9.545 risultati
Ordina per:
Rilevanza
Rilevanza
Anno di pubblicazione ascendente
Anno di pubblicazione discendente
Titolo A - Z
Titolo Z - A
Giornali e riviste
Tiroler Grenzbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIGBO/1942/16_11_1942/TIGBO_1942_11_16_3_object_7758887.png
Pagina 3 di 4
Data: 16.11.1942
Descrizione fisica: 4
) 36] So kam der Herbst, und alles ging glatt und gut. Florian pendelte zwischen München, Ammersee und Nürn berg hin und her. Er konnte es sich leisten, denn er arbeitete für Thomas Lincke, der ihn eines Tages in seine Privat wohnung geladen und ihn sehr zuvorkommend behandelt hatte. Die Aufträge, die er ihm gab, wurden gut bezahlt, und wenn Florian in der Frühe zeitig aufstand, so erübrigte er mehrere Stunden für die Ausführung dieser Arbeiten, die ihm leicht von der Hand gingen. Danach saß er in Kösters

Atelier oder malte mehrere Tage draußen am Ammersee. Er war ja jetzt so herrlich frei und konnte sich Zeit und Arbeit nach Belieben einteilen. Zwischendurch fuhr er nach Nürn berg, um seine verzagte Leni wieder ein bisserl auszurichten. Er tat es mit vielen Küssen oder trostreichen Worten, je nachdem. Als Leni einmal zu einem kurzen Wochenendbesuch nach München kam, war Florian mit dem Professor in den Bergen, wo er eine Gruppe von Holzfällern malte, stämmige Prachtgestalten mit nackten

, braungebrannten Oberkörpern und Armen, aus denen die Muskeln wie dicke Stränge her vorsprangen. Florian malte sie wie ein Besesiener. Augen und Ohren, ja, alle seine Sinne fraßen sich hinein in diese Wucht und Kraft, in Licht und Farbe des herbftsonnendurchzitterten Kahl schlages mit dem starken, blauen Himmel darüber, mit dem satten Grün der Bergtannen, die unter den krachenden Schlägen der Äxte bebten, schwankten und stürzten. Er malte die drei Männer im herrlich rhythmischen Schwung ihrer Glieder

, wie sie hinaufschnellten mit federnden Ge lenken, die erhobene Axt in den Fäusten, wie sie hinabsanken zum splitternden Schlag in die aufklaffende Rinde des Stam mes. Blanker Schweiß troff ihnen von den Stirnen und rann in Bächen über ihre nackten Rücken. Köster reiste ab, und Florian blieb. Er schlief bei den Knechten in der Hütte am Berg, aß mit ihnen und ging in früher Stunde wieder mit ihnen auf den Holzplatz. Als er nach München zurückkehrte, brachte er ein Bild mit, fast fertig, und als er es vor Köster

hinstellte, nahm der die Pfeife aus dem Mund und schlug ein Kreuz. Der alte Herr war der Meinung, daß Florian bei diesem Bild der leibhaftige Gottseibeiuns geholfen haben müßte. Die Luft und das Licht der Berge waren darin, die herbe Wucht männlicher Arbeit und die schwermütige Schönheit des ster benden Waldes. Als die große Kunstausstellung in München eröffnet wurde, hing Florians Bild in einem lichten Saal an einem Platz, der durch Kösters Bemühungen so günstig war, daß die Blicke der Besucher gleich

1
Giornali e riviste
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIRVO/1934/01_06_1934/TIRVO_1934_06_01_3_object_7660343.png
Pagina 3 di 8
Data: 01.06.1934
Descrizione fisica: 8
die Leistung von Betriebsauslagen aus dem Trinkgeld oder aus der Trinkgeldablöse zu verlangen. Zur Anforderung von Personal soll eine eigene Stellen vermittlung geschaffen werden, die die Einrichtung von Privatvermittlungen überflüssig und unmöglich macht. Sehr wichtig ist die Forderung des Gehilfenausschusses nach Der arme Sünder Florian Ein Roman des Lebens. Von WalterKloepffer Copyright by Wilhelm Goldmann. Verlag Leipzig, durch Dr. Präger. Presiedienst, Wien 12 „Ja. bitte", erwidert Florian und tappt

die innere Festigkeit Herkommen? Empfinden £te Reue? Ich meine die übernatürliche, auf Gott bezogene Reue?" Florian schweigt und gräbt in sich. Er steigt in sein In neres wie in einen Brunnen hinunter und sieht nach. Aber da ist alles unklar und verschwommen. „Nun?" «Ich w'iß es nicht." Einführung einer obligatorischen Einzahlung für Al ters- und Jnvaliditätsfürsorge. Auch eine Sterbekasie soll geschaffen werden. In beruflicher Beziehung sieht das Forderungsprogramm noch das Ver langen nach Einführung

es nicht", murmelt Florian unsicher und be drückt. „Dann kann ich Sie auch nicht lossprechen. Ich fürchte. Sie haben nicht mehr das rechte Verhältnis zu Gott. Viel-- leicht haben Sie ihn sogar verloren", sagt der Geistliche traurig. „Aber einen Rat kann ich Ihnen mitgeben, eine Bitte. Suchen Sie Gott. Er ist so leicht zu finden. Aus jeder Blume, aus jedem Vogel, aus jedem Kleinsten spricht er zu Ihnen. Und wenn Sie ihn gefunden haben, dann kommen Sie wieder." Florian erhebt sich mit tauben Knien. Sein Kopf

mit einer überirdischen Macht, aber ich kann nicht. Ist das meine Schuld? Als Florian die Kirche verläßt, holt ihn der Geistliche ein. „Kommen Sie in einer halben Stunde in den Psarrhos hinüber. Ich sehe, wie es um Sie bestellt ist, und habe eine Kleinigkeit sür Sie. Sie werden nur meine Haushälterin treffen." „Jawohl, ja", erwiderte Florian und geht wieder zu jener Bank. Er stützt den Kops in die Handfläche und sagt Genossenschaft plant auch Schritte zu unternehmen, um eine Aufhebung der Luxusgaststätten-Abgabe

." „Ich weiß, kommen Sie nur", meint das sanstgescheitelte ältliche Fräulein und führt Florian in eine gemütliche Stube, deren Fenster in einen verschwenderisch prangenden Garten gehen. „Greifen Sie zu. Und von den Kleidern da suchen Sie sich heraus, was Ihnen paßt. Es sind geerbte Sachen, die der Herr Pfarrer doch nicht brauchen kann. Ich lasse Sie jetzt allein. Genieren Sie sich nur nicht." Florian, wie von einer Märchensee angerührt, reibt seine Hände an der Hosennaht und blickt verwirrt umher

2
Giornali e riviste
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIRVO/1934/28_05_1934/TIRVO_1934_05_28_4_object_7663938.png
Pagina 4 di 8
Data: 28.05.1934
Descrizione fisica: 8
gibt's Trinkgelder." „Hab' mein Wanderbuch verloren. Ihr bekommt Scherereien mit mir", sagte Florian lauernd. „Hach so, da drückt der Schuh. Laß dir man keine grauen Haare wachsen wegen dem. Kriegst den Paß von dem andern, der uns vorige Woche schlappgemacht hat. Haste wat dagegen, Gatterer zu heißen, Josef Gatterer aus Klagensurt? Wenn die Polypen (Polizisten) nur wat Ge stempeltes sehen, alles andere is piepe. Also wat is?" „Is mir recht." „Hoffentlich haste nischt ausgefreffen

?" „Ich? Nicht die Spur." „Schön, die Kiste is glatt. Setz dich man hinten rauf." „Wo fahren Sie denn hin?"' „Immer der Nase nach, neugierige Kruke. Vergiß man ,nich, daß de jetzt Oesterreicher bist. Der Paß is im Wagen, den 'brauchste jetzt nich. Hüh!" Florian schwingt sich auf den Wagen. Im Innern sitzt eine dicke junge Frau auf einer umgestürzten Kiste und kocht Kaffee. Sie hat einen Säugling an der Brust und geniert sich nicht. „Ich bin die Frau vom Direktor. Mögen Sie eine Schale? Wir sind aus Pankow

. Der andere, der dahinten mit dem zweiten Wagen nachtrudelt, heißt Pachulke und ist Seiltänzer", erklärte das Weib und knöpft sich die Bluse zu. In einer Ecke des Wagens spielen zwei verwahrloste kleine Kinder, von einem verlotterten mageren Mädchen betreut. Florian bekommt eine zersprungene Taffe und eine alt backene Semmel. Gut, daß die Dicke nicht viel wiffen will, die hört sich selber am liebsten reden. Bloß der Beruf ^^loxians interessiert sie. „So, Bader? Das ist fein, da können Sie meinen Mann immer rasieren

