gegen Sie, können Sie mir vergeben?" „Ich tat es bereits." „Nein, nein! Damals in Nizza war es keine Reue, es war infam von mir — ich wußte, der Fürst liebte Sie, ich wollte Sie wieder ganz in meine Gewalt bringen, deshalb spielte ich eine Scene. Der Fürst sollte glauben, daß ich noch Ihr Freund sei, ich ahnte ja, daß Sie ihm alles erzählt hatten nach der Scene mit Prinzeß Belen." Erschöpft schwieg er. Sprachlos stand Lisbeth da in tiefem Weh, deshalb das veränderte Wesen des Fürsten! O, dieser Teufel in Menschengestalt
Weg zur Gräfin Warenhorst an und bat um die Adresse des Fürsten. Sofort nach Empfang des Briefes waren Erika und der Fürst L. in Aix les Bains eingetroffen. Erschüttert stand er an dem Schmerzenslager des schönen Mädchens und hörte die furchtbare Beichte. So hart es war, sich sagen zu müssen, daß er, wenn auch nur einen Moment, an der Reinheit und Ehrlichkeit dieses Mädchens gezweifelt habe, so jauchzte doch sein Herz auf, als ihm die Gewißheit wurde, daß jener entsetzliche Ver dacht, Brendel könne
haben, nur um sie von neuem zu verlieren —? Der Fürst war unermüdlich in seiner Aufmerksamkeit für alle und hatte das innigste Mitleid mit Erich. Er war eine §u edle Natur, um ihm sein Glück zu neiden oder zu mißgönnen. Am heißesten tat ihm die gebeugte Mutter Wengerns leid, die nicht allein um die wiedergefundene Tochter, sondern auch um den geliebten Sohn bangte. Erika hatte sich alle Herzen erobert und saß meist still im Nebenzimmer, ihre geliebte Schwester Ursi, wie sie sie immer noch nannte, bewachend. Endlich
, endlich — dem heißen Augusttage war ein kühler und angenehmer Abend gefolgt — wurde die Kranke ruhiger. Sie faßte nach dem Eisbeutel auf dem schmerzenden Kopf und flüsterte: „Trinken — schlafen." Schlafen, das war es ja, was der Arzt wollte, und wirklich senkte sich ein wohltuender und erquickender Schlaf auf die arme Lisbeth nieder. , „Erich — der Fürst — Erika!" — so flüsterten ihre heißen Lippen, die drei nannte sie immer zusammen, und es huschte dann ein Lächeln über das zarte, magere Gesichtchen
. Dann schrie sie wieder auf: „Der Vater, der arme Vater, er winkt mir, was soll auch sein armes Kind allein in der Welt. Ich komme, ich komme, Vater, armer, lieber Vater. Aber Erich, der Fürst, Prinzessin Erika, alle, alle müssen dabei sein, müssen mitkommen!" So tönte es selbst im Schlaf noch von ihren Lippen, dann wurde sie stiller und stiller, die Atemzüge wurden fast unhörbar. Angstvoll beugte sich die Mutter Wengerns über sie, angstvoll hielt Erich die kleine, welke Hand man wagte kaum zu atmen