) 36] So kam der Herbst, und alles ging glatt und gut. Florian pendelte zwischen München, Ammersee und Nürn berg hin und her. Er konnte es sich leisten, denn er arbeitete für Thomas Lincke, der ihn eines Tages in seine Privat wohnung geladen und ihn sehr zuvorkommend behandelt hatte. Die Aufträge, die er ihm gab, wurden gut bezahlt, und wenn Florian in der Frühe zeitig aufstand, so erübrigte er mehrere Stunden für die Ausführung dieser Arbeiten, die ihm leicht von der Hand gingen. Danach saß er in Kösters
Atelier oder malte mehrere Tage draußen am Ammersee. Er war ja jetzt so herrlich frei und konnte sich Zeit und Arbeit nach Belieben einteilen. Zwischendurch fuhr er nach Nürn berg, um seine verzagte Leni wieder ein bisserl auszurichten. Er tat es mit vielen Küssen oder trostreichen Worten, je nachdem. Als Leni einmal zu einem kurzen Wochenendbesuch nach München kam, war Florian mit dem Professor in den Bergen, wo er eine Gruppe von Holzfällern malte, stämmige Prachtgestalten mit nackten
, braungebrannten Oberkörpern und Armen, aus denen die Muskeln wie dicke Stränge her vorsprangen. Florian malte sie wie ein Besesiener. Augen und Ohren, ja, alle seine Sinne fraßen sich hinein in diese Wucht und Kraft, in Licht und Farbe des herbftsonnendurchzitterten Kahl schlages mit dem starken, blauen Himmel darüber, mit dem satten Grün der Bergtannen, die unter den krachenden Schlägen der Äxte bebten, schwankten und stürzten. Er malte die drei Männer im herrlich rhythmischen Schwung ihrer Glieder
, wie sie hinaufschnellten mit federnden Ge lenken, die erhobene Axt in den Fäusten, wie sie hinabsanken zum splitternden Schlag in die aufklaffende Rinde des Stam mes. Blanker Schweiß troff ihnen von den Stirnen und rann in Bächen über ihre nackten Rücken. Köster reiste ab, und Florian blieb. Er schlief bei den Knechten in der Hütte am Berg, aß mit ihnen und ging in früher Stunde wieder mit ihnen auf den Holzplatz. Als er nach München zurückkehrte, brachte er ein Bild mit, fast fertig, und als er es vor Köster
hinstellte, nahm der die Pfeife aus dem Mund und schlug ein Kreuz. Der alte Herr war der Meinung, daß Florian bei diesem Bild der leibhaftige Gottseibeiuns geholfen haben müßte. Die Luft und das Licht der Berge waren darin, die herbe Wucht männlicher Arbeit und die schwermütige Schönheit des ster benden Waldes. Als die große Kunstausstellung in München eröffnet wurde, hing Florians Bild in einem lichten Saal an einem Platz, der durch Kösters Bemühungen so günstig war, daß die Blicke der Besucher gleich