. Hab' mir gleich gedacht, daß Sie was Befferes sind. Ich war auch mal Herrschaftsköchin. Wollen Sie sich setzen? Dahinten ist noch Platz." Florian setzt sich, ißt und nickt dann ein bißchen ein. Er hat den dünnen Schlaf des Menschen, der immer auf der Hut ist und einen besonderen Spürsinn wie eine Schild wache aus sich Herausstellen kann. Als er erwacht, hält der Wagen in einem Marktflecken, und der Direktor schirrt die Gäule aus. Das magere Mädchen muß Pachulke helfen, den zweiten Wagen zu entladen. Bretter

. Bohlen, Eisen teile und bemalte Leinwandstücke. Morgen nachmittags steigt die erste Vorstellung, bei der Florian sich als „Dum- iner August" versuchen soll. Triesdorf ist nur ein kleines Kaff, aber die Familie Billinger setzt große Hoffnungen darein. „Mensch, stell dich nicht so affig, faß an", brüllt Pa- chulke und zerrt mit Florian eine längliche Kiste ans Tageslicht. „Nicht fallen lasten, du. Is ne Schlange drin, hafte gehört?" Außer der Riesenschlange kommt noch aller hand zum Vorschein

3
Giornali e riviste
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIRVO/1934/15_06_1934/TIRVO_1934_06_15_4_object_7659396.png
Pagina 4 di 8
Data: 15.06.1934
Descrizione fisica: 8
zu, fertig. Florian, der bei Flix etwas zu tun hatte, kommt an Nummer 12 vorüber, sieht die Tür halb offen und denkt: nanu, was ist denn da los? Er guckt hinein. Sieht nie mand. Meint, die Tür ist vielleicht von selbst aufgegangen, und will sie zumachen. Plötzlich erblickt er den Rücken von Meier zwo hinter den Vorhängen des Balkonfensters. Flo rian kennt diesen Rücken haargenau, diese kleine Speckfalte im Nacken. Der scheint ja ganz versunken . . . was hält er denn da in der Hand? Muß doch mal Nachsehen

Florian, der geräuschlose Hausschuhe an hat, betritt vorsichtig das Zimmer und pirscht sich an das durch dünne Cchleiervorhänge abgedeckte Balkonfenster heran. Meier zwo hat das grüne Kuvert der Exzellenz vor sich, kramt darin, hält eine Briefmarke an8 Licht — ein viereckiges Pa pierchen, grün, mit einem Neuner darauf — sitzt eine Ewig keit, dann kommt Leben in ihn, er zieht eine goldene Uhr pnd legt die grüne Marke hinein. Sonderbar! Warum steckt er die Marke ausgerechnet in seine Uhr? Na, schön

, geht mich schließlich nichts an. denkt Flo rian und macht, daß er wieder aus dem Zimmer kommt. Vor dem Eingang zu Bau IN stößt Florian auf den Pförtner. Versammlung der Sewerkschaftrdunder in Lienz Innsbruck, 14. Juni. (AK.) Am Samstag, den 16. Juni, findet um 19 Uhr 30 im Gasthaus „Zur Alpenrose" in L a n d e ck eine Arbeiter- und Angestelltenversammlung statt, in der folgende Tagesordnung behandelt wird: Was bedeutet der Gewerkschastsbund im Ständestaat für die Ar beiter- und Angestelltenschaft

in Gries bei Bo zen begonnen werden. Diese Niederlegung soll Raum schai- fen für den in der nächsten Umgebung des „Siegesdenk mals" entstehenden neuen Stadtteil. Ein italienischer Soldat als Lebensretter In der Nähe der Brauerei Groebner in Gosiensaß glitt kürzlich der Schulknabe Florian Keim auf einem schmalen Steg, der über den Eisack führt, aus und stürzte in den rei- ßenden Fluß. Ein vorübergehender Soldat sprang mutig in den Eisack und rettete den schon bewußtlosen Knaben vor dem Ertrinkungstod

. Ein ^tchenfund im Ridnauntal In M a r e i t bei Sterzing am Eingang des Ridnaun- tales fand ein Hirte in der Nähe einer Almhütte den Leich nam eines unbekannten Mannes, der, der Verwesung nach zu schließen, schon seit dem Herbst dort gelegen sein dürste. Es ist noch nicht bekannt, wer der Tote war und auf welche Art er ums Leben gekommen ist. „Für Nummer 14 ist ein Brief da!" „Ja, wirklich?" sagt Florian bestürzt. „Eine Frau hat ihn geschrieben. Man möchte ihn Herrn Wunderlich gleich übergeben." „Her

4
Giornali e riviste
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIRVO/1934/28_06_1934/TIRVO_1934_06_28_3_object_7659093.png
Pagina 3 di 8
Data: 28.06.1934
Descrizione fisica: 8
von Personen ver mißt. Ein Dampfer mit zahlreichen Reisenden an Bord ist in der Gegend von Gauhati gestrandet, wvbei alle Passa giere ertranken. Gewerkschastsbund gegen verfcharfteHeranziehungdesRealbesitzes beiRA-Bezug Der arme Sünder Florian Ein Roman des Lebens. Von Walter Kloepffer Copyright by Wilhelm Goldmann. Verlag Leipzig, durch Dr. Präger Pressedienst. Wien 35 Florian schlendert die Ludwigstraße zurück. Er muß jetzt vor allem wissen, wie das mit Fräulein von Heß hin ausgegangen

ist. Vor der Feldherrnhalle stehen Fremde und füttern die Tauben aus Zehnpsennigtüten. Es ist ein Tag mit einem Ueberfluß von Sonne, mit einem leuchtend geschwungenen Himmel und einem Gewimmel fröhlicher Sommerkleidchen. Florian betritt das bekannte Lokal und bittet die Kellnerin, den Herrn Doktor Reßl von seinem Stammtisch wegzulotsen. „Welchen Namen soll ich denn nennen?" „Sagen Sie einfach, ein Bekannter wünsche ihn sofort zu sprechen. Ich warte im Hausgang." Nach einer Minute erscheint Viktor Reßl und blickt

sich suchend um. Sein Kopf ist von dem vielen Bier leicht ge rötet. und seine Krawatte hat sich verschöben. Florian tritt auf Reßl zu und rückt die Mütze. „Ja. und? Sie wünschen?" sagt Reßl verständnislos. „Du kennst mich wohl nicht mehr, Reßl? Ich bin's. Ich — Sünderlein. Nicht wahr, mein Gesicht hat sich ein bißchen verändert? Ja. weißt du, mit Benzin ist das im mer so eine Sache. Ist nämlich eine Benzinslasche explo diert. Ich muß mit dir reden, sofort. Das wird dir wohl klar sein?" „Natürlich

. Ich wundere mich nur, Herrgott, Mensch, siehst du aus! Und überhaupt — wo kommst du denn her?" stottert Reßl, hat schlotternde Knie und einen töricht offenstehenden Mund. „Stehe sofort zu deiner Verfügung, will bloß noch zahlen und mich entschuldigen. Du geduldest dich wohl so lange? Bin im Nu wieder da." Florian nickt und denkt geistesabwesend: Sieh mal, mich jagen sie durch dick und dünn, und so'n Kerl sitzt beim Frühschoppen, als ob nichts wäre! Später gehen die beiden nach Reßls Wohnung

, weil man da am unge störtesten ist. Unterwegs will Reßl selbstverständlich eine Menge wissen, aber Florian ist schweigsam und sagt: „Spä ter. Wenn ich dir das alles auseinandersetzen soll, brauche ich Ruhe." Drvben in der feudal eingerichteten Wohnung — Reßl hat zwei Zimmer mit Bad bei einer lebenslustigen Witwe — entfaltet stud. jur. Reßl eine emsige Geschäftigkeit, holt Schnaps herbei, holt Zigaretten und eine Aschenschale, alles nur, um seiner Bestürzung über diesen aus dem Nichts ge schneiten Sünderlein Herr

5
Giornali e riviste
Tiroler Volksbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TVB/1906/28_10_1906/TVB_1906_10_28_4_object_2264270.png
Pagina 4 di 20
Data: 28.10.1906
Descrizione fisica: 20
Seite 4. „Tiroler Volksboke.' Jahrg. XIV. in der Landkarte und las noch mehr in Zeitungen und Kalendern. An Sonn- und Feiertagen ging er jetzt auch, öfters fort und der Stradegger erfuhr, daß er bei einem Auswanderungsagenten in Innsbruck gewesen sei. Der alte Bauer merkte jetzt, daß mit der Amerikareise wirklich ernst werde. — Er hatte dem Florian sein leidenschaftliches und abweisendes Benehmen längst schon verziehen und hegte um so größeres Mitleid mit dem armen, jungen Menschen

