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Tiroler Grenzbote
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Pagina 4 di 4
Data: 31.08.1942
Descrizione fisica: 4
einmal aus, wieviel Tausende von Tonnen Futtermittel es ergibt, die der Wirtschaft entzogen werden, wenn jeder die wert vollen Rückstände vernichtet. Ein heiterer Künstlerroman von Else Jung-Lindemann Urheber-Rechtsschutz: Drei Quellen-Verlag, Königsbrücfe (Bez. Dresden) 2] An schönen Sonntagen saß Florian im Englischen Garten oder er wanderte durchs Isartal. Aber das Sonnen gezitter auf den Wegen und im Laub machte ihn niemals recht froh. Es war kein Alleinsein dort, keine Ursprünglich keit. Florian

, der doch so einsam und alleingelassen war, fand dort nicht jene Einsamkeit, die einen wachen, aufnahme bereiten Menschen bis zum Rand mit Fülle und Glück be schenken konnte. Nun gut, er hätte hinausfahren können. Waren die Weite und der Kranz der Berge, die man an klaren Tagen vom Rathausturm sehen konnte, nicht nahe genug? Ach nein, Florian hatte das schon versucht, er tat es nicht wieder. Diese Ausflüge hatten ihn seine Armut so bitter empfinden lassen, daß er das Elend der abendlichen Heimfahrt

aus einem fonnendurchglühten Tag in die mauer umschlossene, heiße Stadt nicht wieder erleben wollte. Auch kosteten ihm diese Fahrten zu viel Geld. So blieb Florian am Sonntag dort, wo er hingehörte, wo man ihm seinen Platz und Erwerb angewiesen hatte. Er ging am Vormittag spazieren, mal hierhin, mal dorthin, und stellte immer wieder fest, daß es nichts Trostloseres für ihn geben konnte, als solche Sonntage in der Stadt. Sie machten trübsinnig, und dagegen wehrte sich Florian. Er war doch noch jung! Mit fünfundzwanzig

Jahren war es vom Übel, allzu gefühlvoll zu sein. Das sagten auch die Kameraden im Büro, wenn sie ihn fragten, wo er am Sonntag gewesen wäre. Daheim? ... Lachhaft! Es gab so viele hübsche Mädel in München, ob er die noch nie gesehen hätte? O doch! Aber Florian hatte keine Lust, vielleicht auch keinen Mut, ihre Bekanntschaft zu suchen. Freilich, einmal ölWM gesen Kinöerisvnillng Alljährlich sucht die Kinderlähmung vornehmlich im Spätsommer ihr Opfer unter der Jugend. Zwar ge sundet der weitaus größte

gebeten. Fischer entgegnete: „Ich kann leider nichts dazu sagen, denn ich habe den Betreffenden bisher weder im Zorn, noch berauscht, noch bei der Teilung einer Erbschaft gesehen!" . hatte er ein Mädchen angesprochen. Es saß neben ihm auf einer Bank im Isartal, und Florian war mit ihm ins Ge spräch gekommen, ohne recht zu wissen, wie es geschah. Es hatte eine schiefe Schulter und traurige Augen und ganz dünne, blasse Hände. Diese Hände mußte er immer ansehen, während er mit dem Mädchen sprach

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 5 di 8
Data: 09.11.1915
Descrizione fisica: 8
wird. Die Bewohner werden das Wesentliche von dem, was sie zurück- gelassen haben, wieder finden, denn vor den weni gen ungenügend versperrten Kaufläden — mir fiel besonders eine Buchhandlung mit vielen deutschen Büchern auf — halten Landsturm männer treue Wacht. Manches ist freilich im Rummel der Stür- mung beschädigt worden, hie und da gelang es auch — 49 — „Ja, was hat er dir denn getan, Vater?" fragte Florian, über dessen Erregung verwundert. „Um den Marienhof hat er uns gebracht, mich und dich!" brach Alois

heftig aus. Florian schaute ihn mit großen Augen, mehr zweifelnd als betroffen, an. „Das ist's, wovon ich mit dir Hab' reden wollen," fuhr der Vater gemäßigter fort. „Du sollst alles wissen, wie es zugegangen ist, damit du nicht erschrickst, wenn das Unglück auf einmal da ist, und wir beide im voraus einig sind, was nachher zu tun ist." „Aber das ist ja gar nicht möglich, Vater, daß der Marienhof für uns verloren ist," rief Florian beklommen. „Hab' ich's denn für möglich gehalten," knirschte Alois

, „bis es mir der Schuft eines Tages schwarz auf weiß gewiesen hat? O, du mein Schöpfer und Heiland, was war das für ein Tag für mich! In der Höll' kann einer nicht mehr auszuhalten haben, als ich da mals ausgestanden Hab'. Aber hör' nur zu!" .. Er faßte mit der Linken kräftig den Arm seines Sohnes und erzählte nach einem Schlucken, wie ihm der Schreiber auf einer Fahrt nach Jenbach von dem Testamente seines Vaters und dessen Bestim mungen berichtet und ihm dann dasselbe gezeigt habe. Florian schnellte

mit einem Schrei von dem Stein auf. Der Vater zog ihn aber wieder auf seinen Sitz und erzählte mit dumpfer Stimme weiter, wie und wo Beck das Testament, von dessen Vor- ! handensein niemand mehr geahnt, gefunden und entwendet habe, von seinen fortgesetzten Erpressungen durch dasselbe: wie er es end lich auszuliefern versprochen habe, aber ohne dasselbe an dem be- stinimten Tage herausgekommen und unterwegs von Sterzinger erschossen worden sei. Wie betäubt saß Florian; dennoch entging ihm kein Wort. Er empfand

jedes, wie es an sein Ohr schlug, mit einem körperlichen Schmerz und es brannte sich gleichsam in sein Gehirn ein. „Jetzt weißt," seufzte Alois, „wie uns der Lump noch in seinem Tod uu: den Hof betrogen hat!" „Betrogen, Vater?" stotterte Florian. „Gestohlen hat er das Testament schon. Aber ich bitt' dich, um Gottes Willen, Vater, wie wortkarg; ihre Befehle an die Mägde stieß sie kurz heraus; ihre von Natur starren Züge erschienen noch starrer, härter und die Farbe ihres Gesichtes, hatte die Frische verloren

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 6 di 8
Data: 10.11.1915
Descrizione fisica: 8
einzubrechen. „Du hast mir noch nicht alles gesagt, Vater," kam ihm Florian zu Hilfe. „Was soll denn nachher geschehen, wenn der Hof abgetreten ist? Das ist doch die Hauptfach'!" Alois richtete sich mit einem schweren Seufzer auf. „Nachher?" fragte er. „Ja, das ist freilich die Hauptfach'! Schau. Bub', du hast nie ein rechtes Herz zu dem Hof gehabt und da wird es dir wohl nicht gar so nahe gehen, wenn du nicht zu wirten brauchst. Du hast immer ein Jäger lvevden wollen und jetzt sollst deinen Willen

haben." Florian vermochte jetzt keine volle Freude darüber zu emp finden. „Aber nicht hier, wo jeder unser Unglück kennt," fuhr Alois fort. „Mich hat's oft schon gewurmt, daß ich aus England heim ge kommen bin und nicht mit dir nach Amerika gegangen bin, und jetzt, lvo hier alles für uns zu Ende ist, wollen wir beide unser Glück dort versuchen." Florian griff den Gedanken lebhaft auf. Ihm war es unter beu obwaltenden Verhältnissen recht, aus dem heimatlichen Tale fortzukommen, und es lockte ihn das neue

, abenteuerliche Leben in der Fremde. „Es wird wohl noch was für uns übrig bleiben, wenn dem Nazi der Hof zugesprochen wird," fuhr der Vater fort. „Das teilen * wir; Die. eine Hälfte nehmen wir zur Reise und das klebrige kriegt bie Bäuerin, daß sie mit der Benedikta nicht zu betteln braucht, bis sie Arbeit gefunden hat." „Die kommen nicht mit?" fragte Florian gedehnt. „Nein," rief Alois nachdrücklich, „das Leben Hab' ich satt. Die Bäuerin und ich Haben schon längst eingesehen, das; wir,nicht wnter mitsammen

