte, das Leni hieß. Nur zu gern hatte Florian von seiner Leni erzählt, und jetzt wollte der Professor sie kennenlernen. Daß das Mädel wie die Prinzessin im Märchen von einem mißtrauischen Drachen bewacht wurde, hatte der alte Herr auch erfahren und verständnisinnig dazu genickt. „Keine Sorge, Florizel. den Drachen wickeln wir ein, auf solche Künste verstehe ich mich." Köster freute sich auf das nächste Wochenende