, als er denselben wahrhaft väterlich liebte und überzeugt war, daß der gute Florian unfehlbar in sein Unglück renne. Darum begegnete er dem Florian jetzt wieder mit der alten Freundlichkeit und zeigte ihm womöglich noch ein größeres Wohlwollen als früher, von der Au-wauderungsangelegenheit des Knechtes sagte er aber kein Wort. Eines Tages, Ende September, ging der Stradegger hinaus in die Bezirksstadt und hatte eine lange Unterredung mit dem Bezirkshauptmann. Als er abends wieder heimkam, war er sehr aufgeräumt

, ja beinahe fröhlich. Die ausnehmend heitere Stimmung des Bauern war den Hausgenossen wohl auffallend, aber sie vermochten keinen Grund dafür zu erraten und er selbst gab keine Erklärung. Der Florian wird verschickt und überlistet. — Es kommt ihm manches spanisch vor und er bleibt doch sonder Ahnung. — Im Namen Sr. Majestät. — Der Florian weiß sich nicht zn helfen. — Zwei Reden, die ihn scham rot machen. — Noch etwas hintendrein. — Es verziehen sich alle Wolken. , — Die Weiber kommen und bringen

den Florian in neue Verlegenheit. — WaS das Mariele sagt und wie dem Florian heiß und bange wird. In den nächsten paar Wochen war der Stradegger mehr mals beim Pfarrer drunten im Widum, dann hatte er wieder angelegentlich mit dem Gemeindevorsteher zu sprechen und er schrieb auch in dieser Zeit eine Menge Briefe. Am Dienstag nach dem Kirchweihsonntag gab er dem Florian den Auftrag, in Gemeinschaft mit seinem Schwiegersohne, dem Kamperbauer, einen Viehtransport von 20 Stück Rindern, die ins Bayern hinaus

verkauft waren, nach Rosenheim zu begleiten. Als die beiden sich auf dm Weg machten, flüsterte der Stradegger seinem Schwiegersohne noch heimlich zu: „Daß ihr aber gewiß nicht vor dem Samstag in der Nacht heimkommt!' Der Kamperbauer nickte schmunzelnd, dann sagte der Stradegger laut: „Ihr braucht euch nicht zu beeilen, es ist ja alles auf gearbeitet und drängt nichts mehr. Wenn's euch gut ausgeht, könnt ihr ja eine Wallfahrt nach Altötting machen .... Von mir aus, Florian, hast Urlaub, magst emmal

6
Giornali e riviste
Tiroler Volksbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TVB/1906/07_01_1906/TVB_1906_01_07_4_object_2249597.png
Pagina 4 di 18
Data: 07.01.1906
Descrizione fisica: 18
Seile „Tirole? Nolksbote.' XlV. um seinen Führerlohn betrogen.— Er geht aber nun ernstlich in sich und hält in einer aufrichtigen Beichte Abrechnung mit unserm Herrn. — Florian kommt in große Not, sein Geld ist alles dahin, auch sein Ansehen und sein Mut, er arbeitet als Handlanger bei einem Bau; immer heißer wird seine Sehnsucht uach dem früheren Knechtdienst. — Der Stradegger nimmt ihn auf die Fürsprache der Hausdirn Moidl probeweise auf ein Vierteljahr wieder in dm Dienst und der Florian

ist herzensfroh. Moidl, die ältliche Hausmagd, macht nun dem Florian mit ihren reichen Ersparnissen aufdringliche Heiratsanträge, Florian schlüpft aus, die Moidl gibt aber die Hoffnungen nicht auf. — Florian wird infolge der früheren Aufregungen krank; er hat dm Typhus, wird aber im Stradeggerhaus gehalten wie ein Kind, namentlich die herzensgute Bäurin (Mariann') verpflegt ihn mit der Aufopferung einer Mutter; das tut dem Florian herzmswohl, er weint vor Rührung und nennt die Bäurin seine Mutter

. — Nach seiner Genesung nimmt sich der Florian doppelt zusammen und wird wieder ein Musterknecht. Der Stradegger- bauer nimmt ihn einmal auf dm Markt mit. Im Marktgewühle findet der Florian eine Briestasche mit zirka 5000 Gulden. Der Geldteufel tritt als Versucher an ihn heran, aber der Florian jagt ihn von sich; treu und redlich offenbart er den Fund und nun stellt sich heraus, daß die Brieftasche dem Stradeggerbauer gehört. Der dankbare Bauer will dem Florian an 500 Gulden Finderlohn auszahlen, dieser weigert

sich aber entschieden, auch nur einen Heller anzunehmen. Hiemit ist der Inhalt des von dieser Geschichte im Jahre 1904 Erzählten kurz wiedergegeben; ich will nun die Erzählung wieder regelrecht fortsetzen. N. Der Florian bekommt ein Untersatz!. — Ein freudenreicher Weihnachts brief. — Zwei Mädchen an einem Fenster. — Eine sonderbare Beichte. — So was kommt auch in den besten Häusern vor. — „I mag di nit' mit darauffolgender Predigt. — Leben für Leben. — Fein sein, beinander bleiben I Als der Stradegger

mit seinem Knechte vom Markte nach Hause kam, vom unglücklichen Verlust des Geldes erzählte und wie noch alles glücklich ausgegangen, indem gerade der Florian der ehrliche Finder gewesen, da drückte Frau Marianne dem Knechte dankbar die Hand und sagte gerührt : „Florian, du hast uns vor einem großen Unglück bewahrt — vergelt's Gott zu tausendmal!' „Da ist gar nichts zu danken, liebe Hausmutter,' er widerte der Florian, „ich kann ja nicht dafür, daß gerade ich das Geld gefunden Hab' . ^ aber freuen tut's

7
Giornali e riviste
Tiroler Volksbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TVB/1906/30_09_1906/TVB_1906_09_30_5_object_2264199.png
Pagina 5 di 18
Data: 30.09.1906
Descrizione fisica: 18
von nichts anderem gesprochen als von der Unschuld und Staudhastigkeit des Florian, der für sein Bravsem soviel habe aushalten müssen, von der Wiedertracht und Bosheit der Nosl und des Ander,' denen man die gerechte Strafe allenthalben gönnte. Für den Florian wurde jetzt erst das allgemeine Mitleid und Bedauern wach. — Man fragte auch auf allen Seiten, wo er sich denn befinde und ob er nicht mehr nach Tiefenbrunu komme. — Und als die Leute immer angelegentlicher nach ihm fvagten, war er plötzlich da. Niemand

die Hände drücken. Das Nannele müßte ein festliches Mahl kochen, . wie es nur zu feierlichen Zeiten üblich war, und der Bauer holte einen großen Kmg Wein vom Besseren ans dem Keller. Alle äußerten dem Florian ihre innigste Teilnahme und versuchten ihm etwas Liebes zu sagen, so daß diesem das Herz ordentlich warm und die Augen beinahe feucht wurden. Es war ihm so heimelig und wohl zumute wie selten einmal in seinem Leben und an diesem Abend legte sich nicht der mindeste Schatten' über sein Gemüt

. Vor dem Schlafengehen kniete er an sein Bett und dankte Gott mit inbrünstigem Herzen. -In den nächsten Tagen kamen öiete Nachbarn und Bekannte, um den Florian zu sehen und ihn zu beglückwünschen. Alle fanden in ihm noch den alten treuherzigen und wackeren Burschen, aber gar zu ernst, fast schwermütig schien er ihnen geworden. Diese Wahrnehmung machte zu ihrem Leidwesen auch die Hausmagd Nandl, welche mit all ihren Spässen und Schelmereien kaum mehr als ein schwaches Lächeln dem Florian hervorzulocken vermochte