Hausen können. Wär's auch nicht durch Den Tod des Buk aus einmal zu dem End' gekommen, wir hätten uns doch,getrennt und ich hab's ihr schon früher gesagt, wie ich's mit ihr und der Benedikta einrichten wollt'. Jetzt ist alles anders geworden; wir alle ziehen von dem Marienhof ab, du und ich aber über's Meer, und dir wird's auch lieb sein, daß deine Stiefmutter,' die dich nie hat leiden mögen, zurückbleibt." „Ja, schon," murmelte Florian. „Es ist bloß von wegen der Beu.'dikta." „Freilich!" pflichtete

ihm der Vater bei. „Wenn's ein Bub' lväre mit gesunden Gliedern; aber ein Mädchen und verkrüppelt — es geht halt ncht. Die Bäuerin würd' f mir auch nicht lassen." Beide schwiegen eine Weile. „Und die Mutter weiß urn das Testament?" begann Florian wieder. Alois nickte. „Und sie hat nie von dir verlangt, daß du den Hof herausgeben sollst?" fragte Florian zögernd. „Die?" lachte der Vater mit bitterem Hohn. „Weißt noch den Abend, wo ich sie dir als deine künftige Mutter aufgeführt Hab'? Die nimmt dich doch bloß

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 6 di 8
Data: 13.07.1915
Descrizione fisica: 8
. B »m nach möch Eröf seine kreisi sache F daß ; kau, Sym Be ger 3 zwei visier De empf spraä merk! Zeitu Abtrc bereil Zung verbll Karm nopel durch verbü Zeitu derT schluss — 74 — während du ein freier Bauer sein kannst und nach keinem Kaiser und König fragen brauchst." „Das ist eine schöne Freiheit!" versetzte Florian verächtlich. „Ich mag nicht mein Lebtag den Kopf auf die Erd' bücken und nicht wissen, ob über mir die Sonne scheint, oder ob's regnet." „Ne, Bub, das verstehst nicht," sagte Griesinger. „Lass

' ihn reden," bemerkte Alois. „Er hat noch nichts wie Schnurren im Kopf. Das wird schon anders werden." Florian protestierte: es sei sein Ernst mit dem Jäger. „Na ja, wie mit dem Schneemann," scherzte der Vater. „Wenn Tauwetter kommt, zerschmilzt er." Er ging mit Griesinger weiter, der dem Buben freundlich zu nickte. Florians Wangen glühten. Er schämte sich, vor dem fremden, alten Manne von dem Vater wie ein Kind behandelt worden zu sein, das noch nicht weiß, was es will, und er fühlte

sich doch einen Mann vom Wirbel bis zur Zehe. Trotzig drückte er sich die Pelz mütze in die Stirn und ging hastig dem Dorfe zu. Er wollte dem Vater beweisen, daß er kein Kind mehr sei mit wechselnden Wünschen, sondern ganz gut wüßte, was er wollte. Jetzt gleich wollte er es be weisen. Ein Hirschgeweih über der schmalen Haustüre bezeichnete die Wohnung des alten Mayr in Achenkirchen. Aus der Küche steckte seine alte Wirtin den Kopf und fragte Florian, was er wolle. In der Stube schlug ein Hund an, und Florian trat

Flachses auf dem Rocken spann sie ihre Phantasien in goldenen Fä- (rb . den aus. Es war die einzige Arbeit, bei der sie geduldig ausdauerte, und des Großvaters alter Haushälterin ewiges Jammern, daß sie iirh'tsir, zu keiner häuslichen Frauenhantierung Geschick und Neigung zeige, lloleta Der Schneemann hatte Eva mit Florian ausgesöhnt. Mochte der ^Ur Zorn, den der ehrenwerte Meister Griff! hegte, da er ihn an dem Trauu wahren Schuldigen nicht auslassen konnte, auch noch so nachdrücklich Nissen in Donner

und Blitz über die Schuljugend sich entladen, Eva schüt- B . ie f«t telte das Unwetter von sich ab, wie ein naßgewordener Vogel die Regentropfen. Denn draußen auf dem Dorfplatz stand ja trotz alle- e ro ti™ dem der Schneemann mit den schwülstigen Lippen und der ungeheu- osmol ren Gurkennase, an deren Spitze die ewig schaffende Naturkraft Marals die Aehnlichkeit mit dem Original vollendend, ein zum Eiszapfen rJLJJ erstarrtes Tröpfchen gehängt hatte. Schon daß Florian mit den Bu- Erläut ben sich so tapfer

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 4 di 8
Data: 05.06.1934
Descrizione fisica: 8
sich an Florian: „Tragen Sie diese Karte zum Kasten, aber richtig hineinwevfen, ja?" Ekelhafter Kerl, denkt Florian. Macht hier ein Getöse mit seinem Staatsanwalt. Florian will die Karte eigent lich nicht leien, aber dann liest er sie doch. „Liebes Minchen, meinen vorgestrigen Briff wirst Du erhalten haben. Die Kur hier tur mir wirklich gut, aller dings artet sie jetzt allmählich in eine gelinde Schinderei aus. In aller Frühe wird man aus dem Bett getrommelt und bekommt eine eiskalte Dusche

in Reih und Glied, richt euch. Augen links. Florian verursacht diese anständige und ordnungsmäßige Schrift aus dunklen Gründen Unbe hagen. Eine dumpfe Wut überfällt ihn, die aber gleich wieder weg ist. Abends sinkt er todmüde in sein Bett. Nicht ohne vor her seine schmutzige Vagantenwäsche geheimnisvoll ver- räumt zu haben. Dieses Sanatorium ist ein großes Glück für ihn. Ein Asyl geradezu, ein schon nicht mehr erhoffter Dreh in seinem Leben. Hier, unter diesen feinen Leuten, wird ihn kein Mensch

suchen. Sanatorium Amselschlag, herrlich am Walde gelegen, Haus ersten Ranges, Pensions- Preis von 15.— Mark ab, ärztliche Regelbehandlung inbe griffen. Hier ist gut sein, hier laßt uns Hütten bauen. Es ist sehr still im ganzen Haus, nur manchmal tappt ein Jemand über den Gangläufer, einem rätselhaften Ziel zu. Und ehe Florian sich's recht versieht, gleitet er in Schlafschwärze und einen wunderschönen Traum hinein. 16. Fräulein Suwarin, dieses tüchtige und fleißige Fräu lein Suwarin, beugt

sich über ein Mikroskop und zählt weiße Blutkörperchen. Florian spült.Reagenzgläser und stellt sie zum Trocknen auf eine Stellage. Eine verirrte Fliege bumst mit ihrem dicken Kopf gegen eins der Labo- ratoriumsfenster. Manchmal schielt Florian zu der Su warin hinüber und wundert sich, wie man nur so goldenes Haar haben kann. Für gewöhnlich ist Fräulein Suwarin ffchblond, zweckmäßig in der Mitte gescheitelt, aber heute unter diesem Wolkenbruch von Sonne ist sie eben gold haarig. In ihrem ovalen, sanft-bräunlichen

Russengesicht stehen gescheite, ein wenig nachdenkliche Augen von einer unbestimmten Farbe. Florian hat, wie viele Männer, einen Abscheu vor „gelehrten Frauen", äber die Suwarin, oieses immer gefällige und freundliche Ding, macht eine Ausnahme. Ob die Suwarin wohl auch schon —? Absur der Gedanke, sich diese eifervolle Medizinerin in der Rolle einer Geliebten vorzustellen! „Vergesien Sie die Petri-Schalen nicht, Florian!" tönt es herüber. „Bin schon dabei", beeilt sich Florian zu versichern, und kehrt