. Und früher hatte er l>,och so frisch und schmetternd l '.chen gekonnt! — Nicht unter den Letzten erschien auch der Erstfelder-Hans, um den Florian zu bewillkommnen. Zwar etwas verschämt, aber ungemein herzlich äußerte er dem Kuechte seine Freude über den glücklichen Ausgang, versicherte, daß er nie einen Augenblick an der Unschuld des Florian gezweifelt und daß es ihm überaus leid tue, daß gerade auf dem Erstfelderhofe dem Florian dieses Mißgeschick getroffen habe. Auch beteuerte

er, daß sie nur ge zwungen durch daZ Gericht, als den Obervormund, dem Florian sein Geld in Empfang genommen und daß er immer die Absicht gehabt, es ihm wieder zurückzustellen. — Jetzt sei aber schon der gerichtliche Auftrag da, es ihm mit vierprozentigen Zinsen zurückzuzahlen. Der Alorian nahm den Hans sehr freundlich auf, lehnte alle seine Entschuldigungen als unbegründet ab, weil er für das Unglück nicht helfen gekonnt, und versicherte ihn wieder ganz seiner alten Freundschaft. Am folgenden Tage hatte der Florian

8
Giornali e riviste
Tiroler Volksbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TVB/1906/13_05_1906/TVB_1906_05_13_4_object_2249922.png
Pagina 4 di 20
Data: 13.05.1906
Descrizione fisica: 20
Seite 4. „Tiroler Volksboke.' Jahrg. XIV. kann ihm das Zeugnis eines ehrlichen und treuen Mannes aus stellen, der einer solchen Tat gar nicht fähig ist.' Der Florian warf dem Bauer einen dankbaren Blick zu. Die Erklärung des Stradegger machte aber auf den Posten führer keinen Eindruck, er bemerkte nur kühl: „Eure Wohlmeinung wird dem Manne wenig nützen.' „Was soll dann geschehen?' „Das Gericht wird schon das Entsprechende finden.'/ „Vorher muß ich aber doch verlangen, daß die Sache etwas besser

gegen den Florian. — Der arme Meisterknecht stand wie vernichtet da. Hin und wieder zuckten seine Muskeln, als ob er sich einer unsichtbaren Schlinge entwinden wollte. — Seine Kammer wurde noch einmal von oben bis unten durchforscht. Der zweite Gendarm begab sich in Begleitung der anderen Knechte hinüber ins Ääldchen, wohin man das Vieh getrieben hatte, und untersuchte jeden Busch und Stock und Stein, die irgend wie zur Bergung des Geldes hätten dienen können; aber alle Mühe war umsonst — es fand

sich nichts. Nun wandte sich der Postenführcr wieder an dm Florian. „Ihr wollt also nicht bekennen?' fragte er. „Ich habe nichts zu bekennen,' erwiderte dieser mit Festigkeit. „Dann haben wir hier auch nichts mehr zu suchen,' sagte der Gendarm streng; „im Namen des Gesetzes verhafte ich Euch.' Der Florian tat einen unterdrückten Schrei und wich ein paar Schritte zurück, indem er wild die Fäuste ballte. Der zweite Gendarm senkte das Bajonett, während der Postenführer nach den Händen des Knechtes griff. Da legte

sich der Stradegger noch einmal ins Mittel. „Ich leiste für den Florian jegliche Bürgschaft,' erklärte er, „es ist nicht nötig, ihn zu verhaften.' „Es tut mir leid,' erwiderte der Postenführer, „aber ich darf Eure Bürgschaft nicht annehmen.' Die Gendarmen drangen auf den Florian ein. „Ich bitte wenigstens, die Abführung bis zum Abend zu verschieben,' machte der Stradegger einen letzten Versuch; „jetzt bei hellichtem Tage gibt's ein gewaltiges Aufsehen und die Unschuld des Knechtes muß sich doch in Kürze

herausstellen.' „Das verträgt sich nicht mit unseren Instruktionen,' entgegnete der Postenführer kalt. Der Stradegger atmete schwer auf, dann trat er zum Florian, drückte ihm warm die Hand und sagte: „Florian, um Gotteswillen, du mußt's halt dulden! Es ist eine schwere Prüfung, aber der Herr weiß, warum er sie dir zuschickt. Du mußt dem Herrn auf seinem Leidensweg folgen, aber sei überzeugt, er verläßt die Unschuld nicht.' Der Florian konnte nicht sprechen, er erwiderte nur zitternd den Händedruck des alten

9
Giornali e riviste
Tiroler Volksbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TVB/1906/18_02_1906/TVB_1906_02_18_4_object_2249697.png
Pagina 4 di 20
Data: 18.02.1906
Descrizione fisica: 20
Seile „TLvolev Wolksbote.' Jahrg. XIV. und tüchtiger Bauer wie dein Göt mußt auch einmal werden . . . Schau, das große, herrliche Erstfelder-Anwesen gehört dein und in ein paar Jahren bist Bauer . . . Wenn du einmal so zu Hausen verstehst wie dein Göt, kannst ein ganzes Paradies machen aus deinem Gut und wirst groß und angesehen land auf, landab.' „Florian.' erwiderte der Knabe mit leuchtenden Augen, „so ein Bauer wie der Stradeggergöt möcht' ich wohl gern werden — sei so gut

, tu mir alles sagen und lernen — du kannst's.' „Deswegen hat mich dein Göt her zu euch getan,' versetzte der Knecht, „daß ich dir das Bauernwirtschaften lernen soll; aber du mußt ein rechtes Vertrauen zu mir haben, Hansl.' „Das Hab' ich schon, Florian,' versicherte der Knabe; „ich sieh' schon, daß du alles recht machst und uns auf das Zeug schaust... Die andern tun nicht so ... Ich will schon recht aufpassen und dir folgen — sag mir g'rad' überall, wie ich's machen soll!' „Daran soll's nicht fehlen,' beteuerte

der Florian; „und weil du so einen guten Willen hast, wird mit der Zeit alles recht werden... Und jetzt tun wir fest zusammenhalten, gelt?' Stolz reckte der Knabe dem Schaffer die Hand hin und sagte: „Ja, fest zusammenhalten!' Auch die anderen Kinder gewannen den Florian bald lieb. Er war an Sonn- und Festtagen nachmittags immer zu Hause, erzählte ihnen Geschichten, ließ ihnen in seinen Büchern Bilder schäum und brachte ihnen ost etwas vom Dorfe herauf mit. Er bekam dadurch Gelegenheit, manches gute Wort

fallen zu lassen, manche fromme Lehre in die Kinderherzen einzustreuen und so einen ausgezeichneten Einfluß auf die Erstfelderischen Nachkommen auszuüben. — Mit den Kindern gewann der Florian auch die Bäurin, aber nur halb. — Das viele Aufräumen und Ordnungmachen wollte ihr vom Florian nicht passen, auch war es ihr recht unkommod, daß sie nun mit dem Essen besser die Zeit einhalten und ordentlicher kochen mußte. — Der Florian hatte in dieser Hinsicht kein Wort geäußert, aber sie mußte

es schandenhalber tun, eine gewisse Scheu vor dem Florian drängte sie dazu — er kam ja vom Stradegger herüber. — Auch mit dem Christentums ging es im Erstfeld erHause nach und nach wieder aufwärts. Vor dem Einzüge des Florian war dort lange schon kein Nachtrosenkranz mehr gebetet worden. — Der Florian wollte nun diesen frommen Brauch wieder einführen. Es war ganz anfangs, da kniete er nach dem Abendessen an der Bank nieder und begann den Rosenkranz vorznbeten. Er betete den „Glaubengott

10
Giornali e riviste
Tiroler Volksbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TVB/1904/15_05_1904/TVB_1904_05_15_14_object_2159300.png
Pagina 14 di 18
Data: 15.05.1904
Descrizione fisica: 18
Äeike M. „Vivolev Kolksbate.^ Sayvg. XU. Florian oder Die Lelchlchte eines Unechtes. Erzählung von RelmmichU ^Fortsetzung.) Ein schlaues Mädchen. — Eine Kur, die nicht angreift. — Ein Engel, der sich die Flügel will versilbern lassen. -- Unglückliche Liebe. '7>er Florian ließ sich daheim auf dem Stradeggerhof von seinen Hoffnungen und neuen Plänen nichts anmerken. Er arbeitete und schaffte fleißig und treu wie früher, sparte noch mehr, vermied selbst die notwendigsten Auslagen und ging

den ganzen Sommer mit seinem abgetragenen Sonntagsrock in die Kirche. An Feierabenden saß er oft in tiefem Nachdenken vor dem Hause, starrte verloren in das Blaue und gab auf alle Fragen zerstreute Antworten. Das fiel dem Bauer auf; jedoch obwohl er seine Augen offen hielt, merkte er doch nicht, wo der Hase im Pfeffer lag. Mit der Rosl kam der Florian in den Sommermonaten wenig zusammen; das Mädchen hatte viel Arbeit und während des Heumahdes in den Bergen war auch kein Schießen. Außerdem

war auch der Student Josef wieder in den Ferien daheim und dieser nahm den Florian an- den Feierabenden und Sonntagen fast immer in Beschlag. Vor dem Student schien namentlich die Rosl eine gewisse Scheu zu haben und sie wagte keine auffallende Annäherung an den Florian. Als aber der Student wieder fortgezogen war, da wurde auch das Mädchen wieder ungenierter und es umgab den Florian mit den aufdringlichsten Schmeicheleien. — Der Florian faßte immer mehr Feuer und wurde schließlich ganz vernarrt in das Mädchen

. Bald machte das Verhältnis zwischen den beiden in der Gemeinde von sich reden. Jetzt kam auch der Stradegger- bauer darauf, wie es mit dem Florian stehe. Es war an einem Montag im Oktober. Der Stradegger war mit dem Florian allem in den Wald hinausgegangen, um einige Bäume zu fällen. Vor der Jause warf der Bauer Plötzlich feine Hacke fort, setzte sich auf einen Banmstrunk, zündete sich langsam sein Pfeifchen an und sagte zum Florian: „Geh', rast' auch ein bißl und fetz' dich her

zu mir.' Der Florian tat, wie ihm geheißen. — Der Stradegger blies einige dichte Rauchwolken von sich; dann blickte er den Knecht scharf an und sagte ruhig: „Du, Florian, ich muß etwas mit dir reden... Schau', ich bin mit dir in allem recht zufrieden... Du arbeitest wie eine Maschine, du sparst wie ein Nagel, hast keine schlechte Rede im Mund und bist brav; darum kommt's mir ganz spanisch vor. daß du mitderWirtsdirndieBandlerei anfangen magst.' Der Florion wurde feuerrot; dann sprudelte er hervor

11
Giornali e riviste
Tiroler Volksbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TVB/1906/25_11_1906/TVB_1906_11_25_4_object_2264355.png
Pagina 4 di 20
Data: 25.11.1906
Descrizione fisica: 20
Ante 4. „Tiroler Volksbote.' Jahrg. XIV. Florian oder Sie Geschichte eines Unechtes. Erzählung von Reimmichl. (Fortsetzung^ Nachdruck strafr. verfolgt. Bangen und Hangen. — Eine große Neuigkeit. — Der Florian kommt in Bewegung. — Ein nutzloser Besuch. — Wie zwei Liebende streiten. — Der Florian muß beichten und demütigt sich. — Wie die Liebe stark macht. — Eine merkwürdige Buße. — Ter Florian kauft einen Hof und das Mariele geht in die Fremde. Mit Sang und Klang war des Florian Ehrenfest

zu Ende gegangen und erst spät am Abend hatte sich die muntere Fest- gesellschast getrennt. — Seitdem das Mariele die Tafel verlassen, war die gehobene Stimmung des Florian etwas gesunken und obschon er sich nach außen hin nichts anmerken lassen wollte, konnte doch ein aufmerksamer Beobachter einen leisen Schatten auf seinem Antlitz wahrnehmen. — Am nächsten Morgen, als er mit dem Stradegger in der Wohnstube des Hauses ein paar Augenblicke allein war, gab er nochmals seinen Gefühlen der Dankbarkeit

und Angst cns sein Gemüt. — Hatte der Stradegger vor ein paar Monaten nicht gesagt, daß das Mariele mit Sehnsucht auf ihn warte und ihn gern nehmen würde? Wie war es aber jetzt? Hatte das Mariele nicht gesagt, es sei zu spät? Kounte er übrigens jetzt, auch wenu das Mariele wollte, an eiue Heirat denken? —. Diese letztere Frage be schäftigte den Florian lange Zeit. Alle die Einbildungen und düsteren Nebel, welche seine Seele befangen gehalten hatten, waren mit dem gestrigen Tage wie weggeblasen

; nur ein einziges Hemmnis schien ihm noch vorhanden: die ungleiche Stellung und der Vermögensnnterschied zwischen ihm und dem Mariele. Schließlich lag aber dieses Hemmnis doch nur in einem Vorurteil der Leute uud über ein solches durfte er sich vielleicht gerade gegenwärtig am ehesten hinwegsetzen. — Wenn das Mariele aber, wie er aus seinen gestrigen Worten schließen mußte, den Glauben und die Liebe zu ihm verloren und einen anderen Lebensplan sich vorgesetzt hatte? Je länger der Florian darüber nachgrübelte

, desto ängstlicher wurde ihm zu Mute und desto lebhafter regte sich in ihm die Frage, ob er nicht zum Mariele gehen und dem Mädchen über alles Aufklärung geben solle. — ^ Aber er brachte.es zu keinem festen Entschlüsse. So oft er den Vorsatz faßte, den Gang zn unternehmen, scheiterte derselbe im nächsten Augenblicke wieder an einer gewissen Furcht und Scham — und der Florian vertröstete sich mit der Hossnung, daß der Zufall ihn doch wieder einmal mit dem Mariele allein zu sammenführen

12
Giornali e riviste
Tiroler Volksbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TVB/1906/23_12_1906/TVB_1906_12_23_5_object_2264434.png
Pagina 5 di 24
Data: 23.12.1906
Descrizione fisica: 24
Halirg. XlV. „Crrnler Vol^sbake.' Seite Z. Spur zurückgelassen? Es wird doch nicht für immer fort sein! — Wenn aber die Begleiterin des jungen Herrn von heute früh wirklich das Mariele gewesen — was dann? So hetzten und drängten sich die schweren Gedanken in seinem Kovfe. Zwei Tage blieb der Florian in Meran und als er keilte Spur vom Mariele entdeckte, kehrte er endlich schwer'enttäuscht nachhause. Daheim wurde seine Stimmung nach und nach wieder ruhiger. Er sagte sich, das Märiele sei treu

wie Gold, aber auch stark wie Eisen: es habe gewiß mit Bedacht seinen Aufenthalt ver borgen. um sich selber und ihn, den Florian, besser zu prüfen, zu geeigneter Zeit würde es schon von sich hören lassen. Seine Sehnsucht konnte der Florian aber nicht zum Schweigen bringen und auch eine gewisse Angst konnte er niemals los werden. Der Frühling war mit lauter schönen und Segen ver--. heißenden Tagen zu Ende gegangen; der Florian schätzte immer wieder seine Ernte und wiegte sich in den goldigsten

, welches so glückver heißend angefangen hatte, wurde zu einem der schlimmsten Miß jahre. Der Florian begann, als er sein mageres und spärliches Getreidchen eingeheimst hatte, wieder zu rechnen; aber die Rech nung stimmte nirgends mehr Änd er ließ den Kopf traurig hängen. — Vierzehn, Tage später traf ihn ein böses Un glück. Auf einer steilen Alpenweide hatte ein nachlässiger Hirt das Vieh aus den Augen gelassen; mehrere Rinder verstiegen sich auf einen abschüssigen Hang und stürzten ab. Unter den gänzlich

Zerschmetterten befanden sich die zwei schönsten Stücke des Florian: eine dreijährige Kuh und eine trächtige Kalbin. Den Flcrian traf dieser Schlag um so schwerer, als er gerade an diesen zwei Stücken die größte Freude gehabt hatte. Eines Tages klagte er mit bitteren Worten dem Nachbar Streh- linger sein böses Mißgeschick. Dieser wußte ihm aber einen schlechten Trost. „Florian,' sagte er, „verzagt werden darfst deswegen nicht! Einen jungen Bauer, das heißt, wenn man den Hof neu übernommen hat, verfolgt

im ersten Jahr allemal das Unglück. Das ist einmal so und läßt sich nicht ändern, kannst mir's glauben! — Mir ist's im ersten Jahr akkurat so ergangen. Magst zufrieden sein, wenn's dich jetzt auslaßt und kein gröberer Schlag mehr nachkommt.' D'-m Florian wurde durch diese Rede nur schwerer zu mute. Er rechnete aber noch auf seinen schönen, schlagsähigen Wald. — Er konnte vielleicht noch fünfzig Stämme mehr, als er früher im Plane gehabt, schlagen, ohne dem Wald besonders wehe zu tun

13
Giornali e riviste
Tiroler Volksbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TVB/1907/20_01_1907/TVB_1907_01_20_3_object_2264508.png
Pagina 3 di 16
Data: 20.01.1907
Descrizione fisica: 16
Jahrg. XV. „Tiroler Volksboke.' Seile 3. „Lieber Florian! Vor allem wünsch' ich dir ein recht glück seliges, neues Jahr. Lauter Freude und Segen möge das neue Jahr dir bringen und ich will den lieben Herrgott bitten, daß er mich ein bißchen mithelfen läßt, dir das neue Jahr glücklich zu machen. — Gelt, jetzt bin ich mit dem Neujahrwünschen dir wohl vorgekommen? — Zu schenken Hab' ich nichts als dieses Bildl. — Schau's nur ein bißchen an. Es stellt keinen Engel vor, aber auch kein Ganggerle