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 4 di 8
Data: 02.07.1934
Descrizione fisica: 8
. Mit diesem Strauß und einem undurchdringlichen Gesicht durchschreitet Florian Schlag drei Uhr das Portal der chirurgischen Klinik. Er steigt eine Treppe hoch, noch eine. Endlich: „Frauenabteilung, Zimmer 81 bis 90, Rauchen und Lärmen verboten. Die Direktion." Eine Schwester will mit einem dampfenden Tablett vorüber, heiße Milch und Kaffee sind in den Tassen. Florian hält die Eilige auf und fragt bescheiden: „Kann ich Frau Sünderlein besuchen? Nummer 88. Ich bin nämlich der Sohn." Nach einer Weile kommt

die sanfte, rundliche Schwester wieder und lächelt: „Folgen Sie mir nur. Das erste Bett links. Frau Sünderlein war sehr erschrocken. Sie müsten ein bißchen behutsam sein und nicht zu lange bleiben. Sie ist noch sehr schwach. Die Aerzte haben Radium eingelegt." Florian verläßt den Korridor, der nach Jodoform und Bodenwachs riecht, und stolpert, dem ausgestreckten Fin ger der Schwester folgend, in ein helles Krankenzimmer. Zwei Frauen, die eine mit geschientem Arm, die andere mit einem Strickzeug

, schlüpfen bei seinem Eintritt an ihm vorbei aus den Gang. Florian ist allein mit der Frau, die ihn geboren hat. Denn die anderen Betten sind nicht belegt. Florian schleicht auf den Zehenspitzen vorwärts und sagt mit ver trockneter Zunge: „Mutter!" In diesen zwei Silben ist alle Qual, alle Sehnsucht, .alle Freude eingehegt. Mit diesen zwei Silben ist etwas ganz Großes und Ewiges gesagt. Florian muß einen Schwindelansall überwinden, muß sich durch Tränennebel kämpfen und landet schließlich

. Du bist bei mir und ich bin bei dir. Tut das Wei nen gut? Ja? Dann wein' dich nur aus, mein Armer. Ist es dir schlecht gegangen? Hast du Hunger gelitten? Warst du weit fort? War es sehr arg?" Solcher Art sind die Worte, mit denen Frau Sünder lein, eine einfache Frau aus dem Volke, ihren zurückgekehr ten Sohn tröstet. Ihre durchsichtigen Finger streicheln über Florians Haar, über die zuckenden Schultern, über die häßliche Stirnnarbe. Und Florian schüttet alles Be drückende aus sich heraus, einen ganzen Berg voll, schüttet

es vor die Mutter hin und schwemmt sich aus mit wohl tätigen und erleichternden Tränen. „Was ist denn mit deinem Gesicht pasiiert, Florian?" „Mit meinem Gesicht? Ach so. Nun, ein Zimmerbrand, häb' ein biffel abbekommen, war gar nicht so schlimm, Mutter", erwidert er und schmiegt sein verunstaltetes Antlitz in das kühle Bettleinen, das wie eine wiedergefun dene Heimat ist. Wie armselig die Mutter untergebracht ist! Dritter Klasse — „Magst mir nicht ein bisiel erzählen, Bub? Ich weiß ja nur, was Reßl deinem Vater

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 2 di 8
Data: 14.05.1907
Descrizione fisica: 8
, für den Prevot (Oberrichter) bestimmt, war noch unbesetzt; links von demselben auf einer Bank saß der Auditor (Hilfsrichter), Meister Florian; vor diesem der Gerichts schreiber, die Feder in der Hand. Gegenüber, vor den hölzernen Schranken, hatten die Zu schauer ihren Platz. Meister Florian, der Hilfsrichter, war taub, was aber bei einem Richter nicht viel zu bedeuten hat, und speziell bei Meister Florian nicht, denn er richtete darum nicht minder gut, und zwar ohne Appellation. Es ist hinreichend

, wenn ein Richter sich nur den Anschein gibt, zuzuhören, und und Meister Florian erfüllte diese Bedingung, die einzig wesentliche einer guten Rechtspflege, um so besser, als seine Aufmerksamkeit durch kein Geräusch gestört werden konnte. „Aufgepaßt, Robain Poussepaint! Wen bringen sie denn jetzt, daß soviel Sergeanten auf den Beinen sind? Beim Jupiter, die ganze Meute ist in Bewegung! Das muß ein Haupt stück der Jagd sein!"' so sagte ein Zuschauer hinter den Schranken zu einem seiner Freunde

Bludenz-Land: JofefBrügge- ler, Oberkondukteur d. k. k. Staatsbahn in Bludenz. Glöckner von Notre-Dame, gebunden und unter starker Bedeckung. .Es lag übrigens, seine Miß gestalt ausgenommen, in Quasimodo nichts, was diesen ungewöhnlichen Aufwand von Spießen, Büchsen und Schwertern rechtfertigte; er war düster, schweigsam und ruhig. Kaum warf von Zeit zu Zeit sein einziges Auge einen zornerfüllten Blick auf die Bande, die ihn fesselten. Inzwischen blätterte Meister Florian in der gegen Quasimodo

- gab, so hielten die einen dies für tiefe Gelehr samkeit, die anderen für Dummheit. Meister Florian gab sich so viele Mühe, seine Taubheit zu verhehlen, daß es ihm meistens gelang. Nachdem er nun Quasimodos Sache wohl auf gefaßt und sich einverleibt hatte, bog er das Haupt rückwärts und schloß die Augen zur Hälfte, um sich ein majestätisches und unparteiisches Ansehen zu gebeu, so daß er jetzt sowohl blind als taub war, ohne welche doppelte Bedingung es keinen vollkommenen Richter gibt

, so heftig, so soll, daß es selbst den beiden Tauben nicht entgehen konnte. Quasimodo zuckte die Achseln und blickte verachtungsvoll um sich. Meister Florian, gleich ihm verwundert, bildete sich ein, daß irgendeine unehrerbietige Antwort des An-

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 3 di 8
Data: 23.11.1933
Descrizione fisica: 8
, so habe ich 'betet, daß du eine schöne brave Frau — nein, Florian — ich sag's aufrichtig — ich Hab' 'betet, daß »du die Rost kriegst." „Und ich bet' auch schon vierzehn Tag drum," sagte Florian lächelnd. „Da muß es was werden." „Da sind wir beim Bognersf.häKammlk GfENJAT8 „Da sind wir beim Bogner im Garten gesessen und haben in die Stubaier Ferner hineingeschaut, ausgezeich nete Ferner, ganz schneeweiß, und eine Märend' bestellt. Die Bognerin, die kann auftragen! Haben nicht viel zahlen müssen. Ist der Kaplan

Ruf dahergekommen, vom Nar renhaus, ein lustiger Herr, haben lang gescherzt mitein ander." „Ja, derselbige," schaltete Florian ein, „das ist ein Pfiffikus, den kennt man schon! Ter hat's mit der Philo sophie und liest lauter verbotene Bücher, ist aber recht -unterhaltlich!" „Und am Abend sind wir nach Hall hinein, und beim „Bären" sind wir über Nacht geblieben. Ganz fein! Hat sich 's Peppele zu uns gesetzt, die Tochter, ein nettes Mä del und sehr gebildet. Haben lang diskutiert und eine ge bratene

Schönheit." „Am liebsten Hab' ich die schönen Madeln angeschaut." „Ja, du schon! Und nachher sind wir hinaus nach Heiligwasser. Prächtiges Wasser, aber 's ist gar so weit hinauf, und da häb' ich den Wein doch lieber getrunken." „Ganz einverstanden, Frau Wirtin," sagte der Florian. „Und da sind wir noch zwei oder drei Tage in Inns bruck geblieben, sind nach Amras und auf die Martins wand und nachher herunter ins Zillertal nach Fügen. Ha ben die Rainer singen hören zu der Zither. Ja, da meinst schon

, die Engel singen und die heilige Cäcilia spielt's Klavier dazu." „Ja, wenn sie eins hat!" sagte Florian. „Hat der Hansel den dritten Affen gehabt. Und so sind wir wieder heimgekommen und ist die Zeit vorbei ge wesen wie ein Augenblick und alles sehr schön, recht sein und ganz nobel." „Prächtig!" rief Florian und klatschte Beifall spen dend in die Hände. „Nu, jetzt hast du die Welt gesehen, Mutter, jetzt kannst dich zur Ruhe setzen und deine Reise- beschreibung herausgeben. Kannst heut' noch 's erste