, sondern ein eigenwilliges Ding, das seinen Kopf und sein Herz alleweil bei einem neuen Bauer hat, der ihm einst geholfen, den Korb auf die Alm zu tragen. — Wenn du für das Bildl das köpfete Ding selber haben willst, so weißt schon, wo du nachfragen mußt. Vielleicht verliert's nach und nach ganz seinen eigenwilligen Kopf und tut g'rad' alles dir zu Wunsch und Willen. — Lieber Florian, ich bin jetzt mit der Kamperbänrin, dem Nannele, und mit dem Stradegger- vater in St. Peter auf Besuch beim Herrn Josef. Alle lassen

das Gesicht des Florian, als er den Brief zu Ende gelesen hatte. — Den amtlichen Hypothekenausweis entfaltete er gar nicht, sondern schob ihn wie etwas Neben sächliches beiseite; dafür begann er den Brief des Mariele noch einmal zu lesen und im währenden Lesen sagte er öfters: „O mein liebes Mariele — du gutes, treues Herz!' Bevor er das Schreiben zusammenialtete, küßte er noch die teuren Schriftzüge, dann nahm er wieder das Porträt des Mädchens zur Hand uud wurde nicht müde, dasselbe immerfort

sich richten, sie müßten auf den Königenmarkt nach Eisenbach fahren. Das henrige Futter wäre viel zu wenig für die Menge Vieh und er wolle die fleckete Kuh samt den beiden Jährlingen noch verkaufen. Der Groß^ knecht riß die Augen weit auf und stand ganz überrascht. Das war ja vollständig gegen die früheren Absichten und die so sicheren Berechnungen des Florian vor dem Winter! Der Florian ließ ihm aber nicht Zeit, sich zu äußern, indem er kurz erklärte, es sei so sein Wille. Am frühen Vormittag fuhren

die beiden schon mit dem Vieh talaus. Der Florian brauchte mit seinem Marktvieh aber nicht bis Eisenbach zu fahren. Der Wirt von Friedlach, dem die Rinder außerordentlich gefielen, bot dem Florian, als dieser am Wirts hause ankehrte, gleich 300 Gulden. Nach kurzem Handeln wurde man auf 320 fl. einig. Der Wirt zahlte den Kaufpreis bar aus. Nachdem der Florian dem Großknecht zwei Gulden Trink geld gegeben hatte, schickte er diesen nach Hanse, er selbst aber reiste unverzüglich nach Innsbruck

14
Giornali e riviste
Tiroler Volksbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TVB/1904/29_05_1904/TVB_1904_05_29_5_object_2159316.png
Pagina 5 di 18
Data: 29.05.1904
Descrizione fisica: 18
Jahrg. XII. „Tivolev Volksbote.' Seite A. „Geh', Rosl, sei so gut, tu' mir verzeihen!' DaS Mädchen hielt die Schürze vor die Augen und schluchzte: „Ihr Mannsleute seid alle salsch .... Ich bin dir so treu gewesen. . . aber du liebst mich nicht. . ... und jetzt ist's aus!' „Aber, Rosl!' stieß der Bursche hnvor; das Mädchen jedoch , schien nichts hören zu wollen, schnellte zur Tür hinaus und ließ sich nicht mehr blicken. Jetzt war es um den Florian geschehen. Am nächsten Sonntag nahm

er aus der Raiffeisenkasse ein paar sechzig Gulden heraus, hundertdreißig blieben ihm noch drinnen. Dann schrieb er an die Rosl einen demütigen Versöhnungsbrief, bat sie, ihm wieder gut zu sein und' am Abend an ein bestimmtes Plätzchen zu kommen — er habe das Geld und wolle es ihr gern über lassen. Am Abend wartete der Knecht lange vergebens am Stell dichein. schließlich kam die Rosl doch, sie tat aber anfangs noch sehr spröde und zurückhaltend. — Der Florian mußte ernstlich bitten, bis sie das Geld annahnk Erst

als der Florian ein seidenes Tuch herausnahm, das er dem Mädchen noch eigens zum Geschenk gekaust hatte, wurde die Rosl wieder zärtlich und versprach dem Burschen ihre Liebe wieder aufs neue zu schenken. In der folgenden Zeit, besonders nachdem die Rosl nach Friedlach übersiedelt war, kam der Florian viel öfter mit ihr zusammen. Leider wurde sein Verkehr mit dem leich sertigen Mädchen jetzt immer freier und überstieg die letzten sittlichen Schranken. Dadurch geriet aber der Florian in einen tiefen Zerfall

mit sich selbst. Er hatte noch soviel sittlichen Gehalt, daß er mit sich bitter unzufrieden war und daß ihn die Ge wissensängsten plagten, allein vom Mädchen wollte er nicht mehr lassen. — Er hatte jetzt auch keine Lust und keinen Eifer mehr zum Arbeiten, tat alles nachlässig und zerstreut, so daß ihn der Stradegger hätte auf alle Fälle schicken müssen. Es war aber schon Lichtmessen vor der Tür und Florian trat selbst gemäß seiner Kündigung aus dem Dienst beim Stradegger. Der Abschied war auf keiner Seite schwer. Der Florian nahm

jetzt ein Quartier im benachbarten Friedlach und suchte sich in den ersten Wochen mit Täglöhnern etwas zu verdienen Zu gleich gab er sich alle erdenkliche Mühe und lief von Pontius zu PilatuS, um für den nächsten Somnur als Bergführer unterzu kommen. Die Rosl mit ihrem Alpenvereinsvetter konnte ihm wenig oder nichts dazu helfen und nur durch den Einfluß des Löwen wirtes in Friedlach, der dem Burschen geneigt war, wurde der Florian endlich unter die Bergführer aufgenommen. Er mußte jetzt nach Innsbruck

15
Giornali e riviste
Tiroler Volksbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TVB/1904/12_06_1904/TVB_1904_06_12_7_object_2162652.png
Pagina 7 di 20
Data: 12.06.1904
Descrizione fisica: 20
Jahrg. XII. „VLvolev Wolksbote.^ Seite L. und Aerger drinnen ist, wird man gleich stuff und es läuft einem der Hafen über, daß man nicht mehr weiß, was man sagt.' „Also geht's dir doch nicht gar so gut?' lächelte der Bauer, indem er wieder stehen blieb und freundlicher herschaute. „Es könnt' mir allerdings viel besser gehen,' erwiderte zaudernd der Florian. „Du hast aber doch einen Sack voll Geld?' forschte halb spöttisch der Stradegger. „Anderthalb Gulden klappern in meinem Hosensack

— nicht mehr und nicht weniger,' versicherte der Bursche. „Dann hast aber doch ein paar Hunderter in der Stadt sparkasse eingelegt oder auf eine Hypothek ausgeliehen?' drängte der Bauer. „Keinen Knopf,' beichtete der Florian verdrießlich. „Und deine Ersparnisse?' bohrte der Stradegger. Der Florian wurde über und über rot — endlich stieß er unwirsch hervor: „Frag' mich nicht darum — ist gescheiter!' „Florian,' sagte der Bauer mit Entschiedenheit, „weil du mir schon so lange Paß gehalten hast, lass

' ich dich nicht mehr aus ... Ich weiß schon, wie es mit dir steht ... Du hast dein schönes Geld dem leichtsinnigen Wirtsmadl, der Rosl, nach geworfen.' Der Florian wollte aufbrausen; der Stradegger legte ihm aber seine Hand schwer auf die Schulter, blickte ihm scharf in die Augen und sprach ernst: „Florian, lüg's, wenn du kannst.' Der Bursche ließ den Kopf sinken und stand beschämt da. „Also du gibst zu, daß ich die Wahrheit geredet.' begann der Stradegger von neuem; „jetzt pass' auf, ich will dir noch was sagen