Ka pitel ansangen!" „Ja. du solltest halt weniger Strümps' zerreißen, daß ich nicht alleweil flicken müßt'!" versetzte die Mutter mun ter. Indessen fuhr sie doch gleich in einem anderen Tone fort: „Aber jetzt dürfen wir schon ernsthafter reden. Wre ist's denn nachher dir gegangen. Florian?" Mit dieser Frage trat ein fühlbarer Ernst in die Unterhaltung. „Nu," sagte Florian, „die Langkampfener werden dir's schon erzählt haben — die Rost —" „Ja, das hat mir gar nicht übel gefallen, daß sich das Mädel

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Tiroler Volksbote
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Pagina 4 di 20
Data: 28.10.1906
Descrizione fisica: 20
Seite 4. „Tiroler Volksboke.' Jahrg. XIV. in der Landkarte und las noch mehr in Zeitungen und Kalendern. An Sonn- und Feiertagen ging er jetzt auch, öfters fort und der Stradegger erfuhr, daß er bei einem Auswanderungsagenten in Innsbruck gewesen sei. Der alte Bauer merkte jetzt, daß mit der Amerikareise wirklich ernst werde. — Er hatte dem Florian sein leidenschaftliches und abweisendes Benehmen längst schon verziehen und hegte um so größeres Mitleid mit dem armen, jungen Menschen

, als er denselben wahrhaft väterlich liebte und überzeugt war, daß der gute Florian unfehlbar in sein Unglück renne. Darum begegnete er dem Florian jetzt wieder mit der alten Freundlichkeit und zeigte ihm womöglich noch ein größeres Wohlwollen als früher, von der Au-wauderungsangelegenheit des Knechtes sagte er aber kein Wort. Eines Tages, Ende September, ging der Stradegger hinaus in die Bezirksstadt und hatte eine lange Unterredung mit dem Bezirkshauptmann. Als er abends wieder heimkam, war er sehr aufgeräumt

, ja beinahe fröhlich. Die ausnehmend heitere Stimmung des Bauern war den Hausgenossen wohl auffallend, aber sie vermochten keinen Grund dafür zu erraten und er selbst gab keine Erklärung. Der Florian wird verschickt und überlistet. — Es kommt ihm manches spanisch vor und er bleibt doch sonder Ahnung. — Im Namen Sr. Majestät. — Der Florian weiß sich nicht zn helfen. — Zwei Reden, die ihn scham rot machen. — Noch etwas hintendrein. — Es verziehen sich alle Wolken. , — Die Weiber kommen und bringen

den Florian in neue Verlegenheit. — WaS das Mariele sagt und wie dem Florian heiß und bange wird. In den nächsten paar Wochen war der Stradegger mehr mals beim Pfarrer drunten im Widum, dann hatte er wieder angelegentlich mit dem Gemeindevorsteher zu sprechen und er schrieb auch in dieser Zeit eine Menge Briefe. Am Dienstag nach dem Kirchweihsonntag gab er dem Florian den Auftrag, in Gemeinschaft mit seinem Schwiegersohne, dem Kamperbauer, einen Viehtransport von 20 Stück Rindern, die ins Bayern hinaus

verkauft waren, nach Rosenheim zu begleiten. Als die beiden sich auf dm Weg machten, flüsterte der Stradegger seinem Schwiegersohne noch heimlich zu: „Daß ihr aber gewiß nicht vor dem Samstag in der Nacht heimkommt!' Der Kamperbauer nickte schmunzelnd, dann sagte der Stradegger laut: „Ihr braucht euch nicht zu beeilen, es ist ja alles auf gearbeitet und drängt nichts mehr. Wenn's euch gut ausgeht, könnt ihr ja eine Wallfahrt nach Altötting machen .... Von mir aus, Florian, hast Urlaub, magst emmal

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Tiroler Volksbote
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Pagina 4 di 18
Data: 07.01.1906
Descrizione fisica: 18
Seile „Tirole? Nolksbote.' XlV. um seinen Führerlohn betrogen.— Er geht aber nun ernstlich in sich und hält in einer aufrichtigen Beichte Abrechnung mit unserm Herrn. — Florian kommt in große Not, sein Geld ist alles dahin, auch sein Ansehen und sein Mut, er arbeitet als Handlanger bei einem Bau; immer heißer wird seine Sehnsucht uach dem früheren Knechtdienst. — Der Stradegger nimmt ihn auf die Fürsprache der Hausdirn Moidl probeweise auf ein Vierteljahr wieder in dm Dienst und der Florian

ist herzensfroh. Moidl, die ältliche Hausmagd, macht nun dem Florian mit ihren reichen Ersparnissen aufdringliche Heiratsanträge, Florian schlüpft aus, die Moidl gibt aber die Hoffnungen nicht auf. — Florian wird infolge der früheren Aufregungen krank; er hat dm Typhus, wird aber im Stradeggerhaus gehalten wie ein Kind, namentlich die herzensgute Bäurin (Mariann') verpflegt ihn mit der Aufopferung einer Mutter; das tut dem Florian herzmswohl, er weint vor Rührung und nennt die Bäurin seine Mutter

. — Nach seiner Genesung nimmt sich der Florian doppelt zusammen und wird wieder ein Musterknecht. Der Stradegger- bauer nimmt ihn einmal auf dm Markt mit. Im Marktgewühle findet der Florian eine Briestasche mit zirka 5000 Gulden. Der Geldteufel tritt als Versucher an ihn heran, aber der Florian jagt ihn von sich; treu und redlich offenbart er den Fund und nun stellt sich heraus, daß die Brieftasche dem Stradeggerbauer gehört. Der dankbare Bauer will dem Florian an 500 Gulden Finderlohn auszahlen, dieser weigert

sich aber entschieden, auch nur einen Heller anzunehmen. Hiemit ist der Inhalt des von dieser Geschichte im Jahre 1904 Erzählten kurz wiedergegeben; ich will nun die Erzählung wieder regelrecht fortsetzen. N. Der Florian bekommt ein Untersatz!. — Ein freudenreicher Weihnachts brief. — Zwei Mädchen an einem Fenster. — Eine sonderbare Beichte. — So was kommt auch in den besten Häusern vor. — „I mag di nit' mit darauffolgender Predigt. — Leben für Leben. — Fein sein, beinander bleiben I Als der Stradegger

mit seinem Knechte vom Markte nach Hause kam, vom unglücklichen Verlust des Geldes erzählte und wie noch alles glücklich ausgegangen, indem gerade der Florian der ehrliche Finder gewesen, da drückte Frau Marianne dem Knechte dankbar die Hand und sagte gerührt : „Florian, du hast uns vor einem großen Unglück bewahrt — vergelt's Gott zu tausendmal!' „Da ist gar nichts zu danken, liebe Hausmutter,' er widerte der Florian, „ich kann ja nicht dafür, daß gerade ich das Geld gefunden Hab' . ^ aber freuen tut's

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 5 di 8
Data: 07.08.1915
Descrizione fisica: 8
und den grünen Katzenaugen. Florian konnte nicht an ihn denken, ohne mit Grausen dessen naßkalte, knöcherne Finger an seinen Wangen zu fühlen. Die Vorstellung, daß dieser Mann Gewalt über ihn haben sollte, überfiel immer wieder plötzlich und beklemmend, wie den Wanderer am heiteren Tage die aus den Klüften des Gebirges plötzlich aufsteigenden, grauen, eisigen Nebel. Eva lockte schon am zweiten Feiertage aus ihm heraus, was ihn bedrückte. Die Gesellschaft seiner Kameraden meidend, trieb er sich im Gebirge

umher. An einer Stelle oberhalb des Pfades, welcher zur Kögelalp führt, bildete herabgestürztes, von Moos überzogenes Ge stein eine Art von Terrasse, von der eine riesige Wettertanne auf ragte. Ihre Wurzeln umflochten und umklammerten die Blöcke. Auf diesen bemoosten Blöcken saß Eva und schlenkerte mit den Füßen. Florian gewahrte sie nicht eher, als bis sie ihn von droben anrief und heraufzukommen einlud — in ihr Sommerhaus, wie sie hinzü- setzte. Florian folgte mißmutig. Es war aber schwer