. . ^ Das Mädchen, dem du deine hart erworbenen Kreuzer nachwirfst, ist keinen. Schuß Pulver wert und betrügt dich hinten und vorn.' Der Florian wollte abermals auffahren. „Lass'mich ausreden,' gebot der Stradegger, „dann kannst deine Meinung sagen ... Ich bin vorgestern draußen in Niederangern gewesen, wo deine Auserwählte, die RoSl, daheim ist. Da hab' ich erfahren, daß das Mädchen von der schlechtesten Gattung eine ist. Sie ist schon zweimal vor dem Evangel zum Opfer 'gangen. — Das zweite Kind lebt

noch und wird beim Nagelbauer erzogen. Vater dazu ist der Stulp-Ander, den sie vor ein paar Monaten unter Kuratel getan haben. — Der Ander befitzt keinen Kreuzer und verdient keinen Kreuzer, kann also auch für das Kind nichts zahlen. Dmm hat sich die Rosl zum Zahlen einen andern gesucht — und der Lapp bist du. Während du nun brav zahlst, unterhält die Rosl noch ein paar Liebschaften mit mehreren Friedlacher Burschen und läßt sich von allen das Heiraten versprechen.' Der Florian konnte seinen Zorn nicht mehr

16
Giornali e riviste
Tiroler Volksbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TVB/1904/18_09_1904/TVB_1904_09_18_12_object_2182632.png
Pagina 12 di 16
Data: 18.09.1904
Descrizione fisica: 16
Seile „Tiroler Volksbole.' Inhrg. XU. heit gezeigt hätten. — Um Ostern hemm war der Florian wieder so weit hergestellt, daß er arbeiten konnte. Er bot nun alle Kräfte und allen Fleiß auf, nicht nur um seine Schaffers leute zufrieden zu stellen, sondern auch um durch das größt mögliche Entgegenkommen und durch vermehrte Pflichttreue den Stradegger-Leuten einigermaßen das Gute 'zu vergelten, was sie ihm angetan hatten. Von früh morgens bis spät abends arbeitete er unverdrossen und es zeigte

sich bald, daß der Florian die Bauernaibeit nicht verlernt und die alte Geschicklichkeit nicht verloren hatte. Keine Verrichtung war ihm zu schlecht und keine Arbeit zu schwer, die er nicht frisch und gern anfaßte, und nebenbei sah er mit solchem Fleiß zum Besten seines Schaffers, daß der Bauer selbst nicht besser auf seinen Vorteil hätte schauen können. Sonntags ging er in aller Früh schon zur Kirche — das Betcn hatte er in seiner Krankheit erst recht erlernt; nach dem Gottesdienst

war er aber auch unter den Ersten wieder daheim. Vor dem Wirtshaus hatte er jetzt eine gewisse ängst liche Scheu ; er betrat dasselbe wohl den gqnzen Sommer nie; dasür saß er oft an Sonntag-Nachmittagen allein bei der Bäuerin in der Küche und unterhielt sich mit ihr im traulichen Gespräch wie ein Sohn mit seiner Mütter. Der Florian war abermals ein Mufierknecht geworden. Da machte sich eines Tages Moidl, die Hausdirn, wieder einmal an den Florian heran. Als die Heiden zufällig allein auf dem Feld arbeiteten, sagte die Moidl

Plötzlich: »Du, Florian, das Berghubergsitl ist seil; was meinst denn, sollten wir es nicht kaufen? Es ist ein schönes, kommodes Höfl.' „Ich hab' ja keinen Kreuzer Geld,' erwiderte der Knecht. »Geld hab' schon ich soviel,- erklärte die Moidl, „du brauchtest bloß den Bauer zu machen.* „Zu einem Bauer bin ich nicht zu brauchen, höchstens zu einem Knecht,' redete sich der Florian heraus; »und übrigens geht's mir jetzt beim Stradegger so gut, daß . ich nie und nimmer fortgehen möchte Um das Kaisertum

Rußland würde ich meinen Platz beim Stradegger nicht vertauschen.' Die Moidl. sah. daß vorläufig nichts zu machen sei, sie gab aber deshalb ihre Hoffnungen nicht auf, sondern tröstete sich damit, daß der Florian auf die Länge der Zeit ihrer Liebe und Opferwilligkeit nicht widerstehen könne. Vierzehn Tage später war großer Markt in Altenstätten. Der Stradegger mußte hingehen, denn ein Schuldner wollte ihm dort ein größeres Kapital zurückzahlen; auch gedachte der Stradegger ein Paar Ochsen zu kaufen

17
Giornali e riviste
Tiroler Volksbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TVB/1907/06_01_1907/TVB_1907_01_06_5_object_2264481.png
Pagina 5 di 16
Data: 06.01.1907
Descrizione fisica: 16
Iahrzl. X V. „Tirvlev Volksbote.' Seite 3. Florian oder Die Geschichte eines Unechtes. Erzählung, von Neimmichl. (Fortsetzung. ! Nachdruck strafr. verfolgt. Beim Prähanser wurde das Haus gescheuert und festlich aufgeräumt. Eine stille, warme Christfreude wehte durch den ganzen Hof und selbn der Florian in seiner gedrückten Stimmung spürte ein selig-frohes Schlagen in seiner Brust. Als er beim Zuduukeln in Gesellschaft des Großknechtes mit dem geweihten Räucherwerk durch Haus uud Stall wanderte

, betete er mit be sonderer Jnbruust um Christkindleius Segen und wie frohe Hoffnung zog es durch fein Gemüt. — Alle Dienstboten durften zur heiligen Christmette um Mitternacht in die Kirche hinumer- geheu. Der Floriau selbst blieb daheim, um das Haus zu hüte«. Nachdem die Hausleute längst schon fort waren, ging der Florian hinaus auf den Söller und schaute hinunter ins Tal. Es war eine wunderherrliche Christnacht. Der volle Mond stand mitten am Himmel, die Sternlein blinkten und flackerten so frisch

des Mondes. — Ab und zu ein leichter, leiser Knall im Holz der Wand oder im vereisten Scheitermeiler, sonst alles tiesnächtige, in ihrem Ernst beinahe drückende Stille. Umso überwältigender kam es, als plötzlich in die tiefe, atemstille Nachtruhe hinein, im mächtigen,' vollen Chor alle Kirchenglocken zusammenklangen und ein tausendfaches Echo in den schlafenden Bergen und Felsklüften erwecktem Dem Florian griff dieses Klingen und Singen, dieser laute, geisterhafte Hall durch die schlaftrunkene

, schweigende Natur tief ins Herz; einerseits weckten die Klänge ein frohiestliches Himmelsahnen, andererseits aber ein unbestimmtes und doch mächtiges Sehnen, eine Art von zehrendem Heimwehe. — Voriges Jahr um diese Zeit war das Mariele fortgegangen und nichts hatte er mehr von dem Mädchen gehört. Wo mochte es heute sein und würde es auch einen leisen Gedanken an ihn hegen? Je länger und lauter die Glocken klangen, desto schwerer wurde dem Florian ums Herz. Schließlich konnteer es heranßen nicht mehr

sich auf der Bank ein Ledertäschchen liegen. Wen das Christkind schickt. — Wie ein Mädchen seinen Willen behält und wie die Christnachtsglocken das Glück einläuten. — Der Florian möchte fliegen. — Entschwunden ist am Tag, was die Nacht gebracht. — Ein Brief und ein Bildchen und noch etwas. — Wie der Florian ver schwenderisch wird. — Es gibt Leben im Hause. — Der Florian bleibt abermals in einer Rede stecken. — Was der Herr gegründet, sich im Herrn auch findet. — In Liebe und Leid, bis der Tod euch scheid't

18
Giornali e riviste
Tiroler Volksbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TVB/1906/18_02_1906/TVB_1906_02_18_3_object_2249695.png
Pagina 3 di 20
Data: 18.02.1906
Descrizione fisica: 20
,' versicherte der Jaggl; „ich mag dich schon wieder; aber in die Lehre nehmen mußt mich!' Nach einigem Hin- und Herreden war der Friede zwischen dem Brautpaare wieder geschlossen. Der Pfarrer beschied sie noch einmal auf den nächsten Montag. — Am Montag wußte der Jaggl schon das Allernotwendigste und so konnte am Diens tag feierliche Hochzeit gehalten werden. — Die Ehe wurde ganz glücklich, aber in derselben blieb jederzeit die Liesl der Kopf und der Jaggl der Stock. Florian oder Die Geschichte

eine» Unechte». Erzählung von Reimmichl. (Fortsetzung.) (Nachdruck straft, verfolgt.) Nasse Augen und böse Augen. — Ein Greuel der Verwüstung. — Der Florian hütet sich vorm Sturmschritt. — Er gewinnt Platz im HauS und in manchen Herzen. — Ein Rosenkranz mit drei Steinen und der Florian wird glührot. — Der Florian macht zerknirschte Herzen, aber es kann nur der Teufel dazu lachen. — Eine gefährliche Schlinge, auS der ein Engel den Florian errettet. — Es braut sich ein schlagendes Wetter. Acht Tage später

rückte der Florian beim Erstfelder als Meisterknecht oder Schaffer auf. Der Abschied vom Stradegger- hofe war ihm noch schwerer geworden, als er geahnt hatte. Die Weibsleute, namentlich die gute Hausmutter, weinten bei seinem Fortgang, als scheide er aus Nimmerwiedersehen, und selbst der alte Vetter Jörgl wischte sich ein paarmal mit dem Rockärmel Über ^e WanM. <-7. Der Empfang, beim Erstfelder aber ge staltete sich für den Florian nichts weniger als herzlich. Die Bäuerin reichte ihm mit süßsaurer