, an der Seite der kleinen, übermütigen Plaudertasche trübselig zu bleiben. Sie lachte hell auf, als ihr Florian gebeichtet hatte, daß und weshalb er nach Innsbruck geschickt werden sollte. „Nun gehören wir zwei erst recht zusammen," sagte sie. „Du bist nicht getauft und ich bin ein Nixenkind, das ist lustig. Weißt, in der Weihnachtszeit, da hat mich eine weiße Frau aus dein See ge bracht und meiner Mutter in den Schoß gelegt. Aber die war gar nicht meine Mutter. Meine Mutter ist die Nixenkönigin im See

. Sie trägt Perlen im Haar und Seerosen, und eine Kette von Mu- — 149 — „Der Gulden ist's schon wert, daß ich's probier'," etgegnete sie und nahm Florian das Gewehr, welches er eben geladen hatte, aus der Hand. Der Schuß krachte, und der vorspringende Merker wies das Zentrum. Die Umstehenden riefen Beifall; der Schreiber kaute nicht eben erfreut an seinem Schnurrbart. Noch einmal schoß Vero nika, und zwar mit demselben Erfolge. „Jetzt wett ich noch einen Gulden, daß Ihr das drittemal nicht trefft!" rief

Beck, hoffend, seinen Verlust wieder einzubringen. Veronika nickte zustimmend, und nachdem Florian wieder ge laden hatte, trat sie zum dritten Male vor. Sie zielte ruhig und, krach! hatte der Schreiber auch den zweiten Gulden verspielt. Unter dem schadenfrohen Gelächter der Zuschauer holte Beck sein Taschen - buch hervor und legte zögernd zwei Guldenzettel in Veronikas ruhig ausgestreckte Hand. „Das war leicht verdient!" rief sie vergnügt, und er, seinen Ver druß verwindend: „So eine Frau! Ihr seid

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Tiroler Volksbote
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Pagina 5 di 18
Data: 30.09.1906
Descrizione fisica: 18
von nichts anderem gesprochen als von der Unschuld und Staudhastigkeit des Florian, der für sein Bravsem soviel habe aushalten müssen, von der Wiedertracht und Bosheit der Nosl und des Ander,' denen man die gerechte Strafe allenthalben gönnte. Für den Florian wurde jetzt erst das allgemeine Mitleid und Bedauern wach. — Man fragte auch auf allen Seiten, wo er sich denn befinde und ob er nicht mehr nach Tiefenbrunu komme. — Und als die Leute immer angelegentlicher nach ihm fvagten, war er plötzlich da. Niemand

die Hände drücken. Das Nannele müßte ein festliches Mahl kochen, . wie es nur zu feierlichen Zeiten üblich war, und der Bauer holte einen großen Kmg Wein vom Besseren ans dem Keller. Alle äußerten dem Florian ihre innigste Teilnahme und versuchten ihm etwas Liebes zu sagen, so daß diesem das Herz ordentlich warm und die Augen beinahe feucht wurden. Es war ihm so heimelig und wohl zumute wie selten einmal in seinem Leben und an diesem Abend legte sich nicht der mindeste Schatten' über sein Gemüt

. Vor dem Schlafengehen kniete er an sein Bett und dankte Gott mit inbrünstigem Herzen. -In den nächsten Tagen kamen öiete Nachbarn und Bekannte, um den Florian zu sehen und ihn zu beglückwünschen. Alle fanden in ihm noch den alten treuherzigen und wackeren Burschen, aber gar zu ernst, fast schwermütig schien er ihnen geworden. Diese Wahrnehmung machte zu ihrem Leidwesen auch die Hausmagd Nandl, welche mit all ihren Spässen und Schelmereien kaum mehr als ein schwaches Lächeln dem Florian hervorzulocken vermochte

. Und früher hatte er l>,och so frisch und schmetternd l '.chen gekonnt! — Nicht unter den Letzten erschien auch der Erstfelder-Hans, um den Florian zu bewillkommnen. Zwar etwas verschämt, aber ungemein herzlich äußerte er dem Kuechte seine Freude über den glücklichen Ausgang, versicherte, daß er nie einen Augenblick an der Unschuld des Florian gezweifelt und daß es ihm überaus leid tue, daß gerade auf dem Erstfelderhofe dem Florian dieses Mißgeschick getroffen habe. Auch beteuerte

er, daß sie nur ge zwungen durch daZ Gericht, als den Obervormund, dem Florian sein Geld in Empfang genommen und daß er immer die Absicht gehabt, es ihm wieder zurückzustellen. — Jetzt sei aber schon der gerichtliche Auftrag da, es ihm mit vierprozentigen Zinsen zurückzuzahlen. Der Alorian nahm den Hans sehr freundlich auf, lehnte alle seine Entschuldigungen als unbegründet ab, weil er für das Unglück nicht helfen gekonnt, und versicherte ihn wieder ganz seiner alten Freundschaft. Am folgenden Tage hatte der Florian

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Tiroler Volksbote
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Pagina 4 di 20
Data: 13.05.1906
Descrizione fisica: 20
Seite 4. „Tiroler Volksboke.' Jahrg. XIV. kann ihm das Zeugnis eines ehrlichen und treuen Mannes aus stellen, der einer solchen Tat gar nicht fähig ist.' Der Florian warf dem Bauer einen dankbaren Blick zu. Die Erklärung des Stradegger machte aber auf den Posten führer keinen Eindruck, er bemerkte nur kühl: „Eure Wohlmeinung wird dem Manne wenig nützen.' „Was soll dann geschehen?' „Das Gericht wird schon das Entsprechende finden.'/ „Vorher muß ich aber doch verlangen, daß die Sache etwas besser

gegen den Florian. — Der arme Meisterknecht stand wie vernichtet da. Hin und wieder zuckten seine Muskeln, als ob er sich einer unsichtbaren Schlinge entwinden wollte. — Seine Kammer wurde noch einmal von oben bis unten durchforscht. Der zweite Gendarm begab sich in Begleitung der anderen Knechte hinüber ins Ääldchen, wohin man das Vieh getrieben hatte, und untersuchte jeden Busch und Stock und Stein, die irgend wie zur Bergung des Geldes hätten dienen können; aber alle Mühe war umsonst — es fand

sich nichts. Nun wandte sich der Postenführcr wieder an dm Florian. „Ihr wollt also nicht bekennen?' fragte er. „Ich habe nichts zu bekennen,' erwiderte dieser mit Festigkeit. „Dann haben wir hier auch nichts mehr zu suchen,' sagte der Gendarm streng; „im Namen des Gesetzes verhafte ich Euch.' Der Florian tat einen unterdrückten Schrei und wich ein paar Schritte zurück, indem er wild die Fäuste ballte. Der zweite Gendarm senkte das Bajonett, während der Postenführer nach den Händen des Knechtes griff. Da legte

sich der Stradegger noch einmal ins Mittel. „Ich leiste für den Florian jegliche Bürgschaft,' erklärte er, „es ist nicht nötig, ihn zu verhaften.' „Es tut mir leid,' erwiderte der Postenführer, „aber ich darf Eure Bürgschaft nicht annehmen.' Die Gendarmen drangen auf den Florian ein. „Ich bitte wenigstens, die Abführung bis zum Abend zu verschieben,' machte der Stradegger einen letzten Versuch; „jetzt bei hellichtem Tage gibt's ein gewaltiges Aufsehen und die Unschuld des Knechtes muß sich doch in Kürze

herausstellen.' „Das verträgt sich nicht mit unseren Instruktionen,' entgegnete der Postenführer kalt. Der Stradegger atmete schwer auf, dann trat er zum Florian, drückte ihm warm die Hand und sagte: „Florian, um Gotteswillen, du mußt's halt dulden! Es ist eine schwere Prüfung, aber der Herr weiß, warum er sie dir zuschickt. Du mußt dem Herrn auf seinem Leidensweg folgen, aber sei überzeugt, er verläßt die Unschuld nicht.' Der Florian konnte nicht sprechen, er erwiderte nur zitternd den Händedruck des alten