Miene die Hand, hieß ihn zwar willkommen, aber aus ihren Augen las man etwas wie: „Könnlst mir gestohlen werden!' — Die Dienstboten warfen ihm schwarzgallige Blicke zu und erwiderte ihm keines seinen Gruß; selbst die Kinder wichen, weil man ihnen Schlimmes vom Florian gesagt hatte, mit einer gewissen feindseligen Scheu vor ihm zurück. Diese unfreundliche Aufnahme griff dem Florian ans Herz, aber völlig mutlos machte ihn der gräßliche Anblick, den Haus und Hof darboten. Er war früher nie beim

untereinander usw. Wenn nun. aber die Dienstboten geglaubt hatten, der Florian werde gleich am ersten Tag in die Wirtschaft hinein fahren wie der Brennerwind, so hatten sie sich gründlich getäuscht. Wohl schaffte der Florian in der Früh mit einer gewissen Ent schiedenheit an, was tagsüber gearbeitet werden müsse, aber sonst kehrte er nirgends den Herrn und Meister hervor. Nur ging er überall mit gutem Beispiel voran, nahm jede, auch die schlechteste Arbeit selber in die Hand; wenn etwas von den Dienstboten

19
Giornali e riviste
Tiroler Volksbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TVB/1904/03_04_1904/TVB_1904_04_03_9_object_2159195.png
Pagina 9 di 18
Data: 03.04.1904
Descrizione fisica: 18
Ikchry XU. ^.Tlvolev Volksboke.^ Seile 9. Aber auch die Nandl erschöpfte umsonst ihre Künste. Der Florian blieb gefroren wie ein Brunnenstock im Winter. Da kam jedoch der Nandl ein Zufall zu Hilfe. Es war am Freitag in der Woche und der Bauer hatte dem Florian aufgetragen, ein paar Dachbretter, die der Wind auf dem Futterhaus aufgerissen hatte, wieder festzumachen. Der Florian holte eine Leiter und stieg auf das Dach ; dort nagelte er die Bretter fest. Unterdessen schlich die Nandl

, welche den Florian bei dieser Arbeit abgepaßt hatte, an die Leiter heran und nahm dieselbe weg. Der Florian merkte den Streich erst, als er mit der Arbeit fert'g war und vom Dach heruntersteigen wollte. Die Nandl lachte hell auf, als der Florian droben am Dachrande ein so dummes und so ohnmächtig wildes Gesicht schnitt. Das Dach war hoch und ein Herunterspringen un möglich — er mußte die Leiter haben. A fing an, mit den Händen zu deuten und wild zu gestikulieren. Das Mädchen aber spottete: „Florian, tust Vögel

fangen droben auf dem Dache?' Nun begann der Knecht vor Zorn mit den Füßen zu stampfen und zu strampeln. „Florian, tust Polka tanzen auf dem Dach?' kicherte die Nandl; „pass' auf, daß nicht durchfallst, ein Futterhaus ist kein Tanzboden.' Der Florian rannte stürmisch über das Dach hin und her und ballte die Fäuste und machte bedeutungsvolle Zeichen wie vom Schopfbeuteln und Haarausreißen. — Die Nandl kugelte vor Lachen, dann schrie sie wieder hinauf: „Florian, tust Theaterspielen auf dem Futterhaus

?' Jetzt steckte der Knecht zwei Finger in den Mund und begann laut um Hilfe zu pfeifen. — Da kam schon der Bauer aus dem Hanse und auch die Bäuerin und die andern Mägde eilten vor die Tür.' -Der Florian auf dem Dache fuchtelte ganz verzweifelt mit den Armen in der Luft und ballte die Fäuste. „Um Gotteswillen, Florian, was hast denn?' rief der Bauer. ^ „Der Narr ist ihm ausgekommen,' ließ sich lachend die Kühdirn vernehmen; „Vögel fangen will er und Polka getanzt hat er und Theater gespielt droben auf dem Dach

.' „Heiliger St. Fritz,' rief die Bäuerin, „ist er richtig närrisch geworden, der Florian?' Jetzt konnte sich der Florian nicht mehr halten, zorn bebend schrie er vom Dache herunter: „Ich bin nicht närrisch geworden, aber die falsche Schlange, die Gans hat mir die Leiter gestohlen und jetzt komm' ich nicht mehr herab.' „Schau', schau',''.lachte die Nandl. „jetzt hat er heilig auf dem Dach droben sein Maul gefunden! . . . Man weiß une, was so auf einem alten Dach alles zu finden ist.' Alle lachten zusammen

20
Giornali e riviste
Alpenzeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/AZ/1932/21_08_1932/AZ_1932_08_21_6_object_1879193.png
Pagina 6 di 8
Data: 21.08.1932
Descrizione fisica: 8
auf der Schulter vom Bahnhof zum Strandhotel hat Florians junges Herz entzückt. Er singt noch abends im Bett und pfeift schon ehe der Hahn kräht. Um die Mittagszeit lehnt er an der väter lichen Limonadenbude und sieht die Strandpro menade entlang, denn er weiß: es geht eine jun- lle Dame vorüber, weiß und schön, und nickt ihm tu: „Da steht ja wieder mein Gepäckträger von steulichl' Und Florian reckt sich blutübergojsen hoch und grinst. Heute bleibt sie sogar stehen. Sie sieht Florian an und fragt: „Kannst

Du rudern?' — La natürlich, er sei doch am Wasser groß ge worden. — „Willst Du mich morgen mal ru- ìern?' — „Warum erst morgen?' fragt er ge dehnt. — „Ja. morgen.' Und sie verabredeten «e Zeit. — „Ist rudern teuer?' fragt sie noch. >- „Dreißig Pfennig die Stunde', entgegnet Florian gefaßt und männlich. — „Das geht.' Das Meer liegt glatt wie blaues Pergament- Papier, als Florian die junge Dame ins Boot phrt. „Dorthin?' kragt sie. — „Nein, dahin', deutet er, und sie setzt sich ans Steuer. Der Junge treibt

das Boot mit starken Stö gen aufs offene Wasser. Immer, ivenn er sich tei dem beweglichen Spiel des Ruderns zurück beugt, schnellen seine Füße vor. und die derben vootsstiesel berühren die weißen Strandsanda rn der jungen Dame. Sie spürt es kaum: ihm Wr wird das Blut in den Adern heiß. „Florian, das ist eigentlich ein komischer Na me', beginnt sie. „Woher hast Du den? Und wie alt bist Du eigentlich? Ich glaube, ich müßte Sie sagen.' „Sechzehn', antwortet Florian, „da kann man noch Du sagen, ich tu's

dann eben auch. Und Florian heiß ich nach meinem Vater. Und Du?' — „Anna!' — Florian reikt die Nu- der durchs Wasser. Anna? Das ist nichts. So, heißen seine Schwestern und Tanten auch. Das ist doch kein Name für ein so Helles und städti sches Geschöpf! Er sieht sie an. und sein Blut bè? ginnt zu kochen. Er malt sich aus, baß Anna ihm gehöre, und daß er sie aufs Meer Hingusrudern dürfe, sc weit er wolle. Und dann würden sie in der Mittagssonne belegtes Brot essen und Saft trinken — keine Brauselimonade

Anna, „bei uns in der Stadt sind die Jungens nicht so. Sie haben ganz andere Augen. Ich glaube zum Beispiel, daßDu nicht lügen kannst.' Cr denkt nach. Das Ist so eine Sache: ein ganz reines Gewissen hat man eigentlich selten, ohne zu wissen warum. »Mag sein', aibt er zur Ant wort. Und nun tönt nur das rlmtlimische An schlagen des Wassers im Takt mit dem Pocken seines Herzens. Plötzlich — Florian weiß nicht, woher ihm der Mut kommt, — fragt er: „Magst mich heira ten?' — „Warum nicht?' Anna macht

21