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Tiroler Volksbote
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Pagina 4 di 20
Data: 18.02.1906
Descrizione fisica: 20
Seile „TLvolev Wolksbote.' Jahrg. XIV. und tüchtiger Bauer wie dein Göt mußt auch einmal werden . . . Schau, das große, herrliche Erstfelder-Anwesen gehört dein und in ein paar Jahren bist Bauer . . . Wenn du einmal so zu Hausen verstehst wie dein Göt, kannst ein ganzes Paradies machen aus deinem Gut und wirst groß und angesehen land auf, landab.' „Florian.' erwiderte der Knabe mit leuchtenden Augen, „so ein Bauer wie der Stradeggergöt möcht' ich wohl gern werden — sei so gut

, tu mir alles sagen und lernen — du kannst's.' „Deswegen hat mich dein Göt her zu euch getan,' versetzte der Knecht, „daß ich dir das Bauernwirtschaften lernen soll; aber du mußt ein rechtes Vertrauen zu mir haben, Hansl.' „Das Hab' ich schon, Florian,' versicherte der Knabe; „ich sieh' schon, daß du alles recht machst und uns auf das Zeug schaust... Die andern tun nicht so ... Ich will schon recht aufpassen und dir folgen — sag mir g'rad' überall, wie ich's machen soll!' „Daran soll's nicht fehlen,' beteuerte

der Florian; „und weil du so einen guten Willen hast, wird mit der Zeit alles recht werden... Und jetzt tun wir fest zusammenhalten, gelt?' Stolz reckte der Knabe dem Schaffer die Hand hin und sagte: „Ja, fest zusammenhalten!' Auch die anderen Kinder gewannen den Florian bald lieb. Er war an Sonn- und Festtagen nachmittags immer zu Hause, erzählte ihnen Geschichten, ließ ihnen in seinen Büchern Bilder schäum und brachte ihnen ost etwas vom Dorfe herauf mit. Er bekam dadurch Gelegenheit, manches gute Wort

fallen zu lassen, manche fromme Lehre in die Kinderherzen einzustreuen und so einen ausgezeichneten Einfluß auf die Erstfelderischen Nachkommen auszuüben. — Mit den Kindern gewann der Florian auch die Bäurin, aber nur halb. — Das viele Aufräumen und Ordnungmachen wollte ihr vom Florian nicht passen, auch war es ihr recht unkommod, daß sie nun mit dem Essen besser die Zeit einhalten und ordentlicher kochen mußte. — Der Florian hatte in dieser Hinsicht kein Wort geäußert, aber sie mußte

es schandenhalber tun, eine gewisse Scheu vor dem Florian drängte sie dazu — er kam ja vom Stradegger herüber. — Auch mit dem Christentums ging es im Erstfeld erHause nach und nach wieder aufwärts. Vor dem Einzüge des Florian war dort lange schon kein Nachtrosenkranz mehr gebetet worden. — Der Florian wollte nun diesen frommen Brauch wieder einführen. Es war ganz anfangs, da kniete er nach dem Abendessen an der Bank nieder und begann den Rosenkranz vorznbeten. Er betete den „Glaubengott

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Tiroler Volksbote
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Pagina 14 di 18
Data: 15.05.1904
Descrizione fisica: 18
Äeike M. „Vivolev Kolksbate.^ Sayvg. XU. Florian oder Die Lelchlchte eines Unechtes. Erzählung von RelmmichU ^Fortsetzung.) Ein schlaues Mädchen. — Eine Kur, die nicht angreift. — Ein Engel, der sich die Flügel will versilbern lassen. -- Unglückliche Liebe. '7>er Florian ließ sich daheim auf dem Stradeggerhof von seinen Hoffnungen und neuen Plänen nichts anmerken. Er arbeitete und schaffte fleißig und treu wie früher, sparte noch mehr, vermied selbst die notwendigsten Auslagen und ging

den ganzen Sommer mit seinem abgetragenen Sonntagsrock in die Kirche. An Feierabenden saß er oft in tiefem Nachdenken vor dem Hause, starrte verloren in das Blaue und gab auf alle Fragen zerstreute Antworten. Das fiel dem Bauer auf; jedoch obwohl er seine Augen offen hielt, merkte er doch nicht, wo der Hase im Pfeffer lag. Mit der Rosl kam der Florian in den Sommermonaten wenig zusammen; das Mädchen hatte viel Arbeit und während des Heumahdes in den Bergen war auch kein Schießen. Außerdem

war auch der Student Josef wieder in den Ferien daheim und dieser nahm den Florian an- den Feierabenden und Sonntagen fast immer in Beschlag. Vor dem Student schien namentlich die Rosl eine gewisse Scheu zu haben und sie wagte keine auffallende Annäherung an den Florian. Als aber der Student wieder fortgezogen war, da wurde auch das Mädchen wieder ungenierter und es umgab den Florian mit den aufdringlichsten Schmeicheleien. — Der Florian faßte immer mehr Feuer und wurde schließlich ganz vernarrt in das Mädchen

. Bald machte das Verhältnis zwischen den beiden in der Gemeinde von sich reden. Jetzt kam auch der Stradegger- bauer darauf, wie es mit dem Florian stehe. Es war an einem Montag im Oktober. Der Stradegger war mit dem Florian allem in den Wald hinausgegangen, um einige Bäume zu fällen. Vor der Jause warf der Bauer Plötzlich feine Hacke fort, setzte sich auf einen Banmstrunk, zündete sich langsam sein Pfeifchen an und sagte zum Florian: „Geh', rast' auch ein bißl und fetz' dich her

zu mir.' Der Florian tat, wie ihm geheißen. — Der Stradegger blies einige dichte Rauchwolken von sich; dann blickte er den Knecht scharf an und sagte ruhig: „Du, Florian, ich muß etwas mit dir reden... Schau', ich bin mit dir in allem recht zufrieden... Du arbeitest wie eine Maschine, du sparst wie ein Nagel, hast keine schlechte Rede im Mund und bist brav; darum kommt's mir ganz spanisch vor. daß du mitderWirtsdirndieBandlerei anfangen magst.' Der Florion wurde feuerrot; dann sprudelte er hervor

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Tiroler Volksbote
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Pagina 4 di 20
Data: 25.11.1906
Descrizione fisica: 20
Ante 4. „Tiroler Volksbote.' Jahrg. XIV. Florian oder Sie Geschichte eines Unechtes. Erzählung von Reimmichl. (Fortsetzung^ Nachdruck strafr. verfolgt. Bangen und Hangen. — Eine große Neuigkeit. — Der Florian kommt in Bewegung. — Ein nutzloser Besuch. — Wie zwei Liebende streiten. — Der Florian muß beichten und demütigt sich. — Wie die Liebe stark macht. — Eine merkwürdige Buße. — Ter Florian kauft einen Hof und das Mariele geht in die Fremde. Mit Sang und Klang war des Florian Ehrenfest

zu Ende gegangen und erst spät am Abend hatte sich die muntere Fest- gesellschast getrennt. — Seitdem das Mariele die Tafel verlassen, war die gehobene Stimmung des Florian etwas gesunken und obschon er sich nach außen hin nichts anmerken lassen wollte, konnte doch ein aufmerksamer Beobachter einen leisen Schatten auf seinem Antlitz wahrnehmen. — Am nächsten Morgen, als er mit dem Stradegger in der Wohnstube des Hauses ein paar Augenblicke allein war, gab er nochmals seinen Gefühlen der Dankbarkeit

und Angst cns sein Gemüt. — Hatte der Stradegger vor ein paar Monaten nicht gesagt, daß das Mariele mit Sehnsucht auf ihn warte und ihn gern nehmen würde? Wie war es aber jetzt? Hatte das Mariele nicht gesagt, es sei zu spät? Kounte er übrigens jetzt, auch wenu das Mariele wollte, an eiue Heirat denken? —. Diese letztere Frage be schäftigte den Florian lange Zeit. Alle die Einbildungen und düsteren Nebel, welche seine Seele befangen gehalten hatten, waren mit dem gestrigen Tage wie weggeblasen

; nur ein einziges Hemmnis schien ihm noch vorhanden: die ungleiche Stellung und der Vermögensnnterschied zwischen ihm und dem Mariele. Schließlich lag aber dieses Hemmnis doch nur in einem Vorurteil der Leute uud über ein solches durfte er sich vielleicht gerade gegenwärtig am ehesten hinwegsetzen. — Wenn das Mariele aber, wie er aus seinen gestrigen Worten schließen mußte, den Glauben und die Liebe zu ihm verloren und einen anderen Lebensplan sich vorgesetzt hatte? Je länger der Florian darüber nachgrübelte

, desto ängstlicher wurde ihm zu Mute und desto lebhafter regte sich in ihm die Frage, ob er nicht zum Mariele gehen und dem Mädchen über alles Aufklärung geben solle. — ^ Aber er brachte.es zu keinem festen Entschlüsse. So oft er den Vorsatz faßte, den Gang zn unternehmen, scheiterte derselbe im nächsten Augenblicke wieder an einer gewissen Furcht und Scham — und der Florian vertröstete sich mit der Hossnung, daß der Zufall ihn doch wieder einmal mit dem Mariele allein zu sammenführen

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Tiroler Volksbote
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Pagina 5 di 24
Data: 23.12.1906
Descrizione fisica: 24
Halirg. XlV. „Crrnler Vol^sbake.' Seite Z. Spur zurückgelassen? Es wird doch nicht für immer fort sein! — Wenn aber die Begleiterin des jungen Herrn von heute früh wirklich das Mariele gewesen — was dann? So hetzten und drängten sich die schweren Gedanken in seinem Kovfe. Zwei Tage blieb der Florian in Meran und als er keilte Spur vom Mariele entdeckte, kehrte er endlich schwer'enttäuscht nachhause. Daheim wurde seine Stimmung nach und nach wieder ruhiger. Er sagte sich, das Märiele sei treu

wie Gold, aber auch stark wie Eisen: es habe gewiß mit Bedacht seinen Aufenthalt ver borgen. um sich selber und ihn, den Florian, besser zu prüfen, zu geeigneter Zeit würde es schon von sich hören lassen. Seine Sehnsucht konnte der Florian aber nicht zum Schweigen bringen und auch eine gewisse Angst konnte er niemals los werden. Der Frühling war mit lauter schönen und Segen ver--. heißenden Tagen zu Ende gegangen; der Florian schätzte immer wieder seine Ernte und wiegte sich in den goldigsten

, welches so glückver heißend angefangen hatte, wurde zu einem der schlimmsten Miß jahre. Der Florian begann, als er sein mageres und spärliches Getreidchen eingeheimst hatte, wieder zu rechnen; aber die Rech nung stimmte nirgends mehr Änd er ließ den Kopf traurig hängen. — Vierzehn, Tage später traf ihn ein böses Un glück. Auf einer steilen Alpenweide hatte ein nachlässiger Hirt das Vieh aus den Augen gelassen; mehrere Rinder verstiegen sich auf einen abschüssigen Hang und stürzten ab. Unter den gänzlich

Zerschmetterten befanden sich die zwei schönsten Stücke des Florian: eine dreijährige Kuh und eine trächtige Kalbin. Den Flcrian traf dieser Schlag um so schwerer, als er gerade an diesen zwei Stücken die größte Freude gehabt hatte. Eines Tages klagte er mit bitteren Worten dem Nachbar Streh- linger sein böses Mißgeschick. Dieser wußte ihm aber einen schlechten Trost. „Florian,' sagte er, „verzagt werden darfst deswegen nicht! Einen jungen Bauer, das heißt, wenn man den Hof neu übernommen hat, verfolgt

im ersten Jahr allemal das Unglück. Das ist einmal so und läßt sich nicht ändern, kannst mir's glauben! — Mir ist's im ersten Jahr akkurat so ergangen. Magst zufrieden sein, wenn's dich jetzt auslaßt und kein gröberer Schlag mehr nachkommt.' D'-m Florian wurde durch diese Rede nur schwerer zu mute. Er rechnete aber noch auf seinen schönen, schlagsähigen Wald. — Er konnte vielleicht noch fünfzig Stämme mehr, als er früher im Plane gehabt, schlagen, ohne dem Wald besonders wehe zu tun

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 6 di 8
Data: 21.10.1915
Descrizione fisica: 8
der ehrwürdigen Väter von der Gesellschaft Jesu; er er wies sich, wenn er dieselben gegen Florian gewähren ließ, Veronika gefällig und rächte sich zugleich an Alois für alle die Demütigungen, die er bei seinen wiederholten Gelderpressungen von ihm hatte hin nehmen müssen. Das tat wenigstens seinem Herzen wohl, und er dachte mit Behagen an Veronikas Verheißung, daß sie künftig sei nen Liebesversicherungen glauben wolle. Freilich würde sie ihm wohl zunächst ein saures Gesicht machen, weil das Testament

, durch den Fcnsterpfeiler sich deckend, und bog den Kopf vor. Richtig, da saß Florian hinter dem Tische, auf welchem das Licht brannte, den rechten Ellbogen aufgestützt, die Finger in dem reichen, krausen Haar, und im Munde den silberbeschlagenen Ulmer. Er hatte das Gesicht ein wenig von dem Lauscher abgewendet, Anna zu, welche mit einer Arbeit an der — 3 — schmalen Seite des Tisches saß. Das Licht beschien voll das blühende, liebliche Gesicht und warf einen Glanz auf die vorgebeugte Stirn und die dicken, braunen

Flechten des Scheitelhaares. Ihr gegen über, den Rücken dem Fenster zugekehrt, saß spinnend eine andere weibliche Gestalt, in welcher Beck seine alte Liebe erkannte. Seit wärts von den beiden Frauen zeigten sich die verschwimmenden Umrisse von Ignaz' mächtiger Figur. Des Schreibers Blicke kehrten nach flüchtiger Umschau zu Anna zurück und blieben auf ihrem un schuldigen, jugendfrischen Gesichte haften. Jetzt hob sie die großen, still leuchtenden Augen von ihrer Arbeit auf Florian und ein Lächeln

spielte um ihre nelkenroten Lippen. Florian mußte wohl etwas Drolliges gesagt haben, denn zugleich schlug Ignaz' fettes Lachen an des Schreibers Ohr. Je länger Beck das Mädchen betrachtete, je wunderlicher wurde ihm. Es war ihm, als ob eine reizende Gegend, wo er einmal glück liche Stunden verlebt, aus wallenden Nebeln teilweise auftauchte. Die Wanduhr schlug in der Stube, Florian stand auf und Beck hielt es für geraten, sich zu entfernen. Als er an dem gurgelnden Brun nen vorüber war, wurde

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Tiroler Volksbote
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Pagina 3 di 16
Data: 20.01.1907
Descrizione fisica: 16
Jahrg. XV. „Tiroler Volksboke.' Seile 3. „Lieber Florian! Vor allem wünsch' ich dir ein recht glück seliges, neues Jahr. Lauter Freude und Segen möge das neue Jahr dir bringen und ich will den lieben Herrgott bitten, daß er mich ein bißchen mithelfen läßt, dir das neue Jahr glücklich zu machen. — Gelt, jetzt bin ich mit dem Neujahrwünschen dir wohl vorgekommen? — Zu schenken Hab' ich nichts als dieses Bildl. — Schau's nur ein bißchen an. Es stellt keinen Engel vor, aber auch kein Ganggerle

, sondern ein eigenwilliges Ding, das seinen Kopf und sein Herz alleweil bei einem neuen Bauer hat, der ihm einst geholfen, den Korb auf die Alm zu tragen. — Wenn du für das Bildl das köpfete Ding selber haben willst, so weißt schon, wo du nachfragen mußt. Vielleicht verliert's nach und nach ganz seinen eigenwilligen Kopf und tut g'rad' alles dir zu Wunsch und Willen. — Lieber Florian, ich bin jetzt mit der Kamperbänrin, dem Nannele, und mit dem Stradegger- vater in St. Peter auf Besuch beim Herrn Josef. Alle lassen

das Gesicht des Florian, als er den Brief zu Ende gelesen hatte. — Den amtlichen Hypothekenausweis entfaltete er gar nicht, sondern schob ihn wie etwas Neben sächliches beiseite; dafür begann er den Brief des Mariele noch einmal zu lesen und im währenden Lesen sagte er öfters: „O mein liebes Mariele — du gutes, treues Herz!' Bevor er das Schreiben zusammenialtete, küßte er noch die teuren Schriftzüge, dann nahm er wieder das Porträt des Mädchens zur Hand uud wurde nicht müde, dasselbe immerfort

sich richten, sie müßten auf den Königenmarkt nach Eisenbach fahren. Das henrige Futter wäre viel zu wenig für die Menge Vieh und er wolle die fleckete Kuh samt den beiden Jährlingen noch verkaufen. Der Groß^ knecht riß die Augen weit auf und stand ganz überrascht. Das war ja vollständig gegen die früheren Absichten und die so sicheren Berechnungen des Florian vor dem Winter! Der Florian ließ ihm aber nicht Zeit, sich zu äußern, indem er kurz erklärte, es sei so sein Wille. Am frühen Vormittag fuhren

die beiden schon mit dem Vieh talaus. Der Florian brauchte mit seinem Marktvieh aber nicht bis Eisenbach zu fahren. Der Wirt von Friedlach, dem die Rinder außerordentlich gefielen, bot dem Florian, als dieser am Wirts hause ankehrte, gleich 300 Gulden. Nach kurzem Handeln wurde man auf 320 fl. einig. Der Wirt zahlte den Kaufpreis bar aus. Nachdem der Florian dem Großknecht zwei Gulden Trink geld gegeben hatte, schickte er diesen nach Hanse, er selbst aber reiste unverzüglich nach Innsbruck

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Pagina 5 di 18
Data: 29.05.1904
Descrizione fisica: 18
Jahrg. XII. „Tivolev Volksbote.' Seite A. „Geh', Rosl, sei so gut, tu' mir verzeihen!' DaS Mädchen hielt die Schürze vor die Augen und schluchzte: „Ihr Mannsleute seid alle salsch .... Ich bin dir so treu gewesen. . . aber du liebst mich nicht. . ... und jetzt ist's aus!' „Aber, Rosl!' stieß der Bursche hnvor; das Mädchen jedoch , schien nichts hören zu wollen, schnellte zur Tür hinaus und ließ sich nicht mehr blicken. Jetzt war es um den Florian geschehen. Am nächsten Sonntag nahm

er aus der Raiffeisenkasse ein paar sechzig Gulden heraus, hundertdreißig blieben ihm noch drinnen. Dann schrieb er an die Rosl einen demütigen Versöhnungsbrief, bat sie, ihm wieder gut zu sein und' am Abend an ein bestimmtes Plätzchen zu kommen — er habe das Geld und wolle es ihr gern über lassen. Am Abend wartete der Knecht lange vergebens am Stell dichein. schließlich kam die Rosl doch, sie tat aber anfangs noch sehr spröde und zurückhaltend. — Der Florian mußte ernstlich bitten, bis sie das Geld annahnk Erst

als der Florian ein seidenes Tuch herausnahm, das er dem Mädchen noch eigens zum Geschenk gekaust hatte, wurde die Rosl wieder zärtlich und versprach dem Burschen ihre Liebe wieder aufs neue zu schenken. In der folgenden Zeit, besonders nachdem die Rosl nach Friedlach übersiedelt war, kam der Florian viel öfter mit ihr zusammen. Leider wurde sein Verkehr mit dem leich sertigen Mädchen jetzt immer freier und überstieg die letzten sittlichen Schranken. Dadurch geriet aber der Florian in einen tiefen Zerfall

mit sich selbst. Er hatte noch soviel sittlichen Gehalt, daß er mit sich bitter unzufrieden war und daß ihn die Ge wissensängsten plagten, allein vom Mädchen wollte er nicht mehr lassen. — Er hatte jetzt auch keine Lust und keinen Eifer mehr zum Arbeiten, tat alles nachlässig und zerstreut, so daß ihn der Stradegger hätte auf alle Fälle schicken müssen. Es war aber schon Lichtmessen vor der Tür und Florian trat selbst gemäß seiner Kündigung aus dem Dienst beim Stradegger. Der Abschied war auf keiner Seite schwer. Der Florian nahm

jetzt ein Quartier im benachbarten Friedlach und suchte sich in den ersten Wochen mit Täglöhnern etwas zu verdienen Zu gleich gab er sich alle erdenkliche Mühe und lief von Pontius zu PilatuS, um für den nächsten Somnur als Bergführer unterzu kommen. Die Rosl mit ihrem Alpenvereinsvetter konnte ihm wenig oder nichts dazu helfen und nur durch den Einfluß des Löwen wirtes in Friedlach, der dem Burschen geneigt war, wurde der Florian endlich unter die Bergführer aufgenommen. Er mußte jetzt nach Innsbruck

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Pagina 7 di 20
Data: 12.06.1904
Descrizione fisica: 20
Jahrg. XII. „VLvolev Wolksbote.^ Seite L. und Aerger drinnen ist, wird man gleich stuff und es läuft einem der Hafen über, daß man nicht mehr weiß, was man sagt.' „Also geht's dir doch nicht gar so gut?' lächelte der Bauer, indem er wieder stehen blieb und freundlicher herschaute. „Es könnt' mir allerdings viel besser gehen,' erwiderte zaudernd der Florian. „Du hast aber doch einen Sack voll Geld?' forschte halb spöttisch der Stradegger. „Anderthalb Gulden klappern in meinem Hosensack

— nicht mehr und nicht weniger,' versicherte der Bursche. „Dann hast aber doch ein paar Hunderter in der Stadt sparkasse eingelegt oder auf eine Hypothek ausgeliehen?' drängte der Bauer. „Keinen Knopf,' beichtete der Florian verdrießlich. „Und deine Ersparnisse?' bohrte der Stradegger. Der Florian wurde über und über rot — endlich stieß er unwirsch hervor: „Frag' mich nicht darum — ist gescheiter!' „Florian,' sagte der Bauer mit Entschiedenheit, „weil du mir schon so lange Paß gehalten hast, lass

' ich dich nicht mehr aus ... Ich weiß schon, wie es mit dir steht ... Du hast dein schönes Geld dem leichtsinnigen Wirtsmadl, der Rosl, nach geworfen.' Der Florian wollte aufbrausen; der Stradegger legte ihm aber seine Hand schwer auf die Schulter, blickte ihm scharf in die Augen und sprach ernst: „Florian, lüg's, wenn du kannst.' Der Bursche ließ den Kopf sinken und stand beschämt da. „Also du gibst zu, daß ich die Wahrheit geredet.' begann der Stradegger von neuem; „jetzt pass' auf, ich will dir noch was sagen

. . ^ Das Mädchen, dem du deine hart erworbenen Kreuzer nachwirfst, ist keinen. Schuß Pulver wert und betrügt dich hinten und vorn.' Der Florian wollte abermals auffahren. „Lass'mich ausreden,' gebot der Stradegger, „dann kannst deine Meinung sagen ... Ich bin vorgestern draußen in Niederangern gewesen, wo deine Auserwählte, die RoSl, daheim ist. Da hab' ich erfahren, daß das Mädchen von der schlechtesten Gattung eine ist. Sie ist schon zweimal vor dem Evangel zum Opfer 'gangen. — Das zweite Kind lebt

noch und wird beim Nagelbauer erzogen. Vater dazu ist der Stulp-Ander, den sie vor ein paar Monaten unter Kuratel getan haben. — Der Ander befitzt keinen Kreuzer und verdient keinen Kreuzer, kann also auch für das Kind nichts zahlen. Dmm hat sich die Rosl zum Zahlen einen andern gesucht — und der Lapp bist du. Während du nun brav zahlst, unterhält die Rosl noch ein paar Liebschaften mit mehreren Friedlacher Burschen und läßt sich von allen das Heiraten versprechen.' Der Florian konnte seinen Zorn nicht mehr

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